Von Laura Lapointe:
Wenn ich mit einer ernsten Lage in der Welt konfrontiert bin, ist mein Ausgangspunkt, die Dinge, die ich sehe, in Gedanken aufzulösen und „die Gegenstände des Sinnes gegen die Ideen der Seele [einzutauschen]“ (Mary Baker Eddy, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 269). Das ist eine Art von Gebet. Es kann Zeiten geben, in denen man meint, für Frieden zu beten reiche einfach nicht aus. Doch ich glaube, und aus Erfahrung weiß ich, dass unsere Gedanken mehr Auswirkungen haben als uns bewusst ist, manchmal auf unerwartete Weise.
In letzter Zeit haben sich meine Gebete auf Ego, Macht und Kontrolle gerichtet. Statt sie Menschen und Situationen in der Welt zuzusprechen, fing ich an, in meinem eigenen Denken und Verhalten zu prüfen, wie ich diese Probleme direkt bei mir angehen konnte, da ich wusste, dass lokale Gebete zu Lösungen auf größerer Ebene beitragen.
Ich stellte fest, dass ich jedes egoistische Verlangen nach Kontrolle in meiner eigenen Erfahrung ausmerzen konnte. Ich war überzeugt, das beste Vorgehen in einer Situation in meiner Kirche zu kennen, und hatte den Impuls zu versuchen, anderen meinen Plan aufzuzwingen. Beim Beten erkannte ich, dass mein Bedarf an mehr Demut und einer Bereitschaft, auf Gott (sowie Kirchenmitglieder und andere) zu hören, derselbe war wie der allgemeine Bedarf auf Weltebene.
Mir ist natürlich klar, dass die Situation in meiner Kirche verglichen mit der enormen Herausforderung in der Ukraine unerheblich ist, doch das göttliche Bewusstsein, die Gegenwart des Geistes, stärkt und erhellt jedes richtige Bemühen. In Wissenschaft und Gesundheit wird es folgendermaßen beschrieben: „Geist teilt das Verständnis mit, das das Bewusstsein erhebt und in alle Wahrheit führt“ (S. 505).
Die letztendliche Wahrheit und Wirklichkeit aller Dinge müssen vollkommenen Frieden und vollkommene Harmonie einschließen, und wir fangen an, indem wir uns dessen in unserem eigenen Leben bewusst sind. Immer wenn wir vom allmächtigen und allgegenwärtigen Geist, Gott, erhoben sind, erheben wir das universale Denken und Erleben auf fühlbare Weise und bewegen uns näher auf eine Welt zu, in der Frieden zunehmend möglich und wirklich erscheint.
Von Christian A. Harder:
Gottes Liebe schließt jeden ein!
Millionen Menschen sind von den Kämpfen in der Ukraine und deren Auslösern betroffen. Man sieht in den Medienberichten, wie der Konflikt sauber in zwei Seiten geteilt wird – eine gute und eine böse Seite. Doch eine nähere Betrachtung zeigt, dass es viele Seiten gibt – ukrainische Zivilisten und Soldaten, pro-russische Kämpfer, widerwillige Rekruten im russischen Militär, russische und ukrainische Demonstranten gegen den Krieg, Flüchtlinge, darunter viele aus dem Nahen Osten und anderen Ländern, die gehofft hatten, nie wieder Krieg zu erleben, und viele andere.
Und wenn wir einen Schritt zurücktreten, um eine etwas weitere Sichtweise anzunehmen, erkennen wir, dass jeder Mensch unabhängig von dem persönlichen Hintergrund seiner Beteiligung Anteilnahme verdient, und dass jeder helfen kann, den Kreis der Gewalt zu durchbrechen. Der wahre Feind bei einem Krieg ist nicht eine andere Nation und nicht einmal das Militär einer Nation. Vielmehr ist es die Vorstellung, dass Gottes Kinder in widerstreitende Gruppen geteilt sind oder geteilt werden können.
Gott drückt Seine Liebe in jedem Seiner Kinder aus – ohne Ausnahme. Also hat jeder von uns die Fähigkeit, Bereitschaft und Gelegenheit, Seine Liebe zum Ausdruck zu bringen und sie vorbehaltlos ausgedrückt zu sehen – „Aggression, Unterdrückung und den Stolz der Macht“ zu beenden (Wissenschaft und Gesundheit, S. 451), ob wir in einem Kriegsgebiet sind, aus einem fliehen oder für Menschen beten, die dies tun.
Von Graham Thatcher:
Ich war schockiert zu lesen, dass eine ukrainische Entbindungsklinik bombardiert worden war. Erst empfand ich Hass auf den russischen Präsidenten und betrachtete ihn als eine unmittelbare Manifestation des Bösen.
Doch dann dachte ich an eine Zeit in meinem Leben zurück, in der ich um Gerechtigkeit gebetet hatte, nachdem ich Opfer einer Gewalttat geworden war. In der Zeit lernte ich darauf zu vertrauen, dass Gott Prinzip ist, der über alles erhabene Gesetzgeber und die Quelle aller Gerechtigkeit. Ich lernte ferner darauf zu vertrauen, dass Gerechtigkeit obsiegen wird, denn im Gebet des Herrn wird hinsichtlich unseres gemeinsamen Vaters bekräftigt: „Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel“ (siehe Matthäus 6:10). Ich musste nicht wissen, ob der Täter durch Strafverfolgung leiden oder sich ohne äußeren Anlass bessern würde. Ich musste nur die Überzeugung haben, dass das Ergebnis wie vom göttlichen Prinzip bestimmt der Ausdruck von Gerechtigkeit für alle sein würde. Ich konnte wissen, dass auch der Täter den Christus, Gottes Botschaft an den Menschen, hören konnte. Jeder der Beteiligten war die individuelle Ausdrucksweise von Gottes Gerechtigkeit und Güte und musste sich der Regierung Gottes fügen.
Mrs. Eddy schreibt in einem Artikel mit der Überschrift „Heilen durch Wahrheit“: „Nach dem göttlichen Gesetz werden Sünde und Leiden nicht durch Reue oder Straferlass aufgehoben. Die Christliche Wissenschaft erhellt nicht nur diese Wahrheit des Seins, sondern demonstriert sie, nämlich, dass die Sterblichen durch das Unrecht leiden, das sie absichtlich oder unwissentlich tun, dass jede Wirkung und Ausweitung des Unrechts auf den Übeltäter zurückfallen wird, bis er dem göttlichen Gesetz seine volle Schuld bezahlt; und mit dem Maß, mit dem er gemessen hat, wird ihm wieder zugemessen, voll, gedrückt und überfließend. Gewisslich: ‚Der Verächter Weg bringt Verderben‘“ (Vermischte Schriften 1883–1896, S. 261).
Ich bete darum, jeden Gedanken daran abzulegen, dass ein einzelner Mensch einem persönlichen Sinn von Bösem und Gesetzlosigkeit erliegen könnte. Der Mensch ist vielmehr das individuelle Bewusstsein der vollkommenen Widerspiegelung von Gottes Allheit und Güte. Und alle Landesoberhäupter können den Christus sprechen hören, ihre Sünden bereuen, ihre Handlungen ändern und einhergehendes Leid vermeiden.
Von Rosalie E. Dunbar:
Gebet zeigt, wie die Macht des Guten menschlichen Willen, Grausamkeit und Boshaftigkeit ausräumt und die rettet, die von solchen aggressiven Taten betroffen sind. Herausforderungen dieser Art in unserer Eigenschaft als Heilerinnen und Heiler mit der Überzeugung anzugehen, dass Liebe, Gott, die Macht hat, das Böse zu überwinden, hilft uns, unser Denken für Lösungen zu öffnen, die zunächst nicht sichtbar waren.
Für mich heißt das, dass die Macht der göttlichen Liebe nicht auf die Lösungen begrenzt ist, die wir intellektuell erarbeiten können. Eine Freundin von mir hat immer gesagt: „Liebe kann aus einer Sackgasse eine Durchfahrtsstraße machen.“ Damit meinte sie, dass die göttliche Inspiration unabhängig von unserer Denkweise eine neue und inspirierte Lösung auftun kann, die über materielle Umstände hinausgeht.
Es ist heute wohl nicht vorhersehbar, wie sich das in der aktuellen Situation in der Ukraine abspielen wird. Doch es ist unerlässlich, dass jeder von uns nach besten Kräften auf Gottes Erhabenheit, Führung und Leitung beharrt. Mrs. Eddy erklärt in ihren Schriften, dass Gott Gemüt ist – unendlich, allliebend und allgut. Wir können in unseren Gebeten auf der Allmacht dieses einen Gemüts bestehen, das jede seiner Ideen liebt.
Von Douglas Paul:
Mrs. Eddy schreibt: „Die Göttlichkeit des Christus wurde in der Menschlichkeit Jesu offenbar“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 25).
In den Wochen bevor Russland in die Ukraine eingefallen ist, hatte ich mich täglich gefragt, wie die Göttlichkeit alle Menschen umfängt und wie deren praktische Auswirkungen für den Einzelnen und für größere Gruppen aussehen. Der verlässliche Landepunkt ist für mich die Erkenntnis, dass inmitten der begrenzten und unharmonischen Umstände eine machtvolle göttliche Gegenwart vorhanden ist – der Christus, Wahrheit –, die den materiellen Sinnen unbekannt, aber dennoch im menschlichen Bewusstsein zugegen und aktiv ist. Sie ist fähig, die menschliche Erfahrung über die Begrenzungen und Grausamkeiten materieller Denk- und Verhaltensmuster hinauszuheben. Es ist das Licht, das „in der Finsternis [scheint], und die Finsternis hat es nicht begriffen“ (Johannes 1:5).
Mir fiel zusammen mit anderen göttlichen Eigenschaften Weisheit ein; sie erschien mir besonders wichtig. „Weisheit ist besser als Waffen“, sagt ein Bibelvers nach der Geschichte von einem armen, aber weisen Mann, der eine Stadt durch seine Weisheit vor einem großen König beschützte (siehe Prediger 9:13–18). Die vielen Regierungseinrichtungen und Politiker, die an Besprechungen und Verhandlungen hinsichtlich der Ukraine beteiligt sind, brauchen dringend eine Weisheit, die über menschliche Fähigkeiten hinausgeht. Die Schönheit der göttlichen Weisheit steht allen Beteiligten bereit. Sie ist überparteilich und bilateral. Weisheit ist die Stimme der göttlichen Liebe, die in der Ruhe selbstloser Liebe vernehmbar ist. Durch den Lärm wütender Egos, Drohungen, Ultimaten und Verwirrung dringt die innere Stimme der göttlichen Weisheit, die einen Pfad gegenseitigen Einvernehmens bahnt.
Wir können darum beten zu wissen, dass die Stimme der Weisheit vernommen und akzeptiert werden kann. Sie kann für Einzelne und Nationen die Oberhand gewinnen.
Von Béatrice Labarthe:
Wie viele andere bete ich hinsichtlich der Ukraine. Meine Gebete drehen sich unter anderem darum, dass grausame Gedanken, böse und zerstörerische Kräfte jede Bestandskraft verlieren müssen, denn sie haben in Gottes Reich keine Existenz. Falsche Denkweisen und Konzepte können sich nicht mit dem wahren Bewusstsein des Menschen verbinden, vermischen oder von diesem angezogen werden, denn „Adhäsion, Kohäsion und Anziehungskraft sind Eigenschaften des Gemüts“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 124). Die grundlegenden Fähigkeiten und Ziele des Menschen liegen darin, Prinzip, Liebe, zu folgen, eine Beziehung mit der Anziehungskraft des Guten einzugehen und nützliche Ideen zu verbinden (anzusammeln). Und diese göttlichen Gesetze von Adhäsion und Anziehungskraft können eine Atmosphäre schaffen, die einer Lösung förderlich ist. Sie können einen Weg finden, alle Beteiligten zu segnen.
Als es vor mehreren Jahren häufige Terroranschläge auf Zivilisten in Paris gab, wollte ich etwas tun, das hilfreich war, so wie es heute viele in Bezug auf die Ukraine tun, und ich schloss diesen Wunsch in mein Gebet ein. Dann war ich eines Tages in der Bibliothek der Weltgesundheitsorganisation und unterhielt mich mit einem Mann, der hereingekommen war. Ich sagte unverblümt, dass die Morde aufhören mussten. Am folgenden Tag sah ich zu meiner Überraschung in der Zeitung ein Foto von diesem Mann, das ihn als den Außenminister des Landes identifizierte, das der Anschläge beschuldigt wurde. Ich war von Ehrfurcht erfüllt, dass ich dazu geführt worden war, mit diesem Mann zu sprechen, ohne zu wissen, wer er war.
Die Anschläge hörten kurz danach auf. Es heißt, dass jeder Wassertropfen wichtig für das Meer ist, und jeder ehrliche Wunsch zu helfen trägt zur Lösung des Problems bei.
