Fühlen Sie sich unter einem Berg von Aufgaben begraben? Wachen Sie mit dem Gefühl auf, mit allem hintendran zu sein, bevor Sie auch nur aus dem Bett gestiegen sind? Laut Umfragen sind Sie damit nicht allein. Viele Menschen berichten, durch die Menge ihrer Aufgaben gestresst zu sein.
Im Kern dieses Drucks ist ein bohrendes Gefühl persönlicher Verantwortung. Ob wir uns beeilen, um am Arbeitsplatz alles termingerecht zu erledigen, unsere Pflichten zu Hause zu erfüllen oder Freunden und Angehörigen beizustehen, denken wir vielleicht, dass wir – auf uns selbst gestellt – diejenigen sind, die alles in Gang halten.
Doch das ist nicht die Wahrheit über Gottes Kind – und genau das ist die Identität eines jeden von uns. Aus Gottes Sicht haben wir keine von Ihm getrennte Macht, um etwas zu bewerkstelligen. Gott ist die einzige Macht, und Er ist all-wirkend. Als Gottes Schöpfung sind wir Sein geistiger Ausdruck; wir spiegeln Gottes Intelligenz, Gelassenheit und Genauigkeit wider. Somit sind wir der Beweis Seiner harmonischen Tätigkeit, die in jedem Augenblick fortdauert.
Christus Jesus fasste den Umfang der Rolle des Menschen zusammen, als er sagte: „Ich kann nichts von mir selber tun“ (Johannes 5:30). Gott hat die Aufgabe, uns zu führen, und das tut Er stets. Und wenn wir uns auf Gott stützen und Seiner Führung folgen, lösen sich ängstliche, nach innen gerichtete Gefühle wie Belastung, Frust, Angst und Sorge, die nichts mit unserem wahren Sein zu tun haben, auf.
Mary Baker Eddy, die Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft, schreibt, dass Gott unser Hirte ist. „Er behütet, führt, nährt und umhegt die Schafe Seiner Weide; und ihre Ohren hören auf Seinen Ruf“ (Vermischte Schriften 1883–1896, S. 150–151).
Wenn ich das Gefühl habe, zu viel zu tun zu haben, schenkt mir der 23. Psalm Hilfe und Trost. Er beginnt mit den Worten: „Der Herr ist mein Hirte.“ Dieses Gedicht verdeutlicht wunderschön, wie Gott uns versorgt. Der göttliche Hirte „weidet mich auf einer grünen Aue“. Der Hirte „führt mich zum frischen Wasser“. Der Hirte „erquickt meine Seele“. Und der Hirte „führt mich auf rechter Straße“.
Der Hirte leistet diese Arbeit, doch die Schafe müssen ihm zuhören, vertrauen und folgen. Mit anderen Worten, Gott übernimmt die Führung, doch wir haben ebenfalls eine Aufgabe. In Vermischte Schriften wird die Beziehung des Menschen zu Gott folgendermaßen erläutert: „Der Mensch ist seinem Schöpfer nicht gleich. Das Gestaltete ist nicht Ursache, sondern Wirkung, und hat keine Kraft aus sich selbst. Aber es ist möglich und unsere Pflicht, das Gewicht des Denkens und Handelns auf die Seite des Rechten zu werfen und dadurch erhoben zu werden“ (S. 255).
Wenn wir aus liebevollen Motiven und hohen Grundsätzen handeln, fühlen wir Gottes Schutz, Inspiration und heilende Gegenwart. Unser Denken auf unseren göttlichen Hirten gerichtet zu halten, kann schwierig sein, wenn die Sorgen der Welt um unsere Aufmerksamkeit buhlen, doch der Hirte ist immer für uns da.
W. Phillip Keller schreibt in seinem Buch A Shepherd Looks at Psalm 23 [Ein Hirte betrachtet den 23. Psalm], dass Schafe am besten gedeihen, wenn sie viel Zeit damit verbringen können, zufrieden im Gras zu liegen – das gehört zum „Weiden“ dazu. Doch Schafe legen sich nur hin, wenn vier Bedingungen erfüllt sind: Sie dürfen keine Angst, keine Konflikte mit anderen Schafen, keine Schädlinge und Parasiten sowie keinen Hunger haben (siehe S. 41–43). Der Hirte muss dafür sorgen, dass diese Bedingungen erfüllt werden, damit Schafe Ruhe haben können. Ein fürsorglicher Hirte schafft die nötige Atmosphäre, damit seine Schafe sich hinlegen und die grüne Aue genießen können.
Diese Ideen waren hilfreich bei den Vorbereitungen für die Hochzeit einer Verwandten. Sie sollte bei mir stattfinden und ursprünglich ein schlichtes, einfaches Fest sein. Doch als der Termin näher rückte, verdoppelte sich die Gästeliste und die Planung änderte sich wöchentlich. Es kam mir so vor, als müsste ich die meiste Arbeit tun, und ich fühlte mich langsam überwältigt, gekränkt und nervös.
Statt „das Gewicht des Denkens und Handelns auf die Seite des Rechten zu werfen“, jammerte ich ein paar Freundinnen vor, wie frustriert ich war. Doch dadurch, dass ich mich beschwerte, stieg das Gefühl, in einer unfairen Situation gefangen zu sein, noch. Als ich einer Frau aus meiner Kirche erzählte, dass es mir schwer fiel zu beten, erinnerte sie mich an eine Zeile aus einem Lied: „He’s got the whole world in His hands“ [Er hat die ganze Welt in der Hand] (Christian Science Hymnal, Hymns 430–603 [Liederbuch der Christlichen Wissenschaft, Lieder 430–603], Nr. 492). Dann sangen wir eigene Worte zur Melodie: „Gott hat die ganze Hochzeit in der Hand.“
Damit wurde die Last etwas leichter. Ich konnte wieder beten und stellte fest, dass ich Kellers vier Bedingungen für Schafe auf die Hochzeit anwenden konnte.
Erstens konnte ich mich Gott zuwenden, um mich von Angst zu befreien. Keller schreibt, dass Schafe sich nicht hinlegen, wenn sie sich bedroht fühlen oder meinen, dass ein Feind in der Nähe ist. Ich betete darum, jedes Gefühl von Verletzlichkeit oder Opferdasein auszuräumen, indem ich Gottes Allgegenwart anerkannte. Die Allgegenwart Gottes, des Guten, bedeutet, dass ich Stress und Belastung nie zum Opfer fallen kann. Mrs. Eddy versichert uns: „Wir können die Regierung des Menschen getrost Gott überlassen. Er beruft und Er salbt Seine Wahrheits-Boten, und Gott ist ihr sicherer Schutz und ihre Zuflucht“ (Rückblick und Einblick, S. 90–91).
Zweitens musste ich ein irriges Verständnis von Gottes Menschen berichtigen. Schafe legen sich nicht hin, wenn sie Konflikte mit einem anderen Schaf der Herde haben. In ähnlicher Weise konnte ich keinen Frieden finden, während ich mich von anderen gekränkt fühlte. Mrs. Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „Jesus sah in der Wissenschaft den vollkommenen Menschen, der ihm da erschien, wo den Sterblichen der sündige sterbliche Mensch erscheint“ (S. 476–477). Ich nutzte diese Hochzeitsvorbereitungen als Gelegenheit, Jesu Beispiel zu folgen und alle an der Hochzeit Beteiligten als Gotteskinder zu betrachten, die nur Lieblichkeit, Rücksicht und Wohlwollen ausdrücken können.
Drittens durfte ich mich nicht irritieren lassen. Schafe legen sich nicht hin, wenn sie von Schädlingen befallen sind. In ähnlicher Weise musste ich alles negative Denken ausmerzen, das mich reizte. Gedanken wie: „Wieso muss ich das alles alleine machen?“ und „Was passiert, wenn ich es nicht rechtzeitig schaffe?“ durften in meinem Denken keinen Nistplatz finden. Wir lesen in Wissenschaft und Gesundheit: „Der Weg, den Irrtum aus dem sterblichen Gemüt zu entfernen, ist der, die Wahrheit mit Fluten der Liebe einströmen zu lassen“ (S. 201). Dadurch, dass ich wahre Gedanken von Gott hegte – wie Freude und Dankbarkeit über Seine allgegenwärtige Güte –, verschloss ich falschen Suggestionen von Zweifel und Kritik die Tür.
Viertens musste ich erkennen, dass ich nie an Mangel leide. Hungrige Schafe legen sich nicht hin, denn sie müssen nach Futter suchen. Ich wollte mich nicht wie ein hungriges Schaf verhalten – mit dem Gefühl, dass es immer noch mehr zu tun gab, ständig auf der Suche nach materieller Zufriedenheit und mit dem besorgten Versuch, jede Einzelheit der Hochzeit perfekt hinzukriegen.
Ich beschloss, dem Vorbild des Psalmisten zu folgen und zu erklären: „Ich aber will in Gerechtigkeit dein Angesicht schauen. Ich will mich satt sehen an deinem Bild, wenn ich erwache“ (Psalm 17:15). Dadurch, dass ich mich als vollständig, vollkommen und zufrieden identifizierte – so wie Gott mich geschaffen hat –, wurde ich frei von der Versuchung, menschlichen Perfektionismus anzustreben.
Es gab vor der Hochzeit immer noch viel zu erledigen, doch die Arbeit war keine Belastung mehr. An einem Abend musste ich zum Beispiel mehr als eine Stunde lang Kies auf Beeten verteilen. Diese Aufgabe hatte nicht auf meiner Liste gestanden, doch ich nahm sie fröhlich in Angriff und sang Kirchenlieder dabei. Gottes Regierung und allgegenwärtige Güte zu preisen hatte den Platz von Frust eingenommen.
Als der Tag der Hochzeit anbrach, war ich so entspannt wie ein Schaf auf grüner Aue. Ich war zufrieden und ruhig, denn ich vertraute dem Hirten. Eine Verwandte bemerkte das und flüsterte mir zu: „Man sieht deutlich, wie sehr du über Liebe gebetet hast.“
Der Tag der Hochzeit verlief völlig harmonisch. Das heißt nicht, dass alles genau nach Plan ging, aber nichts konnte die Atmosphäre von Gottes Liebe stören. Meine Erfahrung auf dieser Hochzeit erinnerte mich an die Worte aus einem Lied von Frederic W. Root:
Du reichst uns, lieber Hirte,
auf rauhem Pfad die Hand;
du nimmst ans Herz die Müden,
die Dunkel übermannt.
Wenn einst der Wahrheit Weiden
wir schaun im Sonnenschein,
dann ziehen mit dir selig
ins Vaterhaus wir ein.
(Liederbuch der Christlichen Wissenschaft, Nr. 245, Übers. ©CSBD)
Gott erschafft, beschützt, tröstet und leitet uns. Wenn wir uns darauf verlassen, dass der göttliche Hirte Seine Arbeit tut, können wir unsere eigene ohne Belastung tun. Dann fühlen wir, wie Gottes sanfte, heilende Gegenwart uns leitet, und wir können auf grünen Auen weiden – friedevoll und ungestört.
