Mein Freund James besuchte ein Internat für Christliche Wissenschaftler. Eines Morgens wachte er mit einer schlimmen Erkältung auf.
Er fing an, still für sich „wissenschaftliche Erklärung des Seins“ aus Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy aufzusagen (S. 468): „Es ist kein Leben, keine Wahrheit, keine Intelligenz und keine Substanz in der Materie.“ In der Sonntagsschule hatte er gelernt, dass Materie sich nicht erkälten kann, denn Materie kann sich weder als krank noch als gesund betrachten. Er hingegen ist ein vollkommenes Kind Gottes und keinen sogenannten Gesetzen der Materie ausgesetzt.
James ging sorgfältig die ganze Erklärung aus Wissenschaft und Gesundheit durch. Die Erkältung war immer noch da. Also fing er von vorne an.
Er ging ins Bad und fühlte sich elend. Aber er sagte immer wieder die „wissenschaftliche Erklärung des Seins“ auf. Auch unter der Dusche. Und als er sich anzog, das Bett machte und aufräumte. Die Erkältung war immer noch da, und sein Zimmergenosse merkte das.
„Alles OK bei dir?“, fragte Leon. James sagte: „So mehr oder weniger.“ „Na, dann arbeitest du besser weiter“, sagte sein Zimmergenosse.
„Was soll das heißen, ich soll weiterarbeiten?“, dachte James. „Das tue ich doch die ganze Zeit!“
Beim Frühstück bemerkte James’ Freund Marcus, dass er erkältet war, und erinnerte ihn daran, dass sie am nächsten Tag ein wichtiges Spiel hatten. James dachte an das Basketballspiel, die Erkältung und wie frustriert er war. Er beschloss, zur Pflegerin der Schule zu gehen.
Das Büro der Pflegerin war dazu da, den Schülern des Internats beim Heilen durch Gebet zu helfen. Frau Point, die Pflegerin, setzte sich zu ihm. Sie wartete einen Augenblick und nahm dann eine Plastikblume zur Hand. „Was, meinst du, ist der Unterschied zwischen dir und dieser Plastikblume, James?“
Im Naturkundeunterricht hatte James einiges über organische und anorganische Materie, Moleküle, DNS, atomare Strukturen, Verbindungen, Mixturen und Elemente gelernt. Also erklärte er ihr den Unterschied zwischen seiner Struktur und der einer Plastikblume. Er meinte, eine sehr genaue Erklärung gegeben zu haben.
„Mit anderen Worten, diese Blume und du besteht mehr oder weniger aus demselben Stoff, der nur anders angeordnet ist. Doch du bist erkältet und die Blume nicht. Was unterscheidet euch?“, fragte sie.
„Ich denke!“, sagte James. „Ich habe bestimmt tausend Mal die wissenschaftliche Erklärung des Seins aufgesagt. Und ich habe gerade die Bibellektion zum zweiten Mal gelesen.“
„Aber hast du das, was du gelesen und gedacht hast, auf deine Situation angewandt, dein Denken über dich und andere berichtigt?“, fragte Frau Point. „Du hast akzeptiert, dass die Blume und du aus demselben Stoff besteht. Bist du somit Materie?“
Sie schlug Wissenschaft und Gesundheit auf und las vor: „In Tibet wird bei einer Form der Anbetung eine Gebetsmühle durch die Straßen getragen und an den Türen haltgemacht, um für das Herunterleiern eines Gebets eine Münze zu erhalten“ (S. 10).
„Es klingt so, als ob du das hier gemacht hast – Gebete, Worte, herunterleiern, ohne über die Bedeutung nachzudenken“, sagte Frau Point.
James musste lächeln, denn er hatte diese Stelle am selben Morgen in Wissenschaft und Gesundheit auch gesehen. „Ich habe wohl gebetet, ohne zu praktizieren.“
James bat Gott um die Botschaft, die für seine Heilung nötig war. Ihm fiel wieder die „wissenschaftliche Erklärung des Seins“ ein, doch diesmal durchdachte er sie genau und bezog sie auf sich selbst. Das führte ihn dazu zu prüfen, wie er über seinen Zimmergenossen und andere gedacht hatte. Er hatte sich in letzter Zeit nicht sehr liebevoll oder gottähnlich gefühlt. Er warf seinen Unmut raus und ersetzte ihn durch Liebe. Da es nur ein Gemüt gibt und wir alle dieses Gemüt widerspiegeln, so überlegte er, kann es keine Disharmonie, Wut und keinen Unmut den Freunden gegenüber geben. In Wahrheit gibt es nicht etliche Gemüter, die in Konflikt miteinander sein können – es ist nicht liebevoll, anderen gegenüber kalt oder unfreundlich zu sein. Gottes Mensch, darunter James, Leon, Marcus und alle anderen, spiegelt Gottes Liebe wider. James war von Frieden und Demut erfüllt. Er holte tief Luft – die Erkältung war weg. Vollständig. Er dankte Gott für die heilende Erkenntnis, die ihm gekommen war.
Er nahm die Plastikblume und ging wieder zu Frau Point. „Und was haben die Blume und ich jetzt gemeinsam?“, fragte er sie. „Was denn?“ „Keine Erkältung.“