Als Baby war ich völlig von meinen Eltern abhängig. Von ihnen wurde ich versorgt, gefüttert und angezogen. Als ich größer war und die Sonntagsschule besuchte, lernte ich, dass ich mich genauso vollständig und vertrauensvoll auf Gott, den Vater und die Mutter aller, verlassen kann wie damals als Baby auf meine Eltern. Ich wandte mich immer mehr an Gott, wenn ich die Kraft eines Vaters und die liebevolle Sanftheit einer Mutter brauchte. Meine Eltern verstanden diese Beziehung zu Gott ebenfalls. Sie ermunterten mich dazu, Ihm völlig zu vertrauen und zu wissen, dass Er mich gemacht hat, auf immer liebt und uneingeschränkt versorgt.
Als ich zwölf war, wurde mein jüngerer Bruder plötzlich krank. Er ging still ins Haus und legte sich ins Bett. Wir teilten uns ein Zimmer, und als ich etwas holen wollte, sah ich ihn da. Ich fragte ihn, ob alles OK sei, und er sagte, dass er sich sehr schlecht fühlte. Er wollte nichts essen, nicht aufstehen und auch nicht mitkommen, um mit seinen Freunden zu spielen.
Ich hatte gelernt, dass Gott mein Vater und meine Mutter ist. Und ich hatte auch gelernt, dass wir Lösungen für jedes Problem finden, wenn wir zu Gott beten, egal wann und wo. Ich erzählte zwar meinen Eltern später davon, aber in dem Moment wandte ich mich nur Gott zu.
Ich redete mit meinem Bruder über Gott und sagte ihm, dass Gott ihn liebhatte und heilen konnte. Dann holte ich Wissenschaft und Gesundheit hervor und las ihm Stellen vor, die ihm meiner Meinung nach bestimmt helfen würden. Heute weiß ich nicht mehr genau, welche das waren, aber ich war ganz erfüllt von dem Wissen, dass Gott sein Vater und seine Mutter war, und das wollte ich ihm auch vermitteln.
Die Leute, die die Bibel geschrieben haben, sahen Gott mehr als unseren Vater an, doch Mrs. Eddy verstand Gott als Vater und Mutter und nannte Ihn oft so. Auf Seite 332 von Wissenschaft und Gesundheit lesen wir: „Vater-Mutter ist der Name für die Gottheit, der auf Ihr inniges Verhältnis zu Ihrer geistigen Schöpfung hinweist.“
Gott hat den Menschen nach Seinem Ebenbild erschaffen, also so gut wie Gott selbst: „Und Gott sagte: ‚Lasst uns Menschen machen nach unserem Bild, uns ähnlich; sie sollen herrschen ... über die ganze Erde‘“ (1. Mose 1:26).
Ich las noch längere Zeit weiter und nahm all die Gedanken in mich auf, die ich empfing.
Mein Sonntagsschullehrer sagte mir, dass dieses „uns“ in dem Zitat für Vater-Mutter-Gott steht. Das bedeutete mir sehr viel, denn ich sah Gott als viel vollständiger an als nur meinen Vater. Ich dachte daran, auf wie vielfache und wundervolle Weise meine Mutter Mütterlichkeit ausdrückte, und begriff, dass Gott das noch viel besser konnte. Ich begann, Gott als zärtlich, liebevoll und für meine Bedürfnisse und die der ganzen Schöpfung empfänglich zu sehen. Dann dachte ich an die Kraft und den Mut meines Vaters. Mir wurde klar, dass Gott unendliche Kraft, uneingeschränkter Mut und eine absolute Stütze ist. Es half mir zu verstehen, dass Geduld, Sanftheit und Anteilnahme keine rein weiblichen Eigenschaften sind. Und Kraft, Mut und Beharrlichkeit sind keine rein männlichen Eigenschaften.
Ich lernte, dass die wundervollen Eigenschaften, die ich in meinen Eltern sah, von unserem Vater-Mutter-Gott kamen. Dadurch hatte ich meine Eltern nicht weniger lieb. Im Gegenteil, ich liebte sie mehr, aber auf reinere, geistigere Weise. Und ich erkannte, dass ich alle diese Eigenschaften hatte, und mein Bruder, meine Freunde und Lehrer – ja alle Menschen auf der ganzen Welt – auch. Dank dieser Tatsachen konnte ich meinen Bruder als Gottes Kind sehen.
Zu meiner Überraschung schaute mein Bruder mich an, nachdem ich ihm erst ganz kurz etwas vorgelesen hatte, und sagte: „Ich fühle mich wieder gut. Ich glaube, ich gehe raus, spielen.“ Und das tat er!
Ich war so von Staunen, Dankbarkeit und Inspiration erfüllt, dass ich noch längere Zeit weiterlas, nachdem er gegangen war, und all die Gedanken in mich aufnahm, die ich empfing. Ich hatte völlig vergessen, was ich eigentlich holen wollte. Selbst draußen zu spielen vergaß ich. Ich spürte große Dankbarkeit und habe vielleicht sogar laut gesagt: „Danke, Vater-Mutter-Gott!“
Die Gewissheit, dass unser Vater und unsere Mutter meinen Bruder vollkommen gemacht hat und ihn liebt, hat ihn völlig geheilt und in die Lage versetzt, aus dem Bett zu springen und spielen zu gehen. Ich konnte gar nicht erwarten, meiner Sonntagsschulklasse zu erzählen, dass ich das bewiesen hatte, was wir über Gott, unseren göttlichen Vater und unsere göttliche Mutter, gelernt hatten.
