Angesichts der Schnelllebigkeit unseres Alltags scheint es fast unmöglich zu sein, mal eine Pause einzulegen. Irgendetwas erfordert immer unsere Aufmerksamkeit. Dabei kann der Eindruck entstehen, als hätten wir nicht mal genug Zeit zu beten, um unser Denken in Übereinstimmung mit Gott zu bringen. Ich weiß jedoch aus Erfahrung, dass Gebet nicht optional ist, sondern Priorität haben muss.
Ob wir in unserem Privatleben mit Problemen konfrontiert sind oder uns Sorgen darüber machen, was sich anderswo auf der Welt zuträgt – sei es Krankheit, ein Sicherheitsproblem, Ungerechtigkeit, wirtschaftliche Unruhen usw. –, ich bin zu der Erkenntnis gelangt, dass eine Sache unverzichtbar ist: Wir müssen unser Denken mit der Wahrheit von Gott und dem Menschen füllen. Gebet kann uns zu verstehen helfen, dass alle diese Situationen in Wirklichkeit irrige sterbliche Überzeugungen sind; sie gehören nicht zur Wahrheit des Seins.
Die Christliche Wissenschaft lehrt uns, dass wir unsere Gebete mit Gott, unserer wahren und einzigen Quelle, beginnen müssen, um sterbliche Auffassungen zu zerstören. Gott, das göttliche Gemüt, hat alles in und aus sich selbst erschaffen. Alle im göttlichen Gemüt enthaltenen Ideen bringen Ihn zum Ausdruck. Daher ist Seine gesamte Schöpfung, einschließlich des Menschen, so vollkommen und harmonisch wie Gott selbst.
Mary Baker Eddy, die Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft, schreibt, dass der Mensch die „zusammengesetzte Idee des unendlichen Geistes [ist]; das geistige Bild und Gleichnis Gottes; die vollständige Darstellung des Gemüts“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 591). Das bedeutet, dass jeder von uns als die Widerspiegelung Gottes Sein geliebtes Kind und der Erbe alles Guten ist. Da wir in Gott leben und Ihn zum Ausdruck bringen, haben wir die Herrschaft über alles Böse.
Das Gute wiederum wird als „Gott; Geist; Allmacht; Allwissenheit; Allgegenwart; alles Wirken“ definiert (Wissenschaft und Gesundheit, S. 587). Wenn wir von dieser geistigen Grundlage aus folgern, lernen und beweisen wir, dass das Gute allmächtig und das Böse in Wirklichkeit ein irriger Glaube ist; es hat keine Ursache, keinen Schöpfer und keine Macht.
Da wir in Gott leben und Ihn zum Ausdruck bringen, haben wir die Herrschaft über alles Böse.
Die scheinbare Dunkelheit übler Auffassungen wird bezwungen, wenn wir zu der inspirierten Überzeugung gelangen, dass Gott und Seine Schöpfung alles ist, was wirklich existiert. Gott ist Licht, und wenn wir uns offenen Herzens an Ihn wenden, erhalten wir geistige Erkenntnisse; unser Denken wird erleuchtet. Mary Baker Eddy schreibt: „... die Wissenschaft bestätigt, dass Dunkelheit nur eine sterbliche Auffassung von der Abwesenheit des Lichts ist, bei dessen Erscheinen die Dunkelheit den Anschein von Wirklichkeit verliert. So sind Sünde und Leid, Krankheit und Tod die mutmaßliche Abwesenheit von Leben, Gott, und sie fliehen wie Phantome des Irrtums vor der Wahrheit und der Liebe“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 215).
Vor einigen Jahren bewies eine Freundin von mir, wie wichtig es ist, unser Bewusstsein mit dem Licht der Wahrheit zu füllen. Eines Morgens hatte sie plötzlich starke Schmerzen im Brustkorb. Sie fing an zu beten, um ganz klar zu wissen, dass Gott wirklich allgegenwärtig und allmächtig ist. Da die Schmerzen anhielten, rief sie eine Praktikerin der Christlichen Wissenschaft an und bat um Hilfe. Diese nahm die gebetvolle Arbeit für sie auf und bat sie, sich bewusst zu machen, dass nur die göttliche Liebe gegenwärtig war. Meine Freundin betete ebenfalls. Nach kurzer Zeit ließen die Schmerzen nach und mehrere Stunden später rief sie die Praktikerin an, um zu berichten, dass sie völlig verschwunden waren. Doch ein paar Monate später kehrten die Schmerzen mit derselben Intensität zurück. Sie rief die Praktikerin erneut an, und die führte die Allheit von Gottes Güte weiter aus. Sie erklärte, dass Schmerzen die mentale Suggestion eines Lebens in der Materie seien, aber keine Wirklichkeit haben. Gott fülle allen Raum, daher könne es außer dem Guten nichts geben. Meine Freundin füllte ihr Denken mit geistigen Wahrheiten über ihre wahre Identität. Die Schmerzen wurden weniger. Nach einigen Stunden verschwanden sie für immer.
Die Bibel sagt uns, „dass Gott Licht ist, und in ihm ist keinerlei Finsternis“ (1. Johannes 1:5). Es gibt keinen Kampf zwischen dem Licht und der Dunkelheit. Dunkelheit ist nichts anderes als die Abwesenheit von Licht, und wenn wir Licht machen – wenn wir unser Bewusstsein mit geistigen Wahrheiten füllen –, dann verschwindet die Dunkelheit bzw. das Böse. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Beten und ein mit Wahrheit erfülltes Denken dem Lichtmachen in unserem Bewusstsein gleichkommt. Das Ergebnis ist, dass Dunkelheit – schlechte Gedanken, Ängste und falsche Annahmen – sich auflöst.
Wenn man ein dunkles Zimmer betritt und das Licht anschaltet, verschwindet die Dunkelheit unleugbar. Doch wenn wir ein mit Licht erfülltes Zimmer betreten, kann sich keine Dunkelheit breitmachen, die das Licht ersetzen könnte – das passiert nur, wenn man das Licht bewusst ausschaltet.
Die Bibel enthält ein instruktives Beispiel dazu. Jesus forderte seine Jünger auf, in ein Schiff zu steigen und vor ihm ans andere Ufer eines Sees zu fahren, während er die Menschenmengen entließ (siehe Matthäus 14:22–28). Dann ging er auf einen Berg, um zu beten. Mitten in der Nacht, als das Schiff in Wind und Wellen Not litt, kam Jesus auf dem Wasser zu den Jüngern. Doch als die Jünger ihn sahen, erschraken sie und sagten: „Es ist ein Gespenst!“ Und sie schrien vor Furcht. Doch Jesus sagte sofort zu ihnen: „Seid getrost, ich bin es; fürchtet euch nicht!“ Da antwortete ihm Petrus: „Herr, bist du es, dann befiehl mir, auf dem Wasser zu dir zu kommen.“
Die Antwort war nicht: „Tja, Petrus, dazu brauchst du ein größeres geistiges Verständnis. Wenn du so etwas vollbringen willst, musst du meiner Lehre besser folgen.“ Stattdessen sagte Jesus: „Komm!“ Er hatte keinen Zweifel, sondern wusste, dass Petrus fähig war, auf dem Wasser zu wandeln. Und Petrus tat es.
Doch dann achtete er mehr auf das, was um ihn herum passierte – Wind und Wellen –, anstatt wie bisher seine Gedanken auf das Ziel gerichtet zu halten, nämlich zu Jesus zu gehen. Er war Fischer, daher wusste er aus Erfahrung, was diese Wetterbedingungen bedeuten können, und als er Angst bekam, fing er an unterzugehen. Seine Furcht verschloss die Tür seines Bewusstseins vor dem Licht der Wahrheit. Doch er bat Jesus um Hilfe. In der Bibel steht weiter: „Jesus aber streckte sofort die Hand aus und ergriff ihn und sagte zu ihm: ‚O du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?‘ Und sie stiegen ins Schiff, und der Wind legte sich.“
Petrus hatte menschliche Kenntnisse von den Wind- und Wasserbedingungen, und dieses menschliche Wissen war die Grundlage seiner Angst. Es war von keinerlei Nutzen.
Ich finde es hilfreich, diese Geschichte auf unser heutiges Leben zu beziehen. Wenn wir vor einem Problem stehen, beten wir oft zunächst mit viel Zuversicht und Beharrlichkeit. Doch wenn wir Bemerkungen von anderen hören oder wenn sich menschliches Wissen oder Zweifels- und Furchtgedanken einschleichen, kann es passieren, dass unsere Gebete nicht mehr so fest oder beharrlich sind. Wir beten, ja, doch manchmal schenken wir all den aggressiven mentalen Suggestionen mehr Aufmerksamkeit als der Wahrheit des Seins. Ich finde den Gedanken sehr hilfreich und tröstlich, dass Gott dem Menschen die Herrschaft über alle Dinge verliehen hat, und das bedeutet, dass wir Furcht überwinden können, indem wir Gott und unsere geistige Identität verstehen – und unser Denken für diese Wahrheit offen halten.
Welche gegenteiligen Argumente die Welt auch immer vorbringen will, das Gute ist in Wahrheit allgegenwärtig. Die Bibel zeigt uns so viele Beispiele von dem Triumph des Guten über das Böse. Wir können jederzeit beten, um einen Glauben an das Böse zu überwinden, egal wie hartnäckig und unangenehm dieser Glaube im Detail sein mag. Ein wachsendes Verständnis, dass Gott Alles-in-allem ist, ist unentbehrlich, wenn wir zunehmende Beweise von der Nichtsheit des Bösen erbringen wollen.
Es ist gut, sich Zeit zum Beten zu verschaffen und irrige sterbliche Überzeugungen beharrlich durch geistige Wahrheiten zu ersetzen. Damit lassen wir das Licht in unser Bewusstsein ein.
Original in Englisch
