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Erkenntnisse und Einsichten

Prophezeiung: ihr Zweck, ihre Entfaltung und ihre Erfüllung

Aus der Oktober 2014-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Übersetzt aus dem Christian Science Journal [Beilage] vom Juni 2014


Ich möchte ein Thema, das mir sehr am Herzen liegt und das für ein klares Verständnis der Christlichen Wissenschaft von zentraler Bedeutung ist, eingehend untersuchen. Es handelt sich um das große Thema Prophezeiung. Es geht dabei nicht um etwas Esoterisches oder Mysteriöses, wie manche glauben mögen, sondern, wie ich finde, um etwas, das äußerst wichtig, durchaus logisch und überaus verständlich ist.

Aber zunächst einmal: was ist Prophezeiung überhaupt? Wir sind uns sicher alle einig, dass theologisch damit eine inspirierte Vision gemeint ist, die Offenbarung einer Facette von Gottes Plan, die in Erscheinung treten wird. Aber natürlich ist nicht jede Offenbarung auch eine Prophezeiung. Prophezeiung ist ein konkreter Aspekt der Offenbarung, des offenbarten Wortes Gottes. Einfach ausgedrückt, ist es das, was ein Prophet oder geistiger Seher bewusst als eine gegenwärtige geistige Tatsache erkennt, auch wenn sie noch nicht in Erscheinung getreten ist. Sie wird jedoch in der natürlichen Ordnung der göttlichen Entfaltung eintreten. Mit anderen Worten: Prophezeiung ist das Aufzeichnen geschichtlicher Ereignisse, bevor sie stattfinden. Also, damit stellt sie ganz gewiss eine völlig eigene Kategorie dar. Sie illustriert die Einheit allen wirklichen Seins, nämlich von dem, was wir Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nennen. Aber für das allwissende göttliche Gemüt, Gott, ist alles eins.

Propheten gibt es in den unterschiedlichsten Erscheinungsformen. Aber der wichtigste Punkt ist, dass sie von Gott geschickt und bevollmächtigt sind und göttliche Autorität haben, die Botschaft zu vermitteln, die Gott ihnen aufgetragen hat.

Diese Botschaft der Prophezeiung unterliegt nicht der persönlichen Auslegung.
Petrus, Jesu Jünger, erklärte uns, „dass keine Weissagung der Schrift durch eigene Auslegung geschieht. Denn es wurde nie eine Weissagung aus menschlichem Willen hervorgebracht, sondern heilige Menschen haben von Gott her geredet, getrieben durch den Heiligen Geist“ (2. Petrus 1:20, 21). Sie sprachen, weil sie durch den Willen Gottes, nicht durch menschlichen Willen, getrieben wurden. Heiliger Geist wird im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, als „göttliche Wissenschaft“ definiert (S. 588). Und die göttliche Wissenschaft ist das Gesetz Gottes, der Wille Gottes. Damit ist Prophezeiung ein Gesetz für die menschliche Erfahrung; sie muss eintreten.

Die unausweichliche Erfüllung der Prophezeiung stellt eine heilige Einheit von Ursache und Wirkung dar. Dennoch ist es wichtig zu erkennen, dass es einen Unterschied gibt zwischen einer Prophezeiung und ihrer Erfüllung. Zwar sind sie für immer durch das göttliche Gesetz vereint und können niemals getrennt werden. Die Prophezeiung repräsentiert und reflektiert jedoch das göttliche Gemüt, Gott, die unendliche Liebe als Ursache, während die Erfüllung der Prophezeiung Gott als Wirkung repräsentiert und reflektiert. Das ist ein feiner, aber entscheidender Unterschied. Erfüllt wird die Prophezeiung durch das Wirken des Heiligen Geistes, der über den Wassern des menschlichen Bewusstseins schwebt – oftmals über Jahrhunderte –, bis der vorhergesagte Zeitpunkt gekommen ist. Eine Prophezeiung, deren sichere Erfüllung nicht klar erkannt wird, wäre nichts als eine nebulöse Hoffnung ohne Substanz oder Gewissheit. Sie wäre bedeutungslos.

Eine Person, die behauptet, dass ein Ereignis das Ergebnis von Prophezeiung sei, wäre unglaubwürdig, wenn dieses Ereignis nicht vorhergesagt wurde. Eine eingetretene Prophezeiung beinhaltet die Autorität der geistigen Ursächlichkeit. Und ohne Verankerung im Gesetz mangelt es ihr an Fürsorge, Schutz, Richtung und Vollendung.

Was braucht man, um ein Prophet zu sein – nicht nur nach alter Überlieferung, sondern auch heute –, weil Prophezeiung zeitlos ist und Propheten die zeitgenössischen Verkünder von Botschaften sind? Propheten müssen gewiss empfänglich sein. Sie müssen lauschen. Wer nicht lauscht, kann auch nichts hören. Außerdem ist moralische Integrität wichtig, damit keine Störungen die Botschaft verfälschen können. Mut ist vonnöten, weil die Botschaft oftmals dem entgegensteht, was erwartet wird. Gehorsam ist unentbehrlich, da er einen Schutzmantel für jeden Propheten bietet. Und alle diese Eigenschaften werden durch allumfassende Liebe zusammengehalten. Die Liebe vereint alle notwendigen Eigenschaften und treibt die Motive und Handlungen eines jeden Propheten an.

Die Bibel gibt uns viele Beispiele und Vorbilder, denen man folgen kann. Eines dieser Vorbilder im Alten Testament, das mir sehr viel bedeutet hat, ist Elia. Wir erfahren: „Da kam das Wort des Herrn zu ihm: ‚Mach dich auf und geh nach Zarpat, das bei Sidon liegt, und bleibe dort; sieh, ich habe dort einer Witwe geboten, dich zu versorgen‘“ (1. Könige 17:8,9). Gott ließ Elia wissen, dass eine fürchterliche Hungersnot bevorstand und dass er verpflegt und versorgt werden müsse, damit er seine gute Arbeit fortsetzen könne.

Elia war ein wahrer Prophet. Man könnte sogar sagen, dass er ein erfahrener Prophet war. Er hatte Jahre damit zugebracht, sein Leben zu erneuern und Gott näher zu kommen. So lebte er täglich die oben erwähnten Eigenschaften, die für den Botschafter unerlässlich sind. Ganz offensichtlich hatte er die Stimme Gottes klar erkannt, packte daher ohne weitere Rückfragen seinen Rucksack und trat den langen Eselsritt nach Zarpat an, das über 320 Kilometer entfernt war.

Sie wissen, wie der Bericht weitergeht. Als er an den Toren der Stadt ankam, traf er auf eine Witwe, die Holz sammelte. Er musste nicht erst nach einer Witwe suchen. Er zweifelte auch nicht, ob dies die richtige Witwe wäre. Er sortierte sie nicht erst unter mehreren Witwen aus. Er wusste, dass die Begegnung mit dieser von Gott berufenen Frau einfach Teil des göttlichen Plans war, der von dem einen Gemüt koordiniert worden war. Und aus Erfahrung wusste er, dass Gottes Plan immer weitreichende, nicht nur unmittelbare Auswirkungen hat.

Aber wenn er zu jemandem geschickt werden sollte, der ihn versorgen konnte, sollte er da nicht erwarten, auf eine Person zu treffen, die über angemessene Mittel verfügt, möglicherweise aus der wohlhabenderen Oberschicht, vielleicht ein Landwirt oder ein Händler – jemand, der in der Lage sein würde, ihm über die Hungersnot hinwegzuhelfen? Stattdessen wurde er zu der unwahrscheinlichsten Person geschickt, die man sich vorstellen kann: einer armen, hungerleidenden Witwe!

Die Bibel berichtet weiter, dass sie Elia mitteilte, sie sei am Ende ihrer Kräfte – nichts zu essen, keine Möglichkeit mehr, sich selbst oder ihr geliebtes Kind über Wasser zu halten. Sie würde also mit dem letzten Rest Mehl eine kleine Mahlzeit zubereiten und dann zusammen mit ihrem Kind sterben. Als Elia sie aufforderte, ihn zu bewirten, bevor sie ihr Kind oder sich selbst verpflegte, könnte es sich für das uninspirierte Gemüt unvorstellbar grausam und egoistisch angehört haben. Doch Elia verstand, dass die göttliche Liebe die Grundlage und Quelle der Versorgung ist. Er wusste, dass Substanz aus Ideen besteht, die vom göttlichen Gemüt kommen, dem Gott, der unbegrenzte göttliche Liebe ist. Er wusste, dass dieser Überfluss der Liebe sich in sichtbaren Formen ausdrückt, um alle menschlichen Bedürfnisse zu stillen. So gab er der Frau die Gelegenheit, diese göttliche Liebe auszudrücken, selbstlos zu sein, über sich selbst hinauszuwachsen und damit in einem gewissen Maße ihre Verbindung zu jener Liebe zu demonstrieren, die alles Gute bereitstellt. Und er wusste durch viele Jahre des Gebets und der Praxis, dass die Koinzidenz des Menschlichen mit dem Göttlichen in der Form sichtbar werden würde, wie es in ihrer täglichen Erfahrung erforderlich war.

Als ich diese Geschichte kürzlich wieder einmal las, war ich berührt von dem Vertrauen und der Liebe der Frau. Sie war offensichtlich die richtige Frau, die richtige Botin, die Gott als Überbringerin der Versorgung der Liebe für Elia ausgewählt hatte. Und Elia war der Bote für diese Witwe, der ihr die Botschaft von Gottes anhaltender, unerschöpflicher, gegenwärtiger täglicher Versorgung brachte. Es erforderte Gehorsam, geistiges Verständnis und sogar Mut von Elia. Denn er könnte versucht gewesen sein, das menschlich Logische und Nette zu tun und sie zu bitten, ihm erst etwas zum Essen zu bereiten, nachdem sie sich selbst und ihr Kind versorgt hatte. Und es erforderte eine Menge Vertrauen, Gehorsam, und Liebe von der Witwe, um in diesem Moment die Koinzidenz des Menschlichen und des Göttlichen zusammenkommen und sie beide segnen zu lassen.

Nachdem die Hungersnot vorüber war und sie beide durch den praktischen Beweis von Gottes Versorgung überlebt hatten, erkrankte der kleine Sohn der Frau und starb eines Morgens. Stellen Sie sich das einmal vor! Nach all den Gebeten und der selbstlosen Hingabe, die in ihre Erfahrung hineingeflossen waren, nach dem Fortschritt, dem Beweis, dem Sieg – nach all dem erlag das Kind einer Krankheit. Doch auch hier brachte der Bote Gottes der Frau den gesegneten Beweis des Heilens und Elia erweckte das Kind vom Tod. Es erforderte dieselben Eigenschaften von Elia und der Frau, die sie auch durch die Erfahrung des Mangels getragen hatten – dieselben Eigenschaften trugen nun zur Heilung von Krankheit und Tod bei. Elias göttlich inspirierte Forderung an die Frau zu Anfang ihrer Begegnung sowie ihr Gehorsam und ihre Liebe bereiteten beide geistig darauf vor, später Zeugen für die Heilung des Kindes zu werden.

Mich berührt hier, wie Gottes Botschaft und Botschafter koexistieren, wie sie zusammenkommen in einer Koinzidenz, die die geistige Wirklichkeit und die gegenwärtige menschliche Erfahrung in vollkommene Harmonie bringen. „Ihr seid meine Zeugen, sagt der Herr, und mein Knecht, den ich erwählt habe, damit ihr wisst und mir glaubt und versteht, dass ich es bin“ (Jesaja 43:10).

Man könnte diese Erklärung folgendermaßen auslegen: „Es wird in der menschlichen Erfahrung immer einen Zeugen geben, der nachweist, das Ich Alles und der Einzige bin, den es in Wirklichkeit gibt. Ich werde dir immer einen Weg durch die Wüste, durch den Sturm oder sonst etwas bereiten, wo du Hilfe brauchst.“ In der Bibel wird immer wieder die Koinzidenz eines vollkommenen Gottes und eines vollkommenen Menschen – und die gegenwärtige Manifestation eines vollkommenen Gottes und vollkommenen Menschen in der menschlichen Erfahrung – demonstriert. Die Liebe der göttlichen Liebe hält Einzug in unseren Alltag, wenn wir diese Koinzidenz verstehen.

Was als Elias Verständnis von Gott als die göttliche Liebe erscheint, als die Vollkommenheit und Allmacht des unendlichen Guten, befähigte ihn, die Witwe genug zu lieben, damit sie ihre menschliche Auffassung von Liebe zu ihrem Kind höher heben und die alles erhaltende Fürsorge der Liebe für ihre Schöpfung spüren konnte. Die Liebe der göttlichen Liebe erhielt sie alle und heilte das Kind.

Aber was bedeutet diese Liebe der Liebe? Die Propheten mussten sie haben, diese reine Liebe der göttlichen Liebe. Ihre Liebe war so weit entfernt von der weltlichen Vorstellung von Liebe, dass sie oberflächlich betrachtet gar nicht als Liebe erschien. Denn die Propheten mussten mit den Herrschern und dem Volk sehr oft Klartext sprechen, anstatt ihnen nach dem Munde zu reden. Wenn sie auf dem falschen Weg waren, wenn sie der Sünde frönten, wenn sie falsche Götter anbeteten, dann wusste der Prophet, dass es für sie weder Sicherheit noch Zufriedenheit gab. Er musste sie genug lieben, um sie zu warnen und ihre Wut und Verachtung zu ertragen. Ein falscher Prophet mag gut aussehen und gut klingen. Aber was ist in seinem Herzen, was sind seine Motive und was weiß er wirklich vom Wort Gottes? Darum ist es unendlich wichtig für den echten Propheten – auch für den echten Propheten in uns allen –, zwischen der menschlichen Auffassung von Liebe und der göttlichen Liebe zu unterscheiden.

Unendliche Liebe selbst ist Gott und Gott ist unendliche Liebe selbst. Die Gegenwart der göttlichen Liebe im menschlichen Bewusstsein ist die Liebe, die heilt, die Christus-Liebe. Sie ist das, was mit lieben wirklich gemeint ist. Die äußerlich sichtbare Wirkung dieser christlichen Liebe kann überraschend unterschiedliche Formen annehmen, wie wir es bei den Propheten gesehen haben. Sie kann Formen annehmen, die von unserer menschlichen Auffassung darüber, was es bedeutet, Liebe auszudrücken, stark abweichen. So kann manchmal die Wirkung der göttlichen Liebe in der menschlichen Erfahrung als starke Zurückweisung von Sünde erscheinen, eine Zurückweisung mit der Absicht, das Böse zu zerstören. Diese Unterscheidung ist überaus wichtig und grundlegend.

Um beim Heilen erfolgreich zu sein, wie Elia es war, muss die menschliche Auffassung von Liebe ständig zu ihrer Quelle erhoben werden. Als Elia der Witwe gebot, ihn zu bewirten, bevor sie dem Kind etwas zu essen gab, drückte er eine solche Auffassung von Liebe aus, die aus göttlicher Liebe, Prinzip, herausfließt. Und ihr Vertrauen in den Propheten und vielleicht sogar ihre Anerkennung des Ursprungs seiner Liebe versetzte sie in die Lage, darauf einzugehen.

Aber Liebe, die auf dem Niveau der Menschlichkeit bleibt und nicht darüber hinausgeht, reicht nicht über den Humanismus hinaus. Humanismus ist eine „Pseudoliebe“. Er verkleidet sich als Liebe und wird oft als Liebe verstanden. Das liegt daran, dass er die Auswirkung des Glaubens ist, Liebe habe ihren Ursprung im sogenannten menschlichen Gemüt, und so zieht er sie herab auf ein menschliches, persönliches Niveau und lässt menschlichen Willen in die Absicht und den Ausdruck der Liebe einfließen. Statt also eine Hilfe zu sein, verstrickt und verwirrt Humanismus menschliche Beziehungen. Er trübt individuelle Entscheidungen und begrenzt geistiges Wachstum. Er verfälscht die selbstlosesten Motive und Handlungen und führt sie in die Irre; er verwandelt sie in einen dürftigen Widerhall dessen, wozu sie wirklich gedacht waren.

Da der Humanismus eindeutig von einem begrenzten, sterblichen Standpunkt ausgeht, birgt er die Begrenzungen der Sterblichkeit in sich. Er kann oft auf seine Weise freundlich und fürsorglich sein, doch er entwickelt sich nicht über sich selbst hinaus. Er heilt nicht.

Humanismus führt zu Abhängigkeit und der fortgesetzten Notwendigkeit einer Hilfe von außen, statt zu der Freiheit der offenbarten Individualität einer jeden rechten Idee zu führen. Er verhindert, dass Menschen lernen, sich auf Gott zu stützen und zu verlassen. Er hält sie davon ab, ihre Koexistenz mit Gott zu demonstrieren. Ja, er begrenzt letztlich die, denen er zu helfen beabsichtigt, und engt die ein, die er zu befreien versucht, indem er ihnen nicht zugesteht, sich unter dem Drängen und der Führung der Liebe weiterzuentwickeln und zu entfalten.

Eine rechte Auffassung von menschlicher Liebe ist wunderbar und notwendig und selbstlos. Doch was ist die rechte Auffassung und wo kommt sie her? Sie entstammt der göttlichen Liebe und nicht einem von Gott getrennten sogenannten menschlichen Gemüt. Die rechte Auffassung von Liebe führt uns auf der Leiter zu ihrer Quelle hinauf, wo wir sehen, dass Liebe (in Großbuchstaben), Gott, sich in Liebe (normale Schreibweise) widerspiegelt, die der Ausdruck von Liebe ist.

Elia arbeitete mit Liebe (normale Schreibweise), wobei er Gutes tat für die Frau und ihr Kind in dem Verständnis, dass er im Gehorsam gegen das Gesetz der göttlichen Liebe handelte und dass sie alle drei unter demselben Gesetz erhalten und geschützt waren. Das war ein anschauliches Beispiel echter Prophezeiung – ihres Zwecks, ihrer Entfaltung und ihrer Erfüllung.

Wir wissen, wie die Propheten das Erscheinen des Messias vorhersagten, des größten Beweisführers der göttlichen Liebe, den die Welt je gesehen hat. Sie prophezeiten sein Erscheinen Hunderte von Jahren, bevor er erschien. Jesaja verkündete: „Darum wird euch der Herr selbst ein Zeichen geben: Seht, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie Immanuel nennen“ (Jesaja 7:14). Und es wurde nicht nur ein Kind vorhergesagt, sondern ausdrücklich ein männliches Kind. Jesaja kannte die Person Jesus von Nazareth nicht. Er kannte weder Maria, Jesu Mutter, noch ihre Eltern Anna und Joachim. Doch bereits 700 Jahre vor Jesu Geburt wusste Jesaja, dass der Heiland aus der Abstammung oder Linie Isais kommen würde.

Wir lesen diese Berichte heute oft ganz nüchtern. Aber sie waren wunderbare Prophezeiungen, die Jahrhunderte bevor sie eintraten vorhergesagt worden waren. Stellen Sie sich einmal vor, wie es heute für uns wäre, etwas von Gott zu hören, was erst in Hunderten von Jahren eintreten soll!

Jesaja und Sacharja sagten vorher, dass Jesus auf einem Eselfohlen in die Stadt Jerusalem hineinreiten, von den Menschen verachtet und zurückgewiesen und für dreißig Silberlinge verkauft werden würde – genau der Betrag, den die Pharisäer Judas für seinen Verrat zahlten. Die Propheten sagten voraus, dass er zu den Gesetzesbrechern gezählt werden würde, dass seine Feinde seine Kleider unter sich aufteilen und das Los über seinen Mantel werfen würden – genau wie es bei der Kreuzigung geschah –, und dass man ihm Essig und Galle geben und im Grab eines reichen Mannes beerdigen würde. Ist es nicht möglich, dass die große Anzahl und die vielen Details dieser messianischen Prophezeiungen dazu gedacht waren, uns zu trösten und der Menschheit zu versichern, dass er tatsächlich der verheißene Messias war? Jedes Detail seiner menschlichen Existenz und Mission kann auf Prophezeiung zurückgeführt werden – von seiner Empfängnis über die Kreuzigung, ja bis hin zu seiner Auferstehung, denn der Psalmist prophezeite: „Denn du wirst … nicht zulassen, dass dein Heiliger verwest“ (Psalm 16:10), was bedeutet, dass es keinen Verfall von Jesu Körper geben würde. Die Apostelgeschichte bezieht sich auf diese Prophezeiung, wenn sie von Jesu Auferstehung spricht.

Dies waren alles sehr spezifische, genaue Prophezeiungen, Jahrhunderte vor dem Kommen unseres Meisters ausgesprochen, der sie damit zeitgemäß erfüllte.

Das göttliche Gemüt barg den wahren Messias, die Christus-Idee der individuellen Selbstheit, ohne Anfang oder Ende, für immer in sich. Und zur richtigen Zeit, am richtigen Ort und unter den richtigen Umständen erschien der Messias als das Baby Jesus, das wachsen und sich zu der Wesenheit entfalten sollte, deren Leben und Lehren dazu bestimmt sind, die Bewohner der gesamten Welt zu heilen und zu retten.

Man weiß nicht viel über diese allerersten Tage. Was wir sehen, ist das neugeborene Baby, das völlig von seiner Mutter abhängig ist. Wir kennen den kindlichen Jesus, der sich seiner wahren Identität oder Mission noch nicht bewusst ist. Und dann haben wir das heranwachsende Kind, das unter der göttlichen Führung des Gemüts zu sich selbst findet, und schließlich den Jugendlichen und den heranreifenden jungen Mann. Der Schleier hebt sich etwas, als er zwölf Jahre alt ist und mit den Ältesten im Tempel diskutiert. Das an sich muss schon sehr ungewöhnlich gewesen sein, dass sie ihm überhaupt ihre Zeit widmeten! Die Ältesten und Gelehrten suchten bei Jugendlichen normalerweise keine Inspiration und keinen Gedankenaustausch. Aber Lukas berichtet, dass „alle, die ihm zuhörten, [sich wunderten] über seinen Verstand und seine Antworten“ (Lukas 2:47).

Es ist sehr wahrscheinlich, dass Maria ihm zu einem bestimmten Zeitpunkt etwas über seinen wahren Ursprung anvertraut hat. Sie und Josef wussten, dass sie die von Gott Erwählte war, die Jesajas Prophezeiung erfüllen sollte. Und somit müssen sie verstanden haben, dass Jesus der prophezeite Messias war. Wann bemerkten sie die ersten ungewöhnlichen Vorkommnisse? Wann begann er, wunderbare Werke zu vollbringen? Wann begann er, Menschen und Tiere zu heilen?

Wir wissen, dass Gott Jesus die Tatsache seines Ursprungs zum Zeitpunkt seiner Taufe offenbarte, da wir durch das Lukasevangelium erfahren, dass der Heilige Geist „in leiblicher Gestalt wie eine Taube“ auf Jesus herabkam und Gottes Botschaft über die göttliche Sohnschaft verlautbart wurde durch „eine Stimme … aus dem Himmel, die sagte: ‚Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen‘“ (Lukas 3:22).

Bevor Jesus bereit war mit seiner Mission an die Öffentlichkeit zu treten, war noch ein weiterer Schritt zur Vorbereitung nötig. Es war eine Sache, moralisch zwischen recht und falsch, gut und böse zu unterscheiden, so wie Mose und die Propheten es getan hatten. Aber es war eine ganz andere Sache – ein riesiger Schritt –, darüber hinauszugehen und zu beweisen, dass allein das Gute und das Rechte wirklich und das Falsche und Böse ganz und gar unwirklich sind. Seine Mission insgesamt war es, zu dieser höheren Ebene der Demonstration der Allheit und Einzigkeit Gottes, des ewigen Guten, und damit zum Nichtsein, zum Nichtwesen des Bösen zu gelangen. Und dieser entscheidende Aspekt seiner Mission – die Behauptungen des Bösen niederzuschlagen, ihnen ihre Wirklichkeit und Macht abzusprechen – wurde durch seine Zeit in der Wüste symbolisiert, als er dem Bösen oder, wie die Bibel schreibt, den Versuchungen des Teufels entgegentrat und sie überwand. Danach erschien er auf dem Schauplatz und heilte von da an überall sämtliche Arten von Krankheit. Er war bereit, sich öffentlich zu seiner geistigen Mission zu bekennen. Er sagte sogar ganz öffentlich im Tempel, dass er Jesajas Prophezeiung erfüllte.

Als Jesus heranreifte, wurde deutlich, dass er seine ewige und wahre Selbstheit, den Christus, verstanden hatte. Er schockierte die Obrigkeit, als er ihren Argumenten mit Worten, die den ewigen Christus ausdrückten, entgegentrat: „Bevor Abraham war, bin ich“ (Johannes 8:58). Abraham, traditionell als Vater des jüdischen Volkes betrachtet, hatte gute 2000 Jahre vor Jesus gelebt. Stellen Sie sich einmal die Wirkung dieser Worte vor!

An Jakobs Brunnen kam eine Frau zum Wasserholen und sie befragte Jesus und sagte ihm, dass sie den Messias erwarte, der eines Tages kommen würde. Er antwortete ihr in überraschend klaren Worten: „Ich bin es, der mit dir redet“ (Johannes 4:26).

Elia wusste, dass der Überfluss der Liebe sich in sichtbaren Formen ausdrückt, um alle menschlichen Bedürfnisse zu stillen.

Petrus erhaschte einen inspirierten Schimmer von Jesu höherem Wesen als der Christus. Als Jesus seine Jünger fragte: „Was sagen die Leute, wer ich, der Menschensohn, sei?“, platzte Simon Petrus heraus: „Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!“ (Matthäus 16:13-20). Petrus muss den unsichtbaren Christus in dem Menschen Jesus gespürt haben. Jesus war die menschliche Person; Christus war das göttliche Ideal, das Jesus verkörperte und vollständig demonstrierte. In gewisser Weise könnte man sagen, dass Petrus die Einheit von Jesus und dem Christus erahnte. Wir können niemals Jesus und Christus trennen – oder Jesus vom Christus –, weil es Jesus war, der das göttliche Ideal, die geistige Idee der göttlichen Wahrheit und Liebe und des göttlichen Lebens vollständig veranschaulichte. Es gibt eine Koinzidenz, ein Zusammentreffen des Menschlichen mit dem Göttlichen. Jede richtige geistige Idee hat einen menschlichen Ausdruck. Jesu innig geliebtes Gebet, unser Gebet des Herrn, sagt an einer Stelle: „Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel“ (Matthäus 6:10). Jede rechte, dem göttlichen Gemüt bekannte Idee steht bereit, um durch den Heiligen Geist, durch die dynamische Tätigkeit des göttlichen Gesetzes zu heilen, zu führen, zu trösten und zu segnen.

Aber es erforderte den prophezeiten Tröster, von dem Jesus sagte, er werde später kommen, um die Beziehung zwischen dem sichtbaren, körperlichen Jesus und dem unsichtbaren, unkörperlichen Christus zu erklären – um die Wissenschaft von der Beziehung zu liefern und die Koinzidenz der Göttlichkeit mit der Menschlichkeit zu erklären, die Jesus so vollständig verdeutlichte. Schließlich war er der oberste Beispielgeber der Einheit von Himmel und Erde und zerstörte den Glauben, dass die Menschheit von Gott getrennt sei. Jesus selbst illustrierte das Potenzial der Menschheit, das menschliche Bewusstsein völlig zu vergeistigen – Schritt für Schritt.

Am Ende seiner Mission sagte Jesus: „Der Tröster, der Heilige Geist, den der Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe“ (Johannes 14:26).

Während also Jesus als der Messias die Erfüllung der Prophezeiung war, prophezeite er zugleich, was nach ihm kommen würde. „Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich hingehe. Denn wenn ich nicht hingehe, dann kommt der Tröster nicht zu euch; wenn ich aber gehe, werde ich ihn zu euch senden“ (Johannes 16:7).

Der verheißene Tröster ist die Wissenschaft des Christus bzw. die Christliche Wissenschaft, dazu bestimmt, die Wissenschaft – das Gesetz – zu liefern, die allen Worten und Werken Jesu zugrunde lag. Mary Baker Eddy gibt uns wichtige Anweisungen zu diesem Thema. Sie ist die Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft. Sie entdeckte diese zeitlosen geistigen Gesetze, gründete die Religion und schrieb, wie ich bereits sagte, deren Lehrbuch: Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift. Es ist diese Wissenschaft des Christus, die zeigt, wie Jesu Lehren und Demonstrationen über die Jahrhunderte reichen, um die ganze Menschheit zu segnen. Und in dem Maße, wie wir Jesus glauben, oder vielmehr in dem Maße, wie wir ihn verstehen – seine Herkunft verstehen, sein Leben, seinen Zweck und seine Werke, seine Autorität, seine Auferstehung und seine Himmelfahrt –, in dem Maße, wie wir sein wahres Wesen verstehen und begreifen, dass er für immer in die göttliche Liebe, seine Vater-Mutter Liebe, gehüllt ist – dass er in der Liebe und als Selbstausdruck der Liebe gehalten, geliebt, gehegt und genährt wird –, in dem Maße, wie wir das sehen, lösen wir uns von unserer Vorstellung vom fleischlichen Jesus und erkennen den individuellen und individualisierten Christus – hier und überall, jetzt und in Ewigkeit.

Kommen wir nun zur Gegenwart und der prophetischen Erfüllung. Die heutige Geschichte könnte mit den folgenden Worten aus Wissenschaft und Gesundheit zusammengefasst werden: „Die unsterbliche Idee der Wahrheit durcheilt die Jahrhunderte und sammelt die Kranken und Sündigen unter ihre Flügel. … Die Verheißungen werden sich erfüllen. … Mit den Worten des Johannes: ‚Er wird euch einen andern Tröster geben, der für immer bei euch bleiben wird.‘ Unter diesem Tröster verstehe ich die Göttliche Wissenschaft“ (S. 55).

Das Kapitel mit der Überschrift „Die Apokalypse“ in Wissenschaft und Gesundheit handelt vom biblischen Buch der Offenbarung und enthält eine wichtige Botschaft, die für die Christliche Wissenschaft entscheidend ist. Gleich die erste Prophezeiung in dem Kapitel spricht von einem Engel – einer Botschaft von Gott –, der die göttliche Wissenschaft, den Heiligen Geist, den göttlichen Tröster, vorhersagt. Und der Engel hält ein kleines Buch in der Hand.

Mary Baker Eddy koppelt das Lehrbuch direkt an diese Prophezeiung. Sie zitiert den Engel, der laut Offenbarung Folgendes gesagt hat: „‚Geh hin, nimm das geöffnete Büchlein ... Nimm es und verschling es! Und es wird deinen Bauch bitter machen, aber in deinem Mund wird es süß wie Honig sein.‘“ Darauf folgt die Verbindung zum Lehrbuch: „Ihr Sterblichen, gehorcht dem himmlischen Evangelium. Nehmt die göttliche Wissenschaft. Lest dieses Buch von Anfang bis Ende. Studiert es, sinnt darüber nach. Es wird am Anfang tatsächlich süß schmecken, wenn es euch heilt; aber murrt nicht über die Wahrheit, wenn euch deren Verdauung bitter erscheint“ (S. 559).

Natürlich hat der Engel, auf den sich Johannes bezieht, nicht unser Lehrbuch in der Hand. Als Johannes lebte, gab es keine Druckerpressen. Es gab nur mühsam mit der Hand geschriebene Manuskripte. Der Apostel Johannes sprach nicht buchstäblich von Wissenschaft und Gesundheit, aber es gab eine Prophezeiung, eine geistige Vision, das Erkennen einer zeitlosen geistigen Idee – die Idee der göttlichen Wissenschaft, die immer im göttlichen Gemüt existiert hat – und die hat darauf gewartet, dem menschlichen Bewusstsein im rechten Moment offenbart zu werden und als Buch zu erscheinen.

Hier gibt es einen so klaren Ausdruck der Koinzidenz des Menschlichen und des Göttlichen – wo Prophezeiung und Erfüllung zusammentreffen. Das Alte Testament hat die Wahrheit Gottes als einen Gott offenbart. Das Neue Testament hat durch Christus Jesus die Wahrheit über den Menschen als Sohn Gottes offenbart. Und jetzt sollte der Heilige Geist, die göttliche Wissenschaft – Gottes allerhabenes regierendes Gesetz – offenbart werden.

Dies ist ebenso eine Prophezeiung wie die der damaligen Propheten, als sie das Erscheinen des Messias ankündigten – seine Herkunft, seinen Geburtsort, sein Leben und seine Entwicklung. Sie konnten nicht sein Äußeres beschreiben – wie er aussehen und wie groß er sein würde. Aber sie wussten, dass die Idee erscheinen würde, dass eine Koinzidenz der Göttlichkeit mit der Menschlichkeit eintreten würde und dass sie eine Identität, eine Individualität, etwas Greifbares und etwas Sichtbares sein würde. Die konkreten Umstände würden der sich entfaltenden Unendlichkeit überlassen bleiben.

Und dann, zur richtigen Zeit, ist der Tröster erschienen. Die im Lehrbuch erklärte göttliche Wissenschaft musste an die Oberfläche kommen, um verstanden und praktiziert zu werden. Mary Baker Eddy schrieb an zwei ihrer Schüler: „Heute empfinde ich es als Wunder, dass Gott mich für diese Mission auserwählt hat und dass mein Lebenswerk das Thema der alten Prophezeiung war und ich Seinen unendlichen Weg der Erlösung aufschreiben sollte!“ (Christian Healer, Amplified Edition [Ein Leben dem spirituellen Heilen gewidmet – Erweiterte Ausgabe], S. 207). Sie betrachtete den Tröster als die Fortsetzung des Themas der alten Prophezeiung und sah ihre Mission darin, ihn als die Erfüllung dieser Prophezeiung aufzuzeichnen und zu erklären. 

Sie kann von diesem Buch nie getrennt werden. Und mir ist klar, dass man das Buch verändern würde, dass man die Offenbarung verändern und das Buch damit von seiner Autorin und seiner göttlichen Quelle trennen würde, wenn man versuchte, dieses Buch der heutigen Zeit anzupassen oder es zu fragmentieren.

Christliche Wissenschaftler verstehen, dass dieses nicht nur „ein Buch“ unter vielen ist. Mary Baker Eddy sagt schlicht und ergreifend: „Nicht ich selbst, sondern die unendlich hoch über mir stehende göttliche Macht der Wahrheit und Liebe war es, die ‚Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift‘ diktierte. Ich habe die höhere Bedeutung dieses Buches verstehen gelernt, seit ich es schrieb“ (Die Erste Kirche Christi, Wissenschaftler, und Verschiedenes, S. 114).

Wenn Sie dieses Buch „verschlingen“ oder zunächst seine wunderbare Substanz kosten, wird es süß wie Honig sein, wenn es Sie heilt. Sie werden begeistert sein und die heilende Berührung durch den Christus spüren. Doch seien Sie nicht überrascht und beklagen Sie sich nicht, wenn Sie die weitere Aufnahme schwierig finden. Sie schreibt, wie oben bereits erwähnt: „Es wird am Anfang tatsächlich süß schmecken, wenn es euch heilt; aber murrt nicht über die Wahrheit, wenn euch deren Verdauung bitter erscheint“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 559).

Ich studiere dieses Buch unentwegt. Aber ich habe, wie andere auch, festgestellt, dass das tiefe Eindringen in seine geistigen Konzepte viel Geduld, Ausdauer, Disziplin, Gehorsam und Liebe erfordert. Und das erfordert viel Selbstverleugnung sowie Reinheit des Denkens und Handelns. Ich habe ferner festgestellt, dass die mit dem Buch verbundene „Bitterkeit“ an der darin geäußerten Forderung nach Selbstaufopferung und geistigem Wachstum liegt. Geistige Reinigung und Erneuerung sind nicht einfach, aber sie wirken tief im Denken und bringen dem Körper physische und mentale Heilung.

Dieser reinigende Prozess erinnert mich an ein altes Kirchenlied:

Wie Feuer Gold durchläutert,
Die Schlacken all verzehrt,
So bringt die Wahrheitsglut ans Licht
Des Menschen wahren Wert.
(Bernhard S. Ingemann; Liederbuch der Christlichen Wissenschaft, Nr. 15)

Die göttliche Wissenschaft, die in diesem Buch offenbart und erklärt wird, ist das Feuer der Wahrheit, das die Spreu des Irrtums verbrennt; und es ist der kühlende Balsam der göttlichen Liebe, der tröstet, schützt und heilt, während er gleichzeitig den menschlichen Charakter reinigt.

Wissenschaft und Gesundheit ist das kostbare Buch, das Jesu Prophezeiung des bevorstehenden Trösters erfüllt, ebenso wie Jesu Offenbarung Johannes gegenüber den Weg vorzeichnete, wie der Tröster sich der Welt zeigen würde. Aber das Buch selbst enthält auch eine Anzahl Prophezeiungen, die Denkanstöße geben.

Zum Beispiel prophezeite es im 19. Jahrhundert: „Der Astronom wird nicht mehr zu den Sternen aufschauen – er wird von ihnen aus in das Weltall hinausschauen; ...“ (S. 125). Und wir sind tatsächlich seitdem auf dem Mond gelandet und haben Satelliten, Landungen auf dem Mars und die Erforschung von Teilen des Weltraums erlebt.

An anderer Stelle spricht das Buch von widerstreitenden Gewalten in der Welt und es kündigt an: „Auf der einen Seite wird es Disharmonie und Schrecken geben; auf der anderen Seite werden Wissenschaft und Friede sein.“ Doch es stellt dann auch in Aussicht, dass „diejenigen, die die Christliche Wissenschaft erfassen, … das Verbrechen im Zaum halten [werden]. Sie werden beim Austreiben von Irrtum helfen. Sie werden Recht und Ordnung aufrechterhalten und freudig die Gewissheit der endgültigen Vollkommenheit erwarten“ (S. 96, 97).

Wie wir alle wissen, herrscht gegenwärtig große Unruhe zwischen den Nationen auf der Welt, und Jesus prophezeite diesen Zustand am Ende seiner Mission, indem er sagte: „Denn es wird sich Volk gegen Volk und Königreich gegen Königreich erheben“ (Matthäus 24:7). Die Welt sieht diese Unruhen als Auswirkung politischer Aufstände, religiösen Aufruhrs, ethnischer Rivalitäten und sozialer wie wirtschaftlicher Verschiebungen. Was ich jedoch sehe, ist die durchsäuernde Wahrheit der göttlichen Liebe und die reinigenden Flammen des unendlichen Geistes – die Chemikalisation, die durch den unter der Oberfläche wirkenden Heiligen Geist hervorgerufen wird.

So wie Jesus sowohl Prophezeiungen erfüllte als auch selbst prophezeite, was nach ihm kommen würde, erfüllt auch Wissenschaft und Gesundheit Prophezeiungen und weist in die Zukunft. Es offenbart Dinge, die kommen werden – es berichtet von geschichtlichen Ereignissen, bevor sie eintreten, wie wir zu Beginn gesagt haben.

Das Buch blickt zurück und sagt: „Von einem einsamen Stern inmitten der Finsternis geführt, sagten die Weisen von einst das Messiasamt der Wahrheit voraus.“ Vorausschauend heißt es dann: „Glaubt man dem Weisen von heute, wenn er das Licht sieht, das den ewigen Morgen Christi ankündigt und dessen Glanz beschreibt?“ (S. 95). Und etwas später lesen wir: „Der Prophet von heute sieht am mentalen Horizont die Zeichen dieser Zeit, das Wiedererscheinen des Christentums, das die Kranken heilt und Irrtum zerstört, und es wird kein anderes Zeichen gegeben werden“ (S. 98). Es gibt buchstäblich Tausende belegte Heilungen, die durch die Anwendung dieser göttlichen Wissenschaft bewirkt wurden.

Jesus sagte, dass Heilungen das Zeichen wären, an dem seine wahren Nachfolger zu erkennen seien. Und Markus gab Jesu Worte folgendermaßen wieder: „Die Zeichen aber, die denen folgen, die glauben, sind folgende: ... auf die Kranken werden sie die Hände legen, und sie werden gesund werden“ (Markus 16:17, 18).

Diese Zeichen von Heilungen aller Art von Schwierigkeiten, mit denen sich die Menschheit abplagt – ob auf physischer, mentaler, moralischer, finanzieller oder sozialer Ebene –, beweisen die Authentizität der Wissenschaft und die Autorität des Lehrbuchs.

Und das bringt uns hier zu dem sehr wichtigen Punkt der Ausgewogenheit, die das Buch und seine Autorin untrennbar mit ihrer Quelle verbindet.

Aus meiner Erfahrung verhält es sich folgendermaßen: Einerseits, wenn Mary Baker Eddys einzigartiger Platz, ihre gottgegebene Botschaft und ihre Mission herabgewürdigt werden, wenn man versucht, diese zu vermenschlichen, sie von der Prophezeiung und der Erfüllung abzukoppeln, wenn sie nur als historischer Vorgang aufgefasst werden – verfolgt man dieses Konzept, dann verliert man die Anerkennung, die Autorität und die Präsenz der prophetischen Erfüllung sowohl der Entdeckerin als auch der Entdeckung von Christian Science.

Andererseits habe ich aber auch festgestellt, dass, wenn ihr Platz, ihre Botschaft und ihre Mission heiliggesprochen, personalisiert und an die Stelle einer individuellen geistigen Offenbarung gesetzt werden – nimmt man dieses Konzept an, dann verliert man ebenfalls die Anerkennung, die Autorität und die Präsenz der prophetischen Erfüllung der Entdeckerin und ihrer Entdeckung.

Mrs. Eddy war sich der Bedeutung einer vernünftigen Ausgewogenheit und Anerkennung völlig bewusst. Diese Balance ist nötig, um das Wachstum und die Sicherheit ihrer Kirche zu sichern, weil sowohl die Abwesenheit wahrer Anerkennung als auch ein falscher Begriff von Anerkennung zum Rückgang der Kirche führen könnten, ja sogar zu ihrem Untergang. Sie riet den Menschen oftmals folgendes: „Wer sich aus menschlicher Liebe oder menschlichem Hass oder irgendeiner anderen Ursache an meine materielle Person klammert, geht sehr in die Irre, verzögert seinen eigenen Fortschritt und verfehlt den Pfad zu Gesundheit, Glück und Seligkeit“ (Vermischte Schriften 1883–1896, S. 308).

Das ist eine sehr wichtige Erklärung dieser Ausgewogenheit, die meiner Erfahrung nach grundlegend für ein Verständnis der Christlichen Wissenschaft ist. Im zwölften Kapitel der Offenbarung berichtet Johannes von der Vision: „Dann erschien ein großes Zeichen im Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet, und der Mond unter ihren Füßen und auf ihrem Kopf eine Krone von zwölf Sternen“ (Offenbarung 12:1).

Auf den Seiten 560 bis 562 des Lehrbuchs richtet Eddy den Blick auf die geistige Inspiration in dieser bemerkenswerten Vision. Sie führt diese Erklärung sehr eindeutig aus und zeigt, dass die Vision der Frau symbolisch ist. Das Symbol hat über viele Jahre zu mir gesprochen – so wie ich sicher bin, dass es vielen anderen eine Menge sagt. Und ich verstehe es immer besser.

Auf diesen Seiten interpretiert sie das Symbol der Frau auf dreierlei Weise.

Zuerst als die Illustration von Gottes vollkommenem Menschen, eine wunderbare Offenbarung der Vollständigkeit Gottes, die Seine gesamte Schöpfung umfasst, Sein Selbstwissen aller Seiner Ideen – aller Seiner Söhne und Töchter in ihrer Vollständigkeit. Dieses erste Symbol, so sagt sie, „veranschaulicht die Koinzidenz von Gott und Mensch als göttliches Prinzip und göttliche Idee“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 561). Es weist darauf hin, dass der wirkliche Mensch der Schöpfung Gottes so rein ist wie sein Schöpfer, so gut wie die göttliche Liebe und in derselben untrennbaren Beziehung zu Gott steht, die in Jesu Lehre gezeigt wird: „Ich und der Vater sind eins“ (Johannes 10:30).

Und dann hat mich die weitere Erklärung Mary Baker Eddys zu dem Symbol immer inspiriert, der zufolge es die geistige Idee der Mutterschaft Gottes versinnbildlicht. Das gibt mir ein Verständnis von der Schöpfung der Liebe, die sich stetig entfaltet, weiterentwickelt, unter allen Bedingungen genährt wird, niemals hungern muss, niemals vernachlässigt und niemals missbraucht wird. Es erinnert mich an Moses Wahrnehmung der mütterlichen Fürsorge für Gottes geliebtes Volk, so wie es in seinen Worten in der Bibel heißt: „Wie ein Adler ausführt seine Jungen und über ihnen schwebt, so breitete er seine Fittiche aus, nahm ihn und trug ihn auf seinen Flügeln. Der Herr allein leitete ihn, und kein fremder Gott war mit ihm“ (5. Mose 32:11, 12).

Und ich finde großen Trost und große Verheißung in der dritten Offenbarung des Symbols als einer Frau in Wehen, die ein Kind zur Welt bringt, das zu Gott entrückt werden und alle Nationen regieren soll.

Und wer ist dieses Kind? Dieses Kind beschreibt die göttliche Wissenschaft, die reine „Entfaltung von ewigem Leben, ewiger Wahrheit und Liebe“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 588). Ihr Zweck ist zu trösten, zu berichtigen, zu heilen und alles auf Erden wie im Himmel zu regieren.

Und wer ist der Vater dieses Kindes der Frau in der Offenbarung? Natürlich hat diese Vision nichts mit menschlicher Zeugung zu tun. Es war der große „Ich bin, der Ich bin“, das große und einzige Ich, das unendliche Sein, das ist, das immer war und immer sein wird. Es war das Alles und Einzige, das allen Raum füllt. Es war derselbe väterliche Ich bin, Gott, göttliches Leben, Vater des Himmels und der Erde. Es war derselbe väterliche Ich bin, göttliche Wahrheit, der in der Geburt Jesu sichtbar wurde und die wahre Natur aller Söhne und Töchter Gottes zeigte. Und es war derselbe väterliche Ich bin, den Johannes in der Vision von der Frau in der Apokalypse gesehen haben muss – diese Veranschaulichung der göttlichen Liebe, die den verheißenen Tröster hervorbringt, der durch göttliches Gesetz auf ewig über alle Nationen geistige Autorität haben sollte.

Jesus sagte, wie bereits erwähnt: „Das habe ich zu euch gesagt, solange ich bei euch gewesen bin. Aber der Tröster, der Heilige Geist, den der Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe“ (Johannes 14:25, 26).

Im Lehrbuch steht: „Die Verkörperung der geistigen Idee im Erdendasein unseres Meisters währte nur kurze Zeit; aber ‚sein Königreich wird kein Ende haben‘, denn Christus, die Idee Gottes, wird schließlich alle Nationen und Völker durch die göttliche Wissenschaft regieren – gebieterisch, absolut, endgültig“ (S. 565).

Die göttliche Wissenschaft, der Heilige Geist, der Tröster, wurde dem menschlichen Bewusstsein durch die Entdeckerin, Gründerin und Führerin der Christlichen Wissenschaft, Mary Baker Eddy, gebracht.

Die Erkenntnis, dass die Entdeckerin und die Entdeckung untrennbar sind, göttliche Autorität besitzen und die prophetische Vision erfüllen, wird die Entdeckerin schützen und ihre Entdeckung, die Offenbarung der göttlichen Wissenschaft, bewahren.

So sehe ich die zeitlose Verbindung von Prophezeiung: ihrem Zweck, ihrer Entfaltung und ihrer Erfüllung.

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