Die Semesterprüfungen standen bevor. Referate waren fällig. Die Projekte stapelten sich. Typisches Semesterende. Die Last eines schier überwältigenden Arbeitspensums auf meinen Schultern schien fast zu schwer. Die Tage waren hektisch und vor lauter Aufgaben, die alle erledigt sein wollten, vergaß ich gar zu lächeln. Sprechstunden, Abgabetermine, Hausaufgaben, üben – das war alles fast nicht zu schaffen.
Anfänglich betrachtete ich diesen zeitlichen Engpass am Ende des Semesters als Ritus, dem sich kein Student entziehen kann. Ich erzählte anderen von meinem überspannten Leben, als sei es eine Ehre. „Du kannst dir nicht vorstellen, wie viel ich heute Abend noch schaffen muss!“, sagte ich. Oder: „Gestern habe ich noch bis 3 Uhr an dem Referat gearbeitet!“
Irgendwann brach ich dann jedes Mal unter der Last zusammen. Dann hatte ich ca. eine Woche vor den Prüfungen einen Kollaps, so erschöpft und gestresst war ich, und fiel weinend ins Bett. Nach ein paar solchen Semestern zeigte mir ein Freund bei einem dieser Tiefpunkte, dass es auch anders ging. Der Hinweis war ganz einfach. „Dir ist klar,“ fragte er, „dass du das nicht durchmachen musst, oder?“ Diese Bemerkung stützte sich auf die Tatsache, dass er ein praktizierender Christlicher Wissenschaftler war, wie ich auch; doch irgendwie war mir dieser Gedanke bisher nicht gekommen. Ich hatte immer gedacht, dass Stress und Aufgaben vor mir herzuschieben zum Studentenleben gehörten, und ich war davon ganz und gar nicht frei. Doch offensichtlich musste sich etwas ändern.
Der Hinweis des Freundes war der Wendepunkt. Nun betrachtete ich meine Einstellung aus geistiger, gebeterfüllter Perspektive und erkannte, dass es weder natürlich noch normal ist, gestresst zu sein. Ich beschloss, in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy nach Antworten zu suchen.
Eine hilfreiche Stelle war: „Die Dinge von Zeit und Sinn verschwinden in der Erleuchtung des geistigen Verständnisses, und Gemüt misst die Zeit nach dem Guten, das sich entfaltet. Dieses Entfalten ist Gottes Tag, und ‚es wird keine Nacht geben‘“ (S. 584). Anstatt Zeit als Feindin zu betrachten, eine gefürchtete Macht, über die ich keine Kontrolle hatte, begann ich zu verstehen, dass Zeit die Herrschaft über mein Leben verlieren würde, wenn ich ein klareres Verständnis von Gott, Gemüt, erlangte. Und wenn ich sie nicht mehr als Hürde oder negative Kraft betrachtete, konnte ich Zeit nicht als Begrenzung, sondern als Gelegenheit für die Entfaltung des Guten sehen.
Als ich daran arbeitete, Gott besser zu verstehen, änderte sich mein Denken in kleinen, aber wesentlichen Schritten. Ich fasste den Entschluss, jeden Morgen mit einem offenen Gedanken des Gebets aufzuwachen. „Gott“, dachte ich im Stillen, „heute ist Dein Tag.“ Und wenn mir ein negativer Gedanke einflüstern wollte, dass ich gestresst sein musste, wies ich das konsequent zurück und hielt an der wahren Idee von mir als dem unbegrenzten Ausdruck des Gemüts fest. Bald war es eine Freude zu sehen, wie sich jeder Tag entfaltete. Und all die Arbeit, die zu tun war, erledigte sich aufgrund dieser einfachen täglichen Vorbereitung geradezu von selbst. Dadurch, dass ich erklärte, dass Stress und Zeitmanagementprobleme kein Teil meines geistigen Wesens sind, war ich plötzlich frei von den Begrenzungen, die ich mir unbewusst auferlegt hatte.
Zusammen mit der Heilung von Stress war ich auch von der starken Tendenz geheilt, Aufgaben vor mir herzuschieben. Da ich nicht mehr von meinen vorherigen Begrenzungen gefesselt war, sah ich von Gott offenbarte Zeitfenster, in denen ich meine Arbeit tun konnte. Dadurch waren meine Sorgen oder Befürchtungen praktisch vollständig ausgeräumt. Ich fand sogar Zeit für noch mehr Gebet, und das hätte ich vorher nicht für möglich gehalten. Meine täglichen Pläne füllten sich mit Freude.
Ich kann ehrlich sagen, dass ich als Studentin nie wieder in Zeitpanik geriet. Mit dem Problem von Mangel – Mangel an Zeit, Ressourcen und sogar Energie – fertigzuwerden, machte einen Unterschied von Tag und Nacht aus. Ich wende mein Denken morgens immer noch sofort Gott zu und erkläre, dass Er heute die Führung hat. Eine Zeile aus einem Lied fasst den Gedanken gut zusammen: „Dies ist der Tag, den Gott gemacht; / seid fröhlich, freut euch, singt!“ (Laura Lee Randall, Liederbuch der Christlichen Wissenschaft, Nr. 342, Übersetzung © CSBD).
