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Der „Tag kleiner Dinge“

Aus dem Herold der Christlichen Wissenschaft. Online veröffentlicht am 15. August 2022

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 15. August 2022 im Internet.


„Die Hände Serubbabels haben dieses Haus gegründet; seine Hände sollen es auch vollenden ... Denn wer ist es, der den Tag kleiner Dinge verachtet?“ (Sacharja 4:9, 10).

„Viele der ... Obersten der Vaterhäuser, die das vorige Haus gesehen hatten, weinten laut, als nun vor ihren Augen der Grund für dieses Haus gelegt wurde. Viele aber jauchzten vor Freude mit lauter Stimme“ (Esra 3:12).

Serubbabel war ein Statthalter in Juda, der die Aufgabe bekam, den jüdischen Tempel in Jerusalem wiederaufzubauen. Doch als das Fundament gelegt wurde, zeigte es sich, dass dieser Tempel kleiner sein würde als der ursprüngliche Tempelkomplex, den König Salomo gebaut hatte (und der zerstört worden war), und viele der Ältesten, die den ursprünglichen Tempel gekannt hatten, weinten – vielleicht weil ihnen der neue so viel dürftiger vorkam. Und vielleicht waren viele derer, die „jauchzten vor Freude mit lauter Stimme“, die Jüngeren, die den ersten Tempel nie gesehen hatten. Doch die jauchzenden Menschen waren offensichtlich so dankbar, dass der Tempel wiederaufgebaut werden würde, dass sie für den Fortschritt dankten, statt den relativ bescheidenen Anfang zu beklagen, aus dem am Ende ein wichtiges Gotteshaus entstand. Hatten sie verstanden, dass bescheidene Anfänge mit Geduld und Gottvertrauen zu größeren und umfangreicheren Ausdrucksformen des Guten heranwachsen können?

Ich habe im Lauf der Jahre festgestellt, dass mich der treue, sorgsame und bewusste Umgang mit scheinbar bescheidenen Anfängen bzw. „kleinen Dingen“ darauf vorbereitet und dafür stärkt, größere Herausforderungen zuversichtlicher anzugehen.

Ein Grundstein dieser Maxime war über Jahrzehnte hinweg – in vielen grundlegenden Bereichen meines Lebens – das Bemühen, die Wahrheit von Gott als der einzigen Ursache und dem einzigen Schöpfer zu leben. Und die erste Anforderung an uns beim Praktizieren dieses Verständnisses geistiger Ursächlichkeit ist, Gott als unseren einzigen Ursprung anzuerkennen. Seit Jahren wache ich morgens mit der bewussten Bestätigung auf, dass mein Ursprung in Geist, Gott, liegt und dass ich niemals materiell erschaffen wurde.

Ein Satz im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, ist in diesem Zusammenhang besonders wertvoll und wichtig für mich: „Die geistige Ursächlichkeit ist die einzige Frage, über die man nachdenken sollte“, so erklärt sie, „denn mehr als alles andere ist die geistige Ursächlichkeit mit dem menschlichen Fortschritt verbunden“ (S. 170). Die Grundidee der geistigen Ursächlichkeit war das tägliche Leitmotiv in all den Jahren meiner Tätigkeit im künstlerischen Bereich, in denen ich mich in Bezug auf Originalität, Kreativität und Frische allein auf Gott verließ.

Dann kam nach und nach und aus unterschiedlichen Gründen die Idee auf, diese Hingabe an den geistigen Ursprung auf andere Bereiche meines Lebens auszuweiten – und zwar dahingehend, Handlungen und Entscheidungen beispielsweise als ausschließlich von Gott kommend und ohne einen anderen Urheber anzuerkennen. Wenn ich also spazieren ging, hielt ich an der Tür inne, um mir bewusst zu machen, dass das göttliche Gemüt die Richtung bestimmen würde, die ich einschlug. Je mehr ich diese Abhängigkeit von Gott als Wegweiser in kleinen Dingen praktizierte, desto klarer hörte ich Gottes Anweisungen in den gewichtigeren Angelegenheiten, in denen Führung und Leitung benötigt wurden.

Die Grundidee geistiger Ursächlichkeit bestimmte meine Tage in dem Maße, wie ich in meinem Verständnis ihrer Anwendbarkeit wuchs – da die Fülle der tiefgreifenden Wahrheit des geistigen Daseins das menschliche Bewusstsein nicht mit einem Mal vereinnahmt. Die Idee, sich mehr und mehr an Gott als den einen – und beständigen – Schöpfer, die eine Ursache und den einzigen Urheber meiner Gedanken, Ideen und Handlungen zu wenden, entwickelte sich im Laufe der Jahre zunehmend, bis ich irgendwann verstand, dass der gemeinsame Nenner von allem, was ich tat, die Demonstration meiner Untrennbarkeit von Gott war. Ich bewegte mich auf die Erkenntnis meiner vollständigen Einheit mit und Abhängigkeit von dem einen Gemüt hin – und, ebenso wichtig und nötig, ich machte gleichzeitig Fortschritte darin, den Glauben an ein eigenes Gemüt und einen eigenen Willen aufzugeben.

Vielleicht war es das, was mich auf die Notwendigkeit hinwies, das Erste Gebot besser und umfassender zu verstehen. Denn genau das geschah. Mary Baker Eddy sagt uns, dass das Erste Gebot – „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir“ (2. Mose 20:3) – ihr „Lieblingsvers“ ist, denn dieses Gebot „demonstriert die Christliche Wissenschaft“ (siehe Wissenschaft und Gesundheit, S. 340).

Reiner Gehorsam dem Ersten Gebot gegenüber würde unweigerlich bedeuten, dass kein Gedanke, keine Idee, kein Wort, keine Tat und kein Ereignis heilsamer, konstruktiver Art mit einer Ursache oder Macht in Verbindung gebracht werden kann außer dem einen Gemüt. Und er würde uns zu der Erkenntnis führen, dass Gott uns nicht (wie allgemein angenommen) erschafft, einen „freien Willen“ schenkt und dann uns selbst überlässt, sondern die intelligente, liebevolle Ursache jeder Wirkung – und somit jeder Zehntelsekunde unserer Existenz – ist.

Ich habe festgestellt, dass mich der treue und sorgsame Umgang mit scheinbar bescheidenen Anfängen darauf vorbereitet, größere Herausforderungen zuversichtlicher anzugehen.

Und unser Bestreben, uns unser Leben lang dessen bewusst zu sein, würde die Tatsache unserer wissenschaftlichen Beziehung zu Gott bestätigen, in der nicht der geringste Umstand dazu führen könnte, dass Gottes Individualitäten, die geistigen Nachkommen der Liebe, etwas anderes denken, sagen oder tun, als das Ergebnis bzw. die Widerspiegelung von Gott selbst – ebenso wenig wie ein Sonnenstrahl sich jemals von der Sonne trennen und etwas anderes als das Ergebnis der Sonne sein könnte. Nur Gott besteht aus sich selbst. Wenn Gott verschwinden würde, wäre nichts mehr übrig, ob klein oder groß, denn Gott ist das Gemüt, Ego und Leben von allem und allen.

Ich schätze, man könnte sagen, dass ich nun auf dem Weg zu einem umfassenderen Verständnis des „Tags kleiner Dinge“ war.

Als ich anfing, mein Denken in Bezug auf das Erste Gebot umfangreicher zu prüfen, merkte ich, dass ich vielfach Macht bzw. eine Ursache allen möglichen alltäglichen Dingen und nicht Gott zuwies. Verachtete ich unbeabsichtigt den „Tag kleiner Dinge“? Teilte ich den Tag in Teile auf, die wichtig oder nicht wichtig genug waren, um Gehorsam dem Ersten Gebot gegenüber zu erfordern? Die göttliche Liebe berichtigte mich auf höchst einfache, aber liebliche und beeindruckende Weise.

Ich liebe Vögel und beobachte sie seit Langem. Vor etlichen Jahren hielt sich ein Paar Baltimoretrupiale auf ihrem Weg nach Süden einige Zeit in unserer Gegend auf. Sie kamen ein paar Jahre lang immer wieder – und waren dann auf einmal verschwunden. Ich hatte sie mindestens fünf Jahre lang nicht gesehen und sehnte mich sehr nach ihrer Rückkehr. Ich stellte besonderen Nektar für sie hinaus sowie Orangen und Fruchtgelee – Nahrungsmittel, die sie besonders lieben –, doch sie kamen nicht. Trotzdem beschloss ich vor ein paar Jahren, es noch einmal zu versuchen, und hängte alle meine speziellen Futterspender raus, doch ohne Erfolg.

Und dann ging mir ein Licht auf. In einem Augenblick der Inspiration verstand ich, dass ich nicht Geist als die einzige Ursächlichkeit und Anziehungskraft gesehen hatte (wie das Erste Gebot es fordert), sondern Nektar, Fruchtgelee und Orangen. Diese Erkenntnis war so überzeugend, so einfach, dass ich meinen Irrtum sofort erkannte und durch die Wahrheit ersetzte, die dem Ersten Gebot zugrunde liegt: dass Ursache und ihre Wirkungen allein Gott zuzuschreiben sind.

Wir lesen im Lehrbuch: „Es gibt nur eine wirkliche Anziehungskraft, die des Geistes“ (S. 102). Durch Anziehungskraft klassifiziert Geist alle seine unendlichen Ideen und stellt sie in einen harmonischen Zusammenhang miteinander. Durch den Heiligen Geist – das dynamische Gesetz aller Tätigkeit, das Geist zuzuordnen ist – ist die unendliche Schöpfung der Liebe intelligent synchronisiert und geordnet.

Selbst in dieser bescheidenen Angelegenheit konnte ich sehen, wie ungeheuer wichtig es ist, die Wissenschaft richtig zu verstehen, um unsere ungebrochene Einheit mit Gott zu demonstrieren. Es lag auf der Hand, dass wir die Illusion einer Trennung von Gott zulassen – und es versäumen, Ihn zu verherrlichen –, wenn wir Ihn unwissentlich oder absichtlich nicht als die einzige Ursache anerkennen. „Die wissenschaftliche Einheit, die zwischen Gott und Mensch besteht, muss im praktischen Leben herausgearbeitet werden und der Wille Gottes muss allüberall geschehen“, erklärt das Lehrbuch auf Seite 202 und gibt uns damit die wichtige Information, die die ununterbrochene Koinzidenz der Göttlichkeit mit der Menschheit unterstreicht.

Nur einen Tag später sah ich durch das Fenster meines Arbeitszimmers einen Schimmer aus leuchtendem Orange vorbeihuschen. Ich lief eilig nach unten in die Küche und sah, wie ein wunderschöner Baltimoretrupial den Nektar für Kolibris trank – nicht etwa den speziellen Nektar für Baltimoretropiale, der nur einen halben Meter entfernt bereitstand. Auf meinen Spaziergängen in den darauffolgenden Tagen sah ich ihn überall. Er und seine Partnerin kamen täglich, um den ganzen Frühling und Sommer über Kolibrinektar zu trinken und in meiner Vogeltränke zu baden, und im Jahr darauf kamen sie auch wieder.

Die Frage ist: Ging es nur darum, Baltimoretrupiale zu sehen? Nein, das wusste ich. Es war eine eindeutige Lektion dahingehend, die allumfassende Wissenschaft des Ersten Gebots zu verstehen. Es ging darum zu erkennen, wie wissenschaftlicher Gehorsam – ein bewusstes Wahrnehmen geistiger Ursächlichkeit im kleinsten Detail des Alltags und nicht nur in dem, was uns als die komplexeren, größeren Herausforderungen des Lebens erscheint – unsere nahtlose Einheit mit unserem Schöpfer demonstriert und uns mehr Vertrauen in die Liebe und Fürsorge Gottes für uns in allen Dingen verleiht.

Könnte ein Verachten des „Tags kleiner Dinge“ womöglich eine Ignoranz gegenüber dem wahren symphonischen Sein zutage fördern? Wunderschöne Symphonien bestehen nicht nur aus lauten, dröhnenden, mächtigen Musikpassagen, sondern aus der Balance von Passagen verschiedenster Intensität, vom leisesten „Ping“ einer Triangel bis hin zu den friedvollen Klängen einer Harfe oder der Fröhlichkeit einer Flöte. Ihre Schönheit liegt in der Einheit des Einfachen und Komplexen, des Kleinen und Großen, des Offensichtlichen und Subtilen. Wie das Gewand Christi ist sie ungeteilt, ein vollständiger Satz der ewigen Symphonie der Seele.

Wir lesen in Wissenschaft und Gesundheit: „Physische Ursächlichkeit wurde von diesem Original-Menschen, Jesus, von Anfang bis Ende verworfen“ (S. 286). Nicht nur war kein Problem zu groß für Christus Jesus, sondern es war auch nichts zu klein. Er verachtete den „Tag kleiner Dinge“ nie. Er erkannte Gottes Gegenwart, Schönheit und Fürsorge für die Menschheit und die Flora und Fauna in der Schönheit der Lilien auf dem Feld und der Nahrung für die Vögel unter dem Himmel. Er lehrte eine der größten Lektionen – den ewigen Wert eines jeden –, indem er auf das Leben eines kleinen Spatzen hinwies: „Verkauft man nicht fünf Sperlinge für zwei Groschen? Dennoch ist vor Gott nicht einer von ihnen vergessen“ (Lukas 12:6).

Zu glauben, dass wir mit den scheinbar kleinen Dingen allein und ohne Gott fertig werden können oder sollten – dass wir Gott mit Kleinigkeiten nicht „stören“ sollten –, leugnet unsere wissenschaftliche, unzerstörbare Einheit mit unserem Schöpfer. Es spricht nicht von Demut, sondern von der mangelnden Bereitschaft, das völlig falsche, unwirkliche, persönliche Verständnis vom Selbst abzulegen und aufzugeben, das unser großer Meister Christus Jesus als Illusion der materiellen Sinne, als Fälschung des wahren, von Gott erschaffenen Menschen überführt hat. Sein bescheidener Satz „Ich kann nichts von mir selber tun“ (Johannes 5:30) drückt so wundervoll einfach die Wissenschaft des Seins aus, die Unteilbarkeit der kleinen und großen Elemente, aus denen sich das Gewebe des individuellen und kollektiven Lebens zusammensetzt. Dieser Satz illustriert so umfassend die Tatsache, dass Gott das beständige und alleinige Leben und die Substanz aller Schöpfung ist – wie die Analogie von Sonne und Sonnenstrahl verdeutlicht.

Was wir auch tun – wie banal es auch erscheinen mag –, ist heilig und preist Gott, wenn wir uns bewusst als Widerspiegelung bewegen.

Meine Erfahrung mit dem Baltimoretrupial hat mir noch einmal deutlich gemacht, wie wichtig es ist, nur dem einen Gemüt eine Ursächlichkeit zuzuweisen und nichts anderem, egal wie klein oder groß. Wie oft messen wir dem Alter, dem Körper, der Vererbung, einer Persönlichkeit (die wir entweder als gut oder böse klassifizieren), der Wirtschaft, der Regierung, dem Geld, der Konditionierung, einer Pandemie, dem Wetter, Birken und Gräsern, dem Glück, dem Zufall oder sonst einem der vielen Dinge, die vorgeben, mit Geist als der einzigen Ursache zu konkurrieren, eine gewichtige Ursächlichkeit zu? Wir beschummeln und schaden uns selbst, wenn wir Ursächlichkeit und Macht etwas anderem als Gott zuordnen. Egal wie viel Macht das, was nicht Geist oder geistig ist, für sich behauptet, ist Gott, das All-Gute – hier und jetzt – demonstrierbar die unendliche und einzige Macht und Gegenwart.

Der Lohn, der ein Prüfen unseres Denkens und das Bestreben, das Erste Gebot zu befolgen, mit sich bringt, ist reichhaltig – darunter ein wachsendes Verständnis unserer Einheit mit dem Vater, Gott, das Christi Jesu Lehren und Praxis in allem zugrunde lag. Wissenschaft und Gesundheit erklärt: „Jesus von Nazareth lehrte und demonstrierte das Einssein des Menschen mit dem Vater, und dafür schulden wir ihm endlose Ehrfurcht“ (S. 18).

Was wir auch tun – wie banal es auch erscheinen mag –, ist heilig und preist Gott, wenn wir uns bewusst als Widerspiegelung bewegen. Selbst das geringste Bewusstsein der göttlichen Allmacht hilft uns, Jesu Beschreibung des Himmelreichs zu verstehen:

„Es ist wie ein Senfkorn, das, wenn es aufs Land gesät wird, kleiner als alle Samen auf der Erde ist; und wenn es gesät wurde, dann geht es auf und wird größer als alle Kräuter“ (Markus 4:31, 32).

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