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Original im Internet

„Lehre mich lieben.“

Aus dem Herold der Christlichen Wissenschaft. Online veröffentlicht am 10. Juli 2017

Übersetzt aus dem Christian Science Journal, Ausgabe Oktober 1908


Es gab eine Zeit, da mein täglich Gebet
fragte, wonach mir mein Sehnen vergeht,
um Dinge bat ich, die nötig mir schienen –
Reichtum natürlich, dem Glück sollt er dienen,
ein sorgloses Leben in eig’nem Gebäude,
voll Rosen der Pfad – Erfolg, Luxus, Freude –
beliebt in Gesellschaft, hochstehend im Rang,
dass nach mir mein Name noch lebe recht lang.

Vom Ehrgeiz regiert, das Sehnen gerichtet
Großes zu schaffen, so dass sich verdichtet
um mich viel Bewund’rung, ja Lob und auch Huld
aus meinem Umfeld – 
   was hat Gott Geduld!
Wie blind wir doch sind – bis Dein Stab uns berührt,
zärtlich uns mäßigt, sanft weiter uns führt
zu Bessrem! Nur darum wohl bitte ich heut:
Lehr Du mich lieben – nichts mehr mich erfreut,
bedarf weiter nichts als solches auf Erden –
lehr Du mich lieben und rein zu werden
nicht nur für jene, die Liebe mir gaben –
nein, Liebe für alle, ohn’ Maß zu haben,
denn ohne ein Makel, so sei mein Erbarmen
die Menschheit voll Lieb und ganz zu umarmen
und dabei das Gute in allen zu seh’n –
und von Deiner Spieg’lung ganz auszugeh’n. 

Lehr Du mich, mein Vater, am meisten zu geben
der Liebe all jenen, die diese zum Leben
am nötigsten haben – die arm sind, sich zanken
und die auf dem Wege so mühsam nur wanken
mit Herzen so schwer und der Welt doch verborgen.
An denen vorbei geh’n wir trotz ihrer Sorgen,
des Schreiens nicht achtend nach Hilfe und Brot,
verhüllt vom Gedränge ist all diese Not,
so dass ihre Qual sie noch bitterer macht 
und stolz in dem Kummer nicht endender Nacht.
Ich möcht ihnen Trost und Erleichterung bringen,
möcht furchtlos sie führen, und derweil still singen.
O Heiland, O Christus, Du Wahrheit stets nah,
hilf mir zu verschenken mehr Lieb als ich sah –
sie brauchen’s so sehr! Das hilf mir zu finden,
was längst schon verloren, und hilf mir zu binden
der Sehnsucht Verlangen durch Worte der Liebe,
so dass zu Gesang neu ersprießen die Triebe.

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