Es hieß, dass ein Wunder nötig sei, um auch nur einen Sieg zu erringen. Aber jetzt hatten Abby und ihre Mannschaft am letzten Tag des Fußball-Einladungsturniers die zweite Verlängerung gegen das höchstrangige Team hinter sich.
Nun kam es zum Elfmeterschießen. Fünf Spielerinnen pro Mannschaft stellten sich auf, um aufs Tor zu schießen. Abby wartete, bis sie dran war; sie sollte als letzte schießen. Das Team schrie und kreischte bei jedem Schuss.
Abby begriff, dass sie sich sammeln musste, um überhaupt schießen zu können. Doch sie konnte weder vom Spielfeld gehen noch den Leuten sagen, sie sollen still sein. Sie wusste aber, dass sie selbst mitten in dem Lärm und der Aufregung Ruhe finden konnte, wenn sie betete.
Erst dachte sie an ein Gedicht, das ihr immer Frieden brachte. Es heißt „Der Mutter Abendgebet“ und ist von Mary Baker Eddy (Vermischte Schriften 1886–1893, S. 389):
Kraft, Freude, Friede, holde Gegenwart,
die schützend birgt, was noch des Werdens harrt,
liebreich des Nestlings zagen Flug bewacht:
Dein Fittich trag empor mein Kind heut Nacht!
Abby war so mit Beten beschäftigt, dass sie keine Zeit hatte, verkrampft zu sein. Als Nächstes kam eins ihrer Lieblingsgebete dran, nämlich das „tägliche Gebet“: „,Dein Reich komme‘; lass die Herrschaft der göttlichen Wahrheit, des göttlichen Lebens und der göttlichen Liebe in mir aufgerichtet werden und alle Sünde aus mir entfernen; und möge Dein Wort die Liebe der ganzen Menschheit bereichern und sie regieren!“ (Kirchenhandbuch, S. 41).
Als Abby sich für den Elfmeterschuss fertigmachte, war sie ganz ruhig. Sie schoss den Ball links oben ins Netz. Ihre Freunde und Mannschaftskameradinnen fingen an zu jubeln und zu schreien. Sie rannten aufs Feld, kreischten und umarmten sich. Erst da merkte Abby, dass ihr Tor den Gewinn erzielt hatte. Später sagte sie, dass sie nie empfunden habe, das ganze Spiel hänge von ihrem Schuss ab. Sie hatte nur gebetet, um Gott widerzuspiegeln.
In derselben Woche betete Abby bei den Schulprüfungen auf diese neue Weise, die sie beim Fußballspiel gelernt hatte. Immer wenn sie Angst hatte oder sich überwältigt fühlte, dachte sie daran, was auf dem Spielfeld passiert war. Da war sie unter großem Druck gewesen, doch mit Beten hatte sie sich sammeln können. Das gleiche konnte sie bei einer Grammatik- oder Matheprüfung machen. Und so war es auch!