Anlässlich der vielen Fragen im Zusammenhang mit der Pandemie brauchte ich wie viele andere Menschen Anhaltspunkte für vernünftige Antworten auf Fragen wie: Musste ich mich entscheiden, ob ich mich auf Gott stützen oder materielle Ansätze befolgen wollte? Musste ich wählen, ob ich Gott allerhaben liebte oder der Politik auf beiden Seiten der Debatte meine Aufmerksamkeit schenkte?
Als Ausgangspunkt schlug ich die Geschichte von Naaman im 2. Buch Könige (siehe 5:1–19) in der Bibel auf. Ich las die vernehmlich bekannte Geschichte recht zügig. Doch ich hatte das überraschende Ende vergessen.
Naaman war ein berühmter erfolgreicher Hauptmann der syrischen Armee, litt jedoch an Aussatz. Er hörte, dass ein Mann namens Elisa in Israel mithilfe von Gottes Macht heilen konnte, also machte er sich auf den Weg nach Israel, um geheilt zu werden. Doch anstatt den berühmten Krieger zu empfangen, der mit viel Aufhebens angereist war, ließ Elisa ihm ausrichten, er solle sich siebenmal waschen – nicht etwa in den sauberen Flüssen in Naamans Heimat, sondern in Israels schlammigem Jordan. Naaman war tief verletzt von Elisas Antwort und Anweisung und stürmte wütend davon. Doch seine Diener erklärten ihm, dass er sicher gern bereit gewesen wäre, eine große Tat zu vollbringen, wenn Elisa es ihm aufgetragen hätte. Also besann Naaman sich, wusch sich demütig wie aufgetragen im Jordan und wurde vollständig geheilt.
Die Bibel berichtet: „Und er kehrte mit seinem ganzen Gefolge zu dem Mann Gottes zurück. Als er hineinkam, trat er vor ihn hin und sagte: ‚Sieh, ich weiß, dass es auf der ganzen Erde keinen Gott gibt außer in Israel; so nimm nun ein Geschenk von deinem Knecht‘“ (2. Könige 5:15). Als Elisa das Geschenk ablehnte, bot Naaman ihm ein symbolisches Geschenk – nie wieder einem anderen Gott zu dienen als dem Herrn.
Doch nun hatte Naaman ein Dilemma: Wie würde er mit seinem starken neuen Glauben an den einen erhabenen Gott, der ihn geheilt hatte, die Aufgaben angehen, die ihn in seinem Land erwarteten, wo er auf Anweisung des Königs weiter verpflichtet war, sich vor einem falschen und machtlosen Gott zu verneigen?
Naaman erklärte Elisa seine Sorge folgendermaßen: „Nur darin wolle der Herr deinem Knecht gnädig sein: Wenn ich anbete im Haus Rimmons, wenn mein Herr ins Haus Rimmons geht, um dort anzubeten, und er sich an meine Hand lehnt, ja wenn ich mich niederbeuge im Haus Rimmons, dann möge doch der Herr deinem Knecht in dieser Sache vergeben“ (2. Könige 5:18).
Naamans neues Ziel, frei von den Schlingen der Selbstgefälligkeit, war, den einen Gott anzuerkennen und anzubeten, während er gleichzeitig seine Pflichten dem König gegenüber erfüllte. Elisa erkannte diesen Sinneswandel und antwortete Naaman einfach: „Zieh hin mit Frieden!“
Als Naaman weiter vorn in der Geschichte seinen Stolz und sein Gefühl persönlicher Macht aufgegeben hatte, indem er sich wie angewiesen im Fluss wusch, war er überwältigt von der Freiheit, die dadurch erlangt wird, dass man Gottes Macht erlebt. War dieser nächste Schritt nicht in gewisser Weise eine weitere Gelegenheit für eine Jordan-Erfahrung? Naaman konnte mit seiner neuen Demut zurückkehren und dem König helfen, der immer noch tief an einen anderen Gott glaubte. Doch Naaman konnte still für sich weiter den einen wahren Gott ehren.
Naamans Besorgnis leuchtete mir ein, als ich über meine Fragen hinsichtlich der Pandemie nachdachte. Was sollte ich tun, wenn es um räumliche Distanzierung, Masken und Impfungen ging, die unsere Familie, Freunde, Mitmenschen und viele Regierungen uns ans Herz legten? Welche Maßnahmen sollte ich übernehmen, die mir vielleicht fremd vorkamen, anderen jedoch halfen, sich sicherer zu fühlen, und die insgesamt die Furcht lindern würden, während ich weiter Gott als den Heiler anerkannte?
Für mich ging es letztendlich um die Frage: Was war mein Ziel? Welche Kompromisse sollte ich als Mensch eingehen, der Gottes Macht zu heilen erlebt hat und bestrebt ist, allein durch Gebet zu heilen – sollte ich aufhören, Gott über alles zu lieben? Nein. Und obwohl ich ebenso wenig geneigt war zu denken, dass materielle Mittel helfen oder schaden könnten, wie Naaman geneigt war, einen Götzen anzubeten, über den er hinausgewachsen war, verstand ich, dass mein Gehorsam gegenüber dem göttlichen Gebot, meine Mitmenschen so zu lieben wie mich selbst – so wie Naaman weiter seinen König ehrte und ihm diente –, mir Schritt für Schritt zeigen würde, wie ich liebevoll Rücksicht auf die Menschen um mich nehmen und gleichzeitig den einen allmächtigen Gott ehren konnte, der Liebe ist.
Ich fand meine eigene Freiheit und konnte „mit Frieden hinziehen“, ohne mentale Kompromisse eingehen zu müssen. Ich brüte nicht mehr über die Begleitumstände, die mich erstaunt und verwirrt hatten, und habe jetzt die Freiheit, für Heilung von der Pandemie als solche zu beten. Diese zeitlose, von Gnade erfüllte Lehre wird länger währen als das, was wie die dringenden Fragen des Jahres 2022 erscheint.
