Ich liebe Spaziergänge und Wanderungen. Es gibt nichts Schöneres als einen Berg zu erklimmen und die Aussicht vom Gipfel aus zu genießen. Uneingeschränkte Bewegungsfreiheit ist für diese Aktivität von ausschlaggebender Bedeutung – als also vor einigen Jahren gelegentlich Schmerzen in einer Hüfte auftraten, hatte ich Angst davor, was das für meine Fähigkeit zu Wandern und die Teilnahme an anderen Aktivitäten bedeuten könnte.
Zunächst dachte ich, dass der Schmerz mit der Zeit verschwinden würde, aber stattdessen trat er immer regelmäßiger auf. Mir wurde dann klar, dass ich darüber beten musste. Ich begann damit, geistige Wahrheitsgedanken zu bekräftigen, wie die Tatsache, dass Gott allmächtig und allgegenwärtig und deshalb immer bei mir ist, dass Er mich liebt und meine Bedürfnisse vollständig stillt. Das half mir, meine Angst zu lindern, sodass ich darauf hören konnte, was Gott mir sagte, und Seine Gnade und Liebe spürte. Meine Motivation war nicht nur, meine Fähigkeit zu Wandern wiederzuerlangen, sondern auch zu hören, welche geistigen Lektionen die göttliche Liebe bereithielt.
Ich wurde durch diese beruhigenden Worte von Mary Baker Eddy ermutigt: „Denke daran: Du kannst in keine Lage gebracht werden, sei sie auch noch so ernst, wo die göttliche Liebe nicht schon vor dir gewesen ist und wo ihre liebreiche Lektion dich nicht erwartet. Darum verzweifele nicht und murre nicht, denn das, was zu erlösen, zu heilen und zu befreien sucht, wird dich führen, wenn du diese Führung suchst“ (Die Erste Kirche Christi, Wissenschaftler, und Verschiedenes, S. 149–150).
Einige Monate zuvor war ein Familienmitglied nach mehreren Monaten Aufenthalt im Krankenhaus weitergegangen. Obwohl ich weit entfernt wohnte und nur selten einen Besuch abstatten konnte, hatte ich oft an diese Person gedacht und gebetet, und diese gebetvolle Arbeit hatte mich beflügelt. Dennoch kam mir der Gedanke, als ich wegen meiner Hüfte betete, dass das Problem einen Bezug zu der Erfahrung meines Familienmitglieds hatte. In beiden Fällen war die Suggestion, dass Empfindung und Leben in der Materie seien und deshalb Schmerz und letztlich Tod unausweichlich seien. Die Christliche Wissenschaft offenbart die Gegentatsache, nämlich dass Leben Geist, Gott, ist und dass Empfindung geistig und deshalb ganz und gar gut ist.
Mir half der Artikel „Ruth – she never felt unloved“ [Rut – sie fühlte sich niemals ungeliebt] von Marco F. Farley (Christian Science Journal, November 1999). Er wies darauf hin, dass Rut, die verwitwet war, von ihrer Schwiegermutter Noomi über Gott, der Geist ist, gelernt haben musste, dass Er Seine Kinder liebt, führt und beschützt. Die Autorin hatte erkannt, dass Rut, indem sie sich entschied, mit Noomi in deren Heimat zu ziehen, sich von einem unzuverlässigen, materiellen Verständnis von Liebe abwandte. Das war es, was ich auch tun wollte: mich von einem materiellen, persönlichen Sinn von Liebe, der Schmerz und Mangel einschließt, abwenden und einem geistigen Sinn zuwenden – also wirklich zu der ständigen Gegenwart der göttlichen Liebe, Gottes, zu erwachen.
Ein weiterer Gedanke, der zu meiner Heilung beitrug, stammte aus einer Veranstaltung während der Jahresversammlung der Mutterkirche in jenem Jahr. Zwei aus dem Redaktionsteam des Christian Science Monitors sprachen darüber, wie sie die Korrespondentinnen und Korrespondenten metaphysisch unterstützten, die selbst wiederum gebetvoll in schwierige Situationen gingen, um dort nach Beweisen für den Christus zu suchen, der geistigen Idee Gottes, der göttlichen Liebe. Das ermutigte mich zu erkennen, dass der Christus am Werk ist, egal wie groß das Problem zu sein scheint, und ich erwarten, ja sogar einfordern kann, Beweise für diese Tatsache zu erhalten.
Der Wendepunkt der Heilung kam, als ich Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift auf S. 435 aufschlug, das ist mitten in der allegorischen Gerichtsverhandlung im Kapitel „Die Praxis der Christlichen Wissenschaft“. Die zentrale Figur dieser Verhandlung ist der Sterbliche Mensch, der ursprünglich von dem Gericht des Irrtums zum Tode verurteilt wurde, weil er sich eine Krankheit zugezogen hatte, als er einem erkrankten Freund half. Die Christliche Wissenschaft sagt zur Verteidigung des Sterblichen Menschen: „In Ausübung einer Liebe, die ‚die Erfüllung des Gesetzes‘ ist, am Schmerzenslager zu wachen – anderen zu tun, ‚wie ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen‘ –, das ist keine Übertretung von Gesetzen, denn keine Forderung, weder eine menschliche noch eine göttliche, rechtfertigt es, einen Menschen für richtiges Handeln zu bestrafen. ...
Die einzige Rechtsprechung, der sich der Gefangene unterwerfen kann, ist die von Wahrheit, Leben und Liebe.“
Das änderte meine Einstellung zum Wachen bezüglich des Familienmitglieds. Ich erkannte, das Wachen als Erfüllung der Goldenen Regel einen nicht anfällig für Schmerz in der eigenen Erfahrung macht. Da ich an dem vollkommenen, von Gott geschaffenen Menschen in meinem Denken festhielt, war die Zeit, die ich mit meinem Familienmitglied verbrachte, die Erfüllung des Gesetzes der Liebe, und ich war durch dieses Gesetz beschützt. Diese Erkenntnis erfüllte mich so sehr, dass ich alle Bedenken bezüglich des Schmerzes verlor.
Kurz danach brachen mein Mann und ich zu einer kurzen, recht ebenen Wanderung auf, die ich bewältigen können würde. Jedoch verpassten wir den Weg, der uns zu unserem Ausgangspunkt zurückgeführt hätte. In der Erwartung, den Weg zu finden, gingen wir weiter und kletterten schließlich über Steine, die allmählich zu Felsblöcken wurden, und der Pfad wurde steiler und steiniger. Die Karte zeigte, dass wir uns auf einer viel längeren Tour und auf viel felsigerem Terrain befanden, als wir es geplant hatten.
Wir fingen an, mit Gedanken aus der im Vierteljahresheft der Christlichen Wissenschaft angeführten Bibellektion jener Woche zu beten, die Flügel und Engel zum Thema hatte. Wir fühlten uns so, als hätten wir Flügel an unseren Füßen und wurden von den Engelsbotschaften, die Gott uns sandte, ermutigt. In der Erwartung eines guten Ausgangs wanderten wir unglaubliche 27 Kilometer und kehrten vor Einbruch der Dunkelheit zu unserem Auto zurück. Wir waren so glücklich, zurück zu sein! Aber noch mehr jubilierten wir über diese handfeste Erfahrung von Gottes Fürsorge. Erst später bemerkte ich, dass der Schmerz in meiner Hüfte irgendwann während der Wanderung verschwunden war, und er ist auch in den folgenden Jahren nicht mehr zurückgekehrt.
Für mich ging es bei dieser Wanderung in Wirklichkeit um Heilung. Sie war ein Beweis dafür, dass Heilung eintritt, wenn man den materiellen Sinn des Lebens und der Liebe zugunsten des geistigen Sinnes aufgibt – ein Beweis, dass Beweglichkeit und Freiheit von Geist, Gott, kommen und niemals verloren gehen können. Ich wusste, dass das auch auf meinen Angehörigen zutraf und dass er weiterhin Leben und Liebe frei und ohne Unterbrechung ausdrückt und erfährt.
Jan Hatherell
North Gower, Ontario, Kanada
