Der Winter 2022 war sehr schwer für mich. Innerhalb kurzer Zeit verstarben drei Angehörige und eine Freundin von mir. Finanzielle Herausforderungen, der Verlust meiner Arbeitsstelle, die Pandemie, weltweite wirtschaftliche Schwierigkeiten, politische Zwietracht in meinem Land, die Entfernung von einem mir sehr nahestehenden Familienmitglied und andere Probleme lasteten schwer auf mir. Mir schien das Leben hoffnungslos und leer, und an den meisten Tagen wollte ich morgens nicht mal aufstehen. Obwohl ich fast mein Leben lang Christliche Wissenschaftlerin bin und viele Heilungen von körperlichen, finanziellen und Beziehungsproblemen erlebt habe, konnte ich dennoch irgendwie weder Hoffnung noch Freude finden.
Viele Jahre davor hatte ich zweimal Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy von vorn bis hinten durchgelesen, in erster Linie, um körperliche Heilung zu erlangen. Ja, an manchen Tagen hatte ich mich besonders beeilt, bis zum Ende zu kommen, wobei ich die Worte las wie einen medizinischen Beipackzettel und dabei auf Heilung hoffte.
Als ich im Winter 2022 eines Tages ohne Hoffnung im Bett lag und daran zurückdachte, beschloss ich, Wissenschaft und Gesundheit noch einmal durchzulesen. Doch diesmal war es anders. Ich versuchte nicht, ein konkretes Problem zu heilen. Ich war auf der Suche nach Gott. Obwohl ich mich die meiste Zeit meines Lebens Gott nahegefühlt hatte, kam es mir diesmal vor, als ob Er meilenweit von mir entfernt war. Ich wusste nicht, wo und wie ich Ihn finden sollte, und in meiner Verzweiflung stellte ich sogar Seine ganze Existenz infrage.
Ich fing an zu lesen, und in den darauffolgenden Tagen kämpfte ich mich durch die ersten beiden Kapitel. Dann allerdings löste sich mein Verlangen, weiterzulesen, in Luft auf. Doch am dritten Tag fragte ich mich: „Wo werde ich Gott sonst finden?“ Also las ich weiter.
An diesem Tag erlangten Worte und Sätze plötzlich eine neue und höhere Bedeutung für mich, als ob ein Licht angeschaltet worden war. Ich konnte sie besser verstehen als davor. Am nächsten Tag dachte ich bei der Arbeit nur immer wieder daran, wie viel lieber ich zu Hause wäre, um weiterzulesen. Von dem Tag an und über einen Zeitraum von mehreren Monaten wollte ich nichts anderes tun als das Buch zu lesen und Gott besser kennenzulernen.
Es war nicht so, als bedurfte ich keiner Heilung. Ja, ich kämpfte seit fast dreißig Jahren mit einer Entzündung in beiden Ohren. Sie tat nicht weh, war aber nervig, denn meine Ohren juckten ständig, und zeitweilig hörte ich schlecht.
Als das Problem erstmals auftrat, war ich von zwei verschiedenen Ärzten untersucht worden, die Medikamente gegen die Entzündung verschrieben hatten. Allerdings lösten diese solche Übelkeit aus, dass ich sie nicht weiter einnahm. Ich hatte hin und wieder hinsichtlich dieses Problems gebetet, akzeptierte es letztendlich aber als etwas, womit ich mich für den Rest meines Lebens abfinden müsse.
Als ich Wissenschaft und Gesundheit ca. dreiviertel durchgelesen hatte, nahm ich wieder einmal ein Wattestäbchen zur Hand, um mein Ohr zu reinigen, wie ich dies sogar dann tat, wenn es nicht nötig war. In dem Moment erhielt ich eine Botschaft: „Das brauchst du nicht; mit dem Ohr ist alles in Ordnung.“ Ich legte das Wattestäbchen hin, ohne es zu benutzen. Danach dachte ich nicht weiter an meine Ohren.
Im Verlauf der darauffolgenden Wochen las ich weiter in Wissenschaft und Gesundheit. Ich liebte das Kapitel „Genesis“ besonders und las es mehrmals. Ich betrachtete die Schöpfung auf neue Weise – als Gottes Schöpfung, also rein, unsterblich und von Dauer. Ich fing an zu verstehen, dass jeder, einschließlich der mir wertvollen Menschen, die weitergegangen waren, ein Teil von Gottes vollkommener Schöpfung ist.
Ich fing an, mich Gott wieder nahe zu fühlen. Ich fühlte und wusste, dass Er ständig bei mir ist, mich führt und versorgt. Und vor allem fühlte ich Gottes Liebe zu mir. Gefühle von Hoffnungslosigkeit, Trauer und Leere lösten sich auf und wurden mit Frische, Hoffnung und Freude ersetzt. Statt zu fühlen, dass ich nur durchs Leben driftete, hatte ich nun eine feste Grundlage, auf der ich mein Leben aufbauen konnte. Ich wusste die Bibel und ihre Botschaft von Gottes Liebe für die Menschheit mehr zu schätzen.
Da merkte ich auf einmal, dass mich meine Ohren seit dem Tag, als ich die Botschaft erhielt, dass das Ohr in Ordnung ist, nicht mehr gestört hatten. Ich war geheilt! Wann genau die Heilung eingetreten war, konnte ich nicht sagen.
Ich lief ins Wohnzimmer und rief meinem Mann zu: „Ich bin geheilt! Meine Ohren sind geheilt!“ Da fiel ihm auf, dass ich meine Ohren schon lange nicht mehr angefasst hatte. Ich erklärte, dass ich Wissenschaft und Gesundheit las und die Wahrheitsgedanken in dem Buch mich geheilt hatten. Mein Mann ist kein Christlicher Wissenschaftler, war aber ebenfalls der Meinung, dass ich geheilt war. Es ist mehr als ein Jahr her, dass die Heilung eingetreten ist, und das Problem ist nicht wieder aufgetreten. Es war nie ein Teil von mir. Mein Mann und ich staunen und sprechen immer noch über diese große Heilung.
Das Wort Chemikalisation, das Mrs. Eddy für den Prozess verwendet, „den das sterbliche Gemüt und der sterbliche Körper durchmachen, wenn die Überzeugung von einer materiellen Grundlage zu einer geistigen übergeht“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 168–169), beschreibt meinen Fall sehr gut. Mein Denken wurde von einer materiellen auf eine geistige Grundlage gehoben, und das hat die Änderung in meinem Körper bewirkt.
Ich habe auch andere Heilungen erlebt. Sinnliche Wünsche und Ehrgeiz fielen mühelos von mir ab, meine Lebensauffassung besserte sich und ich wurde geduldiger, liebevoller und versöhnlicher. Ich nehme tiefer Anteil an der Menschheit und bete täglich für mein Umfeld und die Welt in dem Wissen, dass Heilung vonstattengeht und dass es Hoffnung für jeden gibt.
Jetzt lese ich Wissenschaft und Gesundheit gerade wieder, und wie beim letzten Mal kann ich es nach Erfüllen meiner täglichen Pflichten nicht erwarten, weiterzulesen!
Eileen Stoecklin
Mount Morris, Michigan, Vereinigte Staaten
