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Original im Internet

Die Kirche auferwecken

Aus dem Herold der Christlichen Wissenschaft. Online veröffentlicht am 17. Januar 2022


Sie müssen gedacht haben, dass ihre „Kirche“ dahin war. Der Gründer war nicht mehr bei ihnen, die Mitglieder zerstreuten sich. Man kann sich gut vorstellen, dass Aufgeben aus ihrer Sicht die einzige Alternative war.

Doch dann geschah etwas. Als zwei Mitglieder der „Kirche“ nach Jesu Kreuzigung Jerusalem verließen und zur nahegelegenen Ortschaft Emmaus gingen, wurde alles anders. Jesus erschien ihnen und erklärte, dass alles, was sie miterlebt hatten – seinen Verrat durch einen seiner Nachfolger, seine Verhaftung, Verhandlung und Kreuzigung – seiner Lehre nicht entgegenstand, sondern die Erfüllung von Prophezeiung war. Er war nicht tot, sondern auferstanden. Auferstanden und ganz und gar am Leben.

Und da fühlten diese beiden Jünger etwas in sich aufkeimen. Sie kehrten nach Jerusalem zurück und stellten sich erneut ganz in den Dienst der Kirche. Und von da an, sagt die Bibel, waren sie „allezeit im Tempel, priesen und lobten Gott“ (Lukas 24:53). Schon bald florierte ihre Kirche.

Ihre „Kirche“, die aus Jesu Jüngern bestand, hat natürlich kaum etwas mit den Kirchen der heutigen Zeit zu tun. Doch die Herangehensweise an den Ausbau ihrer Mission aufgrund alles dessen, was sie in den Stunden und Tagen nach Jesu Auferstehung gelernt und erlebt haben, kann aufschlussreich sein. Letztlich war das Ergebnis ihrer Erfahrung, dass Gott „täglich Menschen, die gerettet werden sollten, zur Gemeinde hinzu“ führte (Apostelgeschichte 2:47).

Was hatte Jesus auf dem Weg nach Emmaus denn in den Herzen dieser Nachfolger angefacht? Vielleicht neben dem Verständnis, dass Jesus nicht gestorben war, auch die Erkenntnis, dass seine Kirche – alles, was er mit seiner Arbeit geschaffen hatte – ebenfalls weiterlebte. Dass seine Kirche nichts war, das sterben konnte, denn sie war viel mehr als eine menschliche Einrichtung, nämlich eine gänzlich geistige Idee.

Mary Baker Eddy hat dieses Konzept von Kirche durch ihre Definition verdeutlicht: „Die Struktur der Wahrheit und der Liebe; alles, was auf dem göttlichen Prinzip beruht und von ihm ausgeht“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 583). So wie sie Kirche verstand, ist diese weder menschlich noch materiell, ist keine Gemeinde gleichgesinnter Menschen und auch kein Gebäude aus Stein und Mörtel. Nein, sie ist die Struktur der Wahrheit und der Liebe, der Ausdruck des göttlichen Prinzips, Gottes. Und als solches ist sie grenzenlos, geistig und ewig.

Außerdem existiert diese Kirche bereits. Sie hat schon immer existiert. Und das bedeutet, dass wir sie durch ein Leben und Heilungen ans Licht bringen müssen, die Jesus und seinen Jüngern nachempfunden sind.

Die Erste Kirche Christi, Wissenschaftler, in Boston, Mass.“, so schrieb Mrs. Eddy im Handbuch Der Mutterkirche, „ist dazu bestimmt, auf dem Felsen, Christus, erbaut zu sein; ja auf dem Verständnis und der Demonstration der göttlichen Wahrheit, des göttlichen Lebens und der göttlichen Liebe, die die Welt von Sünde und Tod heilen und erlösen; um so in einem gewissen Grade die Universale und Triumphierende Kirche widerzuspiegeln“ (S. 19).

Sie sagte nicht, dass diese Kirche erbaut worden war; sondern, dass sie dazu bestimmt ist, erbaut zu sein. Ist das nicht ein Hinweis darauf, dass dies nicht in der Vergangenheit liegt, sondern vielmehr eine Tätigkeit ist, die für alle Zeit – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – anhält? Beschreibt sie damit nicht eher eine Kirche, die jetzt und für immer erbaut werden soll, in beständiger und fortdauernder Entfaltung?

So wie die Jünger in den Jahren nach Jesu Mission die frühe Kirche erbaut haben, können die Nachfolger der heutigen Zeit sie weiterbauen, und zwar auf dieselbe Weise wie die Jünger: auf der Grundlage der Auferstehung.

Auferstehung ist gemäß der Definition in Wissenschaft und Gesundheit die „Vergeistigung des Denkens; eine neue und höhere Idee von Unsterblichkeit oder geistigem Dasein; der Vorgang, bei dem materieller Glaube dem geistigen Verständnis weicht“ (S. 593). Sie bedeutet, dass wir uns vom falschen materiellen Augenschein abwenden – von einem toten Körper, den die Jünger ursprünglich in der Grabstätte suchten, in die Jesus gelegt worden war –, hin zur gegenwärtigen Wirklichkeit des auferstandenen Christus. Die Auferstehung bringt die vollständige Erlösung von dem Glauben an Sterblichkeit und Tod mit sich. Im Zusammenhang mit Kirche fordert Auferstehung die vollständige Erlösung vom Glauben an den Tod oder die Irrelevanz der Lehre der Kirche.

Ich habe die praktischen Auswirkungen dieser Art von Auferstehung, dieser Vergeistigung des Denkens, während meiner ersten Erfahrung mit einer Kirchengemeinde der Christlichen Wissenschaft selbst erlebt. Die Art und Weise, wie die Mitglieder ihre Kirche „erbaut“ hatten, wandelte nicht nur mein Leben um, sondern auch das vieler anderer. Und all das zu einer Zeit, als die Kirche in den letzten Zügen zu liegen schien – als viele dachten, dass das, was die Kirche anbot, für die Menschheit nicht mehr relevant war.

Das war in den 1960ern. Die Medien behaupteten, dass Gott nichts mehr von Wert für das Leben eines Durchschnittsbürgers zu bieten hatte. Und die Teenager, mit denen ich mich im New Yorker Central Park traf, schienen auch nicht auf der Suche nach Gott oder Seiner Gegenwart in ihrem Leben zu sein. Doch ich war es. Obwohl ich ohne Religion aufgewachsen war, suchte ich seit Jahren nach einem Verständnis von Gott. Als ich in der Oberstufe war, führte mich die Suche zu dieser Zweigkirche der Christlichen Wissenschaft.

Das Gebäude war groß, und die Mitgliedschaft war in der Vergangenheit sehr aktiv gewesen. Doch als ich ankam, waren die Sitzreihen während der Gottesdienste ziemlich leer, und eines Tages erfuhr ich, dass manche Menschen glaubten, die Kirche werde wohl bald schließen. Sie befand sich in einer Gegend, die unattraktiv und ein wenig anrüchig geworden war. Viele Mitglieder waren längst in sicherere, sauberere Gegenden abgewandert.

Doch einige treue Mitglieder blieben zurück, um die Kirche „zu erbauen“. Schon bald wurde mir klar, dass sie nicht zurück zur „Grabstätte“ – in die Vergangenheit der Kirche – schauten, um ihre Verluste zu betrauern oder herauszufinden, was vielleicht schiefgelaufen war. Vielmehr waren sie damit beschäftigt, ihr Denken zu vergeistigen; sie arbeiteten aktiv daran, eine neue und höhere Idee von der Unsterblichkeit und geistigen Existenz von Kirche zu erlangen. Und sie heilten.

Kirche stand im Mittelpunkt ihres Lebens, nicht als Pflicht oder Last, sondern als der praktische Ausdruck ihrer Liebe zur Menschheit. Für mich verkörperten sie die Idee, die in Mrs. Eddys Gedicht „Der Mutter Abendgebet“ zum Ausdruck gebracht wird, wo es heißt: „Sein Arm umgibt die Meinen, mich, uns all‘“ (Vermischte Schriften 1883–1896, S. 389). Das waren keine Menschen, die zuließen, dass sich ihr Ausdruck von Gottes Liebe nur auf sie selbst – „die Meinen, mich“ – beschränkte. Sie arbeiteten daran, immer alle einzuschließen – und das untermauerte ihre Hingabe an die Kirche.

Als ich anfing, erst die Sonntagsschule und später die Sonntagsgottesdienste zu besuchen, verstand ich, dass es bei Gebet in den Kirchen der Christlichen Wissenschaft genau darum geht. Die selbstlose Liebe jedes Mitglieds, die über „die Meinen, mich“ hinausgeht und „uns alle“ einschließt, motiviert den Einsatz bei Kirchenaktivitäten, die Hingabe daran, die heilende Macht von Wahrheit und Liebe mit anderen zu teilen.

Ich glaube, dass diese Offenheit anziehend auf mich wirkte und mich zu dieser besonderen Kirche führte. Die Kirche hieß mich willkommen, zeigte mir, wie man selbstlos liebt, und fing an, mir das christlich-wissenschaftliche Heilen beizubringen. Viele andere Menschen waren ebenfalls dafür empfänglich. Innerhalb weniger Jahre florierte die Sonntagsschule, und kurz darauf die Kirche selbst ebenfalls.

Doch damit hörten die guten Ergebnisse nicht auf. Viele von uns, die durch diese kleine Gruppe standhafter Mitglieder unterstützt wurden, folgten in ihren Fußspuren. Wir traten der Kirche bei und arbeiteten aktiv mit. Und als wir später heirateten, beruflich aufstiegen und Familien gründeten, setzten wir im Alltag um, was wir in dieser Kirche gelernt hatten. Mehrere von uns traten in die Vollzeitpraxis der Christlichen Wissenschaft ein und stellten unser Leben in den Dienst anderer.

Warum blieben wir der Kirche so verbunden? Ich glaube, weil wir klar erlebt hatten, dass Kirche nicht nur nicht tot oder für die Öffentlichkeit irrelevant war. Sie war höchst relevant für unsere eigene Praxis der Christlichen Wissenschaft. Ja, Kirche ist der Höhepunkt von Jesu Lehren. Sie ist reines, praktiziertes Christentum. Sie zeigt sich in diesem selbstlosen Ausdruck von Gottes Liebe zu Seiner Schöpfung, die unvoreingenommen und uneingeschränkt geteilt wird.

Wenn wir die Kirche aus dieser Gleichung auslassen – wenn wir versuchen, die Christliche Wissenschaft nur für „die Meinen, mich“ zu praktizieren –, wird unsere Praxis unvollständig sein. Wenn wir unser Leben dem Erbauen einer Kirche widmen, die Fremde, Neulinge und treue Mitglieder gleichermaßen erhebt und heilt, dann verankern wir uns in selbstloser Liebe. Und diese Liebe kann nur mit zehnfachem Segen zu uns zurückkommen, denn sie ist selbstlos.

Auf diese Weise floriert die Christliche Wissenschaft in unserem persönlichen Leben und als weltweite Bewegung. Wachstum kann nur stattfinden, wenn wir unser Geben über unseren Kreis hinaus erstrecken.

Am Ende gingen die Auswirkungen der „Auferstehung“ meiner ersten Zweigkirche weit über dieses bestimmte Gebäude und diesen besonderen Zeitraum hinaus. Die heilenden Auswirkungen ihrer Vergeistigung des Denkens halten bis heute an, da diejenigen, die vom Verständnis dieser Mitglieder von Kirche berührt wurden, weiter auf dieser Grundlage der Auferstehung aufbauen.

Als die heutigen Jünger Jesu setzen wir die Arbeit des Erbauens von Kirche fort, und in gewisser Weise sind wir selbst täglich unterwegs nach Emmaus. Wir können uns des Wissens erfreuen, dass wir nicht von Wahrheit fort-, sondern auf die lebendige Wahrheit, Gott, zugehen. Wir können uns an dem unausweichlichen Ergebnis dieser Reise freuen: dass auch wir beständig im Tempel sind und Gott preisen und loben.

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