Dieser Beitrag ist Teil einer Artikelserie, die gelegentlich im Herold, Christian Science Journal und Christian Science Sentinel erscheint. Jeder Artikel verfolgt das Ziel, ein Missverständnis über die Christliche Wissenschaft auszuräumen, das uns davon abhalten könnte, die von uns als geistigen Heilerinnen und Heilern angestrebten Ergebnisse zu erzielen.
Einige Menschen stellen sich die Christliche Wissenschaft als eine Art Werkzeugkasten vor, der „eingesetzt“ wird, um die Probleme des Lebens zu lösen. Analogien können das Verständnis geistiger Konzepte erleichtern, doch die Vorstellung, dass die Christliche Wissenschaft eine Sammlung von Werkzeugen ist, verbirgt das Wichtigste vor uns, nämlich dass die Christliche Wissenschaft die Offenbarung der Wirklichkeit ist, und engt uns somit ein. Sie ist die Wahrheit des Seins. Sie biegt keine Probleme wieder hin, sondern offenbart die Wirklichkeit, wandelt unser Denken um und bewirkt, dass sich unsere Erfahrung ins Gute kehrt.
Wir setzen das Gravitationsgesetz nicht ein, um vor einem Fortschweben ins Weltall geschützt zu sein. Die Gravitation ist das Gesetz, das uns auf der Erde hält, ob wir davon Kenntnis haben oder nicht, und wir müssen es nicht irgendwie aktivieren. Ebenso verwenden wir die Christliche Wissenschaft nicht; korrekter ausgedrückt verwendet die Christliche Wissenschaft uns. Durch sie manifestieren wir Gottes heilende Gnade und Liebe. Wie tun wir das? Indem wir zu dem erwachen, was wirklich und wahr ist.
Das mag schwierig klingen, ist es aber nicht. Das Verständnis dessen, was die Christliche Wissenschaft von der Wirklichkeit offenbart, muss nicht in einem eng begrenzten Zeitrahmen erlangt werden. Wir können alle unser Verständnis von Gott Schritt für Schritt vertiefen. Doch manchmal kann ein dringender Bedarf auftreten.
Vor vielen Jahren gingen meine Familie und ich nach einem Theaterbesuch zum Auto, um nach Hause zu fahren, als meine Mutter plötzlich und ohne jeden erkennbaren Grund nicht mehr laufen konnte. Wir halfen ihr über die Straße zum Auto und fuhren sie zu ihrer Wohnung, die ca. eine Stunde entfernt war.
Dort angekommen wurde deutlich, dass sie die Treppe zu ihrer Wohnung nicht bewältigen konnte, also fuhren wir zu uns nach Hause, was nicht weit weg war. Auf dem ganzen Weg vom Theater beteten wir und sprachen hin und wieder die Wahrheit über die Situation laut aus. Dann wieder bekräftigten wir Gottes immer-gegenwärtige Liebe still für uns.
Nachdem wir es meiner Mutter bei uns bequem gemacht hatten, rief sie eine Praktikerin der Christlichen Wissenschaft an und bat um metaphysische Behandlung. Wir konnten die geistige Unterstützung durch deren Gebet sofort spüren. Ruhe und die intelligente Erwartung einer Heilung machten sich breit. Wir versuchten nicht, der Ursache oder dem Auslöser des Problems auf den Grund zu gehen. Wir stützten uns einfach auf Gott, geduldig und aktiv, denn „Gott ist unsere Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben“ (Psalm 46:2), wie wir in der Bibel lesen.
Es hat einige Wochen gedauert, bis die Heilung abgeschlossen war. Doch trotz Augenblicken der Schmerzen und der Entmutigung wankte das Gottvertrauen meiner Mutter nicht. Warum nicht? Weil ihr Glaube nicht von einer körperlichen Veränderung abhing – ihre Einstellung war nicht: „Ich werde dankbar sein, wenn ich geheilt bin, aber erst dann!“ Sie betete und studierte in der Bibel und den Schriften von Mary Baker Eddy, der Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft. Allerdings ging es nicht darum, ihr Bein wiederherzustellen – einen Gedanken, einen Bibelvers oder einen Satz von Mrs. Eddy zu finden, der ihr als Werkzeug dienen und das Problem berichtigen konnte. Ihr Ziel war, „sich auf den erhaltenden Unendlichen“ zu verlassen, auf Gott, damit Er ihr die Wahrheit über ihr ganzes Sein offenbarte (Mary Baker Eddy, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. vii).
Meine Mutter wurde geheilt und nahm ihr aktives Leben wieder auf, mit langen Spaziergängen und dem Auf und Ab von Treppen – und sie ging wieder ins Theater! Das Problem ist nie wieder aufgetreten.
Ich denke oft an diese Heilung zurück, denn sie zeigt, wie eine Heilung stattfindet. Wir setzen die Christliche Wissenschaft nicht als Mittel ein, um zu bekommen, was wir wollen. Wir öffnen uns für die Macht der Liebe, Gottes, weil wir mehr als alles andere Gott und die Natur Seiner Schöpfung verstehen wollen. Und dieses sich-Öffnen stellt uns wieder her und erneuert uns. Die Grundlage der Christlichen Wissenschaft ist Gottes allumfassendes, allmächtiges Gesetz – ein Gesetz des Segnens und Heilens, das wir verstehen und auf das wir uns verlassen können.
Mrs. Eddy schreibt: „Alles, was wirklich existiert, ist das göttliche Gemüt und seine Idee, und in diesem Gemüt zeigt sich das gesamte Sein als harmonisch und ewig. Diese Tatsache zu erkennen und anzuerkennen, sich dieser Macht zu ergeben und den Führungen der Wahrheit zu folgen, das ist der gerade und schmale Weg“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 151).
Wir können diesen Führungen der Wahrheit folgen und uns der Tatsache erfreuen, dass wir mehr als nur Werkzeuge haben, die hin und wieder zum Einsatz kommen. Wir haben die Wissenschaft des Christus, Wahrheit, auf die wir uns ständig stützen können – die Offenbarung von Gottes Allheit und Güte und der Wahrheit über uns alle als Gottes ewiges Bild und Gleichnis. Das ist die Ebene, auf der Heilung stattfindet. Wir brauchen nicht nur zu hoffen, dass das wahr ist, sondern können alle von der Tatsache umgewandelt werden, dass Gott wirklich und hier und jetzt bei uns ist – ja, dass Er Alles ist. Und damit beweisen wir diese Wahrheit.
 
    
