Zum Ende eines Semesters am College wurde mein Hörvermögen auf einem Ohr immer schwächer. Ich war auf die Abschlussprüfungen konzentriert, daher machte ich mir zunächst keine großen Gedanken über das Problem. Aber in den folgenden Wochen verschlechterte sich mein Hörvermögen auf beiden Ohren immer mehr, bis ich jemanden, der direkt neben mir stand, nicht mehr hören konnte.
Ich war sehr besorgt. Die Kommunikation mit anderen war schwierig, da ich nicht verstehen konnte, was sie zu mir sagten, und ich fühlte mich plötzlich sehr isoliert.
Ich schickte einem Praktiker der Christlichen Wissenschaft eine Nachricht mit der Bitte, für mich zu beten. Durch den Besuch der Sonntagsschule der Christlichen Wissenschaft hatte ich gelernt, dass Heilung in der Christlichen Wissenschaft dadurch geschieht, dass man mehr über Gott lernt. Dies wiederum hilft uns, unsere vollständig geistige Natur als Schöpfung Gottes, des Geistes, besser zu verstehen. Also begann ich sofort, über die Fähigkeit des Hörens aus einer geistigen Perspektive nachzudenken.
Der Praktiker und ich sprachen über die metaphysische Definition von Ohren im Glossar von Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy (S. 585): „Nicht Organe der sogenannten körperlichen Sinne, sondern geistiges Verständnis.“ Dies half mir, das wahre Hören als etwas Geistiges und Unzerstörbares wahrzunehmen und nicht als eine körperliche Funktion, die verloren gehen kann.
Das erste Kapitel des ersten Buches Mose in der Bibel lehrt uns, dass der Mensch – die wahre Identität einer und eines jeden von uns – nach Gottes Bild und Gleichnis geschaffen ist. So wie ein Spiegelbild alle Eigenschaften des Originals widerspiegelt, so spiegele ich alle Eigenschaften Gottes wider und mir kann nichts fehlen. Ein allguter und vollkommener Gott kann kein begrenztes oder beschädigtes Spiegelbild haben.
Wie wichtig es ist, täglich für mich selbst zu beten, wurde mir während dieser Erfahrung besonders bewusst. Jeden Tag bemühte ich mich, geistig darauf zu hören, was Gott mir über mich und meine Beziehung zu Ihm sagte. In der Sonntagsschule hatte ich gelernt, dass der Mensch eins mit Gott ist, aber nun begann ich, dies auf eine neue Art und Weise zu sehen. Ich lernte voller Freude, dass meine Beziehung zu Gott dauerhaft ist und nicht verloren gehen oder blockiert werden kann.
Auch mein tägliches Studium der wöchentlichen Bibellektion aus dem Vierteljahresheft der Christlichen Wissenschaft entwickelte sich weiter. Statt die Bibellektion nur als Teil meiner Morgenroutine zu lesen, begann ich, mich intensiver mit ihr zu beschäftigen, um die Inspiration zu finden, die mein Verständnis von Gott und meiner Beziehung zu Ihm vertiefte.
Ganz allmählich fand ich Zugang zu der Wahrheit, dass Gott und Mensch untrennbar sind, und begann zu erkennen, dass ich wirklich in allem von Gott abhängig bin.
In Wissenschaft und Gesundheit heißt es (S. 213): „Das Ohr hört nicht wirklich. Die göttliche Wissenschaft offenbart, dass der Ton durch die Sinne der Seele kommuniziert wird – durch geistiges Verständnis.“ Meine physischen Ohren waren nie die Quelle meines Hörvermögens gewesen und konnten die Kommunikation der Seele, Gottes, nicht unterbinden. Alle Seine Nachkommen sind eins mit unserem Schöpfer und eins miteinander, nicht isoliert in einzelnen Sphären, die versuchen, miteinander zu kommunizieren. Es gab nichts „da draußen“, von dem ich abgeschnitten worden war.
Trotz dieses wachsenden Verständnisses kämpfte ich immer noch mit Angst und Frustration. Eines Nachts war ich in Tränen aufgelöst, überwältigt von der Angst, dass ich vielleicht nie wieder normal hören könnte. In diesem Moment wandte ich mich aus vollem Herzen zu Gott, um Seine tröstende Gegenwart zu spüren.
Was folgte, war das Gefühl, die herzlichste Umarmung erhalten zu haben, die ich je erlebt hatte. Es wurde mir klar, dass ich nie etwas verloren hatte – dass Gott mich immer beschützt, mich geliebt und mir alles gegeben hatte, was ich brauchte. Ich erkannte mehr als zuvor, dass es kein externes Gutes gab, das ich versuchen musste zurückzugewinnen. Stattdessen sind wahres Hören, Kommunikation und Verständnis vollkommen geistig und nicht von körperlichen Organen abhängig. Wenn ich nicht von Gott getrennt werden kann, dann kann ich auch nicht von irgendeinem Aspekt Seiner Schöpfung getrennt werden. Die Freude und Verbundenheit, die sich aus der Möglichkeit ergeben, mit anderen zu kommunizieren, waren immer nur eine Widerspiegelung unserer ureigenen Beziehung zu Gott. Kommunikation hatte nie eine materielle, zwischenmenschliche Grundlage.
Alle Angst verschwand. Meine Tränen der Frustration verwandelten sich in Tränen der Dankbarkeit und Ehrfurcht vor Gottes Liebe zu mir. Ich wusste, dass Gott mich über alle Maßen liebt.
Eines Morgens kurz nach dieser Offenbarung wachte ich auf und hörte wunderschönes Vogelgezwitscher. Ich setzte mich blitzartig im Bett auf, als ich merkte, dass mein Gehör völlig klar war. Seit mehr als sieben Jahren ist es so geblieben.
Ich bin so dankbar für diese Erfahrung, denn dieses neue Verständnis meiner ureigenen Nähe zu Gott hat sich für mein Studium und meine Praxis der Christlichen Wissenschaft als unschätzbar wertvoll erwiesen.
Rachel Bemis
Highlands Ranch, Colorado, Vereinigte Staaten
