Meine Kinder waren noch klein, als sich bei mir alarmierende Symptome zeigten. Ich studierte zwar die Christliche Wissenschaft, doch ich war so von Furcht überwältigt, dass ich nicht konsequent für eine Heilung betete und beschloss, eine medizinische Diagnose einzuholen. Nach den Tests teilten die Ärzte mir mit, dass ich Gebärmutterhalskrebs hätte. Da schon die erste Frau meines Ehemanns an dieser Krankheit gestorben war, hatte ich das Gefühl, mein Leben sei nun vorbei, und versank in eine tiefe, dunkle Depression.
Die Ärzte veranlassten aufgrund ihrer eigenen Besorgnis schnell die ersten medizinischen Behandlungen und Operationen. Danach teilten sie mir mit: „Es tut uns sehr leid, doch der Krebs hat schon gestreut. Aber wir werden das Bestmögliche tun, ihn zu behandeln.“ Obwohl sie darauf bestanden, dass Bestrahlung und eine Chemotherapie nötig seien, sagten sie nie, dass sie damit rechneten, diese Behandlungen würden mich heilen. Ich unterzog mich für sechs Wochen der Bestrahlung, dann rief man mich an und drängte mich, schnellstmöglich die Chemotherapie zu beginnen.
Das war der Moment, wo ich mein Vorgehen neu überdachte. Die Worte von Mary Baker Eddy in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift kamen mir in den Sinn: „Die bitteren Erfahrungen, die uns der Glaube an das vermeintliche Leben der Materie bringt, sowie auch unsere Enttäuschungen und unaufhörlichen Leiden treiben uns wie müde Kinder in die Arme der göttlichen Liebe. Dann beginnen wir, Leben in der göttlichen Wissenschaft zu erfassen“ (S. 322). Ich begriff, dass mein Leben, wie ich es kannte, vorüber war und ich mich zu einem neuen Leben und einer neuen Denkweise aufmachen musste. Das hieß, ich musste alte, überholte Gedanken, die sich auf ein materielles Selbstbild gründeten, ausmerzen und mein Denken darauf ausrichten, was Gott über mich als Sein Kind weiß.
Vor allem musste ich die lähmende Furcht überwinden, die ich empfand, und eine tiefere Liebe zu mir selbst als Gottes geliebter Tochter kultivieren. Ich hatte immer dazu geneigt, mich um andere zu kümmern, bevor ich – wenn überhaupt – für mich selbst sorgte. Als Mutter oder Tochter kam ich mir ständig nicht gut genug vor. Ich mäkelte an mir selbst herum, dass ich nicht dem gesellschaftlichen Schönheitsideal für eine Frau entspräche. Ich fühlte mich ganz und gar zuständig für das Glück meines Mannes, meiner Eltern und Kinder und überhaupt jedes Menschen, mit dem ich zu tun hatte. Ich hielt es für meine Aufgabe, nur perfekte und ausgewogene Mahlzeiten zuzubereiten, Kinder zu haben, die sich perfekt benehmen und nur höchste Leistungen in der Schule, beim Sport und allen Freizeitaktivitäten erzielen. Kurz gesagt, ich glaubte, alles in meinem Leben müsse menschlich perfekt sein, sonst würde es ein schlechtes Licht auf mich werfen. Was für eine beängstigende Bürde ich da trug! Wo war Gott in diesem Szenario?
M. B. Eddy schrieb: „Lasst ‚Mann und Frau‘ so erscheinen, wie Gott sie erschaffen hat. Lasst uns die göttliche Energie des Geistes fühlen, die uns zu neuem Leben führt und weder einer sterblichen noch einer materiellen Kraft die Fähigkeit zu zerstören zuerkennt. Freuen wir uns, dass wir der göttlichen ‚Obrigkeit‘ unterstehen“ (S. 249). Durch ein ernsthaftes Studium von Bibel und Eddys Schriften und gemeinsamer Gebetsarbeit mit meinem Lehrer der Christlichen Wissenschaft lernte ich, mein Denken in Übereinstimmung damit zu halten, was Gott über mich als „so wunderbar und einzigartig gemacht“ (Psalm 139:14, Hoffnung für alle) weiß. Mit einem klareren Verständnis, dass mein Leben Gott als Leben widerspiegelt, begann ich Herrschaft über die Furcht vor Krankheit zu gewinnen.
Die medizinischen Mitarbeiter waren äußerst besorgt und riefen mich wiederholt an, um mich zum raschen Beginn der Chemotherapie zu bewegen. Ich dankte ihnen aufrichtig, lehnte aber die medizinische Behandlung ab und strebte weiter nach Heilung durch die Christliche Wissenschaft. Ich empfand von ganzem Herzen, dass Gott mich liebt und nur das Beste für mich will, doch Krebs passte gewiss nicht in die Kategorie „das Beste“. Ich wusste, dass ich geheilt würde, wenn ich nur die Furcht zu sterben hinter mir lassen könnte.
Ich empfand von ganzem Herzen, dass Gott mich liebt und nur das Beste für mich will. Doch Krebs passte gewiss nicht in die Kategorie „das Beste“.
Nachts wachte ich oft auf und dachte an die Worte aus dem Psalm: „Ich werde nicht sterben, sondern leben und die Werke des Herrn verkünden“ (118:17). Ich spürte, dass Vater-Mutter Gott unmittelbar zu mir sprach, mir Hoffnung gab, dass alles gut ist und ich an der Hand meiner göttlichen Mutter durch diese Herausforderung hindurchgehen würde. Ich betete: „Lieber Vater-Mutter Gott, bitte zeige mir den Weg. Ich bin Dein. Nutze mich, um Dich zu verherrlichen.“
Etwa sechs Monate nachdem ich die medizinische Behandlung beendet hatte, wurde ich sehr krank. Nachdem ich etwa fünf Tage bettlägerig gewesen war und immer wieder ohnmächtig wurde, trugen mein Mann und ein Nachbar mich die Treppe hinunter und fuhren mich in ein Krankenhaus, wo ich wegen einer Staphylokokkeninfektion im Bauch behandelt wurde. Dem hatte ich nicht zugestimmt, ich kann mich auch kaum an jene Nacht erinnern. Um meine Familie zu beschwichtigen, die sich Sorgen um mich machte, blieb ich einige Tage im Krankenhaus und traf dann die Entscheidung, gegen den Rat der Ärzte wieder nach Hause zu gehen. Sie beharrten unerbittlich darauf, dass die Infektion mehrere Behandlungen erfordere, doch ich beschloss, mich auf die Christliche Wissenschaft zu verlassen.
Zum damaligen Zeitpunkt war ich sehr schwach und nahm ab. Ich befürchtete, der Krebs habe sich verschlimmert, doch statt mich von diesem Rückschlag entmutigen zu lassen, war ich nur noch entschlossener denn je, mich von ganzem Herzen an Gott zu wenden. Ich begann, Gott sowohl im Stillen als auch hörbar für alles und jedes zu danken. Ich dankte Gott in jedem Augenblick des Tages und bis in die Nacht. Ich ließ einfach die Dankbarkeit mein ganzes Denken durchdringen.
Eines Morgens, nachdem ich die Kinder zur Schule gebracht hatte, saß ich auf dem Boden und legte Wäsche zusammen. Wieder kam mir der Gedanke: „Wenn ich nur diese lähmende Furcht loswerden könnte, wäre ich geheilt.“ Zwei Jahre lang hatte ich diese zehrende Furcht schon mit mir herumgetragen. Ich hatte sie so satt. Ich machte meine Augen zu und beschloss, mich Gott ganz zu ergeben. Ich wusste, dass die Heilung, die ich nötig hatte, ein Wandel des Denkens war und dass ich nicht außerhalb nach Hilfe zu suchen brauchte. Als ich mein Denken auf Gottes Liebe zu mir gerichtet hielt, hatte ich das Gefühl, als ob ein Schleier ganz sanft mein Gesicht berührte. Ich fühlte mich plötzlich ganz leicht und unbeschwert. Ich empfand eine ganz grundlegende Liebe, Gottes Liebe. Zeit schien nicht zu existieren. Ich weiß nicht, ob dabei eine halbe Sekunde oder fünf Minuten verstrichen, doch als dieser Schleier über mein Gesicht strich, wendete ich mich von der quälenden Furcht zur ursprünglichsten und spürbarsten Liebe hin, die ich je gekannt hatte.
Ich wusste, dass die Heilung, die ich nötig hatte, ein Wandel des Denkens war und dass ich nicht außerhalb nach Hilfe zu suchen brauchte.
Da wusste ich ohne jeden Zweifel, dass ich mit dem Psalmisten sagen konnte: „Ich werde nicht sterben, sondern leben und die Werke des Herrn verkünden.“ In dem Moment verstand ich, dass Gott ganz und gar gut ist und uns Frieden schenkt, nicht Leiden, Gesundheit, nicht Krankheit, Fülle, nicht Knappheit, und Liebe, nicht Furcht. Tränen der Dankbarkeit flossen. Mein ganzes Sein fühlte sich befreit. Ich hätte auf dem Tisch tanzen können! Ich dachte: „Danke, lieber Gott! Ich fühle mich gereinigt und geläutert. Es war nie meine Aufgabe gewesen, eine vollkommene Sterbliche zu sein. Meine Aufgabe war immer, die klare und reine Transparenz Deiner Liebe zu sein.“
Danach schaute ich nicht mehr auf meinen Körper, um festzustellen, ob ich leben oder sterben würde. Ich wusste, dass Gott mein Leben ist. Innerhalb von zwei oder drei Wochen kehrte meine Kraft zurück und mein Appetit normalisierte sich. Ich fühlte mich völlig gesund und habe seitdem keinerlei Anzeichen der Erkrankung mehr gehabt. Nach einigen Monaten, als ich an einer Veranstaltung in unserer Stadt teilnahm, traf ich zufällig einen meiner Ärzte. Er schaute mich überrascht an und fragte mich, wie es mir ging. Ich sagte ihm, dass die Christliche Wissenschaft mich geheilt hatte und ich mich nie besser gefühlt habe.
Heute, über 16 Jahre später, schaue ich auf diese Heilung von Krebs als einen Meilenstein in meinem Leben zurück. Dankbarkeit gab mir die geistige Höhe, die ich brauchte, um die Furcht zu überwinden. Wissen Sie, man kann sich nicht gleichzeitig auf Furcht und auf Dankbarkeit für Gottes Liebe konzentrieren. Gott ist Liebe. Und um den zweiten Brief an die Korinther zu zitieren: „Wo der Geist [der Liebe] ist, da ist Freiheit“ (3:17).
