Endlich. Eine rote Rose. Mein Wunsch für den Valentinstag hatte sich erfüllt! Doch wer war mein geheimer Verehrer?
Auf meinem Gymnasium konnten Schülerinnen und Schüler zum Valentinstag heimlich eine Rose für ihre verehrte Person kaufen. Jedes Jahr sah ich, wie diese Rosen verteilt wurden, doch ich erhielt nie eine. Mir erschien es wie ein gemeines Ritual, das alle kennzeichnete, die partnerlos waren.
Wenn ich doch nur eine Rose bekommen könnte, dachte ich. Das würde mir reichen.
Und dann passierte es tatsächlich. Ich war hocherfreut. Jemand hatte mich auserwählt! Ich konnte kaum das Mittagessen erwarten, um meinen Freundinnen meine Kostbarkeit zu zeigen und mit ihnen zusammen zu überlegen, wer denn mein geheimer Verehrer sein könnte. Und wer war es? Eine meiner besten Freundinnen, die beschlossen hatte, allen ihren Freundinnen und Freunden eine Rose zu schenken.
Nicht, dass wir uns missverstehen: Das war eine nette Geste. Doch mir wurde auch klar, dass es mir bei meiner Verzweiflung nie wirklich um die Rose gegangen war. In Wirklichkeit wollte ich mich nicht mehr ausgeschlossen fühlen – und neidisch auf andere sein.
Vielleicht verteilt deine Schule keine roten Rosen. Aber ist es besser, sich die Posts auf sozialen Medien anzusehen und neidisch auf die Beziehungen anderer zu sein? Vor einiger Zeit erkannte ich, dass ich auch das nicht mehr wollte.
Wenn ich in der Vergangenheit unglücklich über etwas war, habe ich mich an Gott gewandt, mein Denken beruhigt und so gebetet, wie ich es in der Sonntagsschule der Christlichen Wissenschaft gelernt hatte. Das hat mir immer Frieden und Klarheit gebracht. Als ich dieses Gefühl, ausgeschlossen zu sein, loswerden wollte, habe ich mich daher an Gott gewandt und auf eine Idee gelauscht, die mich voranbringen konnte. Diesmal fiel mir einer meiner Lieblingsverse in der Bibel ein: „Gott ist Liebe“ (1. Johannes 4:8). Als ich darüber nachdachte, was das bedeutet, kam mir der Gedanke, dass alle Liebe, die existiert, direkt von Gott kommt. Liebe kommt nicht von einer Person oder Beziehung, auch wenn dies die Bekundungen göttlicher Liebe sind. Und daher ergab es keinen Sinn, dass der Ausdruck von Gott, Liebe, mich irgendwie unglücklich, neidisch, nervös machen oder mir das Gefühl vermitteln konnte, übersehen worden zu sein. Ja, jedes Beispiel für Liebe kann nur ein Segen sein, denn es ist ein Beweis Gottes.
Die Gesellschaft sagt uns, dass es natürlich ist, eine liebevolle Beziehung haben zu wollen, und dass man ohne sie nie vollständig oder glücklich sein kann. Doch ich fing an, mir ein Leben vorzustellen, in dem ich nicht neidisch auf andere war oder mich ständig nach einer Beziehung sehnte. Ich verstand, dass ich frei von diesen Gedanken und Gefühlen sein – geheilt werden – konnte.
Mir kam der Gedanke, das Kapitel „Ehe“ in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy zu lesen. Bis dahin hatte ich mich nicht näher mit diesem Kapitel befasst, da ich dachte, dass es erst später hilfreich sein würde, wenn ich verheiratet war, und bis dann nicht weiter wichtig für mich war. Doch wieso würde Mrs. Eddy ein ganzes Kapitel einfügen, das alle Alleinstehenden in der Gesellschaft ausschloss ... es sei denn, es schloss niemanden aus? Als ich anfing zu lesen, fragte ich mich daher, wie es wäre, mich als Nichtverheiratete mit diesem Kapitel zu befassen und die Ideen in meinem Alltag anzuwenden.
Diese neue Sichtweise war sehr hilfreich. An einer Stelle steht dort zum Beispiel: „Die Vereinigung der männlichen und weiblichen Eigenschaften bildet Vollständigkeit“ (S. 57). Ich wusste aus meiner intensiven Beschäftigung mit der Christlichen Wissenschaft, dass Gott jeden von uns als vollständig erschaffen hat. Doch ich hatte mich selbst nicht unbedingt als eine vollkommene Vereinigung von männlichen und weiblichen Eigenschaften betrachtet. Nachdem ich das gelesen hatte, bemühte ich mich jedoch, dankbar für jede Art und Weise zu sein, auf die ich das Männliche und das Weibliche in mir zum Ausdruck brachte und in anderen erkannte.
Einige der schönen Eigenschaften, die im Kapitel über die Ehe zur Geltung gebracht werden, machen diese Vereinigung des Männlichen und des Weiblichen klarer – Mut, Kraft, Zärtlichkeit, Güte, Tugend, edle Lebensmotive und Selbstlosigkeit. Als ich anfing zu akzeptieren, dass diese Eigenschaften bereits in meinem Leben enthalten waren, wurde mir klar, dass ich tatsächlich vollständig bin. Ich begriff, dass ich kein Date, keine Beziehung und keine Ehe brauchte, um diese Attribute zu erleben und zum Ausdruck zu bringen – dass sie bereits ein völlig praktischer Bestandteil meiner Erfahrung sind, da Gott sie mir gegeben hat. Mein Neid löste sich auf und ich fühlte mich so viel freier.
Seitdem sind viele Valentinstage vergangen – einige mit roten Rosen, Pralinen und romantischen Dates und andere allein mit einem guten Buch, einem Film, einem Telefonat mit einer guten Freundin und Ähnlichem. Wenn ich heute Paare vor mir oder auf sozialen Medien sehe, dann bin ich nicht mehr neidisch oder besorgt über mein eigenes Leben, sondern freue mich mit ihnen. Ich bin einfach froh, diesen Ausdruck der Liebe miterleben zu können, und dankbar, dass ich sie ebenfalls uneingeschränkt ausdrücke.