Kaum jemand in der Sonntagsschule der Christlichen Wissenschaft, in der ich unterrichte, verwendete das Wort Gott.
„Wieso?“, fragte ich schließlich.
„Der Begriff ist verwirrend“, sagte eine Schülerin.
Sie war in der Sonntagsschule der Christlichen Wissenschaft aufgewachsen und hatte das Wort Gott ihr ganzes Leben lang in einem positiven Zusammenhang gehört. Aber Schulfreunde redeten auf eine Weise über Gott, die für sie nicht passte. Gott wurde oft als Person definiert, als „der Alte“ irgendwo in weiter Ferne. Auch die Gewissheit, dass Gott sie liebt, gab ihr immer noch das Gefühl, es mit einer Art Person zu tun zu haben, statt mit der unendlichen Göttlichkeit.
Wegen dieser mangelnden Klarheit war der Begriff Gott unverständlich und sogar bedeutungslos für sie. Doch auch wenn diese Schülerin den Begriff nicht gern benutzte, wollte sie auf keinen Fall anti-Gott sein. Also musste sie Gott für sich neu definieren.
Ihr leuchtete ein, dass Gott Liebe ist, alles Gute, Gemüt. Mit anderen Worten, sie konnte sehr gut an andere Namen für Gott denken, an Gottes Qualitäten – an die Substanz und Essenz von dem, was Gott ist –, und so konnte sie fühlen, dass Gott nichts Abstraktes, sondern etwas Reales ist.
Mary Baker Eddy betont diesen Punkt, wenn sie in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift die Frage stellt: „Was ist Gott?“ (S. 465). Sie fragt nicht, „wer“, sondern „was“. Dann definiert sie Gott mit Synonymen und Attributen, die Gott nicht als körperliche Person, sondern als geistig und allgegenwärtig beschreiben und als nah und real zeigen.
Es ist äußerst wichtig, die Natur von Gott zu verstehen, wenn wir Heilung erleben und miterleben möchten. Heilung resultiert daraus, dass wir Gott „begreifen“ – verstehen. Dieses „Begreifen“ ist nicht intellektuell. Es ist ein tiefes Bewusstsein von dem zugrundeliegenden unendlichen Guten, das die Grundlage und Substanz unseres Seins ist. Das Interessante daran ist, dass wir Gott nicht nur „begreifen“, wenn wir uns dieses Guten mehr bewusst sind, sondern auch verstehen, was wir als Beweis des göttlich Guten wirklich sind. In dem Maße, wie dieses Verständnis tiefer wird, werden wir so von dem überzeugt, was wahr ist, dass wir von den schlimmen Sachen wie Krankheit, Drama oder Schmerzen nicht mehr getäuscht werden. Dann findet Heilung statt.
Zu versuchen, eine erhabene, allgegenwärtige Quelle des Guten so zu definieren, dass es anderen einleuchtet, ist keine einfache Aufgabe. Doch es ist wichtig. Es gibt viele Worte, die irgendwann mal Gott bedeutet haben. Worte sind hilfreich, aber auch begrenzt. Wir wollen Gott kennen, indem wir Ihn „fühlen“.
Und wie können wir Gott auf diese „nahe“ Weise kennen? Mir hilft es, eine Idee über Gott, die in mir anklingt, weiter wachsen zu lassen, indem ich darüber nachdenke.
Als ich zum Beispiel im College Referate schreiben musste, konzentrierte ich mich sehr auf Gott als Intelligenz. (Ich hatte die Christliche Wissenschaft gerade kennengelernt und hatte keine gute Noten.) Bevor ich ein Referat schrieb, ließ ich nun mein Denken in den unendlichen Raum eintreten, in dem Intelligenz alles ist und wo ich klar erkennen konnte, dass Begrenzung oder Mangel an Intelligenz keinen Raum haben. Ich wusste, dass das göttliche Gemüt die Quelle aller Intelligenz ist und dass mich das einschließen musste. Danach schrieben sich meine Referate fast von selbst und mit gutem Erfolg.
In dieser Situation verwendete ich nicht den Begriff Gott, sondern dachte an Gemüt, denn das hatte einen Bezug zu meiner Situation und half mir, Gott als realer und verständlicher zu fühlen. Das Schöne an der Christlichen Wissenschaft ist, dass sie uns viele Möglichkeiten gibt, Gott für uns selbst zu entdecken.
Das Ergebnis ist, dass wir nicht von dem beeindruckt sein müssen, was andere Menschen unter Gott verstehen. Das Wichtige ist das, was diese wundervolle, allliebende, immer bereitstehende Quelle des Guten für uns bedeutet und wie wir dieses Verständnis in unserem Leben praktisch anwenden können.
