F: Wie kann ich aufhören, mich wie ein Niemand zu fühlen?
A: Ich fühlte mich bei der Arbeit wie ein Niemand. Wenn ich eine Idee hatte, hörte keiner zu – als ob es egal war, was ich dachte oder glaubte. Als interessierte es keinen.
Ich war die Jüngste dort, und alle anderen kamen mir schlauer, witziger und erfahrener vor. Ich glaubte, sie seien alle besser als ich, und stellte mir vor, dass sie hinter meinem Rücken über mich lachten.
Ich beschäftigte mich seit ein paar Jahren mit der Christlichen Wissenschaft – seit eine Freundin mich auf der Oberstufe damit bekanntgemacht hatte – und hatte gelernt, dass ich jede Situation und jeden Gedanken, die bzw. der mir ein schlechtes Gefühl über mich selbst vermittelte, durch Gebet hinterfragen kann. Ich betete nicht darum, so gut zu werden wie alle anderen, sondern dachte, dass ich eine geistigere Sichtweise meiner Umstände erlangen konnte, indem ich mich an die Bücher wandte, die mir halfen – die Bibel und die Schriften von Mary Baker Eddy. Zumindest hoffte ich, mich dadurch etwas besser zu fühlen.
Eine Stelle aus Mrs. Eddys Schriften half mir sehr, und zwar: „Jeder einzelne muss in Zeit und Ewigkeit seine eigene Nische ausfüllen“ (Rückblick und Einblick, S. 70). Diese „Nische“ ist eine besondere Stellung oder Rolle, in der wir unsere einzigartigen Interessen und Talente leben und weitergeben können. Und die Stelle machte mir Mut, denn ich hatte gelernt, dass Mrs. Eddy hier aus Erfahrung spricht.
Sie wurde im Leben oft abgelehnt oder ignoriert, nicht nur, weil sie eine Frau war, die geschieden und teilweise ohne Bleibe war, sondern auch wegen ihrer Ideen. Durch das, was sie in der Bibel las, fing sie an, die Wirklichkeit anders zu sehen. Mrs. Eddy entdeckte, dass das, was wirklich und wahr über jeden von uns ist, daher kommt, dass wir nicht einfach menschliche Wesen mit Begrenzungen und Fehlern sind. Wir sind Gottes Ebenbild bzw. Ausdruck – das Ebenbild alles dessen, was gut ist.
Mrs. Eddy hat dann ein heute berühmtes Buch namens Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift geschrieben, Hunderte Menschen geheilt, christliches Heilen gelehrt und eine weltweite Kirche, mehrere Zeitschriften und eine internationale Tageszeitung gegründet. Sie lernte und bewies, dass jeder im Universum Gottes, der göttlichen Liebe, ein „Jemand“ ist. Wir sind die Ideen der Liebe! Jeder von uns hat etwas Besonderes zu geben. Wir werden durch unsere einzigartige Widerspiegelung geistiger Qualitäten identifiziert, die auch unseren unveränderlichen Wert festlegen.
Ob du es glaubst oder nicht, dabei war mir Mathe eine große Hilfe. Sagen wir mal, jemand erklärt der Vier: „Du bist unwichtig. Du zählst nicht. Wir schmeißen dich einfach aus dem System.“ Was würde dann passieren? Ohne die Vier würde das System zusammenbrechen. So wichtig ist jede Zahl.
In derselben Weise wird jede Idee von Gott gebraucht, um Seine ganze Schöpfung zu vervollständigen und abzurunden. Gottes gesamtes geistiges Universum würde ohne dich und mich zusammenbrechen. So sehr wird jeder von uns gebraucht.
Das muss der Grund gewesen sein, warum Jesus den Wert jedes Menschen respektierte, einschließlich derer, die unterdrückt, lächerlich gemacht, abgelehnt oder misshandelt wurden. Sein Verständnis von jedem Menschen als Gottes Tochter oder Sohn half denen, die glaubten, ein Niemand zu sein, sich selbst anders zu sehen. Jesus bemühte sich sogar besonders, Kontakt mit Samaritern aufzunehmen oder mit ihnen zu essen, denn sie wurden oft respektlos behandelt und galten als Niemande.
Mich selbst als eine wertvolle, einzigartige geistige Idee zu betrachten, die in Liebe existiert – statt als Sterbliche, die durch Alter, Persönlichkeit und menschliche Umstände begrenzt war –, brachte den Wendepunkt für mich. Ich fing an zu verstehen, dass göttliche Liebe, mein Vater-Mutter-Gott, mich und jeden kennt, sich an mir und allen erfreut und mich und alle anderen anerkennt. Ich setze mich aus Qualitäten von Liebe zusammen, und die sind dazu da, geteilt zu werden.
Ich verstand, dass meine Kolleginnen und Kollegen sehr intelligent waren, ich aber Liebe, Freundlichkeit und Freude ins Büro einbringen konnte, und die wurden auch benötigt. Und ich fing an zu verstehen, dass die Intelligenz, die ich an den anderen so schätzte, ebenfalls von Gott kam. Gott ist die Quelle der Güte eines jeden, also gab es nichts, worüber ich neidisch oder verschüchtert sein musste. Von dem Morgen an, wo mir das klar wurde, hatte ich nicht mehr den Bedarf, mich an den anderen zu messen. Und meine Kolleginnen und Kollegen fingen an, meine Ideen in Betracht zu ziehen und auch, mich anzuerkennen. Wir konnten mit gegenseitigem Respekt zusammenarbeiten.
Diese Erfahrung hat mich überzeugt, dass ein „Jemand“ zu sein nichts damit zu tun hat, besondere Fähigkeiten zu besitzen oder besser zu sein als alle anderen. Dein Wert, mein Wert, der Wert aller ist bereits eine feststehende Tatsache, denn Gott hat uns dazu erschaffen, alle Seine wundervollen Eigenschaften auszudrücken. Und deshalb sind wir alle ein Jemand – und können uns dessen bewusst sein.