Ein Junge in meiner Klasse – ich nenne ihn mal Will – mochte mich, da war ich mir ziemlich sicher. Ich mochte ihn auch am Anfang. Aber dann änderte er sein Verhalten und wollte keine Zeit mehr mit mir verbringen, und das war in Ordnung für mich.
Ich freundete mich mehr mit einem anderen Jungen in meiner Klasse an, den ich mal Luca nenne, und wir gehörten zur selben Freundesgruppe wie Will. Mir wurde ziemlich schnell klar, dass beide mich mochten – und zwar viel mehr, als ich zuerst gedacht hatte. Ich fühlte mich dadurch wie zwischen zwei Stühlen, besonders als die beiden fast jeden Tag um meine Aufmerksamkeit konkurrierten. Will war ein wirklich guter Freund, und ich wollte ihn nicht verletzen. Aber ich wollte auch nicht in zwei Richtungen gleichzeitig gezerrt werden oder ihm das Gefühl geben, dass ich noch an ihm interessiert wäre, weil es eben nicht stimmte.
Einmal saß ich auf meinem Platz im Klassenzimmer, als Will sich neben mich setzte, statt auf seinen Platz, und seinen Stuhl unangenehm nah an meinen rückte. Erst war ich genervt, aber dann war mir klar, dass das in der Situation nicht weiterhalf. Ich wusste aus der Sonntagsschule der Christlichen Wissenschaft, dass ich über diese Sache beten konnte. Also beendete ich freundlich die Unterhaltung, die Will eigentlich mit mir führen wollte, sah aus dem Fenster (damit ich mich nicht aufregte) und fing an zu beten.
Mir kam der hilfreiche Gedanke, dass Will erkennen würde, wann es genug war, weil es nur ein Gemüt gibt. Ich habe in der Sonntagsschule gelernt, dass Gemüt ein anderer Name für Gott ist. Es mag den Anschein haben, dass wir alle unseren eigenen Kopf mit eigenen Gedanken, Absichten und Meinungen haben, aber in Wirklichkeit bedeutet die Tatsache, dass Gott das einzige Gemüt ist, dass wir alle dieses Gemüt zum Ausdruck bringen. Und es ist immer gut und harmonisch. Als mir dieser Gedanke kam, stand Will auf und setzte sich auf seinen Platz.
Es gab noch andere Gelegenheiten in dem Jahr, bei denen ich das Gefühl hatte, zwischen zwei Stühlen zu sitzen, aber ich betete jedes Mal, und die Situation wurde dann entweder entschärft oder meine Gebete halfen mir, mich weniger belastet zu fühlen. Ich konnte sogar mit beiden Jungen am Abschlussball der Schule teilnehmen – Luca war mein Date und Will war als Teil unserer Freundesgruppe mit. Ich habe vor diesem Abend viel mit ähnlichen Ideen darüber gebetet, dass Gott, der auch Liebe ist, immer zu uns spricht und dass wir alle empfänglich für die Botschaften des Gemüts sind. Zu wissen, dass Gott, Liebe, alles unter Kontrolle hat, sodass wir alle eine schöne Zeit haben können, war mir eine große Hilfe, weniger darüber besorgt zu sein, was auf dem Abschlussball passieren könnte. Irgendwann merkte ich, dass ich mich auf den Ball freute. Und alles klappte auch wirklich gut: Die Jungen gingen freundlich miteinander um, Will respektierte meine Grenzen und wir alle hatten Spaß.
Meine Beziehung zu beiden Jungen ist weiterhin gut, und ich bin Gott so dankbar für diese Erfahrung und die Gelegenheit, das göttliche Gemüt und die göttliche Liebe in meinem Leben in Aktion zu sehen.