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Die Wahrheit über Widrigkeiten

Aus dem Herold der Christlichen Wissenschaft. Online veröffentlicht am 7. Juni 2019


Es lebte einmal ein Mann, der sich nicht entmutigen ließ. In seinem Leben ging eine Sache nach der anderen „schief“, wie man so sagt. Ein Unglück nach dem anderen traf ihn, anscheinend ungerechterweise und nicht durch sein eigenes Verschulden. Doch was auch geschah, er ließ sich nicht aus der Fassung bringen. Ja die Art, wie er sich mit jeder scheinbaren Widrigkeit auseinandersetzte, ermöglichte es ihm sogar, sie in einen Segen zu verwandeln – und zwar nicht nur für sich selbst, sondern für alle Menschen in seinem Umkreis. Er besaß offensichtlich einen unerschütterlichen Glauben, dass das Rechte letztlich siegen würde. Dieser vor langer Zeit lebende Mann war der junge Hebräer Josef, den die bezwingende Hand der göttlichen Liebe von der Schafweide seines Vaters wegführte, um ihn in dem damals mächtigsten Reich der Welt zum größten Einfluss für das Gute werden zu lassen. Wie brisant die Umstände auch waren, offensichtlich beklagte er sich nicht. Wie hoffnungslos die Lage auch aussah, er verlor nie den Mut. Er vertraute einfach auf Gott und tat sein Bestes.

Es ist eine wunderbare Geschichte, die für den heutigen Christlichen Wissenschaftler von lebhaftem Interesse ist, denn sie veranschaulicht, dass jeder widrige Umstand, wenn richtig angegangen, in eine neue Gelegenheit umgewandelt werden kann, die Wahrheit der Bibelstelle zu beweisen, „dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen“ (Römer 8:28). Warfen Josefs Brüder, von Neid und Eifersucht getrieben, ihn in der Wüste in eine Grube? Es diente alles zum Besten, denn er wurde daraufhin an die Karawanenhändler verkauft und nach Ägypten geführt – und das brachte ihn seinem großen Lebenswerk ein gutes Stück näher. Gewiss, er war dort nur ein Sklave, doch das entmutigte ihn nicht. Alles diente weiter zum Besten und er ging still seiner Arbeit nach, so gut er es vermochte. Der plötzliche Übergang von seinem schlichten Elternhaus im Land Kanaan zum Haus des reichen Ägypters Potifar verwirrte ihn nicht, noch raubte es ihm seine Selbstsicherheit. Er erfüllte die ihm auferlegten Pflichten im Haushalt seines Dienstherrn, unbesorgt darüber, dass er ein Gefangener in einem fremden Land war, und unberührt von dem krassen Materialismus, der ihn umgab.

Die gleiche Zieltreue, dieselbe Integrität im Denken und Handeln, die den Hass und Neid seiner Brüder so stark entflammt hatten, versetzten erneut das fleischliche Gemüt in Wut, und das unpersönliche Böse legte es darauf an, Josef auf einem neuen Weg ins Verderben zu stürzen. Aufgrund einer falschen Anklage wurde er ins Gefängnis geworfen. Es wird jedoch nicht berichtet, dass er sich in Selbstbedauern, Selbstgerechtigkeit, Groll oder bitterer Verdammung erging, noch verlor er, soweit uns bekannt ist, kostbare Zeit damit, sein Schicksal zu beklagen. Er glaubte weiter an seinen Gott und die Tatsache, dass sich alles zum Besten wenden würde. Schien es nach menschlichem Ermessen, dass seine Nützlichkeit ein Ende gefunden hatte und ihm seine Arbeit genommen war? Alles nicht wahr. Die Arbeit, die er getan hatte, war ihm zweifellos genommen worden, aber das bedeutete nur, dass jetzt eine andere Tätigkeit begann. Wenn er auch nicht mehr die großen Dinge für seinen Dienstherrn tun konnte, die er so getreulich und gut erledigt hatte, so konnte er doch immer noch kleine Dinge für seine Mitgefangenen tun, und zwar genauso getreulich und gut. Vielleicht hatte er bereits gelernt, dass weniger die Größe der getanen Dinge zählt als die Einstellung, mit der man darangeht.

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