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Moses Stab

Aus der September 2015-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wer von uns ist nicht schon einmal in Situationen gewesen, die ihn herausgefordert haben: eine unerfreuliche Atmosphäre am Arbeitsplatz, ein schier unlösbares finanzielles Problem, eine Krankheit, die nicht weichen will? Dann drängen sich Fragen auf wie: Was soll ich tun? Wo muss ich anfangen? Habe ich die Kraft, das durchzustehen? Antworten, besser Handlungsanweisungen, finden wir in einer alten biblischen Geschichte, wenn wir sie im Lichte der Christlichen Wissenschaft betrachten.

Im dritten und vierten Kapitel des zweiten Buchs Mose lesen wir, dass Gott Mose den Auftrag gegeben hatte, die Kinder Israel aus der Knechtschaft in Ägypten zu führen. Mose fühlte sich total überfordert: Er könne nicht gut reden, andere nicht überzeugen, und im übrigen würde ihm sowieso keiner glauben. Während Mose noch an seiner Qualifikation zweifelte, befahl ihm Gott, seinen Stab auf die Erde zu werfen. Nun, dieser Stab war für Mose, der als Hirte arbeitete, ein wichtiges Instrument. Er konnte sich, wenn er müde war, darauf stützen und ausruhen; er konnte sich damit in unwegsamem Gelände gut fortbewegen. Und zur Not diente er ihm auch als Waffe zur Verteidigung gegen wilde Tiere. Es ist also wahrscheinlich nicht übertrieben zu sagen, dass der Stab für ihn lebensnotwendig war. Die Gedanken, die sich Mose als die Stimme Gottes kundtaten, bergen verschiedene Lehren in sich. Gottes Befehl, den Stab loszulassen und hinzuwerfen, könnte symbolhaft für die Aufforderung stehen, etwas für ihn sehr Wichtiges aufzugeben. Gehorsam wie er war, „warf [er] ihn auf die Erde; da wurde er zur Schlange, und Mose floh vor ihr“ (2. Mose 4:3). Was dieser Vers für mich aussagt ist Folgendes: Indem er das, was ihm bisher Halt und Stütze gegeben, worauf er sich verlassen hatte, aufgab, fühlte er sich mit einem Mal hilflos, ohne Schutz, und er fürchtete sich. Der Stab war zur Schlange geworden „und Mose floh vor ihr“. Aber sogleich erhielt er einen zweiten Befehl: Er solle die Schlange beim Schwanz packen. Menschlich gesehen erschien dies nicht weise – kein vernünftiger Mensch greift nach dem Schwanz einer Schlange, denn sie könnte mühelos zubeißen. Aber Mose war erneut gehorsam. Er überwand seine Furcht, ergriff die Schlange beim Schwanz und sie wurde wieder zum Stab in seiner Hand (siehe 2. Mose 4:4).

Nachdem Mose seine Furcht überwunden hatte, war er bereit und imstande, sich auf Gott zu verlassen. Im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, heißt es zu dieser Geschichte: „Die Schlange, das Böse, wurde auf Befehl der Weisheit durch das Verstehen der göttlichen Wissenschaft zerstört, und dieser Beweis war ein Stab, auf den Mose sich stützen konnte“ (S. 321). Und ein Teil der Definition von Schlange im Lehrbuch lautet: „Der erste hörbare Anspruch, dass Gott nicht allmächtig sei und dass es eine andere Macht gebe, das Böse genannt, die ebenso wirklich und ewig sei wie Gott, das Gute“ (ebd., S. 594).

Es dämmerte Mose, dass es nur eine Macht, nur einen Gott gibt; dass er sich nicht auf seine persönlichen Fähigkeiten verlassen musste, um die Kinder Israel aus Ägypten zu führen, sondern dass sein Verständnis von dem einen Gott der Befreier seines Volkes sein würde, und der erste Schritt zu diesem Verständnis war die Überwindung der Furcht. Moses Begriff von seinem „Stab“ hatte sich grundlegend geändert. Er war jetzt bereit, sich auf Gott zu verlassen. Der Stab, auf den er sich als Hirte verlassen hatte, hatte eine symbolische Bedeutung angenommen: sein „Stab“ war nun sein Verständnis des einen Gottes, das ihn als Führer seines Volkes befähigte, seine Mission zu erfüllen. Im weiteren Verlauf der Erzählung hat der Stab, der Mose beim Auszug der Kinder Israel aus Ägypten begleitet, eine übertragene Bedeutung, z. B. als Gott ihm gebot, seinen Stab zu nehmen und an einen Felsen zu schlagen, damit dringend benötigtes Wasser hervorsprudelte (siehe 2. Mose 17:3-6). „Geistiges Lehren muss immer durch Symbole geschehen“, heißt es in unserem Lehrbuch (S. 575).

Im Neuen Testament sagt Jesus von sich: „Ich bin der gute Hirte“ (Johannes 10:11). Aber Jesus identifiziert sich nicht mit dem Beruf des Hirten, mit einem menschlichen Ego, sondern mit Gott. Er musste also nicht wie Mose einen „Stab“ hinwerfen. Kontinuierlich wies er auf seine Einheit mit dem Vater hin und sagte in aller Demut: „Ich kann nichts von mir selber tun“ (Johannes 5:30). Und auf dieser Grundlage konnte er Menschen aus der Knechtschaft von Sünde, Krankheit und Tod führen.

In der Praxis der Christlichen Wissenschaft ist Christus Jesus unser Vorbild. Dennoch können wir von Mose lernen, was es heißt, unseren „Stab“ hinzuwerfen, alles aufzugeben, was uns daran hindert, unsere Beziehung zu Gott und die Vollkommenheit der göttlichen Allmacht anzuerkennen. Wir können allen Stolz und Eigenwillen, alle Minderwertigkeitsgefühle, alles, was uns als Sterbliche und Personen auszumachen scheint, „hinwerfen“,– loslassen.

Vor der Einführung der Lektionspredigten wurde in den Kirchen der Christlichen Wissenschaft am Sonntag eine Predigt gehalten. In diesem Zusammenhang hatte Mary Baker Eddy damals an einen Schüler geschrieben, er sollte predigen, ohne sich auf Notizen zu verlassen. In einem nachfolgenden Brief bemerkte sie dazu: „Die ... Aufforderung, die Notizen fallen zu lassen, sollte ein mangelndes Vertrauen auf den göttlichen Beistand zurechtweisen und Ihre Demut und Ihren Gehorsam im Tragen dieses Kreuzes auf die Probe stellen.

Alle Diener Gottes, Männer und Frauen, stehen ständig in Bereitschaft. Wie vor alters stehe ich, die Schuhe an den Füßen und den Stab in der Hand, und warte auf das Losungswort und die Offenbarung des Was, Wie und Wohin. Lassen Sie uns treu und gehorsam sein, und Gott wird das übrige tun“ (Vermischte Schriften 1883–1896, S. 158). Auch wir können alle menschlichen Hilfsmittel fallen lassen und uns stets auf die göttliche Hilfe stützen.

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