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Von menschlichen ‚Symbolen‘ zur geistigen Wirklichkeit

Aus der Februar 2015-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Übersetzt aus dem Christian Science Journal, Ausgabe Januar 2014.


Ganz zu Anfang meines Studiums der Christlichen Wissenschaft dachte ich für gewöhnlich: „Nun gut, ich bewege mich zwar hier auf dieser irdischen menschlichen Ebene, aber wenn es problematisch wird oder ich es mit der Angst zu tun bekomme, dann kann ich mich ja auf das Niveau des geistigen Bewusstseins erheben und von dort aus die irdische menschliche Ebene in Ordnung bringen, glattbügeln oder verbessern.“

Ein solcher Ansatz entspricht jedoch nicht der Christlichen Wissenschaft. Die Wissenschaft macht unmissverständlich klar, dass alles, was existiert – alles, was tatsächlich vor sich geht –, die geistige Wirklichkeit ist. Die Existenz ist nicht in „Ebenen“ aufgeteilt – eine da oben, eine hier unten. Gott ist Alles. Mose vernahm diese Wahrheit durch die Worte „Ich bin, der ich bin“ (2. Mose 3:14). Alles schließt jegliches andere aus, auch gibt es kein Gegenteil von Allem.

Mary Baker Eddy gemahnt uns: „Es ist gut zu wissen, lieber Leser, dass unsere materielle, sterbliche Geschichte nur ein Bericht über Träume ist, nicht über das wirkliche Sein des Menschen; und für den Traum ist kein Platz in der Wissenschaft des Seins“ (Rückblick und Einblick, S. 21). So ist, gleich dem Traum, die menschliche Erfahrung eine rein mentale Angelegenheit.

Laurance Doyle, ein Christlicher Wissenschaftler und Astrophysiker, sagte einmal in einem Sentinel-Interview (Ausgabe 19. Januar 2004), er habe zu Beginn seiner Karriere, als er sich bemühte, seiner geistigen Natur verbunden zu bleiben, erkannt, dass es nicht ausreichend war, die materiellen Galaxien und Billiarden an Sternen des Weltalls lediglich zu beobachten und zu analysieren. Für sein geistiges Wachstum war es wesentlich, das Universum als eine symbolische Darstellung des zugrundeliegenden göttlichen Prinzips zu „lesen“ und die Galaxien und Sterne als rein zeitliche Symbole zu betrachten, die auf die geistige Wirklichkeit hindeuten. Also begann er sie so zu „lesen“, wie man eine Seite mit geschriebenem Text liest, die rein physikalisch nur aus Papier und Druckerschwärze, oder auf einem Computer nur aus Kunststoff und Pixeln, besteht.

Die hier und jetzt gegenwärtige geistige Wirklichkeit ist das, was hinter den zeitlichen menschlichen Symbolen steht, die wir um uns herum hören und sehen.

Mir gefiel diese Herangehensweise, denn sie stimmte mit dem überein, was mich die Christliche Wissenschaft gelehrt hatte, nämlich, dass man die ganze „Landschaft“ seiner menschlichen Erfahrung „liest“ wie eine Seite geschriebenen Textes. Wenn wir einen Text lesen, der nichts anderes ist als eine Reihe von Buchstaben-Symbolen, so ist das, was wir tatsächlich erfahren, das, was dahinter liegt – die Gedanken und Bilder, welcher Art auch immer, die der Text symbolisiert.

Während Sie zum Beispiel diesen Satz lesen, nehmen Sie das Papier und die Druckerschwärze oder die Pixel des Computers, die sich Ihnen plastisch in Form von Wortsymbolen darstellen, an sich ja nicht wahr und Sie betrachten sie auch nicht bewusst. Die Worte sind nichts als vergängliche Hieroglyphen – so vergänglich wie all die Elemente und Ereignisse der menschlichen Erfahrung. Sie sind der „Bericht über Träume“, auf den sich Mary Baker Eddy in dem eingangs erwähnten Zitat bezieht.

Angenommen, Sie verbrennen diese Seiten oder löschen die Datei von Ihrem Computer, so würden Sie immer noch die Gedanken oder mentalen Bilder besitzen, die Sie dem Text entnommen haben. Sie nehmen die mentalen Begriffe in sich auf, nicht Papier oder Pixel. Auf die gleiche Weise ist die hier und jetzt gegenwärtige geistige Wirklichkeit das, was hinter den zeitlichen menschlichen Symbolen steht, die wir um uns herum hören und sehen. Und je nachdem „... ob es das menschliche Gemüt oder das göttliche Gemüt ist, das einen beeinflusst“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, S. 83), treffen die mentalen Begriffe, die wir im Bewusstsein hegen – menschliche oder göttliche –, auf die „Seiten“ unseres Lebens und bestimmen die Natur unserer symbolischen menschlichen Erfahrung.

Es ist ungefähr so wie mit dem Zeiger an einem Tachometer, der die Geschwindigkeit anzeigt. Der Zeiger, der 60 Kilometer pro Stunde anzeigt, ist nicht selbst die Geschwindigkeit. Auf gleiche Weise deuten die aus Gebet resultierenden harmonischen menschlichen Umstände auf die Gegenwart Gottes hin, aber sie sind nicht Gottes Gegenwart an sich. Gott ist viel mehr als „gute menschliche Umstände“ oder die „Mischung von Gut und Böse“, die die menschliche Erfahrung auszumachen scheinen. Und das könnte der Grund dafür sein, dass Jesus seinen Jüngern riet: „... freut euch nicht darüber, dass euch die Geister untertan sind. Sondern freut euch vielmehr, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind“ (Lukas 10:20). Was ich der Anweisung des Meisters entnehme, ist: „Seht zu, dass ihr euch über das freut, was wahr ist. Seid dankbar für die heilende Wirkung, aber so gut die Wirkung auch sein mag, verwechselt sie nicht mit der Wirklichkeit und haltet sie nicht für die Ursache von irgendetwas, auch nicht von eurer Freude, Gesundheit oder eurem Erfolg. Gott ist die einzige Ursache, die einzig ‚wahre‘ Sache.“

Mit der Zeit begriff ich, dass ich das erlebte, was ich im Bewusstsein hatte; mein Denken bestimmte die „Ausgabe“ bzw. die sichtbare Manifestation meines Lebens.

Ich lernte die Wahrheit dieser Aussage verstehen, als ich als Teenager die Christliche Wissenschaft kennenlernte. Meine Familie war nicht besonders religiös und erlebte eine Scheidung und mehr als genug Streit und Wut. Meine Mutter stand stark unter Druck, doch ich hatte damals eigentlich keine Ahnung, wie schwer das alles für sie war. Unsere Wortgefechte waren mitunter sehr hitzig. Eines späten Abends warf sie mich sogar aus dem Haus. So stand ich an einer Straßenecke in Manhattan und bat Gott mir zu sagen, was ich wissen müsse, um die Situation zu heilen und – ehrlich gesagt – einen Platz zum Schlafen zu finden. Was ich hörte war: „Deine Mutter ist deine geistige Schwester ... ihr seid beide meine Kinder.“ Das war’s! Mehr brauchte ich nicht zu wissen – und mehr als das: mehr brauchte ich nicht zu verspüren. Ich war plötzlich erfüllt von einer Liebe zu meiner Mutter, wie ich sie nie zuvor empfunden hatte. Meine Furcht und meine Feindseligkeit lösten sich auf. Ich hatte meinen inneren Frieden wiedergefunden und von dem Moment an fingen die „Symbole“ auf dieser wichtigen „Seite“ meines Lebens, die Beziehung zu meiner Mutter, an sich zu verändern. Ich ging nach Hause, meine Mutter öffnete die Tür und auch sie hatte sich völlig beruhigt.

Es war ein bemerkenswerter Wandel und für uns beide ein Wendepunkt. Noch wichtiger aber, es war der Beginn einer zunehmend einfühlsameren und liebevolleren Beziehung. Meine Mutter wurde mir eine wahre Freundin und sie unterstützte fortan nicht nur meine berufliche Entscheidung ans Theater zu gehen (was manchen Eltern wohl ziemlich riskant erschienen wäre!), sondern auch meinen Entschluss, mich voll und ganz der Christlichen Wissenschaft zu verschreiben. Mit der Zeit begriff ich, dass ich das erlebte, was ich im Bewusstsein hatte; mein Denken bestimmte die „Ausgabe“ bzw. die sichtbare Manifestation meines Lebens. Ich erkannte, dass wir beide, meine Mutter und ich, Gottes Kinder waren, daher war unsere geistige Verbindung das einzige, was in unserer Erfahrung von Bedeutung war. Und dies zu erkennen und zu akzeptieren hatte die Wirkung, dass die menschliche, symbolische Beziehung sich der geistigen Wirklichkeit anpasste.

Wenn wir beginnen, die gänzlich subjektive, mentale Natur unserer menschlichen Erfahrung – den „Bericht über Träume“ – zu erfassen, entdecken wir, dass wir die Symbol-Landschaft aus einer zunehmend effektiven, heilenden Sichtweise aus betrachten – die Menschen, Umstände, Ereignisse und Handlungen, die sie ausmachen, sowie die Art und Weise, wie wir jeden Tag an sie herangehen und damit umgehen.

In dem Dokumentarfilm A Portrait of Philip befragte der Regisseur Scott Hicks den bekannten amerikanischen Komponisten Philip Glass nach seinem Ansatz für den musikalischen Schaffensprozess. „Ich sehe mich nicht als Urheber“, sagte dieser. „Aber ich höre genau hin und schreibe auf, was ich höre.“ Was schreiben wir auf die Seiten unseres Lebens? Wenn wir auf Gott lauschen, wird es zunehmend das sein, was wir von Seinem Wort vernehmen, von Seiner Musik, mehr und mehr erfüllt von Seinen Harmonien, Seiner Kraft, Sanftheit und Freude. Wir werden sehen, dass wir uns immer weniger auf die menschlichen Symbole fixieren und uns von ihnen abhängig machen und die Aufmerksamkeit stattdessen zunehmend auf die gegenwärtige geistige Wirklichkeit konzentrieren und uns darauf verlassen, „bis“, wie Mrs. Eddy es ausdrückt, „sich der unbegrenzte Gedanke begeistert erhebt und das uneingeschränkte Erfassen beschwingt die göttliche Herrlichkeit erreicht“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 323).

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