Im Hebräerbrief wird uns geraten, alle Last abzulegen und mit Geduld in dem Kampf zu laufen, der uns verordnet ist (siehe 12:1). Diese Worte gelten für jeden von uns, haben aber eine ganz besondere Bedeutung für Sportler.
Was für Lasten muss ein Langstreckenläufer ablegen? Verspannung, Zweifel, Bequemlichkeit, den Glauben an körperliche Beschränkungen. Für einen Läufer wiegen sie so viel wie ein Bär. Solcherlei Gewichte, die uns Schnelligkeit oder Kraft rauben, kommen uns oft so natürlich vor, dass wir sie nicht loswerden. Doch mithilfe der Lehren von Christus Jesus und der Christlichen Wissenschaft können wir sie ablegen.
Christus Jesus sagte: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. ... Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht“ (Matthäus 11:28, 30). Und die Christliche Wissenschaft zeigt uns, dass der Mensch das wahre Bild und Gleichnis Gottes, des Geistes, ist; dass der Mensch geistig und nicht materiell ist; unerschöpflich statt begrenzt; vollkommen statt unvollkommen. Im Licht dieser Wahrheit über Gott und den Menschen erkennen wir, dass Verspannung und Zweifel unnatürlich sind. Sie sind Lügen über den Menschen und können als Irrtum abgelegt werden. Doch wie?
Läufer sind sehr bestrebt, sich in ihrem täglichen Training von diesen Lasten zu befreien. Sehr wichtig ist das Konditionstraining, durch das sie daran arbeiten, mehr Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit, Selbstvertrauen und Lockerheit zu erlangen. Früher oder später fragt sich jeder Läufer: „Sind das körperliche oder mentale Eigenschaften, oder vielleicht beides? Reicht es, nur die Muskeln zu trainieren?“
Ein Christlicher Wissenschaftler weiß, dass diese Eigenschaften rein mental sind und dass er sie demonstrieren kann, indem er Gott, Geist, als das energiespendende Prinzip von Kraft und allem Guten erkennt, das der Mensch ausdrückt. All die Eigenschaften, die ein Sportler wirklich braucht, kommen von Gott und sind vorhanden, wann und wo immer wir sie brauchen. Dieses Wissen kann das tägliche Training von Sportlern effektiver machen, da sie im Denken jeden Tag weniger Beschränkungen zulassen. Und diese gedankliche Einstellung ist äußerst wichtig, selbst für Sportler, die die Wissenschaft und die Quelle des wahren Seins nicht kennen, sondern einfach daran gewöhnt sind, zu gewinnen.
Tägliches Konditionstraining der geistigen Art sollte für Sportler, die Christliche Wissenschaftler sind, ebenso wichtig sein wie das Körpertraining, und es sollte an erster Stelle stehen. Mrs. Eddy sagt im Handbuch der Mutterkirche: „Es ist die Pflicht eines jeden Mitglieds dieser Kirche, jeden Tag zu beten: ‚Dein Reich komme‘; lass die Herrschaft der göttlichen Wahrheit, des göttlichen Lebens und der göttlichen Liebe in mir aufgerichtet werden und alle Sünde aus mir entfernen; und möge Dein Wort die Liebe der ganzen Menschheit bereichern und sie regieren!“ (S. 41).
Dieses Gebet, das „Tägliche Gebet“, betont, wie wichtig es ist, unser Denken täglich darauf zu trainieren, Gott als erhaben anzuerkennen und uns selbst und andere als geistige Ideen Gottes, des Geistes, zu betrachten. Wir müssen den gegenteiligen Glauben abweisen, dass der Mensch ein Sterblicher ist, dessen Kraft versagen kann und dessen Fähigkeiten auf eine bestimmte Konstitution beschränkt sind. Durch diese tägliche Denkübung werden falsche Überzeugungen abgelegt, und wir stellen fest, dass wir freier und mit mehr Kraft laufen und leben.
Ein Langstreckenläufer in der Oberstufe, der Christlicher Wissenschaftler ist, hat einige Erfahrungen in seinem Training und bei Wettkämpfen gemacht, die die Argumente in diesem Artikel illustrieren. Zu seinem täglichen Training gehören oft Läufe zwischen 15 und 25 km. Während dieses Trainings bemüht er sich bewusst, von Anfang an frei von körperlicher und mentaler Verspannung zu sein. Dann erhebt er sein Denken im Gebet zu Geist, Gott, um als Seine Idee Kraft, Ausdauer und eine bewusste Einheit mit Ihm zu erlangen. Dieses Training umfasst ein zunehmendes Verständnis der göttlichen Unterstützung, ein Gefühl geistiger Inspiration, Wertschätzung der Schönheit, starke Zuversicht, Dankbarkeit und Glück.
Der folgende Satz von Mrs. Eddy ist ihm eine große Hilfe: „Rechte Motive geben dem Denken Schwingen und dem Reden und Handeln Stärke und Freiheit“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 454). Sein grundlegendes Motiv ist, zur Ehre Gottes zu laufen. Er tut dies unter anderem, indem er sich bemüht, die Eigenschaften Gottes von ganzem Herzen, ganzer Seele, ganzer Kraft und mit seinem ganzen Verstand auszudrücken, während er trainiert und an Rennen teilnimmt (siehe Lukas 10:27). Bei Wettläufen arbeitet und betet er nach bestem Vermögen, anstatt zu versuchen, die anderen zu schlagen. Dadurch ist er stark, einsatzfähig und wird als Läufer respektiert. Außerdem hat er fleißig daran gearbeitet, diese Motive in seiner Beteiligung im Unterricht umzusetzen, und das hat zu akademischen Auszeichnungen und der Wahl in den Schülerbeirat geführt.
Bei einem Geländelauf hatte er knapp die Hälfte geschafft, als sich Erschöpfung breitmachte und er sich fragte, ob er es bis zum Ende schaffen würde. Er trug eindeutig einen Bären huckepack. Er fing an zu beten, wie er es sich beim Training angewöhnt hatte. Sein Gebet kam von Herzen und zeigte schnelle Resultate. Plötzlich bekam er den starken Wunsch, schneller zu laufen und zu gewinnen. Das Gewicht und seine Erschöpfung verschwanden, der Bär wurde abgeworfen und er empfand ein strahlendes Gefühl von Kraft und Wohlbefinden − als ob er von einer unsichtbaren Macht erhoben und angetrieben wurde. Er lief den zweiten Teil der Strecke viel schneller als den ersten und gewann das Rennen.
Dieser junge Mann ist in erster Linie Christlicher Wissenschaftler und erst dann Langstreckenläufer. Obwohl er durch seine Ergebnisse als Läufer unter den ersten seiner Region für Schüler rangiert, sagt er, dass sein wahrer Gewinn viel mehr ist als der Beifall der Zuschauer, die Medaillen und die Ehre, Rekorde zu brechen. Sein Gewinn ist ein klareres Bewusstsein von der Einheit des Menschen mit Gott und Seinem Guten, das Gefühl, würdig und erfüllt zu sein, das mit dem Laufen – und seinem Leben – einhergeht, und seine Zuversicht, dass noch mehr Möglichkeiten vorhanden sind, Kraft und Freiheit auszudrücken.
