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Original im Internet

Mobbing wird durch Liebe geheilt

Aus der August 2019-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 14. Februar 2019 im Internet.


In der achten Klasse wurde ich von einem Mitschüler gemobbt. Es fing damit an, dass er mir alles nachmachte und frech grinste, als er merkte, dass es mir auf die Nerven ging.

Die Dinge spitzten sich zu, bis er ungefähr eine Woche später handgreiflich wurde. Als ich das Klassenzimmer betrat, legte er mir mit einer schnellen Bewegung ein Fahrradschloss um den Hals und schnappte es zu. Sekunden später kam der Lehrer herein, sodass ich nichts tun konnte. Der Junge setzte sich feixend und lachend auf seinen Platz und die anderen Jungen fanden es ebenfalls lustig.

Der Lehrer sagte nichts, als er mein gequältes Gesicht sah, sorgte aber nach der Stunde dafür, dass das Fahrradschloss abgenommen wurde, bevor er die Klasse in die Pause entließ. Ansonsten hatte die Sache keine Folgen; der Junge wurde nicht bestraft und ich sollte die ganze Sache einfach vergessen. Aber das konnte ich nicht.

An dem Abend wusste ich, dass sich etwas ändern musste. Ich hatte in der Sonntagsschule der Christlichen Wissenschaft gelernt, dass Jesus seinen Nachfolgern aufgetragen hatte, ihre Feinde zu lieben. Er sagte: „Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen; segnet, die euch verfluchen; bittet für die, die euch beleidigen“ (Lukas 6:27, 28). Zuerst kam mir das unmöglich vor. Wie sollte ich jemanden lieben, der mich so gedemütigt hatte? Doch ich wollte keine Vergeltung üben. Ich hätte nicht gewusst, wie, und war überzeugt, dass das alles nur schlimmer machen würde.

Ich wollte eine dauerhafte Lösung, die uns beiden gestattete, dem Unterricht zu folgen – und zu gedeihen. Also bemühte ich mich zu lieben, denn ich war überzeugt, dass das der einzige Weg zu einer dauerhaften Lösung war. Ich nahm mir vor, mich durch nichts davon abhalten zu lassen. Als Erinnerungshilfe schrieb ich auf die letzte Seite meines Hefts: „Auch Peter F. muss ich lieben“ (den Namen habe ich hier geändert). Ein Vers aus einem Gedicht fasst meine Bemühung gut in Worte:

Lieb sanft, mit einem zarten Herz,
ganz gleich, ob Freund, ob Feind;
wie schwer dies auch erscheinen mag,
die Güte ist’s, die eint.
Denn Lieb ist Gottes Kraft, die wirkt,
du spürst sie jederzeit;
die Macht, die rettet und die heilt,
von Zwietracht uns befreit.
(Jill Gooding, Herold-Online, Februar 2019)

Gottes Liebe denen gegenüber auszudrücken, die wir als unsere Feinde bezeichnen würden, bedeutet nicht, dass wir unangemessenes oder unfreundliches Verhalten akzeptieren oder auch nur tolerieren. Im Gegenteil, solche Liebe wird auf der Grundlage einer Sichtweise und eines Verständnisses von unseren Mitmenschen als geistig und daher unschuldig, rein und harmlos ausgedrückt. Diese Sichtweise ist eine Rüge für alle Gedanken oder Handlungen, die nicht mit Gottes Güte übereinstimmen.

Am folgenden Tag ahmte er wieder alles nach, was ich tat, doch ich wusste, was zu tun war. Immer wenn ich nervös oder sauer wurde, sagte ich mir, dass meine Aufgabe darin bestand, ihn zu lieben und um das Verständnis zu beten, dass Gott uns beide lieb hatte. Das musste doch heißen, dass Gott mich und alle anderen vor ihm beschützen würde!

Ein paar Tage später sah ich nach der Pause, dass mein Heft auf der letzten Seite aufgeschlagen worden war. Entsetzt begriff ich, dass er meinen Eintrag dort gelesen hatte! Doch dann bemerkte ich, dass da in seiner krakeligen Handschrift stand: „Ja, und ich muss dich auch lieben.“ Bis heute weiß ich nicht, wie er meine Worte gefunden und wieso er überhaupt mein Heft aufgeschlagen hatte. Ich hatte die Stelle niemandem gezeigt.

Damit war die Sache erledigt. Wir redeten nie darüber, erwähnten es nie, und der Junge ärgerte mich nie wieder. Er hatte vorher auch andere Schüler und sogar einige der jüngeren Lehrer getriezt, doch das hörte auch auf. Ich wiederum wurde nie wieder von jemandem gemobbt.

Es ist wichtig, dass Erwachsene aufpassen und wenn nötig eingreifen, wenn Kinder gemobbt werden, doch es kam mir nicht in den Sinn, meine Eltern oder Lehrer um Hilfe zu bitten. Es war ganz natürlich für mich, zu beten und Gott um die richtige Lösung zu bitten – eine, die dem Jungen und mir gestattete, unser volles Potenzial zu erreichen. Rückblickend erkenne ich, dass dies zu einer dauerhaften Lösung führte, die uns beide segnete. Der Junge hat später einen Beruf in einem Feld ergriffen, das er liebt, und ich tat es ebenfalls.

Ich habe daraus gelernt, dass wir aus schwierigen Situationen befreit werden, wenn wir Jesu Anweisungen folgen. Für mich war es sehr tröstlich, und ich fühlte mich stark und sicher. Dieses Alter wird oft als eine schwierige Phase für Jugendliche betrachtet, doch ich war mit dem besten Wissen ausgestattet, das ich mir hätte wünschen können – wie man vor Feinden sicher ist, indem man sie liebt –, und damit hatte ich die Lösung.

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