Die Mutter eines jungen Teenagers rief mich in meiner Eigenschaft als Praktikerin der Christlichen Wissenschaft an, weil sich ihr Sohn nicht wohl fühlte. Die beiden wollten, dass ich mit ihnen betete und dem Sohn eine christlich-wissenschaftliche Behandlung gab. Ich sprach erst ein wenig mit der Mutter und dann mit dem Sohn.
Unmittelbar nach dem Gespräch kam mir ein Satz aus dem ersten Krieg der Sterne-Film in den Sinn: „Das sind nicht die Droiden, die ihr sucht.“ Ich musste laut lachen. Dieser Satz kommt in dem Film in einer Szene vor, in der die Guten sich den Bösen gegenüber identifizieren sollen. Doch eine der Hauptfiguren der Handlung mischt sich ein und hilft den Guten, diese Forderung zu umgehen. Die Gruppe kann ihren Weg unversehrt fortsetzen.
Zurück zu meinem Telefonat. Mutter und Sohn riefen einige Minuten später wieder an und berichteten, dass es dem Sohn vollständig gut ging. Was war hier geschehen? Was hatte ihn geheilt?
Beim Heilen in der Christlichen Wissenschaft erhaschen wir einen Schimmer der bereits gegenwärtigen Wirklichkeit unseres Vater-Mutter-Gottes. Mary Baker Eddy schreibt im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift (S. 14): „Werde dir einen einzigen Augenblick bewusst, dass Leben und Intelligenz rein geistig sind – weder in noch von der Materie –, und der Körper wird keine Beschwerden äußern.“
Was hatte der Satz aus dem Film damit zu tun? Da es darin um Identifizierung ging, brachte er mich dazu, auf die wahre Identität des Teenagers zu schauen – wie Gott ihn sieht. Mir kam der Gedanke, dass wir uns nicht korrekt identifizieren, wenn wir uns als sterblich und materiell betrachten. Dann glauben wir, einer angreifbaren, körperlichen Existenz zu unterliegen, in der unser Körper uns beherrscht, statt uns zu dienen. Durch die materiellen Sinne sah der betreffende junge Mann wie ein Opfer von Krankheit aus, doch das entsprach nicht seiner Identität. Er konnte nur von Gott korrekt identifiziert werden – als geistig, vollkommen, vollständig. Mein Denken begann, Gottes Sichtweise – der einzigen Sichtweise – von ihm zu entsprechen, und er war geheilt.
In der Christlichen Wissenschaft sind wir angewiesen, täglich, in jedem Augenblick, im Gebet mit Gott zu kommunizieren. Warum? Es wird in Wissenschaft und Gesundheit (S. 2) so erklärt: „Gebet kann die Wissenschaft des Seins nicht ändern, aber es dient dazu, uns mit ihr in Einklang zu bringen.“ Es bringt uns in Einklang mit den geistigen Gesetzen des Universums, mit dem, was bereits wahr ist.
Die Christliche Wissenschaft ist keine alternative Gesundheitsfürsorge. Sie verwandelt nicht schlechte Materie in gute. Sie hat nichts mit Zauberei zu tun und ist auch nicht mysteriös. Ebenso wenig ist sie eine akademische Übung. In dieser göttlichen Wissenschaft lernen wir zu beten, eine christlich-wissenschaftliche Behandlung zu geben.
Diese Behandlung hat nichts mit Formeln zu tun – es gibt keine Beschwörungen, keine Wortfolge, die korrekt aufgesagt werden muss. Und sie ist weder menschlicher Wille, dessen Wunsch äußerlich sichtbar wird, noch Hypnotismus – der Glaube, dass ein sterbliches Gemüt Macht über ein anderes ausüben kann. Sie ist die Erkenntnis der göttlichen, hier und jetzt vorhandenen Wirklichkeit und unsere Anpassung daran, die Gewissheit, dass Gottes Wille bereits geschehen ist – und Gottes Wille ist immer gut.
Es gibt viele Möglichkeiten, zu beten und eine Behandlung zu geben. Manche Gebete lauten schlicht und einfach: „Hilf mir, Gott.“ Ein einfaches Gebet für ein Kind könnte sein: „Gott ist Liebe, Gott hat mich lieb, und mehr gibt es nicht.“
Eine christlich-wissenschaftliche Behandlung hilft uns, nach der Wirklichkeit – Gott und Seiner unfehlbaren Natur – Ausschau zu halten und sie zu erkennen. Einmal wurde ich gebeten, „Behandlung“ zu definieren, und meine Antwort lautete: „Sie ist nicht das, was heilt, sondern der Weg, der uns zum Bewusstsein der Liebe führt.“ Dieses Bewusstsein der Liebe ist die Erkenntnis, dass Gott und wir eins sind, und da wir mit Ihm koexistieren, ist alles gut.
Mein Patient wurde augenblicklich geheilt, doch es gibt Zeiten, die schwieriger sind. Wenn wir mit Angst oder Entmutigung kämpfen, müssen wir tiefer in die Wahrheit von Gott eindringen, während wir daran arbeiten zu erkennen, dass Geist wirklich alles ist. Das ist der Punkt, an dem wir das verneinen müssen, was zu sein scheint, und beharrlich auf das schauen, was ist – die Tatsache von Gottes großer Güte.
Wir haben die Werkzeuge für diese Arbeit erhalten. Mary Baker Eddy schreibt in ihrem Lehrbuch über geistiges Heilen von Schlussfolgern und Argumentieren. Diese Werkzeuge können uns helfen, das Bewusstsein der Liebe wahrzunehmen. Menschliches Schlussfolgern möchte vom Problem ausgehen, während geistiges Schlussfolgern bei Gott, der geistigen Ursache, beginnt und somit das Problem ausschließt.
In der Wissenschaft des Christentums lernen wir, dass Gott die einzige Ursache ist. Und so beginnen wir bei einer Behandlung selbstverständlich mit Gott, wie in Wissenschaft und Gesundheit (S. 170) erklärt wird: „Die geistige Ursächlichkeit ist die einzige Frage, über die man nachdenken sollte, denn mehr als alles andere ist die geistige Ursächlichkeit mit dem menschlichen Fortschritt verbunden.“
Das Lehrbuch enthält mehrere Stellen, wo es um das Heilen durch Argumentieren geht. Eine davon steht auf Seite 454–455 und lautet: „Denke daran, dass der Buchstabe und das mentale Argument nur menschliche Hilfsmittel sind, die dabei helfen, das Denken mit dem Geist der Wahrheit und Liebe, der die Kranken und die Sünder heilt, in Einklang zu bringen.“
Betrachten wir diesen „Buchstaben“ einmal näher. Falls unser Gebet und unsere Behandlung nichts als eine akademische Übung ist, können wir von der Wahrheit abdriften, wenn wir meinen, den Buchstaben – den Wortlaut einer Aussage – fehlerfrei wiedergeben und auf diese Weise etwas auf unserer Liste abhaken zu können. Doch dann lassen wir den Geist der Liebe außer Acht. Es gibt ehrlich gesagt Zeiten, in denen ich Gottes Liebe nicht zu fühlen scheine, obwohl ich weiß, dass Gott Liebe ist. In diesen Fällen hilft es mir anzuerkennen, dass ich diese Liebe jetzt gerade nicht fühlen kann, dass sie aber nach wie vor das einzig Wirkliche ist und ich nicht dazu gebracht werden kann, die allgegenwärtige Liebe zu übersehen. Dann fühle ich Gottes liebevolle Gegenwart wieder um mich.
Diese Argumente sind also Werkzeuge, mit denen wir unser Bewusstsein in Gottes Reich hinein verlagern, und dort erlangen wir Heilung. Mrs. Eddy schreibt auf Seite 11 in Wissenschaft und Gesundheit: „Gebet kann die unwandelbare Wahrheit nicht ändern, noch kann Gebet allein uns ein Verständnis von Wahrheit geben; aber Gebet, verbunden mit dem brennenden, ständigen Verlangen, den Willen Gottes zu erkennen und zu tun, wird uns in alle Wahrheit leiten.“
Was sind wir bei einer Behandlung bestrebt zu erkennen? Die unwandelbare Wahrheit – die Wirklichkeit aus Gottes Sicht. Wie sieht Gott die Wirklichkeit, wie sieht Er uns individuell und kollektiv, wie sieht Er die Welt? Albert Einstein wird ein sehr schönes Zitat zugesprochen, in dem diese Frage widerhallt: „Ich möchte Gottes Gedanken kennen; der Rest ist Nebensache.“ In der Christlichen Wissenschaft drücken wir es vielleicht so aus: „Ich möchte Gottes Gedanken kennen; der Rest ist unerheblich.“ Gottes Gedanken sind die einzige Wahrheit.
Ich erinnere mich gut daran, wie ich einmal eine Behandlung für mich selbst ausformulierte. Plötzlich kam mir der Gedanke, aufzuhören und einfach von Herzen mit Gott zu sprechen: Fragen zu stellen und demütig auf Antworten zu lauschen. Ich fragte: „Gott, erzähl mir von Dir – wer und was bist Du?“ Als ich lauschte, kamen mir Antworten. Dann fragte ich: „Gott, was weißt Du über mich – wer und was bin ich in Beziehung zu Dir?“ Wieder lauschte ich. Und dann hatte ich eine weitere Frage: „Gott, wie ist es mit all dem Bösen oder dem, was Dir entgegenzustehen scheint?“ Mich überkam ein Gefühl tiefster Liebe. Alle Antworten erreichten mich sanft und doch so machtvoll, dass mir Tränen der Dankbarkeit und Freude kamen.
Was bewirkt all dieses Studieren und Beten für uns? Unser Verlangen, Gott zu kennen, die Wirklichkeit zu verstehen, uns mit diesen wundervollen Ideen zu vereinen, hilft uns, besser zu begreifen, dass wir bereits im Bewusstsein der Liebe sind. Gleichzeitig wandelt es unseren Charakter um, es kräftigt unser Gottvertrauen und bewirkt, dass wir unsere Mitmenschen mehr lieben, denn wir erkennen nicht nur uns selbst besser, sondern sehen alle Menschen klarer – geistiger.
Unser Ziel ist nicht einfach ein gesunder Körper oder ein schönes menschliches Leben, sondern, Wirklichkeit zu kennen und zu erleben: die Güte von dem, wer und was Gott ist und wie Gott uns und die gesamte Schöpfung identifiziert. Wenn wir alle Menschen als von Liebe geliebt erkennen, stellen wir fest, dass „ein Augenblick göttlichen Bewusstseins, oder das geistige Verständnis von Leben und Liebe, ... ein Vorgeschmack der Ewigkeit“ ist (Wissenschaft und Gesundheit, S. 598). Und das bewirkt Heilung.
