Als meine Nichte sieben war, sagte sie zu mir: „Du bist immer fröhlich, auch wenn es nichts gibt, worüber man sich besonders freuen kann.“ Unsere Zusammenkünfte gaben mir immer viel Anlass zur Freude; trotzdem gefiel mir die Bemerkung. Ich war dankbar, dass sie merkte, dass Glück nicht von bestimmten Ereignissen oder Umständen abhängt.
Allerdings habe ich gelegentlich den Eindruck gehabt, dass Glück in Wellen kam, die teilweise lang sein konnten, doch dann irgendwann Enttäuschung, Sorgen und Frustration Raum gaben. Ist es möglich oder praktikabel zu erwarten, dass Glück ein ständiger Teil unseres Lebens ist, egal was um uns herum passiert?
Die Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft, Mary Baker Eddy, hatte einiges zu dem Thema zu sagen. Sie macht klar, dass wahres und dauerhaftes Glück seinen Ursprung in Geist, Gott, und nicht der Materie hat. Über ihre eigene Erfahrung schrieb sie: „Bei ihrer Suche nach der Wahrheit hatte jede materielle Stütze versagt; und jetzt kann sie verstehen, warum, und sie kann erkennen, wodurch die Sterblichen auf göttliche Art zu einer geistigen Quelle der Gesundheit und des Glücks getrieben werden“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 152).
Viele Leute sind sich einig, dass eine Suche nach Glück in materiellen Umständen – Geld, Besitz oder menschliche Beziehungen – einige menschliche Wünsche erfüllen und vorübergehend Freude bringen kann, doch dass wahres, dauerhaftes Glück in etwas behaftet ist, was weder sich ändern noch ausgehen kann. Die „geistige Quelle“, von der Mrs. Eddy spricht, ist Gott, unendliche Liebe. Es mag schwierig erscheinen, das Glück einzig bei Gott zu suchen, wenn wir das Gefühl haben, dass Er fern oder unberührbar ist. Doch wenn wir entdecken, wie nahe und real die göttliche Liebe ist, stellen wir fest, dass unser Glück eine allgegenwärtige und beständige Wirklichkeit ist. Es ist eine geistige Eigenschaft von Gott. Wir leben als Seine Ideen in Ihm, daher ist Glück eine dauerhafte Eigenschaft unseres Seins als Gottes geistige Widerspiegelung.
Vor einiger Zeit zogen wir nach 17 Jahren in ein neues Haus um, das etwas außerhalb der Stadt liegt. Wir hatten Hilfe, taten aber die meiste Arbeit selbst, und es war mitten in einem schneereichen Winter. Die anstrengende körperliche Arbeit, die schwierigen Straßenverhältnisse und der Zeitdruck, um aus dem alten Haus aus- und in das neue einzuziehen, erschöpften mich sehr. Außerdem hatte ich gemischte Gefühle über den Umzug.
Zusätzlich sah sich die Familie schweren Entscheidungen und hohen Kosten gegenüber, und ich machte mir gelegentlich Sorgen deswegen. Ich fühlte mich so von allem überwältigt, dass ich mich oft nur hinsetzen und weinen wollte. Natürlich wusste ich, dass viele Menschen auf der Welt viel schwerer um ihr Glück kämpfen müssen, doch etliche Dinge schienen meiner normalen Fröhlichkeit im Weg zu stehen. Ich ertappte mich mehrmals dabei, dass ich sagte: „Ich bin so froh, wenn das alles vorbei ist.“
An einem der Umzugstage klingelte mein Handy, als ich etwas in den Keller des neuen Hauses trug: jemand bat um christlich-wissenschaftliche Behandlung. Der Patient konnte kaum atmen oder sprechen. Er hatte in der Vergangenheit die Christliche Wissenschaft studiert, sie jedoch längere Zeit nicht praktiziert und suchte nun nach Antworten und Heilung.
Ich war dankbar, dass alle anderen in meiner Familie oben beschäftigt waren, und dass es daher im Keller ruhig und ungestört war. Er war eine Art Zuflucht, wo ich die Ablenkungen ausschalten und auf Gott lauschen konnte. Mrs. Eddy schreibt mit Bezug auf Jesu Anweisung an seine Jünger (siehe Matthäus 6:6), in ihr Zimmer zu gehen und die Tür zu schließen, um zu beten: „Das Zimmer symbolisiert das Heiligtum des Geistes, dessen Tür den sündigen Sinn ausschließt, aber Wahrheit, Leben und Liebe einlässt. Ist sie dem Irrtum verschlossen, steht sie der Wahrheit offen und umgekehrt“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 15).
Obwohl ich dankbar für den ruhigen Ort zum Beten war, begriff ich, dass es für die Heilung wichtig war, das Denken zu beruhigen, damit es „dem Irrtum verschlossen“ und „der Wahrheit offen“ war. Dies implizierte, dass ich nicht an der Überzeugung festhalten durfte, mein Glück könne erst zurückkehren, wenn die Umstände sich änderten. Wenn ich die Erwartung hatte, dem Anrufer wirklich zu helfen, musste ich verstehen, dass mein und sein und aller Menschen Frieden weder jetzt noch jemals von Gott getrennt sein konnte.
Also sprachen wir über den Menschen, der so untrennbar von Gott ist wie die Sonnenstrahlen untrennbar von der Sonne sind. Die Sonnenstrahlen könnten nie allein existieren; sie existieren, weil sie von ihrer Quelle ausgehen. In ähnlicher Weise strahlen wir als Gottes Ideen von Ihm aus, ebenso wie alle Eigenschaften, die Er in jedem von uns zum Ausdruck bringt, darunter Gesundheit und Glück. Wir können Gott, dem Unendlichen, nicht entkommen. Daher können wir auch Gesundheit und Glück nicht entkommen. Und ebenso wenig können Gesundheit und Glück uns entkommen. Sie durchdringen unsere Existenz völlig.
Nun klang die Stimme des Anrufers kräftig, klar und ruhig, und nach ein paar Minuten sagte er, dass er alles habe, was er brauche. Als wir uns verabschiedeten, sagte er: „Sie klingen so fröhlich! Sie müssen wirklich überzeugt sein, dass die Christliche Wissenschaft heilt!“
Das war der Beweis, dass Freude von den äußeren Umständen weder bestimmt wird noch abhängig ist. Vielmehr entstammt Freude ihrer dauerhaften und unendlichen Quelle, Gott. Hätte ich weiterhin geglaubt, dass ich auf eine Änderung der persönlichen Umstände warten muss, bevor ich Frieden finden und für diesen Patienten beten kann, dann hätte ich geglaubt, dass Freude, eine Eigenschaft Gottes, sporadisch, vergänglich und unzuverlässig ist. Als ich begriff und sicher war, dass Gesundheit und Glück uns gehören, damit wir sie jetzt und immer vollständig zum Ausdruck bringen, war es ganz natürlich, dem Patienten heilenden Ideen weiterzugeben.
Wir lesen in Wissenschaft und Gesundheit: „Die Wissenschaft offenbart, dass Leben nicht dem Tod ausgeliefert ist, sie räumt auch nicht ein, dass das Glück jemals der Spielball der Umstände sein kann“ (S. 250). Hier muss ich an ein Tennisspiel denken, wo die Zuschauer immer den Kopf wenden, um den Tennisball hin und her zu verfolgen. Doch Glück wird nicht „hin und her geworfen“, während wir versuchen, ihm von einer menschlichen Erfahrung oder Sachlage zu einer anderen nachzulaufen. Glück existiert vielmehr als Manifestation des beständigen Stroms geistigen Friedens von Gott.
Als ich in den folgenden Wochen weiter über Glück betete, erlangte ich ein tieferes Gefühl von Zufriedenheit. Ich hielt gelegentlich inne und dachte: „Moment, ich weiß immer noch nicht, wie ich diese Rechnung bezahlen oder jene Entscheidung treffen soll – wie kann ich so fröhlich sein?“ Und dann wurde mir klar, dass es daran lag, dass ich mich auf die eine wahre Quelle des Glücks verließ – auf Geist, Gott. Das war kein blindes Vertrauen, noch zwang ich mich, glücklich zu sein. Es war ein Vertrauen, das auf dem beruhte, was ich von Gott und mir als Seine untrennbare Idee wusste – einschließlich Seiner Fähigkeit, jeden menschlichen Bedarf zu stillen. Und unsere Bedürfnisse wurden wirklich alle gestillt.
Können wir also „fröhlich sein, wenn es keinen Grund zur Freude gibt“? Wenn wir Gottes Liebe verstehen und in unserem Leben spüren, haben wir nicht nur den Beweis, dass es endlose Gründe zur Freude und unendlich viel Gutes gibt, worüber man sich freuen kann, sondern wir können sicher sein, dass Glück unser göttliches Recht ist, ein beständiger und unvergänglicher Aspekt unseres Daseins – jetzt und immer.
Übersetzt aus dem Christian Science Sentinel, Ausgabe 13. Juni 2016.
