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Füreinander beten

Aus dem Herold der Christlichen Wissenschaft. Online veröffentlicht am 7. März 2019


Vor Jahren bat mich meine Lehrerin der Christlichen Wissenschaft (bei der ich am Elementarunterricht in der Christlichen Wissenschaft teilgenommen hatte) nach meiner jährlichen Schülerversammlung, ihr ein paar Dinge nach Hause zu tragen. Unterwegs holte sie plötzlich ein ziemlich großes Adressbuch aus der Handtasche. Es wurde von einem Gummiband zusammengehalten, und überall hingen Zettel heraus.

„Hier seid ihr alle drin“, sagte sie. Ich wusste, dass sie die Kontaktinformationen aller ihrer Schüler meinte. Dann sagte sie fröhlich: „Weißt du, ich bete für euch alle. Immerzu.“

Ich war sprachlos. Unsere Schülervereinigung hatte fast fünfhundert Mitglieder. Als ich sie fragte, wie und wann sie Zeit dazu findet, erwähnte sie alle möglichen alltäglichen Situationen: beim Anstehen an der Kasse, vor dem Fahrstuhl in ihrem Gebäude, auf dem Weg in ihr Praxis-Büro.

Ich fühlte mich unglaublich geliebt – und genierte mich geradezu. Hier war meine Lehrerin, die für Hunderte von Schülern betete, doch mir war es noch nie eingefallen, für sie zu beten. Dabei hatten wir doch nur sie! Ich schwor in dem Moment still, von nun an regelmäßig zu beten, um meine Lehrerin und auch die Schülervereinigung zu unterstützen. Und das tat ich.

Wir meinen vielleicht, dass wir nur mit Erlaubnis für andere beten dürfen. Doch das stimmt nicht ganz. Gebet, das sich an das Denken einer anderen Person richtet, erfordert deren Erlaubnis. Aber Gebet, das alle Menschen umfängt, steht allen frei, die Christi Jesu Leben und Lehren nachfolgen wollen. Ja, wir sind sogar dazu aufgefordert, dies beständig, freigiebig und liebevoll zu tun. Paulus wies uns im ersten Brief an die Thessalonicher an: „Betet ohne Unterlass“ (5:17). Und Jakobus schrieb: „Bekennt einander eure Sünden und betet füreinander, damit ihr gesund werdet. Das Gebet des Gerechten vermag viel, wenn es ernsthaft ist“ (5:16).

Der Meister bewog seine Schüler mit Wort und Tat, einander zu lieben. Er betete oft für sie. Kurz vor seiner Kreuzigung betete er konkret darum, dass sie vereint und gottzentriert bleiben mochten – und dass alle, die in Zukunft seine Lehre befolgten, glauben würden, was er jenen ersten Jüngern gelehrt hatte.

Jesus sagte ferner den Tausenden, die kamen, um ihn predigen zu hören, dass jeder seinen Nächsten lieben muss wie sich selbst und sogar für seine Feinde und Verfolger beten soll. Diese Gebote forderten von seinen Zuhörern, dass sie ihr Konzept von Liebe erheblich erweiterten, denn im Allgemeinen betete man nur für Familie und Freunde. Jesu letzte Anweisung an seine Schüler vor seiner Himmelfahrt war: „Geht hin in die ganze Welt und predigt das Evangelium der ganzen Schöpfung“ (Markus 16:15). Damit sind und waren Christen aufgefordert, die ganze Menschheit in ihre Gemeinschaft mit Gott einzuschließen.

Die Bibel zeigt uns unter anderem folgende Arten von Gebet:

Lob und Dankbarkeit

Wir können uns an Gott erfreuen und für jeden Beweis von Gutem, Intelligenz, moralischer Stärke, Gesundheit, Schönheit, Freundlichkeit und Freude Dank sagen, die wir in der menschlichen Erfahrung erleben und beobachten – bei uns oder in der Welt, bei Bekannten oder Unbekannten, in Wort oder Tat. Wir können sie als Zeichen von „Immanuel“, „Gott mit uns“, erkennen (Matthäus 1:23). Solche Wahrnehmungen des Göttlichen spiegeln Gott wider, auch wenn sie nur in unserem Innern stattfinden. Sie erwecken das menschliche Denken dazu, die Gegenwart und Macht Gottes, des Guten, anzuerkennen, und helfen uns, materielle Überzeugungen abzulegen, die Sterblichkeit und Böses wirklich und mächtig erscheinen lassen.

Bittgebet

Die Bitte um Gottes Segen – Seine Führung, Weisheit und Gnade – für uns und andere ist ein nützliches Gebet. Es vergeistigt das Denken und fördert Wachstum in der Heiligkeit für alle, während ein reines Ansuchen um materielle Dinge oder die Erfüllung egoistischer Wünsche nie zu dauerhaftem Guten oder Fortschritt führt, selbst wenn es dabei nicht um uns geht.

Mary Baker Eddy, die Gründerin der Christlichen Wissenschaft, folgte Jesus und betete regelmäßig für ihre Kirche, ihr Land und die Menschheit. In ihrem Täglichen Gebet (siehe Handbuch der Mutterkirche, S. 41) fordert sie den Betenden auf, sich nicht nur der Macht und Allheit Gottes bewusst zu sein, sondern auch der Tatsache, dass die ganze Menschheit die göttliche Liebe und Wahrheit spüren und von ihr regiert werden kann. Sie betete auch für Menschen, die nicht ihrer Meinung waren oder sie sogar hassten: „Jeden Tag bete ich: ‚Gott, segne meine Feinde; mache sie zu Deinen Freunden; lass sie die Freude und den Frieden der Liebe erkennen‘“ (Die Erste Kirche Christi, Wissenschaftler, und Verschiedenes, S. 220).

Bekräftigung

Gebet in der Christlichen Wissenschaft, das Gottes Allheit bekräftigt, ist eine Anerkennung der göttlichen Wahrheit, die allein wahre Freiheit von der Illusion eines Lebens in der Materie bewirken kann.

Wenn wir Anzeichen von Ungerechtigkeit, Leiden, Unehrlichkeit oder Disharmonie sehen, können wir bekräftigen, dass das göttliche Prinzip – die unendliche Liebe und das vollkommene Gemüt – unabhängig vom Anschein alles unter Kontrolle hat und dass in Wirklichkeit alle Beteiligten die Güte Gottes widerspiegeln. Mary Baker Eddy erklärt in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, dass Jesu „demütige Gebete tiefe und gewissenhafte Bezeugungen der Wahrheit waren – Bezeugungen des Menschen als Gottes ‚Bild‘ und der Einheit des Menschen mit Wahrheit und Liebe“ (S. 12).

Selbstloses Gebet, das aus tiefstem Herzen kommt, sowie demütiges, aufrichtiges Lauschen auf Gott reinigt die Atmosphäre des Denkens und erhebt und berichtigt das menschliche Bewusstsein. Solches Gebet ist weder aufdringlich noch schädlich, sondern still und nützlich und wirkt laut Jesu Gleichnis vom Himmelreich wie Sauerteig, der alles Mehl durchsäuert (siehe Matthäus 13:33).

Zwei Jahre nachdem meine Lehrerin der Christlichen Wissenschaft und ich über das Adressbuch gesprochen hatten, wurde sie kurz vor der Schülerversammlung plötzlich schwerkrank. Doch sie wurde geheilt und leitete die Versammlung so lebendig und fröhlich wie immer. Ich weiß, dass sie in der Zeit von einem Praktiker der Christlichen Wissenschaft behandelt wurde. Doch ich weiß auch, dass ihre Schüler für sie beteten. Ich war so froh, zu ihnen zu gehören und eine Person zu unterstützen, die mir so viel Segen gebracht hatte. Meine Gebete segneten auch mich. Ich konnte die Reise nach Übersee zu unserer jährlichen Schülerversammlung noch weitere dreißig Mal machen. Daraus lernte ich nicht nur, dass das, was einen segnet, alle segnet (siehe Wissenschaft und Gesundheit, S. 206), sondern was alle segnet, segnet auch jeden, der betet.

Ethel Baker
Auf Einladung der Redaktion

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