Bertolt Brechts „Geschichten vom Herrn Keuner“ kennen Sie vielleicht noch aus Ihrer Schulzeit? In einer dieser Geschichten antwortet Herr Keuner (auch „Herr K.“ genannt) auf die Frage, was er tue, wenn er einen Menschen liebe, dass er sich einen „Entwurf“ von ihm mache und dafür sorge, dass er ihm ähnlich werde. Wohlgemerkt: nicht etwa der Entwurf! Vielmehr geht es Herrn K. darum, dass der Mensch dem Entwurf ähnlich werde (siehe Bertolt Brecht, Geschichten vom Herrn Keuner, Suhrkamp Verlag, 1971).
Diese Parabel gibt zu denken. Ertappen wir uns bisweilen etwa dabei, dass wir uns gedanklich einen „Entwurf“ von unseren Lieben machen und dann versuchen, sie diesem Entwurf anzupassen – sie in die Form unserer Vorstellung zu pressen? Das ist, selbstverständlich, keine wahre Liebe.
Mir kam just diese Herr-Keuner-Geschichte wieder in den Sinn, als ich die Unterhaltung mit Alessandra Colombini las. Die Autorin basiert ihre Überlegungen auf Jesu Gleichnis vom unbarmherzigen Knecht. Sie schreibt u. a.: „Für mich birgt dieses Gleichnis eine tiefe Lehre für menschliche Beziehungen. Wie viel Gutes empfangen wir von Gott, und wir haben Ihm gegenüber dennoch keine Schulden, doch wie oft sind wir der irrtümlichen Auffassung, dass andere uns etwas ‚ schuldig ‘ seien, in dem Sinne, dass sie sich so verhalten oder so handeln müssten, wie es unseren Vorstellungen entspricht.“ Im weiteren Verlauf berichtet sie, wie sie dank der Einsicht, dass ihre Lieben tatsächlich von der göttlichen Liebe regiert werden und es daher nicht ihre Aufgabe ist, sie „umzumodeln“, die Angewohnheit des mentalen Kritisierens ablegen und sich harmonischer zwischenmenschlicher Beziehungen erfreuen konnte.
Ansonsten erwartet sie in dieser Ausgabe: ein Artikel von Daniel Biwila aus Brazzaville, der sich auf Gebet anstatt auf Meersalz verließ, um einer Rattenplage Herr zu werden sowie die Harmonie und Ordnung in seiner Nachbarschaft wiederherzustellen; ein Artikel (nicht nur!) für Kinder von Luigi aus São Paulo: „Kein Grund zur Angst“; zwei Heilungsberichte: Guillermo Calderón Rincón aus Bogotá berichtet, wie er von Gicht geheilt wurde und erzählt, wie seine Gebete dazu beitrugen, dass sich die Auftragslage seiner Firma verbesserte. Manfred Gloger aus Berlin beschreibt, wie er und seine Eltern ein schweres Gewitter und einen Blitzeinschlag unbeschadet überstanden – „unter dem Schirm des Höchsten“. Und wie immer, last, but not least: ein hilfreiches Editorial, in dem es diesmal um „Eine wichtige Entscheidung“ geht.
Mit herzlichen Grüßen
SUSANNE SMITH
