Geld an sich ist kein Übel. Es ist ein praktisches Zahlungsmittel – einfacher zu handhaben, als einen Ochsen gegen Gemüse zu tauschen! Doch die inspirierten Autoren der Bibel wiesen ihre Leserschaft weise darauf hin, Wohlstand nicht allzu viel Aufmerksamkeit zu schenken.
Der Verfasser von 1. Timotheus sagte: „Eine Wurzel alles Bösen ist die Geldgier“ (6:10). Andere biblische Autoren legten Menschen nahe, die Ungerechtigkeit, die in ihrem Umfeld mit einem Ungleichgewicht von Wohlstand einherging, zu vermeiden und zu beseitigen. Jakobus schreibt sehr klar, dass man Menschen für das wertachten soll, was sie sind, und nicht, wie viel Geld sie haben. Und Christus Jesus erzählte mehrere Gleichnisse über den angemessenen Umgang mit Geld. Er wies auf konkrete Situationen hin – wie die arme Witwe, die zwei Scherflein in den Schatzkasten legte (siehe Lukas 21:1–4) –, die zeigten, wie wichtig der wahre Wert eines Menschen verglichen mit irgendwelchen Geldsummen ist.
Und darum geht es doch, nicht wahr – wie viel hat ein wahrer Wert mit einer bestimmten Summe Geldes zu tun? Mary Baker Eddy, die Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft, schrieb dazu: „Nimm Reichtum, Ruhm und gesellschaftliche Einrichtungen weg, die nicht ein Jota in der Waagschale Gottes wiegen, und wir gewinnen klarere Anschauungen vom Prinzip. Löse das Cliquenwesen auf, wiege Reichtum mit Ehrlichkeit auf, beurteile Wert nach Weisheit, und wir gewinnen ein besseres Bild von der Menschheit“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 239).
Wahrer Wert hat nichts mit Geldbeträgen zu tun, sondern mit Charakter – Eigenschaften wie Ehrlichkeit, Weisheit, Konsequenz, Güte und Liebe. Und unser Charakter zeigt sich wunderbar im Umgang mit anderen.
Jakobus stellte in der frühen Kirche fest, dass Menschen je nach Wohlstand unterschiedlich behandelt wurden, und wehrte sich dagegen: „Wenn in eure Versammlung ein Mann mit einem goldenen Ring und in einem herrlichen Gewand kommt, es kommt aber auch ein Armer in einem unsauberen Gewand, und ihr schaut auf den, der das herrliche Gewand trägt, und sagt zu ihm: ‚Setze du dich bequem hierher!‘ und sagt zu dem Armen: ‚Stelle dich dort hin!‘ oder: „Setze dich unten an meinen Fußschemel hin!‘ – ist es recht, dass ihr einen solchen Unterschied bei euch selbst macht und nach bösen Gedanken richtet? ... Wenn ihr das königliche Gesetz erfüllt nach der Schrift: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, dann handelt ihr richtig; wenn ihr aber die Person anseht, sündigt ihr und werdet vom Gesetz als Übertreter überführt“ (Jakobus 2:2–4, 8, 9).
Mir fällt es schwer, über Geld zu reden. Einmal organisierte ich ein Wochenend-Retreat in Verbindung mit einer großen öffentlichen Veranstaltung. Aufgrund der steigenden Eintrittskosten für die Veranstaltung (auf die ich keinen Einfluss hatte) schien es angemessen, die Kosten für unser Retreat so anzupassen, dass alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer denselben Preis zahlen würden, statt meinem ursprünglichen Plan zu folgen, frühe Anmeldungen preiswerter als spätere zu machen. Ein Freund, der sich früh angemeldet hatte, äußerte sich kritisch über diese Preisgebung und fand, dass Personen, die sich später anmeldeten, einen unfairen Vorteil hatten. Über seine Reaktion schockiert, stellte ich schnell eine mentale Liste aller Gründe auf, warum mein Freund sich irrte. Ich muss leider zugeben, dass ich anfing, ihn ziemlich stark zu verurteilen; ich wusste, dass er genug Geld hatte, und verstand nicht, wieso er sich so darüber aufregen konnte, dass ich einfach einheitliche Bedingungen für alle schuf.
Ich fing an, in Gedanken auf „die Reichen“ zu schimpfen. Doch dann wurde mir klar, dass diese Denkweise unproduktiv war. Stattdessen führte ich die Qualitäten auf, die mein Freund zum Ausdruck brachte: Hingabe, Beständigkeit und den Wunsch, das Richtige zu tun. Ich verlor jedes Interesse daran, meine Preisgebung zu rechtfertigen oder Wege zu finden, ihn zu besänftigen. Und statt zu versuchen, dankbar für seine guten Eigenschaften zu sein, und zu hoffen, dass sie das, was ich als schlechte Eigenschaften wahrnahm, überwiegen würden, wollte ich vor allem ein klareres Verständnis seines Charakters und Werts erlangen – seiner wahren Natur als Gottes Kind. Ich war sicher, dass die korrekte Wahrnehmung seines Werts hilfreich dabei sein würde, was als Nächstes passierte.
Ich fühlte mich inspiriert, meinem Freund eine kurze, nette E-Mail zu schreiben, in der ich meinen Wunsch erklärte, alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer unabhängig von ihrem Anmeldedatum freundlich und liebevoll willkommen zu heißen, und bedankte mich für seine Ehrlichkeit und Integrität. Wir sprachen nicht weiter darüber, und als die Veranstaltung stattfand, war er zu allen wundervoll offen und hilfsbereit. Ich weiß zwar nicht, was er letztendlich von meiner Entscheidung hielt, doch ich war dankbar für seine Freundlichkeit und Gottes liebevolle Führung, auf den wahren Charakter des Mannes – seine gottgegebenen Qualitäten – zu schauen und mich in meiner Einstellung ihm gegenüber davon leiten zu lassen.
Diese Erfahrung hat mir geholfen, Menschen nicht nach ihrem augenscheinlichen materiellen Wohlstand zu beurteilen. Dies würde uns davon abhalten, die wahre, von Gott erschaffene Person zu erkennen.
Bei unserer Arbeit, unsere Brüder und Schwestern mehr wertzuschätzen, sind größere Fortschritte in Gemeinden und Nationen vonnöten. Doch egal, wo wir auf dem Spektrum von Besitz oder Wohlstand angesiedelt sind und welche politische Meinung wir über Wohlstand hegen, wird uns nie die Verantwortung abgenommen, andere so zu behandeln, dass es „das königliche Gesetz erfüllt nach der Schrift: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“.
Zu lieben bedeutet, so zu sehen, wie die göttliche Liebe, unser Vater-Mutter-Gott, sieht. Es bedeutet, wenigstens etwas von dem zu erkennen, was Liebe über ihre wertvollen Kinder weiß. Wenn wir Qualität statt Quantität sehen und die Weisheit des göttlichen Gemüts als Grundlage verwenden, werden wir von der Sünde – dem Fehler – erlöst, unsere Brüder und Schwestern nach materiellen Besitztümern einzuschätzen.
Mrs. Eddys Schriften erhellen die Wissenschaft hinter Christi Jesu Lehren und ehren das Wort Gottes, das sich durch die gesamte Bibel zieht. Sie gibt im ersten Kapitel von Wissenschaft und Gesundheit folgende knappe Richtlinie zum Einschätzen unserer Gebete: „Jedes Gebet lässt sich anhand der Antworten auf folgende Fragen prüfen: Lieben wir unseren Nächsten mehr aufgrund dieser Bitte? Bleiben wir bei der alten Selbstsucht, zufrieden, dass wir um etwas Besseres gebetet haben, obwohl wir keinen Beweis für die Aufrichtigkeit unserer Bitten dadurch liefern, dass wir in Übereinstimmung mit unserem Gebet leben?“ (S. 9).
Wenn wir unseren Nächsten mehr lieben und diese Liebe konsequenter leben, werden wir ganz natürlich Qualität statt Quantität, Charakter statt Stereotypen und wahren Wert statt Geldbeträge erkennen. Und es ist interessant, dass jedes Gebet sich daran prüfen lässt, ob wir mehr lieben. Selbst Gebet für bessere Gesundheit erfordert das Verlangen, den natürlichen, unzerstörbaren Wert eines Menschen klarer zu erkennen – uns und andere als mehr als das wahrzunehmen, was die materiellen Sinne berichten. Das ist es, was Liebe ist: den wahren Wert eines jeden wahrnehmen und wirklich wertschätzen.
Von unterschiedlichen Einkommensstufen und Stereotypen des materiellen Wohlstands fasziniert zu sein oder diese zu fürchten zeigt subtile Einflüsse auf, die unser Denken von Liebe abwenden. Glücklicherweise können wir beim Befolgen der Anweisungen und Beispiele der Bibel und in Mrs. Eddys Schriften den wahren Wert gemäß Weisheit und Liebe einschätzen. Und wir stellen außerdem fest, dass unser wahrer eigener Wert, unsere Freude und Zufriedenheit erheblich zunehmen, wenn wir diese schönen Worte aus einem Gedicht von Mrs. Eddy befolgen:
O lass mich täglich Gutes tun
für sie, für Dich,
ein Opfer reiner Lieb’, zu dem
Gott führet mich!
(„Christus meine Zuflucht“, Vermischte Schriften 1883–1896, S. 397)