Ich habe schon öfter Menschen sagen hören, die Christliche Wissenschaft sei „innere Arbeit“. Das bezieht sich auf die schöne Aussage von Jesus: „Das Reich Gottes ist inwendig in euch“ (Lukas 17:21). Der Ausgangspunkt für das Praktizieren der Christlichen Wissenschaft ist immer das Verständnis, dass sich unser Denken auf unser Erleben auswirkt, und wir müssen beim Beten darauf achten, dass unser Denken mit Gott und Seiner Schöpfung beginnt. Bei der Christlichen Wissenschaft geht es darum, das Denken geistig zu beflügeln und die Tatsache ans Licht zu bringen – uns bewusst zu machen –, dass das Reich Gottes inwendig in uns ist.
Diese Denkweise wandelt uns um, denn göttliche Wahrheit wirkt umwandelnd und übertrifft alles. Sie verändert uns, indem sie uns über das Gewöhnliche hinaus zum Ungewöhnlichen – zum Göttlichen – führt. Wahrheit ist Gott; sie ist erhaben und bildet uns neu.
In der Praxis der Christlichen Wissenschaft sind wir unser wichtigster Patient. Was auch immer unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen will, im Mittelpunkt muss unser Denken und kein anderes stehen. Egal wie wirklich eine Herausforderung zu sein scheint oder wie hoch die Ansprüche sind, die sie stellt, wir haben es nie mit etwas oder jemandem „da draußen“ zu tun. Wir müssen jedes Problem in unserem eigenen Denken angehen, indem wir das Reich erkennen, das inwendig in uns ist. Dort finden wir Gott, und dort erlangen wir Heilung.
Ich hatte einige Jahre lang einen großen Leberfleck auf einer Seite meines Gesichts. Er vergrößerte sich, da die Haare ihn überdeckten, war er für andere nicht sichtbar. Irgendwie war es mir nicht gelungen, das Problem in den Griff zu bekommen; ich meinte nicht zu wissen, wie ich es mit Gebet angehen sollte. Dann äußerte jemand große Furcht bezüglich einer ähnlichen Sache bei sich, und das gab mir einen großen mentalen Anstoß.
Zwei Dinge kamen mir eindringlich in den Sinn. Erstens wurde mir intensiv bewusst, dass der wahre Standort dieses Leberflecks mein Denken und nicht mein Körper war. Alles in unserer Erfahrung spielt sich in unserem Denken und nirgendwo sonst ab – sogar das Universum und die Welt um uns her! Ich musste mit nichts fertig werden als mit meinem Denken. Das Denken befindet sich nicht im Körper; der Körper befindet sich im Denken.
Und dann stieß ich auf folgende Aussage von Mary Baker Eddy, der Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft: „Ein wenig mehr Freundlichkeit, ein geläuterter Beweggrund, einige liebevoll mitgeteilte Wahrheiten, ein besänftigtes Herz, ein beherrschter Charakter, ein hingebungsvolles Leben würden die rechte Tätigkeit des inneren Triebwerks wiederherstellen und offenbaren, dass die Bewegung von Körper und Seele im Einklang mit Gott steht“ (Vermischte Schriften 1883–1896, S. 354). Ich verstand, dass ich diese geistige Besänftigung, diese Art Zähmung, mein Denken berühren und mich freundlicher machen lassen konnte – liebevoller und geduldiger.
Das wirkte in meinem Denken wie Sauerteig, und einige Tage später fing der Leberfleck an, aufzubrechen und sich von der Haut zu lösen. Die betroffene Stelle war schon bald glatt, und so ist sie geblieben.
Die Menschen haben diese Welt des Geistes und der Wahrheit – das Reich Gottes – in jedem Zeitalter gesucht. Einige haben es gefunden, viele wurden davon berührt, doch Christus Jesus war derjenige, der es für alle kenntlich gemacht hat. Seine Lehren und Heilungen ebneten den Weg für die Menschheit, die Herrlichkeit des Reiches Gottes zu verstehen und zu beweisen, dass es hier und jetzt praktisch anwendbar ist.
Mary Baker Eddy gibt uns im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, die geistige Auslegung des Gebets des Herrn, einschließlich der Zeile „Dein Reich komme“, und zwar: „Dein Reich ist gekommen; Du bist immer-gegenwärtig“ (S. 16).
Wie jede Entdeckung, beispielsweise im Bereich Raumfahrt, Unterseeforschung oder der Wunder der Mikrowelt, offenbaren geistige Entdeckungen etwas, das bereits vorhanden ist und nur darauf wartet, gefunden zu werden. Wir sollten unsere Suche nie aufgeben. Geistig Forschende befinden sich dort, wohin wenige vor ihnen vorgedrungen sind, und fortgeschrittenes Alter ist kein Nachteil für diese Art von Forschung, denn das Abenteuer ist so ewig wie Leben selbst – wie Gott.
Diese wundervolle neu-alte Welt des göttlichen Geistes und der göttlichen Wahrheit zeigt sich weder irdisch noch außerirdisch. Sie befindet sich da, wo Jesus sie uns gezeigt hat – im Bewusstsein. Jesus verstand dieses Reich so gut, dass er fähig war, ausreichend Nahrung für große Menschenmengen hervorzubringen, Gesundheit wiederherzustellen und sündige Menschen umzuwandeln. Äußerliche Dinge beeindruckten ihn nicht, sondern er war sich hochgradig des Himmelreiches inwendig in uns bewusst.
Als Mose beeindruckt stehen blieb, um einen Busch zu betrachten, der brannte, ohne verzehrt zu werden, hörte er eine Stimme sagen: „Zieh die Schuhe aus von deinen Füßen; denn der Ort, auf dem du stehst, ist heiliges Land“ (2. Mose 3:5). Diese Stimme rief Mose nicht von außen, sondern von innen. Und Mose folgte der Anweisung. Er legte seine voreingenommenen Vorstellungen ab, seine vertrauten Überzeugungen oder Eindrücke, und gründete sich fest auf seine Einheit mit dem göttlichen Gemüt, Gott. Er fand das Reich, das inwendig in ihm war, und hörte dort, wie die göttliche Stimme ihm sagte: „Ich bin, der ich bin“ (2. Mose 3:14).
Mose brauchte nicht in der Ferne zu suchen. Er war zu einem heiligen Augenblick in seiner geistigen Entwicklung geführt worden, in dem seinem bereitwilligen Denken das Reich offenbart worden war, und durch Befolgen von Gottes Anweisung war es ihm möglich, die Israeliten in die Freiheit zu führen.
Der Pfad zu wahrem und reichhaltigem Glück, Wohlbefinden und Auskommen befindet sich inwendig in uns. Diese unendlichen Segnungen haben wir bereits aufgrund der Tatsache, dass wir Gottes Kinder sind. Als vollständiges Abbild Gottes, des Gemüts, schließen Sie alles Gute in sich, das sich als Ihre Gesundheit, Ihr Zuhause, Ihre Familie, Ihr Freundeskreis, Ihr Arbeitsplatz usw. ausdrückt. Die Substanz dieser Segnungen befindet sich nicht „dort draußen“, sondern ist bereits inwendig in Ihnen – in Ihrem Bewusstsein.
Wenn Sie verstehen, dass das, was Sie im Reich besitzen, wirklich ist und für immer direkt von Gott für Sie entfaltet wird, werden Sie es nie verlieren – nur die Angst vor einem Verlust wird sich auflösen. Nichts Wirkliches oder Gutes kann verloren gehen – nicht einmal für einen Augenblick –, wenn es einmal in uns erkannt wurde.
Welch eine Erleichterung ist es zu wissen, dass Ihre Gesundheit niemals verloren gehen kann, denn sie befindet sich nicht „dort draußen“ – im Körper –, wo man sie verlieren könnte. Wie herrlich ist es zu wissen, dass die Liebe Ihrer Kinder, Ihres Freundeskreises, Ihres Mannes oder Ihrer Frau nicht „dort draußen“ in einer menschlichen Persönlichkeit ist, sondern sicher und fest im inwendig in uns befindlichen Reich, in Gott, existiert. Dieses Wissen wird nicht nur Sie, sondern auch andere von Angst befreien, und Sie werden anderen helfen zu erkennen und zu wissen, dass die liebevollen Ideen des Gemüts dauerhaft präsent sind – und das Leben aller füllen.
