„Wenn der Feind kommen wird wie ein Strom, wird der Geist des Herrn eine Fahne gegen ihn erheben“ (Jesaja 59:19, nach der King James Bibel). Der Ukraine-Krieg sorgt in aller Welt für Aufmerksamkeit. Die massive Militärmacht, die grundlos in ein eigenständiges Land einmarschiert, auf großen Widerstand trifft und nun noch stärkere, noch zerstörerische Angriffe plant, hat bei vielen die Frage aufgeworfen, was getan werden kann, um das Leben aller zu schützen, die in die Zange dieses Konflikts geraten sind, und um den Frieden in diesem Teil der Welt wiederherzustellen.
Wir können solchen Fortschritt durch das Verständnis fördern, dass es eine geistige Grundlage für die eigene Sicherheit gibt, wenn man mit einer Flut von Aggression und Unterdrückung konfrontiert wird. Gideon in der Bibel hat bewiesen, wie viel Macht ein Lauschen auf geistige Führung angesichts eines gewaltigen feindlichen Angriffs hat. Als seine Heimat von gegnerischen Armeen belagert wurde, die „wie eine Menge Heuschrecken“ und „wie der Sand am Ufer des Meeres“ waren (Richter 7:12), wurde Gideon von Gott dazu angehalten, eine eigene Armee zur Verteidigung aufzustellen. Er rekrutierte Tausende von Männern, doch dann sagte Gott ihm, er solle die Anzahl verringern, denn: „Israel könnte sich gegen mich rühmen und sagen: ‚Meine Hand hat mich errettet‘“ (Vers 2). Gideon befolgte die Anweisung mit der Erkenntnis, dass der Kampf nicht durch militärische Macht gewonnen werden würde, sondern indem er auf Gottes Allmacht vertraute und Seine Führung vernahm und befolgte. Die ausgewählten dreihundert getreuen Männer reichten aus, um den Feind zu vertreiben. Das Land war gerettet, und Gott erhielt den Ruhm.
Man kann auch viel daraus lernen, wie Christus Jesus reagierte, als er von Feinden belagert wurde, die ihn vernichten wollten. Die Obersten des Landes fürchteten seine Beliebtheit beim Volk und wollten ihn ruhigstellen. Durch Lügen, falsche Anschuldigungen, Machenschaften und Manipulation der Umstände gelang es ihnen, ein Todesurteil gegen Jesus zu erwirken. Er schien selbst von Gott verlassen, wie Paulus später in seinem Brief an die Römer aus den Psalmen zitierte: „Wie geschrieben steht: Um deinetwillen werden wir den ganzen Tag getötet; wir sind geachtet wie Schlachtschafe“ (Römer 8:36).
Doch wie Paulus wusste, war Jesus weder verloren noch verlassen. Aus materieller Sicht der Dinge schien Jesus ein hilfloses Opfer zu sein. Doch aus geistiger Sicht war er ein geistiger Mensch, der zum Zenit der Demonstration von Gottes Macht auf Erden aufstieg, um das Böse zu besiegen und unschädlich zu machen. Was wie ein immer größer werdender materieller Verlust erschien, wurde in unerreichten geistigen Nutzen umgewandelt.
Jesus wusste, dass seine Substanz geistig war. „Ich und der Vater sind eins“, verkündete er (Johannes 10:30). Anstatt sich als verletzlichen Sterblichen zu sehen, der dem Angriff eines körperlichen Feindes ausgesetzt ist, verstand er, dass er ein geistiges Leben eins mit Gott führte, das niemals bedroht werden konnte. Die Substanz seines Lebens war nicht der Körper, auf den seine Gegner abzielten, sondern die Ideale, Werte, Wahrheitsinhalte und geistige Gesinnung, die er als Mensch Gottes verkörperte. Seine Identität war in Geist, nicht in der Materie. Gott war sein Leben, und er wusste, dass alles, wofür er als Gottes Ideal stand, aufgrund Gottes unfehlbarer Unterstützung obsiegen würde.
Mary Baker Eddy, die Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft, erklärt: „Nichts vermochte dieses Leben des Menschen zu töten. ... [Jesus] wusste, dass Materie kein Leben hat und dass das wirkliche Leben Gott ist; deshalb konnte er ebenso wenig von seinem geistigen Leben getrennt sein, wie Gott ausgelöscht werden konnte“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 51). Durch sein Verständnis von Leben als Geist gestärkt, hielt Jesus sein mentales Augenmerk auf die geistige Wahrheit gerichtet, die er demonstrieren würde. Er wusste, dass die Wahrheit, die er lebte, die Oberhand haben würde. Seine Feinde versuchten, ihn mittels der Kreuzigung zu stoppen, doch drei Tage später kam Jesus lebend aus dem Grab hervor und bewies, dass sein Glauben an geistige Substanz gut fundiert war.
Die Christliche Wissenschaft offenbart, dass dieselbe göttliche Liebe, die Jesus während der Verfolgung stärkte und Gideon und sein Volk während der Belagerung führte, das göttliche Prinzip ist, das zugunsten eines jeden wirkt. Es ist immer gegenwärtig, um alles aufrechtzuerhalten und zu wahren, was moralisch und geistig für die Menschen richtig ist, auf welcher Seite eines Kampfes man auch stehen mag. Die Übel des Hasses, der Böswilligkeit, des Autoritarismus, des Machthungers und der Habsucht nach Land mögen vorübergehend den Anschein erwecken, als seien sie überlegen, doch sie sind dazu verurteilt, sich Gott – Wahrheit und Liebe – zu ergeben. Menschliche Passionen und Manien vergehen und können niemals das Recht des Menschen verdrängen, einem von Wahrheit inspirierten Gewissen zu folgen, Selbstregierung unter Gottes Herrschaft zu demonstrieren und mit den Mitmenschen in Frieden zu leben.
In Zeiten menschlicher Konflikte mag die Versuchung groß sein, einer Einzelperson oder Gruppe Schuld zuzuweisen und zu sagen: „Das ist der Feind!“ Doch der Feind ist nie ein anderer Mensch oder eine Gruppe, sondern die bösartige Art des Denkens, die Konflikte hervorruft. Hass, Betrug, Gier, Siegeslust und Egoismus sind die Feinde, die wir verfolgen und besiegen müssen. Heilendes Gebet macht den Feind unpersönlich und bewirkt die Zerstörung des Bösen, das das Bild eines Feindes überhaupt erst geschaffen hat. Heilendes Gebet strebt danach, den Status des Menschen als Kind Gottes aufrechtzuerhalten, der allein von Liebe regiert wird und nicht von den tierischen Instinkten dessen, was die Bibel als fleischliche Gesinnung bezeichnet – einer vorgeblichen Intelligenz, die Gott entgegengesetzt ist.
Wenn wir mit Angriffen des Bösen konfrontiert werden, das darauf aus ist, den Menschen ihre von Gott verliehenen Rechte zu verweigern, können wir den Glauben haben, der Paulus in Zeiten der Verfolgung half. Er schrieb: „In dem allen überwinden wir weit durch den, der uns geliebt hat. Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur, uns von der Liebe Gottes zu scheiden vermag, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn“ (Römer 8:37–39).
Wenn wir hinsichtlich der Ungerechtigkeit eines grundlosen Krieges beten, können wir wissen – wie Paulus wusste und Jesus über jeden Zweifel erhaben bewies –, dass die Liebe Gottes gegenwärtig ist, um das Böse umzukehren und Leben und Freiheit zu schützen. Gott ist allmächtige Liebe. Wenn wir uns auf die Seite der Liebe, Gottes, stellen, schlagen wir uns auf die Seite des ewigen Erhalters von allem, was für Menschen gut und richtig ist. Bei Gott wird jeder vorübergehende Nachteil in einen ewigen geistigen Vorteil umgekehrt, denn das Richtige besiegt das Falsche, das Gute besiegt das Böse und die Liebe Gottes besiegt Hass.
Wie Jesus können wir unser mentales Auge auf Gottes Macht gerichtet halten, die zum Segen aller wirkt, und auf der Seite von Fortschritt und Frieden denken und handeln, selbst wenn wir uns fern vom eigentlichen Konflikt aufhalten. „Liebe ist der Befreier“, schreibt Mrs. Eddy (Wissenschaft und Gesundheit, S. 225). Wenn wir sehen, dass der Feind kommt wie ein Strom, ob in unserer Erfahrung oder in einem Krieg, den wir aus der Ferne mitverfolgen, können wir an der Tatsache festhalten, dass die Fahne der Liebe zugegen ist, um ihn zu stoppen. Wird diese Liebe verstanden, dann vernichtet sie Widerstand, besiegt Furcht, löst Hass auf, neutralisiert Böswilligkeit und stellt Frieden wieder her. Liebe ist die Hoffnung der Menschheit. Liebe ist der Standard, der das beste Ergebnis für die ganze Menschheit bewirkt.
