Laut Umfrage des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hatten 2013 70% der Deutschen Angst vor den Kosten eines Rechtsstreits und 40% besaßen eine Rechtsschutzversicherung. Meine Familie und ich haben jedoch die Erfahrung gemacht, dass wir uns auch bei Rechtsstreitigkeiten an Gott wenden können und dass Er unser bester Anwalt und Verteidiger ist. In der Bibel finden sich unzählige Hinweise darauf, dass Gerechtigkeit ein Attribut Gottes ist. So heißt es über Ihn z. B. in den Psalmen: „Er liebt Gerechtigkeit und Recht;“ (Ps. 33:5). Und an anderer Stelle: „Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes und dein Recht wie die Tiefe des Meeres“ (Ps. 36:7). Und interessanterweise erwähnt Mary Baker Eddy im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft bei der Aufzählung der göttlichen Attribute „Gerechtigkeit“ als Erstes. Sie schreibt: „Die Attribute Gottes sind Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, Weisheit, Güte usw.“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 465).
Aber wie können wir Gerechtigkeit und Recht nun konkret erleben? In unserem Alltag sieht es ja gelegentlich so aus, als ob wir ungerecht behandelt würden. Wir erleben die göttliche Hilfe und Gerechtigkeit in unserem Leben auf unterschiedliche Weise, z. B. indem uns ein inspirierender Gedanke in den Sinn kommt, oder indem wir dazu geführt werden, bestimmte göttliche Eigenschaften wie Vertrauen, Mut, Beharrlichkeit oder Geduld besser zum Ausdruck zu bringen, oder aber auch indem uns konkrete Schritte aufgezeigt werden, die wir unternehmen sollen.
Vor einigen Jahren durften meine Familie und ich erleben, wie Vertrauen auf die göttliche Hilfe dazu führte, dass uns zu unserem Recht verholfen wurde. Wir haben in unserem Haus eine Einliegerwohnung, die wir vermieten. Diese Mieteinnahmen tragen dazu bei, die Finanzierung unseres Hauses zu sichern. Nun hatten wir eine neue Mieterin. Nach kurzer Zeit stellte es sich jedoch heraus, dass es sich bei ihr offenbar um eine sogenannte „Mietnomadin“ handelte. Der Treppenaufgang verkam mehr und mehr, und ich mochte mir nicht vorstellen, wie es wohl erst in der Wohnung aussah. Auch auf mehrfache freundliche Aufforderungen hin war sie nicht bereit, ihre Miete zu zahlen und die versprochene Kaution war ebenfalls noch nicht eingegangen. Als wir sie warnten, dass wir ihr die Wohnung kündigen würden, antwortete sie selbstbewusst: „Dann versuchen Sie es doch!“ Ich war sehr besorgt, denn ich befürchtete, dass wir wegen der fehlenden Mieteinnahmen nicht in der Lage sein würden, unser Haus weiter abzuzahlen.
Zu dieser Zeit waren wir in regelmäßigem Kontakt mit einer Praktikerin der Christlichen Wissenschaft. Diese half mir sehr, meine Furcht zu beschwichtigen. Ich vertiefte mich auch in die Bibel und schöpfte insbesondere Trost und Ermutigung aus den Psalmen, die göttliche Gerechtigkeit verheißen, so wie die folgenden: „Denn Recht muss doch Recht bleiben,“ (94:15) und „[er] wird deine Gerechtigkeit wie das Licht hervorbringen und dein Recht wie den Mittag“ (37:6). Die Praktikerin machte mir auch Mut, die notwendigen menschlichen Schritte zu unternehmen und keine Furcht vor den Konsequenzen zu haben.
Es erschien in diesem Fall weise, einen Rechtsanwalt einzuschalten. Als wir begannen dem Anwalt unseren Fall zu schildern, stellte es sich heraus, dass unsere Mieterin just ihn beauftragt hatte, uns wegen einer anderen Angelegenheit, die unser Grundstück betraf, zu verklagen. Doch aufgrund dessen, was wir dem Anwalt schilderten und dadurch, dass sich auch später keine Beanstandung finden ließ, kam es dazu, dass die Anklage gegen uns fallen gelassen wurde. Somit misslang dieser Angriff auf unsere Familie! Wir waren sehr dankbar für diesen ersten Etappensieg. Hierin sahen wir schon einen Beweis für Gottes Fürsorge.
Der Rechtsanwalt leitete unseren Fall an einen Anwaltskollegen weiter. Dieser teilte uns mit, dass die Rechte der Mieter in Deutschland sehr stark seien und dass Monate vergehen könnten, ehe wir die Mieterin aus dem Haus hätten. Wieder wollte mich eine Welle von Furcht überrollen. Was wäre, wenn wir das Haus nicht weiter abzahlen könnten? Wie dankbar war ich für die gebetvolle Hilfe der Praktikerin, die mein Vertrauen auf Gott weiterhin stützte!
Unsere Beharrlichkeit im Gebet, das alle Beteiligten einschloss, und unser Vertrauen auf Gottes Hilfe trugen schließlich Früchte: der Rechtsanwalt fand doch eine rechtliche Handhabe, die Mieterin auf legalem Wege aus der Wohnung zu bekommen. Daraufhin zeigte sich die Mieterin auch erstmals wieder gesprächsbereit. Sie teilte uns mit, dass sie beschlossen habe, in ihre Heimatstadt zurückzukehren, und binnen eines kurzen Zeitraums und mit relativ geringen finanziellen Einbußen konnte die Wohnung geräumt werden. Es fand sich sogar jemand, der ihren zurückgelassenen Kram – einen ganzen Kleintransporter voll! – kostenlos für uns entsorgte. Wir waren sehr dankbar für den guten Ausgang der anfangs so bedrohlich erscheinenden Situation! Seit einigen Jahren haben wir nun eine neue Mieterin, mit der wir sehr zufrieden sind.
Interessanterweise hatten wir es etwa im gleichen Zeitraum noch mit zwei weiteren Situationen zu tun, wo Gebet und Vertrauen auf die göttliche Gerechtigkeit dazu führten, dass ungerechte Situationen bereinigt wurden. Bei Jesaja heißt es: „Keine Waffe, die gegen dich gerichtet wird, wird erfolgreich sein; und jede Zunge, die sich im Gericht gegen dich erhebt, sollst du verurteilen“ (Jes. 54:17). Dies bewahrheitete sich hier für uns.
Sollte ich unsere Erfahrungen in den Worten Mary Baker Eddys zusammenfassen, dann wären es diese: „Schritt für Schritt werden jene, die Ihm vertrauen, feststellen: ‚Gott ist unsere Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten’“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 444).
Claudia Renner, Wedel
