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Titelartikel

Das Himmelreich betreten wie ein kleines Kind

Aus der Mai 2014-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Original in Französisch


In der Bibel gibt es eine Geschichte, die ich ganz besonders schätze und die mich über die Jahre immer sehr inspiriert hat. Interessant dabei ist, dass diese Geschichte in drei der vier Evangelien in ähnlicher Weise auftaucht: bei Matthäus 19:13–15, Markus 10:13–16 und bei Lukas 18:15–17. Bei Markus liest man zum Beispiel Folgendes:

„Dann brachten sie Kinder zu ihm, damit er sie anrühre. Die Jünger aber fuhren die an, die sie brachten. Als es Jesus sah, wurde er unwillig und sagte zu ihnen: ‚Lasst die Kinder zu mir kommen und verwehrt es ihnen nicht; denn solchen gehört das Reich Gottes. Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht wie ein Kind annimmt, der wird nicht hineinkommen. Und er nahm sie in den Arm, legte die Hände auf sie und segnete sie.“ 

Ich stelle mir diese Situation oft bildlich vor: die Menschenmenge, die Jesus verfolgt und bedrängt; Eltern, die ihre Kinder zu ihm tragen, damit er sie segnet; die Jünger, die sich als Leibwächter verstehen, ihren Meister schützen und die Leute wegjagen wollen. Sie dachten sicherlich, was sie tun, sei richtig. Doch Jesus war ungehalten mit ihnen. Er rief die Kinder zu sich, nahm sie auf den Arm – und es lässt sich denken, dass sehr viele Kinder da gewesen waren! – und segnete sie. Gleichzeitig nutzte Jesus die Gelegenheit, eine sehr wichtige Botschaft zu vermitteln: Nur wer wie ein Kind wird, hat Zugang zum Himmelreich.

Ist es nicht wunderbar, dass jeder – ganz gleich, wie jung oder alt – die Gelegenheit hat, Gott völlig zu vertrauen?

Aber was ist dieses Himmelreich? Ist es gleichbedeutend mit dem Paradies oder dem Garten Eden? Mary Baker Eddy, die Gründerin der Christlichen Wissenschaft, definiert Himmelreich wie folgt in ihrem bahnbrechenden Werk, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift:Himmelreich. Die Herrschaft der Harmonie in der göttlichen Wissenschaft; das Reich des unfehlbaren, ewigen und allmächtigen Gemüts; die Atmosphäre des Geistes, in der Seele allerhaben ist“ (S. 590). In dieser Definition geht es nicht um einen Ort, sondern sie bezieht sich auf einen Bewusstseinszustand, den jeder in seinem eigenen Denken erleben kann. Christus Jesus sagte zu den Pharisäern: „Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es beobachten könnte; man wird auch nicht sagen: ‚Sieh, hier!‘ oder: ‚Sieh, dort!‘ Denn seht, das Reich Gottes ist inwendig in euch“ (Lukas 17:20, 21).  

Christi Jesu Worten zufolge kann also nur ein kindliches Bewusstsein diese Herrschaft der Harmonie, diese Atmosphäre der Seele erfassen, die M. B. Eddy beschrieben hat.

In meiner Tätigkeit als christlich-wissenschaftliche Pflegerin kümmere ich mich oft um Menschen, die als alt betrachtet werden. Wenn sie deprimiert oder zu zaghaft erscheinen oder Lebendigkeit vermissen lassen, denke ich oft an diese Bibelstelle über kleine Kinder. Dann vergleiche ich die Reaktion von Erwachsenen in einer bestimmten Situation mit der von Kindern. Kümmert es sie, was andere Leute über sie denken könnten? Nein. Lässt sich ein Kind einfach herabziehen oder entmutigen? Nein. Mangelt es einem Kind an Vitalität? Nein! Und wenn es einmal hingepurzelt ist, steht es dann nicht gleich wieder auf und rennt weiter?

Die Kleinen sind ganz natürlich voller Freude und völlig sorglos. Ich habe das Vorrecht, in jedem Moment meines Lebens – und speziell bei meiner Arbeit als Pflegerin –, mein Verständnis anzuwenden, dass kindliche Qualitäten niemals abhanden kommen oder verborgen bleiben können. Ich betrachte alle, für die ich sorge, als fähig, ihre Kindlichkeit wiederzuentdecken und umfassendes Vertrauen in das Gute auszudrücken, ohne Furcht oder Zurückhaltung, eben wie kleine Kinder es tun. Ich schaue über Grenzen des Alters hinaus und erkenne das alterslose Sein, das Kind Gottes, das zu allen Zeiten Leben widerspiegelt und nie deprimiert, entmutigt, gefallen oder hoffnungslos ist.

Vertrauen in Gott, das Gute, ist für mich zu einer natürlichen Art zu denken und zu handeln geworden - logisch, grundlegend und wesentlich für mein Wohlergehen. Wie oft schon habe ich zu Gott gesagt: „Vater, ich weiß gar nicht, was ich in dieser Situation machen soll, doch Du weißt es. Wirf etwas Licht für mich auf diese Sache“, und kurz darauf präsentierte sich mir eine harmonische Situation. Und wie oft schon bin ich beschützt und geheilt worden durch das völlige Vertrauen in die göttliche Fürsorge! (Siehe mein Zeugnis „Angriff vereitelt“ im Héraut vom November 2009.)

Kindliche Eigenschaften wohnen uns immer inne und nichts kann uns daran hindern, sie zum Ausdruck zu bringen.

Ist es nicht wunderbar, dass jeder – ganz gleich, wie jung oder alt – die Gelegenheit hat, Gott, unserem Vater und unserer Mutter, wie ein kleines Kind völlig zu vertrauen? Nicht durch blinden Glauben, sondern durch die Entdeckung, dass Gott uns ungeachtet der Umstände immer schon liebt, schützt, hilft und heilt. Kindliche Eigenschaften wohnen uns immer inne und nichts kann uns daran hindern, sie zum Ausdruck zu bringen.

Die Autorin von Wissenschaft und Gesundheit schreibt: „Die Bereitwilligkeit, wie ein kleines Kind zu werden und das Alte für das Neue aufzugeben, macht das Denken für die vorgeschrittene Idee empfänglich. Die Freudigkeit, die falschen Orientierungspunkte zu verlassen, und die Freude sie verschwinden zu sehen – diese Einstellung hilft die endgültige Harmonie herbeizuführen“ (S. 323–324).

Das Reich Gottes ist gekommen und wir alle können es betreten. Worauf warten wir noch?

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