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Gottes Auftrag an die Kirche heute: Was soll sie tun, was soll sie sein?

Aus dem Herold der Christlichen Wissenschaft. Online veröffentlicht am 29. Dezember 2025


Wir lesen in der Apostelgeschichte, dass die junge christliche Kirche in Jerusalem nach der Steinigung des frühen Christen Stephanus große Verfolgung litt, und die Gläubigen zerstreuten sich über die ganze Region, um ihr Leben zu retten (siehe Apostelgeschichte 8:1).

Ungeachtet dieser Krise verbreiteten die Nachfolgerinnen und Nachfolger Christi Jesu laut Apostelgeschichte ihren neuen Glauben weiter, gewannen neue Jüngerinnen und Jünger hinzu und legten an allen Orten, die sie besuchten, den Grundstock für neue Kirchen. Was in so vieler Hinsicht wie eine beängstigende Situation aussah – das Vertraute aus Fluchtgründen hinter sich lassen und sich Unbekanntem aussetzen –, war in Wirklichkeit der erste Schritt einer außerordentlichen Erweiterung der Kirche, durch den das Christentum im gesamten Römischen Reich verankert wurde.

Was können wir von diesen frühen Christinnen und Christen lernen? Können die Herausforderungen, mit denen Zweigkirchen der Christlichen Wissenschaft heute konfrontiert werden, Auslöser für eine Expansion werden?

In den sechs Jahren, in denen ich jetzt in der Abteilung für Zweigkirchenaktivitäten der Mutterkirche tätig bin, habe ich mit vielen Mitgliedern von Zweigkirchen gesprochen, deren Arbeit durch eine weniger dramatische, aber ebenso folgenschwere Herausforderung der Kirche gegenüber erschwert wird: sinkende Mitgliederzahlen. Damit einher geht, dass zu wenige Mitglieder zu viel Arbeit haben, sowie die Schwierigkeit, die Auflagen im Handbuch der Mutterkirche für eine Kirche oder Vereinigung zu erfüllen, und in vielen Fällen ein Gebäude, das zu groß für den Umfang der Gemeinde und zu teuer im Unterhalt ist.

Diese Gespräche sind Gelegenheiten, gemeinsam darüber nachzudenken, wie Kirche als eine ewige, geistige Idee in der ungebrochenen Fortdauer der menschlichen Einrichtung deutlich gemacht wird – eine Institution, die, wenn sie richtig verstanden wird, so immun gegen eine Verringerung ist wie die geistige Idee, die sie belebt.

Diese geistige Idee von Kirche wird in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy unter anderem als „die Struktur der Wahrheit und der Liebe“ definiert (S. 583). Sie drückt sich wiederum in Kirchenorganisationen aus, deren Tätigkeiten von Wahrheit und Liebe durchdrungen sind und die ihre Nützlichkeit demonstrieren, indem sie die Mitglieder und das Umfeld erheben, erwecken und heilen. Diese geistige Idee ist unendlich, und somit kann diese Institution in jeder Zeit, an jedem Ort und in jeder Kultur auf die geistigen und weltlichen Bedürfnisse eingehen, auf die sie stößt. Diese Fähigkeit, immer und überall anwendbar zu sein, kommt von der göttlichen Liebe, denn die Idee Kirche ist, wie die göttliche Liebe selbst, „unparteiisch und universal in ihrer Anwendbarkeit und in ihren Gaben“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 13).

Die Bibel bietet uns viele Beispiele der Macht der Anwendbarkeit und Gaben der Liebe, die (jeweiligen) Einrichtungen der Kirche wenn nötig zu schützen und zu führen. Die Kinder Israel erlebten auf der Flucht vor dem ägyptischen Heer, wie das Schilfmeer für sie geteilt wurde; Elia, der sich in einer Höhle verbarg, weil er glaubte, der letzte Nachfolger Gottes zu sein, hörte Gottes Stimme, die ihn zu Tausenden anderen führte; Jesus triumphierte nach Widerstand gegen seine Heilarbeit dank seiner selbstlosen Liebe über die Bosheit, die er erlitt; Petrus wurde durch die Gebete der Kirchenmitglieder aus dem Gefängnis befreit, und Paulus, der im ganzen Römischen Reich Kirchen gründete, gab in seinen Briefen praktische Ratschläge, die halfen, die Probleme zu überwinden, mit denen diese Kirchen jeweils konfrontiert wurden.

Diese Berichte offenbaren etwas von der zweifachen Geschichte der Idee Kirche und der Institution Kirche und zeigen, wie das vollständige, unantastbare und ewige Wesen der göttlichen Idee jeden geistigen Ausdruck der Institution schützt, notwendige Veränderungen lenkt, damit sie eine aktive, heilende Kraft in der Gemeinschaft bleiben kann, und sie vor Kräften schützt, die sich ihr entgegenstellen wollen.

Das flexible Wesen dieser zweifachen Entfaltung wurde mir sehr klar durch das Licht, das Wissenschaft und Gesundheit auf den Bericht wirft, wie Jesu Jünger ihn nach seiner Auferstehung zu Gesicht bekamen und wie sie nach einer Nacht des Fischens ohne jeglichen Fang plötzlich merkten, dass ihre Netze voll waren (siehe Johannes 21:1–14). Wissenschaft und Gesundheit sagt dazu: „Indem sie Christus, Wahrheit, am Ufer der Zeit von Neuem wahrnahmen, wurden sie befähigt, sich etwas aus der sterblichen Sinnlichkeit oder aus dem Begrabensein des Gemüts in der Materie in ein neues Leben zu erheben, das Geist ist“ (S. 35).

Ich war mit diesem Bericht in der Bibel über diesen außergewöhnlichen Fang und auch mit dem Zitat aus Wissenschaft und Gesundheit vertraut. Doch als ich diese Stelle kurz nach meinem Amtsantritt in der Abteilung für Zweigkirchenaktivitäten las, fielen mir die Worte „von Neuem“ ins Auge. Beim Nachdenken über die Erfahrung der Jünger erkannte ich, dass eine neue Wahrnehmung der geistigen Idee das menschliche Bewusstsein stets auf eine höhere Ebene heben wird, und aus dieser neuen Warte werden neue Erkenntnisse der Anwendbarkeit und Gaben der Liebe im Leben der Menschen deutlich.

Diese Offenheit für Neues kennzeichnet generell die Mitglieder jener Zweigkirchen, die der Behauptung eines Rückgangs erfolgreich die Stirn bieten. Sie suchen und finden neue Einblicke in die geistige Idee von Kirche, und die Inspiration, die sie fühlen, offenbart gleichzeitig etwas Neues über die nächsten Schritte in ihrer Arbeit, ähnlich wie dies damals bei den Jüngern im Schiff der Fall war.

Wie sich dies zeigt, ist in jeder Zweigkirche und Vereinigung anders, doch in fast allen Fällen passiert es, wenn sich die Mitglieder im Gebet mit dieser Frage – in welchem Wortlaut auch immer – auseinandersetzen: Was trägt Gott heute der Kirche zu tun und zu sein auf?

Diese Frage fordert Gebet und umgeht die menschliche Tendenz, sich auf die Vergangenheit oder Zukunft zu versteifen. Sie wandelt unser Bestreben von reiner Zielorientierung in die Priorität um, als Erstes im Gebet Kommunion mit Gott herzustellen. Dazu gehört, sich Gott demütig zu nähern, Furcht und eigene Vorstellungen abzulegen und aufmerksam auf Seine Führung zu lauschen.

Diesen Stand an Empfänglichkeit und Gehorsam zu erreichen erfordert normalerweise eine bewusste Selbstprüfung vonseiten der Mitgliedschaft. Da die Struktur der Kirche aus Wahrheit besteht, sollten die Zweigkirchenmitglieder vielleicht prüfen, wie wahrheitsgemäß sie vorgehen. Sind die Satzungsbestimmungen und Geschäftsabläufe angemessen für die Anzahl der Mitglieder oder sind sie Überbleibsel aus einer Zeit, die Jahrzehnte zurückliegt? Gehorcht die Mitgliedschaft treu der Aufforderung, Wechsel im Amt vorzunehmen, demokratische Abläufe einzuhalten, transparente Finanzberichte anzufertigen und bei Besprechungen den Erkenntnissen aller Aufmerksamkeit zu schenken?

Da die Struktur der Kirche ferner Liebe ist, sollte eine Mitgliedschaft untersuchen, wie sie Liebe lebt. Sind die Eindrücke und Bedürfnisse der Gäste höhergestellt als die Gewohnheiten und die Bequemlichkeit der Mitglieder, damit Gäste nicht den Eindruck gewinnen, die Kirche sei ein Insider-Verein? Eine Möglichkeit, an diesen Punkt heranzugehen, ist, sich einen Besuch von Anfang bis Ende vorzustellen. Wenn Gäste einen Besuch der Gottesdienste in Erwägung ziehen, können sie dann online oder in örtlichen Medien auf die notwendigen Informationen zugreifen? Ist ihnen bei Ankunft klar, wo sie parken und das Gebäude betreten können? Stehen genügend Informationen bereit, damit der Ablauf für Gäste nachvollziehbar und verständlich ist? Wenn Gäste nach dem Gottesdienst ein ausführliches Gespräch wünschen, sind Mitglieder bereit, ihre Pläne zugunsten eines spontanen Mittagessens zu ändern?

Diese Fragen durchzugehen und für Neues offen zu sein schafft Raum für die Anwendbarkeit und die Gaben der Liebe. Kirchenaktivitäten sehen heute vielleicht anders aus als früher, doch das entspricht den Erfahrungen in der Bibel und ist das natürliche Ergebnis davon, „Christus, Wahrheit, am Ufer der Zeit von Neuem wahrzunehmen“ – der Welt die aktuelle Relevanz zu zeigen und kein Sprachrohr für die Suggestion eines Rückgangs zu sein.

Hierzu ein Beispiel: Eine Zweigkirche in den Vereinigten Staaten erlebte nach fünfzigjährigem Wachstum zwanzig Jahre lang einen deutlichen Rückgang an Mitgliedern. Nur wenige Personen kamen für Ämter infrage, und die meisten Plätze des riesigen Kirchensaals blieben während der Gottesdienste unbesetzt.

Dann nahm ein neues Mitglied, dankbar für erlebte Heilungen von Abhängigkeit und Krankheit, die seine Rückkehr zur Christlichen Wissenschaft und zur Kirche bewirkt hatten, an seiner ersten Mitgliederversammlung teil. Erstaunt über den Zank und Streit unter den Mitgliedern wies er sie auf den Widerspruch zwischen ihrem Verhalten und den Lehren der Bibel und des Lehrbuchs der Christlichen Wissenschaft hin.

Die Mitglieder sahen ein, dass sich etwas ändern musste, und waren sich einig, dass sie als Erstes beten würden. Sie beteten jeweils einzeln und kamen jede Woche zusammen, um gemeinsam zu beten und zu berichten, was ihnen durch ihre individuellen Gebete offenbart wurde. Durch diese Herangehensweise setzten die Mitglieder einen ehrlichen Austausch darüber in Gang, was ihnen ihre Gebete über ihre Mitarbeit in der Kirche offenbart hatten – dass sie Lasten statt Freude wahrnahmen, denselben Trott statt Inspiration, und dass sie manchmal wirklich lieber wegbleiben würden.

Als ihnen deutlich wurde, dass ihre nur dem äußeren Anschein folgende Version von Kirche eine Fälschung der wahren Kirche war, passierten zwei Dinge. Erstens wurden die Mitglieder zu der Tatsache aufgerüttelt, dass eine rein äußerliche Herangehensweise an Kirche ihren Einsatz an Zeit und Energie in die Irre geführt und ihre Einheit und Harmonie geschwächt hatte. Zweitens nahmen sich die Mitglieder vor, ihr inspiriertes Verständnis von Kirche zurückzuerlangen und neue, göttlich geführte Mittel und Wege zu entdecken, auf denen ihre Kirche ihren wichtigen Platz in der Gemeinschaft wieder einnehmen konnte.

Durch ihre metaphysischen Versammlungen verankert begannen die Mitglieder, praktische Änderungen vorzunehmen. Sie schnitten ihr Gebäude und ihre Organisationsstruktur auf die Mitgliedschaft zu, indem sie ihr großes Gebäude verkauften und von einer Zweigkirche der Christlichen Wissenschaft zu einer Christlich-Wissenschaftlichen Vereinigung wurden, und änderten ihre Satzung, sodass sie die Kirche widerspiegelte, die sie heute sein wollten, statt der Organisation, die ihre Kirche gewesen war, als die Satzung ursprünglich geschrieben wurde.

Sie mieteten Räume im Geschäftsviertel ihrer Stadt an und nutzten den Gewinn vom Verkauf ihres Gebäudes, um eine Leseraum-Bibliothekarin einzustellen, die vierzig Stunden in der Woche im Dienst war. Die Arbeit und die Produkte des Leseraums waren im Umfeld willkommen, und selbst die Bürgermeisterin der Stadt kam zur Einweihung.

Als das Gebäude ein paar Jahre später verkauft werden sollte, fing die Mitgliedschaft an, über einen dauerhaften Standort für die Kirche nachzudenken. Mit Gebet und Geduld hat sie dann schließlich an einer belebten Hauptstraße ihrer Stadt ein Gebäude für Kirche und Leseraum errichtet. Zum Grundstück gehört passenderweise auch ein Garten, der bereits von den Anwohnerinnen und Anwohnern als Ort des Gebets und der Besinnlichkeit genutzt worden war. Die Gottesdienste wurden so angepasst, dass sie die örtliche Kultur widerspiegeln, indem sie weniger formell sind, aber weiterhin der Gottesdienstordnung im Kirchenhandbuch folgen. Die Mitgliedschaft fing an, sich an den großen Straßenfesten und jährlichen Veranstaltungen der Stadt zu beteiligen, wodurch jedes Mal Hunderte Kinder und Erwachsene in die Kirche und den Leseraum kommen.

Im Verlauf von zehn Jahren hat die Mitgliedschaft wachsam ihr Engagement für Neues verteidigt – immer wieder bereit für die Frage zu sein, wie ihre Kirche heute aussehen sollte, damit sie frisch und aktuell ist, sodass ihr Umfeld sie als eine Ressource wahrnimmt, die des Interesses und der Aufmerksamkeit würdig ist. Wir sind „jederzeit bereit, Änderungen und Anpassungen vorzunehmen“, erklärte ein Mitglied. Aufgrund dieses Engagements sind alle Aktivitäten von einem Geist der Liebe, der Hingabe und der Einigkeit durchdrungen. Die Mitgliedschaft ist gewachsen und verteidigt sich weiterhin erfolgreich gegen die Behauptungen eines Rückgangs.

Nicht alle Beispiele, die ich in meiner nun sechsjährigen Arbeit in der Abteilung erlebt habe, sind in diesem Muster verlaufen. Selbstverständlich macht jeder Zweig seine eigenen Erfahrungen. Das Gebet: „Was trägt Gott heute der Kirche zu tun und zu sein auf?“ wird auf die unterschiedlichste Weise erhört. Doch die ehrliche Bereitschaft, „Christus von Neuem wahrzunehmen“ und das Alte für das Neue aufzugeben – wie alle Gläubigen, die vor so vielen Jahrhunderten aus Jerusalem geflohen sind –, öffnet das Denken immer für die Anwendbarkeit und Gaben der Liebe, die die ungebrochene Fortdauer der Kirche offenbaren und den Weg voran ebnen.

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