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Original im Internet

So beendet man Kriege

Aus dem Herold der Christlichen Wissenschaft. Online veröffentlicht am 12. Februar 2019


Wir schrieben Ende der 1960er, als der Vietnamkrieg wütete. Wie viele in meiner Generation war ich gegen den Krieg und wollte sehr gern helfen, ihn zu beenden. Ich betete inniglich über den Konflikt, doch es war schwer zu glauben, dass die Gebete einer Person echte Auswirkungen auf so ein großes Problem haben könnten.

Dann kam das Thema in meiner Sonntagsschulklasse der Christlichen Wissenschaft auf. Die anderen Schüler und ich fragten die Lehrerin, ob die Gebete eines einzelnen Menschen wirklich etwas für globale Themen bewirken konnten, besonders solche, die – wie Kriege – die Menschheit von jeher geplagt hatten. Unsere Lehrerin versicherte uns, dass es möglich war. Ihre Aufgabe für die Woche lautete: Beendet einen Krieg.

Ich war sicher, noch nie etwas so Unsinniges gehört zu haben. Wie konnte jemand mit so wenig Einfluss wie ich – eine Studentin – einen Krieg beenden? Ich war keineswegs ein radikaler Mensch, doch ich hatte schon länger die Friedensbewegung unterstützt, und diese Verbindung hatte mich von einer Sache überzeugt: Einen Krieg zu beenden ist ein langer und komplexer Prozess.

Doch ich war von einer Stelle inspiriert, die unsere Sonntagsschullehrerin uns aus der Einweihungspredigt für das Originalgebäude der Mutterkirche 1895 vorgelesen hatte: „Ist nicht ein Mensch metaphysisch und mathematisch Nummer eins, eine Einheit, und daher eine ganze Zahl, von seinem göttlichen Prinzip, Gott, regiert und beschützt? Ihr müsst euch einfach ein wissenschaftliches, positives Bewusstsein der Einheit mit eurem göttlichen Urquell bewahren und dies täglich demonstrieren. Dann werdet ihr finden, dass einer, wenn er aufrichtig ist und recht handelt und somit das göttliche Prinzip demonstriert, ein ebenso wichtiger Faktor ist wie Millionen und aber Millionen. ... Ein jeder der Geringsten Christi spiegelt den unendlichen Einen wider, und daher ist die Erklärung des Sehers wahr, dass ‚einer mit Gott eine Mehrheit ist‘“ (Kanzel und Presse, S. 4).

Ich fragte mich, was es bedeutet, „mit Gott zu sein“. Mrs. Eddy erklärte es als das Verständnis von unserer Einheit mit Gott. Mir war klar, dass ich die Einheit jedes Menschen mit Gott verstehen musste, weil Er uns doch alle erschaffen hat. Das bedeutete, dass man nicht in den Glauben hineingezogen werden durfte, dass jeder Konflikt zwei Seiten hatte, sondern man musste darauf bestehen, dass es nur eine Seite gab, nämlich Gottes, und wissen, dass jeder Beteiligte auf derselben Seite „mit Gott“ war. Es hieß sich zu weigern, Gottes Schöpfung als zerbrochen zu sehen, als gespalten oder kriegerisch, und stattdessen jedes Seiner Kinder – uns alle – als den individualisierten Ausdruck des göttlichen Einen zu erkennen: vollständig, ganz, auf ewig vereint.

Bei Gott gibt es keine Seiten, keine Spaltungen. Es gibt nur Gott, den unendlichen Einen. Wenn man also eins mit Gott ist, die Einheit mit Gott erkennt und sein Denken und Leben darauf ausrichtet, dann hat man nicht nur eine Mehrheit, sondern Einmütigkeit.

Es erschien mir ferner wichtig, dass Mrs. Eddy sagte, wir brauchen nicht nur „ein wissenschaftliches, positives Bewusstsein der Einheit“ mit Gott, sondern müssen diese Einheit auch „täglich demonstrieren“. Gebet und die Umsetzung in Heilung sind gefordert, wenn wir ein ebenso wichtiger Faktor sein wollen wie Millionen und aber Millionen, die aufrichtig sind und recht handeln. Wenn wir beides tun, so versprach Mrs. Eddy, werden wir erfolgreich sein.

Ich fand diese Ideen äußerst überzeugend und freute mich darauf, sie in die Praxis umzusetzen. Und tatsächlich ergaben sich schon bald drei Gelegenheiten dazu.

Die erste kam am Montagmorgen, als ich auf dem Weg zum College in den vollen New Yorker Stadtbus einstieg. Er war noch voller als sonst und es herrschte eine gespannte Atmosphäre. Das Schieben und Gedrängel der Passagiere sorgte für Ärgernis.

Statt mich über die Leute zu ärgern und in die unangenehme Situation verstrickt zu werden, erinnerte ich mich an die Aufgabe aus der Sonntagsschule und beschloss, hier und jetzt einen Krieg zu beenden. Ich nahm mir vor, jeden im Bus bewusst zu lieben. Ich füllte mein Herz mit Liebe und erkannte, dass es genug Platz für alle gab, weil Gottes Liebe zu Seiner Schöpfung unendlich, grenzenlos ist. Es gab Gnade genug für alle.

Das war nicht nur Theorie. Ich empfand wirklich tiefe Liebe zu jedem im Bus. Sofort wurden alle Passagiere ruhiger. Plötzlich hatten alle genug Platz. Es war genug Gnade für uns alle vorhanden. Die Atmosphäre änderte sich völlig, und die restliche Fahrt verlief harmonisch.

Das lehrte mich, wie wichtig es ist, nicht einfach zu reagieren und keine aufsässige Haltung einzunehmen. Ich durfte nicht der Suggestion Glauben schenken, Gottes Schöpfung könne vielleicht nicht in Seine Liebe eingebettet sein oder Seine Liebe nicht ausdrücken. Es war ein Vorgeschmack darauf, was es bedeutet, christliche Liebe zu üben und bewusst der Ausdruck göttlicher Liebe, also Gottes, zu sein, dessen Gegenwart mehr als genug mächtig war, um die Stimmung im Bus völlig umzukrempeln.

Meine nächste Gelegenheit, einen Krieg zu beenden – die Einheit des Menschen mit Gott zu erkennen und zu demonstrieren –, ergab sich kurz darauf. Die Studenten und Dozenten an meinem College lagen über mehrere Punkte im Streit, und ich war zu einer Versammlung eingeladen worden, bei der es darum ging, Lösungen zu finden. Es zeigte sich sehr schnell, dass keiner der Beteiligten wirklich an einer Einigung interessiert war, und wir landeten im Nu in einer Sackgasse.

Wiederum betete ich und erkannte, dass ich nicht eins mit Gott sein konnte, während ich andererseits auf der Seite einer bestimmten beteiligten Gruppe war. Ich musste meine eigenen Meinungen aufgeben und die ganze Situation Gott überlassen. Ich musste Gott als das einzige Gemüt anerkennen, das einzige Gemüt eines jeden von uns, Studenten und Dozenten gleichermaßen. Das hieß, dass wir als der Ausdruck des göttlichen Gemüts, als Kinder Gottes, als Brüder und Schwestern vereint waren.

Während ich weiter betete, passierte etwas Erstaunliches. Nachdem ein strittiger Punkt aufgeworfen worden war, schlug jemand plötzlich eine ganz neue Lösung vor, die sehr schnell von allen als akzeptabel angenommen wurde. Dasselbe passierte mit dem nächsten Problem. Und dem danach. Schon bald waren alle Dinge, die uns entzweit hatten, gelöst und die Versammlung wurde beendet. Diese Wende erschien uns fast wie ein Wunder.

Ich verstand an jenem Tag, dass ein grundlegender Bestandteil davon, einen Krieg zu beenden, darin besteht, meine eigenen Meinungen aufzugeben. Wirklich eins mit Gott zu sein bedeutet, die voreingenommenen Vorstellungen aufzugeben, wie ein Konflikt gelöst werden sollte, und sich stattdessen auf Gottes Allheit zu stützen, die doch alle einschließt. Es liegt in Gottes Macht, jeden Konflikt zu beenden, und mein wirksamster Beitrag liegt darin, die unendliche Macht der Liebe anzuerkennen, sie auszudrücken und ihr keine Steine in den Weg zu legen.

Nicht lange nach dieser beachtlichen Erfahrung hatte ich eine dritte Gelegenheit, einen Krieg zu beenden, und diese war noch dramatischer. Ich war zum Central Park in New York gegangen, um gegen den Vietnamkrieg zu demonstrieren. Eine Menschenmenge hatte sich gebildet, daher war es beunruhigend, als eine geschlossene Front der berittenen Polizei auf uns zukam. Zu der Zeit endeten nicht alle Anti-Kriegs-Demos friedlich.

Ich wandte mich im Gebet an Gott. Diesmal kam mir der Gedanke, dass ich nicht nur die Überzeugung aufgeben musste, mit einer Seite des Konflikts in dem Park verbunden zu sein, sondern ich musste auch aufhören, mich als Teil der „Friedensgeneration“ zu sehen. Das fiel mir nicht leicht, denn ein großer Teil meiner Identität war damals an die Anti-Kriegs-Bewegung gebunden. Doch ich verstand, dass es nun darum ging, eine andere Art von Friedensstifter zu sein. Das erforderte, dass ich meine wahre Identität anerkannte – meine geistige – als der individualisierte Ausdruck des unendlichen Einen. Das war meine wahre Identität und auch die aller anderen.

Mary Baker Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit: „Alles ist unendliches Gemüt und seine unendliche Manifestation, denn Gott ist Alles-in-allem“ (S. 468). Wir – alle Kinder Gottes zusammen – sind die unendliche Manifestation des unendlichen Gemüts, und das bedeutet, dass es keinen Platz für etwas gibt, was Ihm unähnlich ist. Menschlich gesehen heißt das natürlich nicht, dass wir nicht unsere eigenen Ansichten haben oder unsere Individualität ausdrücken können. Doch da wir alle die Manifestation desselben unendlichen Gemüts sind, arbeiten wir in Harmonie zusammen und koexistieren friedlich, wenn wir unsere wahre Individualität und Einheit verstehen. Das Verständnis von der Einheit des Gemüts vermittelt dem menschlichen Bild Einigkeit. Und selbst eine Person kann das durch Gebet vollbringen.

Und wie ging diese Konfrontation aus? Die Polizei drehte sich einfach um und zog ab. Dann zerstreuten sich die Demonstranten. Die Menschenmenge löste sich auf.

Ich habe äußerst wichtige Dinge aus dieser Woche der Beendigung von Kriegen gelernt. Mir wurde ein kleiner Einblick darein gewährt, wie wirksam Gebet sein kann, wenn wir die unzerstörbare Einheit des Menschen mit Gott demütig anerkennen und daran arbeiten, diese Einheit täglich zu demonstrieren. Dazu ist beständige Disziplin des Denkens erforderlich – persönliche Meinungen, Annahmen und eine Überzeugung, Recht zu haben, müssen bei Gebet draußen bleiben. Wir müssen die Fähigkeit Gottes, nicht des Menschen, anerkennen, Disharmonie aufzulösen.

Das ist natürlich nicht immer einfach. Doch wenn ich diese Herangehensweise so gut wie möglich praktiziert habe, bin ich jeweils zu einem besseren Verständnis von der Macht hinter der Einheit Gottes gelangt. In Wissenschaft und Gesundheit werden diese Auswirkungen aufgezählt: „Der eine unendliche Gott, das Gute, vereint Menschen und Völker, begründet die Brüderlichkeit unter den Menschen, beendet Kriege, erfüllt die Bibelstelle: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst‘, vernichtet heidnische und christliche Abgötterei – alles, was in sozialen, bürgerlichen, strafrechtlichen, politischen und religiösen Gesetzen falsch ist, stellt die Geschlechter gleich, hebt den Fluch über den Menschen auf und lässt nichts übrig, was sündigen, leiden, was bestraft oder zerstört werden könnte“ (S. 340).

Diese Ergebnisse in der menschlichen Erfahrung widergespiegelt zu sehen, kann zeitweise wie eine übergroße Aufgabe scheinen, doch ich lerne ständig, dass einer mit Gott wirklich die Mehrheit ist. Jeder von uns kann einen mächtigen Beitrag dazu leisten, hier und jetzt Kriege zu beenden – und am Ausbrechen zu hindern. Wir alle können Frieden stiften.

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– Mary Baker Eddy, Die Erste Kirche Christi, Wissenschaftler, und Verschiedenes, S. 353

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