Jessica hatte jeden Tag für ihr Klaviervorspiel geübt. Es machte ihr nichts aus zu üben, denn sie spielte sehr gern Klavier. Sie hatte jeden Morgen und jeden Nachmittag geübt und fand, dass sie die Stücke gut im Griff hatte.
Und dann kam der Tag der Aufführung. Das große Ereignis war erst am Abend, und Jessica war schon ganz aufgeregt. Früh am Morgen legte sie ihr blaues Lieblingskleid zurecht. Um sich die Zeit zu vertreiben, ging sie zum Spielen in den Wald hinterm Haus. Sie merkte nicht, dass dort Giftefeu war.
Als sie schließlich ins Haus zurückkam und in den Spiegel schaute, sah sie eine große rote Stelle im Gesicht. Sie war sehr überrascht und dann traurig. „Mein Vorspiel!“, flüsterte sie zu sich selbst. Das einzige, woran sie jetzt denken konnte, war, dass ihr schöner Abend ruiniert war.
„Alle werden nur auf mein Gesicht achten“, weinte sie, als sie ihrer Mutter die Stelle zeigte. Jessicas Mutter legte den Arm um sie. Das fühlte sich warm und tröstlich an. Sie erinnerte Jessica daran, dass diese Sache durch Gebet geheilt werden konnte. Für einige Leute mochte das seltsam klingen, aber nicht für Jessica. Sie besucht die Sonntagsschule der Christlichen Wissenschaft und weiß aus Erfahrung, dass die Heilungen, die Christus Jesus praktiziert und gelehrt hat, auch heute möglich sind.
Jessica fragte ihre Mutter, ob sie einen Praktiker der Christlichen Wissenschaft anrufen könne. Praktiker sind Leute, die die Bibel gut kennen und lieben und mit uns beten, damit wir geheilt werden. Dieses Gebet, das heilt, ist kein Bittgebet, damit Gott etwas Schlimmes besser macht, sondern eine tiefe Überzeugung und Bestätigung von Gottes allgegenwärtiger Güte und beständiger, liebevoller Fürsorge für den Menschen, Sein vollkommenes Bild und Gleichnis.
Jessica rief den Praktiker gern selbst an. Für sie war es etwas Besonderes, denn der Praktiker redete dann nur mit ihr, und Jessica fühlte sich sehr geliebt. Der Praktiker erzählte ihr von einer Stelle in ihrem „Gesetzbuch“, der Bibel. Manchmal nannten sie die Bibel ihr „Gesetzbuch“, denn die Bibel enthält Stellen, die man wie Gesetze in unserem Land betrachten und anwenden kann, nur dass diese Gesetze göttlich sind, weil sie von Gott kommen. Die Stelle lautet: „Dann darfst du ohne Scheu dein Angesicht erheben und fest auftreten ohne Furcht“ (Hiob 11:15, Schlachter Bibel 2000).
„Was für ein tolles Gesetz, aber mein Klaviervorspiel ist heute Abend“, sagte Jessica.
„Gottes Gesetze wirken jetzt“, sagte der Praktiker freundlich, aber fest.
Das war ein Lichtblick in Jessicas düsterer Situation. Es war das Licht der Wahrheit, Gottes, nicht nur Worte, die sie am Telefon hörte. Jessica lehnte sich im Stuhl zurück, als sie auflegte. Sie fühlte sich so geliebt. Einfach zu wissen, wie sehr Gott sie liebhatte und wie Sein Gesetz des Guten sie auch jetzt beschützte, beruhigte sie sehr. Gott ist das ewige Gute und bewahrt den Menschen, Sein Bild und Gleichnis, auf ewig in diesem Guten. Das ist ein göttliches Gesetz, und es ist jederzeit in Kraft – nicht nur irgendwann in der Vergangenheit oder in ferner Zukunft!
„Indem du das Denken über den Irrtum, oder die Krankheit, erhebst und beharrlich für die Wahrheit streitest, zerstörst du den Irrtum“ (S. 400). Das ist eine machtvolle Aussage des göttlichen Gesetzes, die Mary Baker Eddy, eine ernsthafte Forscherin in der Bibel, in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift geschrieben hat. Und genau das tat Jessica in dem Moment – sie erhob ihr „Gesicht“, ihr Denken, über den Irrtum und fühlte ganz und gar die große Tatsache, dass Gottes Gesetze des Guten das einzige ist, was immer wirkt.
Jessica sprang aus dem Stuhl. Sie hatte viel zu tun. Sie übte ihre Stücke noch einmal. Dann half sie ihrer Mutter beim Kochen und Aufräumen. Und schließlich war es soweit, sich für die Aufführung fertigzumachen. Sie zog das schöne blaue Kleid an und kämmte sich die Haare. Wie herrlich es war, beim Kämmen in den Spiegel zu sehen, denn ihr Gesicht war wieder ganz normal!
An dem Abend spielte Jessica ihre Stücke sehr schön, mit viel Freude und Gefühl. Wie hätte es auch anders sein können! Gottes Gesetze des Guten und der Vollkommenheit gelten ja auch fürs Klavierspiel!
