Es mag den Anschein haben, als müsse die Kirche heute mit Problemen fertigwerden, die es vor fünfzig oder sechzig Jahren einfach nicht gab. Heute kann man nicht mehr erwarten, dass Menschen sich in einer religiösen Gemeinde engagieren. Vieles in der Gesellschaft deutet darauf hin, dass Religion in der heutigen Welt nicht mehr relevant ist und dass Kirche ein veraltetes Konzept darstellt. Immer mehr Menschen identifizieren sich als „spirituell, aber nicht religiös“.
Es kann leicht passieren, das gegenwärtige Konzept der Gesellschaft von Kirche unbewusst zu übernehmen und immer mehr Zweifel über den Wert oder die Effektivität von Kirche und ihrer Arbeit einzulassen. Wie können wir dem in unserem eigenen Denken entgegenwirken und die heilende Auswirkung erkennen, die Kirche in der heutigen Zeit auf die Bevölkerung haben kann? Wie können wir unser eigenes Konzept von Kirche erneuern und auf eine höhere Ebene heben?
Die biblische Geschichte von Nehemia, der die Mauer um Jerusalem wiederaufbaut, kann uns viele hilfreiche Einblicke in diese Fragen bescheren. Sie beginnt mit einer schlichten Bitte Nehemias, die er kaum wagte, dem König zu stellen. Doch er betete und sagte dann: „Gefällt es dem König ..., so wollest du mich nach Juda senden zu der Stadt des Begräbnisses meiner Väter, damit ich sie aufbaue“ (Nehemia 2:5). Und der König gab ihm die Erlaubnis dazu.
So wie Nehemia sich aufmachte, um die Mauern Jerusalems wiederaufzubauen, so haben wir die Gelegenheit und die Pflicht, unser Konzept von Kirche neu zu errichten und auf eine höhere Ebene zu heben. Diese Arbeit beginnt mit unseren Gebeten und befähigt uns, auch auf die sich ändernden Überzeugungen der Gesellschaft einzuwirken.
Wir stellen oft fest, dass wir möglicherweise den Schutt geschichtlicher Ereignisse fortschaffen müssen. Wir können die Vorstellung anzweifeln, Kirche sei früher stärker oder besser gewesen und es sei einfach zu schwer, weiterzumachen. Wir können die Behauptung, die Existenz und Stärke der Kirche seien von Trends abhängig, statt auf der Heilarbeit der Mitglieder zu beruhen, umkehren, denn diese Heilarbeit war schon immer das Fundament, auf dem wir aufgebaut haben. Ich habe festgestellt, dass wir mehrere Dinge tun können, während wir über dieses Thema beten.
Entmutigung die Stirn bieten
Nehemia und seine Helfer stießen auf viel Opposition. Sie mussten Zweifel, Frustration und Entmutigung überwinden. Ihre Mitmenschen machten sich über die Arbeit lustig und versuchten, die Arbeiter davon zu überzeugen, dass das Vorhaben zum Scheitern verurteilt war. Sie sagten Sachen wie: „Werden sie die Steine lebendig machen, die Schutthaufen und verbrannt sind?“ und „Lass sie nur bauen; wenn ein Fuchs hinaufspringt, zerstört er ihre steinerne Mauer“ (Nehemia 3:34, 35).
Diese Verhöhnungen waren nichts weiter als Suggestionen des unweigerlichen Versagens. Doch Nehemia hatte eine Wahl. Er konnte diese Kommentare und Anschuldigungen zurückweisen und die Arbeit fortsetzen oder sich davon ablenken lassen, sie selbst glauben und abreisen. Auch wir haben die Wahl. Geben wir Entmutigung nach oder durchschauen wir die Behauptung, Kirche sei unerheblich, als Falschheit, erheben uns darüber und bauen, so wie Nehemia?
Es gab Zeiten, in denen Nehemias Arbeiter über das schiere Ausmaß der Aufgabe entmutigt waren. „Und Juda sagte: ‚Die Kraft der Träger ist zu schwach, und es gibt zu viel Schutt; wir können an der Mauer nicht weiter bauen‘“ (Nehemia 4:4). Wenn Erschöpfung Einzug hält, ist der Zeitpunkt gekommen, unsere mentale Stellung zu verteidigen. Das führt mich zum nächsten Punkt, den ich hilfreich fand.
Die Arbeit aktiv verteidigen
Dank Nehemias Führungseigenschaften und Wachsamkeit, die auf seinem Gottvertrauen beruhten, führten die Menschen die Arbeit an der Mauer fort. Und während der Arbeiten verteidigten sie ihr Werk gegen Feinde, die Verwirrung stiften und die Arbeit aufhalten wollten. Die Geschichte geht weiter: „Und es geschah ..., dass die Hälfte der jungen Männer die Arbeit tat, die andere Hälfte hielt Speere, Schilde, Bogen und Panzer. Und die Obersten standen hinter dem ganzen Haus Juda, die an der Mauer bauten. Und die die Lasten trugen von denen, die ihnen aufluden – mit einer Hand taten sie die Arbeit, und mit der andern hielten sie die Waffe. Und jeder, der baute, hatte sein Schwert um seine Lenden gegürtet“ (Nehemia 4:10–12).
Bei unserer Tätigkeit in der Kirche ist es wichtig darauf zu achten, dass wir nicht einfach nur „Kirchenarbeit“ tun, sondern proaktiv metaphysisch die Arbeit, die getan wird, schützen und dafür beten zu erkennen, dass die Regierung Gottes alles vollständig unter Kontrolle hat. Welche Rolle wir in der Kirche auch innehaben (Teilnehmer, Leserin, Sonntagsschullehrer, Mitarbeiterin im Leseraum usw.), wir haben die Möglichkeit, alle Aktivitäten der Kirche im Gebet zu unterstützen. Wir ziehen am selben Strang, arbeiten zusammen und beten nicht nur für uns selbst, sondern auch für alle anderen. Und keine Zweigkirche oder Vereinigung der Christlichen Wissenschaft tut diese Arbeit allein. Wir sind eine weltweite Kirchengemeinde, die zweimal pro Woche Gottesdienste hält und deren Gebete in den Kirchen der Christlichen Wissenschaft „insgesamt und ausschließlich für die Gemeinden darzubringen“ sind (Mary Baker Eddy, Kirchenhandbuch, S. 42). Wenn wir diese Gebete darbringen – während der Zusammenkünfte der Kirche und darüber hinaus –, erkennen wir, dass jegliche Behauptung, die uns abzulenken, zu verwirren oder zu entmutigen droht, machtlos ist, uns zu beeinträchtigen oder die Wirksamkeit unserer Arbeit zu schmälern.
Sorge bezüglich der Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter handhaben
Es kommt oft die Suggestion auf, dass es zu viel Arbeit und nicht genug Arbeiterinnen und Arbeiter gibt – dass die Herausforderungen für die Anzahl der verfügbaren Personen einfach zu groß sind. Jesus ging auf dieses Problem ein. Er sagte: „Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sendet“ (Matthäus 9:37, 38). Und doch wurde das Christentum ursprünglich durch den Einsatz einer kleinen Gruppe von Menschen verbreitet, die zu zweit ausgingen, um zu heilen. Wir sehen in unserer Zeit die umfassenden und bleibenden Auswirkungen ihrer Mission, denn das Christentum ist in fast jedem Land der Erde verankert.
Es ist somit ganz richtig, dass diese Arbeit die Menschen hat, die sie braucht. Es ist ganz natürlich, dass jeder, der durch die Christliche Wissenschaft berührt wurde und Gottes heilende Gegenwart in seinem Leben gefühlt hat, daran mitarbeiten möchte, dass andere diese universale Wissenschaft entdecken und durch sie gesegnet werden können. Die Arbeit erfordert keine Menschenmengen, keinen Reichtum, kein beeindruckendes Gebäude und keine komplexen Strategien. Sie erfordert, dass wir am selben Strang ziehen, um heilend auf die Welt um uns einzuwirken.
Mary Baker Eddy, die Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft und Gründerin der Ersten Kirche Christi, Wissenschaftler, sagte den 65 Teilnehmenden ihrer letzten Klasse: „Wir, heute in diesem Klassenzimmer, sind genug, die Welt zu bekehren, wenn wir ein Gemüt haben; denn dann wird die ganze Welt den Einfluss dieses Gemüts spüren, wie da die Erde wüst und leer war und Gemüt sprach und sie Gestalt annahm“ (Vermischte Schriften 1883–1896, S. 279–280).
Wir spielen jeweils eine wichtige Rolle dabei, der Welt den Weg zu ebnen, um von der Christlichen Wissenschaft gesegnet zu werden. Wir sind ausreichend. Es ist nichts als hingebungsvolles und gezieltes Denken und Handeln vonnöten. Wir können nicht einfach vor uns hinarbeiten und nur unseren eigenen geistigen Werdegang im Blick haben. Wir brauchen einander, um diese Arbeit praktisch und metaphysisch zu unterstützen.
Nehemia erkannte die Notwendigkeit eines gemeinsamen Vorgehens ebenfalls. Die Geschichte geht weiter: „Und ich sagte zu den Ratsherren und Obersten und zum andern Volk: ‚Das Werk ist groß und weit, und wir sind zerstreut auf der Mauer, fern voneinander. An den Ort, von wo ihr die Posaune schallen hört, dahin sammelt euch zu uns. Unser Gott wird für uns kämpfen‘“ (Nehemia 4:13, 14).
Sie mussten sichergehen, dass sie nicht einfach an ihrem jeweiligen Teil der Mauer arbeiteten, sondern wirklich Hand in Hand vorgingen, vereint in ihrer Zielrichtung, und demonstrierten, dass sie „ein Gemüt“ hatten. Für die heutigen Kirchenmitglieder bedeutet das nicht, dass wir alle derselben Meinung sind oder alles aus derselben Blickrichtung sehen. Aber arbeiten wir gemeinsam von dem Standpunkt aus, dass das göttliche Gemüt, Gott, Liebe, uns hinsichtlich eines inspirierten Ziels vereint? Das ist ein wichtiger Teil unserer Demonstration der Christlichen Wissenschaft.
Mrs. Eddy schreibt in Die Erste Kirche Christi, Wissenschaftler, und Verschiedenes: „... erfreut und beglückt ... bin ich, wenn ich christliches Heilen, Einigkeit unter Brüdern und Liebe zu Gott und dem Menschen erblicke; dies ist meine Freudenkrone, denn es beweist die Christliche Wissenschaft“ (S. 274). Diese Wissenschaft wird nicht nur durch individuelle Heilungen, sondern durch kollektive Demonstration zum Ausdruck gebracht. Das ist der Lohn unserer Kirchenarbeit. Es ist ein äußerlich sichtbarer Beweis von Kirche.
Lassen Sie sich durch nichts von der Arbeit abhalten
Was auch in unserer Kirche anfallen mag, wir müssen darauf achten, dass wir nicht „von der Mauer ablassen“. Auch Nehemia musste dieser Versuchung standhalten. Kurz vor Fertigstellung der Mauer unternahmen seine Gegner ein paar letzte Versuche, den Aufbau aufzuhalten. Sanballat und Geschem sandten „zu mir und ließen mir sagen: ‚Komm und lass uns in den Dörfern in der Ebene von Ono zusammenkommen!‘ Sie gedachten aber, mir Böses zu tun. Ich sandte Boten zu ihnen und ließ ihnen sagen: ‚Ich habe ein großes Werk auszurichten, ich kann nicht hinabkommen. Warum sollte das Werk liegen bleiben, wenn ich sie verließe und zu euch hinabzöge?‘“ (Nehemia 6:2, 3).
Was bedeutet es heute für uns, bei der Mauer zu bleiben? Es könnte eine Neuverpflichtung sein, alle Aktivitäten unserer Zweigkirche im Gebet zu unterstützen. Oder es könnte bedeuten, dass man herausfindet, was Gott uns aufträgt, und sich nicht davon ablenken lässt. Es kann auch bedeuten, dass man die Behauptung zurückweist, Kirchenarbeit könne uns erschöpfen oder auslaugen, und stattdessen erkennt, wie wir durch unser Engagement aufgebaut und gestärkt werden. Ja, wir können uns an die metaphysische Grundlage, auf der wir bauen, anlehnen. Wie Mrs. Eddy in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift schreibt: „Geben im Dienst unseres Schöpfers macht uns nicht arm, ebenso wenig bereichert uns Zurückhalten“ (S. 79). Gottes Arbeit ist nicht mit Ermüdung verbunden. Wir erlangen Segen, wenn wir andere segnen.
Wir leisten die Kirchenarbeit nicht allein. Uns steht Gott zur Seite; Er lenkt uns auf jedem Schritt. Und auch wir können wie Nehemia sehen, dass unsere Arbeit Früchte trägt, indem wir uns dessen bewusst sind, was er mutig und selbstbewusst zu seinen Verächtern sagte: „Der Gott des Himmels wird es uns gelingen lassen; denn wir, seine Knechte, haben uns aufgemacht und bauen“ (Nehemia 2:20).
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