F: Ich zweifle mich selbst und meine Fähigkeiten immer an. Wie kann ich darüber beten?
A: Ich kenne dieses Gefühl. Und ich weiß, wie es ist, davon frei zu sein – nicht mehr mit Zweifeln kämpfen zu müssen. Für mich spielte es sich so ab:
Ich stand vor meinen Mitstudenten, wohl wissend, dass meine Leistung nicht super war. Sie war nicht einmal gut. Es ging um die Stegreifübersetzung eines Zeitungsartikels. Ich las leise den französischen Text, während ich versuchte, die englische Übersetzung vorzutragen.
Der Kurs war eine Auflage in meinem weiterführenden Studium, und er war entsetzlich schwer, nicht nur für mich. Immer wieder verließen Kommilitonen weinend den Seminarraum, und ich glaube, dass viele von ihnen sich inkompetent fühlten. Der Druck war enorm. Ich war trotz meiner schwachen Leistung eine der wenigen, die gelassen zu sein schienen.
Dieser Kurs wurde von einer Dozentin unterrichtet, die ganz offensichtlich Gefallen daran hatte, wenn Studenten strauchelten. Nach meiner unbrauchbaren Übersetzung machte sie eine herablassende Bemerkung und forderte mich dann auf, in ihre Sprechstunde zu kommen.
Zu meiner Überraschung fragte sie als Erstes: „Sie bringt nichts aus der Fassung, was?“
Ich lachte und sagte: „Das hier nicht.“
Sie zeigte sich beeindruckt und stellte einen Arbeitsplan zusammen, der meine Erfolge unterstützen würde, obwohl das eine Änderung des Lehrplans war, die noch nie zuvor erlaubt worden war.
Wer war diese Person, die vorne stand, so offensichtlich unfähig, und trotzdem gelassen? Im College war ich solch eine Person nicht gewesen. Damals geriet ich öfter aus der Fassung. Dann rief ich meine Mutter an, ganz aufgelöst, und brauchte Ermutigung, wenn ich ein großes Referat abgeben musste, selbst wenn ich auf dem Weg zu einem Sehr gut war. Was hatte sich geändert? Man könnte sagen, dass mir das Geschenk eines viel gefestigteren, auf Gott basierenden Konzepts von mir selbst gemacht worden war: meiner geistigen Identität.
Nach dem College war ich immer wieder krank. Sobald eine Sache geheilt war, fing eine andere an. Es hätte mich entmutigen können, aber ich fühlte mich immer versorgt, ja sogar beschützt. Meine Mutter las mir die wöchentlichen Bibellektionen aus dem Vierteljahresheft der Christlichen Wissenschaft vor, sang Lieder mit mir, und manchmal las ich Artikel im Christian Science Sentinel. Ein Praktiker der Christlichen Wissenschaft betete für mich, und ich machte stetig Fortschritte.
Ich lernte viele geistige Lektionen in der Zeit, doch vor allem kam ich zu der Überzeugung, dass ich viel mehr bin als nur mein Körper. Ich bin geistig. Ich bin keine Zusammenstellung aus guten und schlechten Charaktereigenschaften oder Stärken und Schwächen. Ich bin Gottes Ebenbild, und das bedeutet, dass Gott zu jeder Zeit jede schöne und gute geistige Eigenschaft in mir zum Ausdruck bringt.
Ich verstand besser als je zuvor, wer ich als Gottes vollkommene und vollständige Schöpfung wirklich bin. Und obwohl ich schon als Kind gelernt hatte, dass alles, was ich bin, seinen Ursprung in Gott hat, hatte ich das erst nach dieser Erfahrung auf greifbare Weise verinnerlicht. Statt zu fühlen, dass meine guten Eigenschaften mir gehörten, verstand ich, dass meine wahre Identität ein Spiegelbild von Gott ist – all das Gute kommt von Ihm. Kein Umstand, keine Krankheit, nichts, was jemand jemals über mich sagen oder denken könnte, kann das jemals ändern.
Alles, was meine Eltern und ich in der Zeit lernten, führte zu meiner vollständigen Heilung – und der Entscheidung, ein weiterführendes Studium aufzunehmen. Auf den Gedanken war ich vorher gar nicht gekommen. Dieses neue Selbstverständnis war die Grundlage, die ich brauchte – an der Uni und danach.
Selbst als ich im Seminar stand und eine schlechte Figur machte, wusste ich ohne jeden Zweifel, dass ich nicht unfähig oder dumm war. Ja, ich musste noch klarer erkennen, was es bedeutet, Gott als göttliches Gemüt widerzuspiegeln, doch ich bin dazu geschaffen, das göttliche Gemüt auszudrücken. Da gab es nichts zu bezweifeln oder infrage zu stellen, denn ich wusste, dass meine Fähigkeiten nicht aus mir kamen; sie wurden im Unendlichen gewonnen – in Gott. Diese Erkenntnis hat mir seitdem geholfen, Bereiche zu erkennen, in denen ich mehr Vertrauen und Erwartung brauche, statt Selbstzweifel, Selbstverdammung oder Angst.
Ich bin hier keine Ausnahme; das gilt für jeden von uns. Und wenn wir auch nur ein bisschen besser erkennen, dass wir all das Gute haben, das Gott uns beständig gibt – und dass wir auch aus diesem Guten zusammengesetzt sind –, dann gehen wir jede Herausforderung nicht als Test an, bei dem wir durchfallen können, sondern als Gelegenheit zu lernen und sogar zu glänzen.
