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Schluss mit gegenseitigen Schuldzuweisungen

Aus der August 2014-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Übersetzt aus dem Christian Science Sentinel vom 3. Februar 2014


Bei den Nachrichten neulich abends im Fernsehen fiel mir auf, dass etliche Fachleute versuchten, jemand oder etwas für unerfreuliche Vorkommnisse die Schuld zu geben. Auf der Suche nach einem Sündenbock wurde viel spekuliert und mit dem Finger gezeigt auf Leute, denen man die Schuld in die Schuhe schieben und sie für bestimmte Missverhältnisse verantwortlich machen wollte.

Wer trägt die Schuld daran, dass die Welt in die Konflikte in Afghanistan und im Irak hineingeraten ist? Wer hat die jüngste Weltrezession und den Zusammenbruch der Banken verursacht? Wer ist verantwortlich für den Abstieg von politischen Parteien? Wer ist schuld, dass eine bestimmte Fußballmannschaft nicht gewinnt? Wer hat bei Trennung und Scheidung die Schuld? Und wer ist verantwortlich, wenn junge Männer oder Frauen durch Prüfungen fallen, keinen Job finden oder in den Drogenkonsum abrutschen?

Die Welt scheint einer regelrechten Seuche von Schuldzuweisungen ausgesetzt zu sein. Schuldzuweisungen, die häufig sogar einhergehen mit Rufschädigung, laufen darauf hinaus, bei jemandem einen Fehler zu finden, ihn zu tadeln und verantwortlich zu machen. Verurteilung, Anschuldigung, Kritik, Herabsetzung, Zurechtweisung, Vorhaltung, Vorwurf und Rüge sind andere Worte gleichen Inhalts.

Gegenseitige Schuldzuweisungen sind nie schön; sie führen üblicherweise zu Spaltung, Entfremdung, Widerstand, Hass und sogar Rache. Ist es möglich, dass die Angewohnheit, andere zu beschuldigen, nicht durch die Tatsachen an sich gespeist wird, sondern durch ein Denkklima? Kann es sein, dass Beschuldigungen weitere Beschuldigungen hervorrufen? Sind sie ansteckend?

Hier ein kleiner Test. Legen Sie einen Stift und einen Zettel bereit, wenn Sie die Nachrichten schauen, Radio hören oder im Internet surfen, und notieren Sie jedes Beispiel, wo jemand – ein Politiker, Trainer, Firmenvorstand, Ausbilder, Kommentator oder Prominenter – andere für Fehler verantwortlich macht, statt selbst Verantwortung zu übernehmen und wohlwollend nach vorn zu schauen. Ihre Testergebnisse könnten zeigen, wie dringend Gebet vonnöten ist.

Ein wissenschaftlicher Artikel aus einer Zeitschrift für Sozialpsychologie berichtet über einige verblüffende Experimente, die vor mehreren Jahren durchgeführt wurden (siehe „Blame Contagion: The Automatic Transmission of Self-Serving Attributions“ [Beschuldigungen sind ansteckend: Die automatische Übertragung eigennütziger Zuschreibungen], Journal of Experimental Social Psychology vom 17. Oktober 2009).

Der Mut, für unser Handeln einzustehen und die Verantwortung dafür zu übernehmen, erfordert oftmals Kraft und Demut, doch wenn die Motive rein und gut sind, werden die Ergebnisse alle segnen.

Im Hinblick auf die menschliche Neigung, anderen oder den Umständen unsere eigenen Fehler zuzuschreiben, schlussfolgern die Forscher, dass wir den Hang, die Schuld auf andere zu schieben, womöglich aus einer Atmosphäre aufsaugen, in der man anderen ständig den Schwarzen Peter zuspielt, selbst wenn unsere Anliegen gar nicht mit ihren zusammenhängen. Das geschieht, so behaupten die Forscher, um unser bedrohtes Selbstbild zu schützen. Wenn wir Leute beobachten, die sich durch Schuldzuweisungen gegen andere retten, sind wir geneigt, uns genauso zu verhalten. Interessant ist jedoch die Beobachtung der Forscher, dass die „ansteckende Wirkung von Beschuldigungen“ ausbleibt, wenn die Testpersonen ihre Grundprinzipien niederschreiben und sie für sich selbst bekräftigen, bevor sie über ihre eigenen Fehler schreiben. Zeigt das nicht in Wirklichkeit, dass wir Vorwürfe und Schuld insoweit auslöschen, als wir uns unsere wahre, ursprüngliche, unschuldige geistige Identität bewusst machen?

Wo hat also die Neigung andere zu beschuldigen ihre Wurzeln? Ist es nicht der zweite Schöpfungsbericht im ersten Buch Mose, wo Adam etwas oder jemand sucht, dem er die Schuld für seinen eigenen Ungehorsam zuschieben kann, um dann mit dem Finger auf Eva zu zeigen? (Siehe Kapitel 3).

Wie oft ertappen wir uns selbst dabei, dass wir andere für unsere eigenen Unzulänglichkeiten verantwortlich machen? Wir beschuldigen unseren Ehepartner, unsere Kinder, das Wetter, unseren Chef, die Regierung, den Regierungschef, den Taxifahrer, den Computer. Aber ist es denn besser, die Schuld auf sich zu nehmen und sich mit Selbstbezichtigungen niederzudrücken? Nein! Auch wenn wir erkennen, dass wir für unser eigenes Denken und Handeln verantwortlich sind, muss die Schuld doch dort bleiben, wo sie hingehört: zum irrigen, materiellen Denken, das sich einer Person, einem Ort oder einem Ding anzuheften versucht.

Mary Baker Eddy schreibt: „Wir sind verantwortlich für unsere Gedanken und Taten, … Jeder einzelne ist für sich selbst verantwortlich“ (Vermischte Schriften 1883–1896, S. 119). Und an anderer Stelle schreibt sie: „Diese Wahrheit besteht darin, dass wir unsere Erlösung selbst ausarbeiten und die Verantwortung für unser eigenes Denken und Handeln auf uns nehmen sollen …“ Und dann zitiert sie die Worte des Apostels Paulus: „Was der Mensch sät, das wird er ernten“ (Christliches Heilen, S. 5, siehe Galater 6:7).

Der Mut, für unser Handeln einzustehen und die Verantwortung dafür zu übernehmen, erfordert oftmals Kraft und Demut, doch wenn die Motive rein und gut sind, werden die Ergebnisse alle segnen. Dieser Gedankenzustand lässt uns demütig sagen: „Wenn ich etwas falsch gemacht habe, vergib mir bitte. Ich habe eine Lektion gelernt und will mein Bestmögliches tun, Wiedergutmachung für meine Taten zu leisten, weil niemand anders für meine Fehler geradestehen soll.“ Manchmal ist das Schwierigste, einfach zu sagen: „Es tut mir leid.“

Im Adam-Bericht der Schöpfung lag die Schuld für das Verhängnis eigentlich bei der Schlange, die Adam und Eva verleiten wollte zu glauben, dass Gott nicht allmächtig, allgegenwärtig und allwissend sei. Eva fiel auf die List der Schlange herein, bis sie merkte, was geschehen war, und zugab, dass sie getäuscht worden war: „Die Schlange betrog mich, und ich aß“ (1. Mose 3:13). Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy weist auf Evas „demütige Reue“ hin und legt nahe, dass folgende Worte der Kernpunkt ihrer Antwort sind: „Weder Mensch noch Gott soll Schuld an meinem Fehler haben.“ Und in dem Absatz heißt es weiter: „Sie hat bereits gelernt, dass der körperliche Sinn die Schlange ist. Daher ist sie die Erste, die den Glauben an einen materiellen Ursprung des Menschen aufgibt und die geistige Schöpfung anerkennt“ (S. 533–534).

Was ist die Schlange dann also? Wie wir in der Christlichen Wissenschaft lernen, ist die Schlange ein Denkfehler, so subtil, dass wir ihre verborgenen Wege oft nicht erkennen. Wir beschuldigen nämlich oft alles Mögliche, nur nicht die Schlange! Die Bibel setzt die subtilen Wege der Schlange mit einer „Otter auf dem Steig“ gleich, die „das Pferd in die Ferse [beißt], dass sein Reiter rücklings falle“ (1. Mose 49:17). Letztlich sind es die schlangenartigen mentalen Suggestionen und die daraus resultierenden Handlungen, die Katastrophen, Schwierigkeiten und Unfrieden heraufbeschwören.

Wir denken so oft, im übertragenen wie vielleicht auch im wörtlichen Sinne, der Sturz vom Pferd sei dem Unvermögen des Reiters geschuldet. Mitunter gehen wir noch ein Stück weiter und meinen, es sei die Schuld des Pferdes. Doch wie oft durchschauen wir, dass eigentlich die Schlange, die Otter im Gras, letztlich die Schuldige ist?

Wenn wir das subtile Vorgehen der Schlange nicht erkennen und im Gebet handhaben, werden wir auch künftig überall buckelnde Pferde und stürzende Reiter vorfinden, weil die Schlange noch immer da ist, versteckt im Gras, wo sie hilflose, unaufmerksame Opfer beißt. Die Schuld liegt immer bei der Schlange, die im Glossar von Wissenschaft und Gesundheit unter anderem definiert wird als „… der Glaube an mehr als einen Gott; … der erste Anspruch, dass es ein Gegenteil von Geist oder vom Guten gebe, das Materie oder Böses genannt wird; die erste Täuschung, dass Irrtum als Tatsache bestehe; … Der erste hörbare Anspruch, dass Gott nicht allmächtig sei und dass es eine andere Macht gebe, das Böse genannt, die ebenso wirklich und ewig sei wie Gott, das Gute“ (S. 594).

Wir können das angeborene, unschuldige Sein des von Gott zu Seinem Bild und Gleichnis geschaffenen Menschen erkennen, immun gegen und völlig getrennt von den trügerischen, falschen Anschuldigungen der Schlange.

Selbst Jesus musste sich mit dem Begriff Schuld befassen, als er den Blindgeborenen heilte. Die Bibel berichtet, dass alle, seine Jünger eingeschlossen, versuchten, irgendjemand die Schuld für die Erkrankung des Mannes zuzuschieben: „Und seine Jünger fragten ihn: ‚Meister, wer hat gesündigt, er oder seine Eltern, dass er blind geboren ist?‘ Jesus antwortete: ‚Weder er noch seine Eltern haben gesündigt, sondern an ihm sollten die Taten Gottes sichtbar werden‘“ (Johannes 9:2, 3).

Jesus machte völlig klar, dass es falsch war, die Eltern oder den Mann zu beschuldigen. Alle drei waren unschuldig. Daraufhin fand eine großartige Heilung statt, die offenbarte, dass weder der Mann noch seine Eltern Schuld hatten. Stattdessen wurde Gott verherrlicht und als die einzige Macht und Gegenwart erkannt. Das löschte die schlangenhafte Suggestion von Blindheit aus und der Mann war geheilt.

Um es nun zusammenzufassen: Was können wir also tun, um einer Gesellschaft zu helfen, die unter der Epidemie von Schuldzuweisungen leidet? Möglicherweise dreierlei: Erstens können wir erkennen, dass es keineswegs nur eine schlechte, aber unwichtige Angewohnheit, sondern irreführend, unaufrichtig und ansteckend ist, andere oder sich selbst für Versagen oder Probleme zu beschuldigen, und dass wir uns weigern können, uns daran zu beteiligen oder davon anstecken zu lassen.

Zweitens können wir sicherstellen, dass wir die Schuld immer der zuschreiben, bei der sie liegt: der Schlange, d. h. den subtilen, irrigen Suggestionen materiellen, nicht-gottähnlichen Denkens, und nicht den Menschen. Wir müssen gegen Sünde vorgehen und dem Ruf nach Reue und Umwandlung Beachtung schenken. Wie M. B. Eddy schreibt: „Sünde ist ihre eigene Strafe“ und „… das tatsächliche Leiden für deine eigenen Sünden wird in dem Verhältnis aufhören, wie die Sünde aufhört“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 537, 391).

Drittens können wir unser aller angeborenes, unschuldiges Sein des von Gott zu Seinem Bild und Gleichnis geschaffenen Menschen erkennen, immun gegen und völlig getrennt von den trügerischen, falschen Anschuldigungen der Schlange. Da wir auf diese Weise Schuld tatsächlich beseitigen, können wir uns mit den Worten des Apostels Paulus freuen: „So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind, die nicht nach dem Fleisch leben, sondern nach dem Geist. Denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus hat mich freigemacht vom Gesetz der Sünde und des Todes“ (Römer 8:1, 2).

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