Mary Baker Eddy, die geliebte Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, hält in Vermischte Schriften 1883–1896 (S. 206–207) folgende Einladung an ihre Schüler bereit: „Wenn Ihr auf der Wanderung Euch zeitweilig nach der Ruhe am ‚frischen Wasser‘ sehnt, denkt über diese Lektion der Liebe nach. Erkennt ihren Zweck; und in Hoffnung und Glauben, wo Herzen einander begegnen und sich gegenseitig segnen, trinkt mit mir die lebendigen Wasser des Geistes meines Lebenszweckes: – der Menschheit die echte Erkenntnis der praktisch anwendbaren, wirksamen Christlichen Wissenschaft einzuprägen.“ Die Wasser, die wir trinken sollen, sind nicht schal und abgestanden, sondern lebendige Wasser, sprudelnd und frisch aus der Tiefe der Unendlichkeit; wir brauchen sie auch nicht alleine zu trinken, sondern mit ihr, denn sie schreibt: „Trinkt mit mir.“ Wenn wir uns am Geist ihres Lebenszweckes beteiligen, nämlich „der Menschheit die echte Erkenntnis der praktisch anwendbaren, wirksamen Christlichen Wissenschaft einzuprägen“, fühlen wir vielleicht ihre tiefe Liebe, ja die göttliche Liebe, die sich in ihrer Liebe zur ganzen Menschheit widerspiegelt.
Mrs. Eddy wusste, dass die Welt sie verstehen und akzeptieren muss, damit sie die Christliche Wissenschaft verstehen und akzeptieren kann. Und der große Bedarf der Menschheit besteht heute darin, ein klareres, höheres Konzept von ihr zu erlangen. Erkennt man die Offenbarerin an, so erkennt man die Offenbarung an; glaubt man der Offenbarerin nicht, so glaubt man der Offenbarung nicht. Jesus wusste, wie wichtig eine wahre Bewertung des Verkünders der Wahrheit ist. Wie wir im 16. Kapitel des Matthäusevangeliums lesen, wies er in seinem Austausch mit den Jüngern das zurück, was die Welt über ihn sagte, und öffnete den Jüngern die Augen, damit sie über seine Person hinaus auf die Göttlichkeit seines Seins schauten. Wenn wir also unsere Führerin bewerten, müssen wir über die Person hinaus auf die Göttlichkeit der Wissenschaft schauen, die sie offenbart hat. Mrs. Eddy ist von der Wissenschaft, die sie entdeckt hat, nicht zu trennen. Wir können die Wissenschaft nicht verstehen, ohne Mrs. Eddy zu verstehen; noch können wir Mrs. Eddy verstehen, ohne entsprechend ein klareres Verständnis von der Wissenschaft zu erlangen.
Mrs. Eddy bezieht sich auf die Prüfungen und Leiden, die als Gottes gnädige Vorbereitung zu ihrer großen Entdeckung geführt haben. Sie übersetzt alle ihre Prüfungen zurück in Liebe, doch aus menschlicher Sicht war ihr Werdegang von Enttäuschungen und Rückschlägen gezeichnet. Können wir in unseren eigenen scheinbar bitteren Erlebnissen nicht erkennen, dass diese nur die Vorbereitung der göttlichen Liebe auf höhere, heiligere Arbeit sind? Wir müssen verstehen, dass diese Wissenschaft die endgültige Offenbarung ist und dass Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift ihr vollständiges und ewiges Lehrbuch ist.
Was genau wurde Mrs. Eddy als das Geheimnis der heilenden Mission des Meisters offenbart? Was hatte sie entdeckt? Es war etwas, das Jesus bewiesen, doch die Welt nicht erkannt hatte – nicht einmal ihre tiefsten Denker – und das das fleischliche Gemüt bis aufs Mark erschütterte, nämlich die Nichtsheit der Materie.
Sie verstand, was Jesus meinte, als er Gott als Geist definierte (siehe Johannes 4:24). Und sie erkannte, dass Geist Allmacht, die einzige Macht überhaupt, ist; Allgegenwart, die einzige Gegenwart; und Allwissenheit, die einzige Wahrheit, das einzig wahre Wissen; und diese Tatsachen hatten die Nichtsheit – die Nichtexistenz – der Materie zur Folge.
Sie entdeckte, dass Gott Gemüt ist und dass demnach alles, was existiert, als Manifestation des Gemüts im Gemüt bestehen muss. Somit reduzierte sie Materie auf einen irrigen Glauben, eine vermeintliche Manifestation eines vermeintlichen Gemüts, eine Illusion. Sie erkannte, dass man durch Entfernen dieses falschen Gemüts die Materie entfernt, denn ohne ein Gemüt, das sie formt und erkennt, hätte Materie weder Form, Substanz, Leben noch Intelligenz; mit anderen Worten, sie würde nicht existieren. Es ist unerlässlich für uns, diesen Punkt zu verstehen, denn er ist grundlegend für die Praxis der Christlichen Wissenschaft.
Es gibt in den Schriften unserer Führerin keine Widersprüche und keine Ungereimtheiten. In wunderschöner Ausdrucksweise und aus dem Gipfel reiner Inspiration zeigt sie uns die Dinge des Geistes, und mit dem alles durchdringenden Lichtstrahl der Wahrheit deckt sie die Nichtsheit der Materie auf. Dann zeigt sie uns, wie man das beweisen kann. Hätte Mrs. Eddy die Behauptungen des Bösen ignoriert, so hätte sie die Offenbarung nicht korrekt wiedergegeben. Die Offenbarung hätte dem Angriff des sterblichen Gemüts nicht standgehalten. Solange im Glauben ein Anspruch des Bösen zurückbleibt, so lange muss die Wahrheit als seine Verneinung standhalten.
Die Christliche Wissenschaft stützt sich auf ein Prinzip, und von diesem Prinzip geht ein Gesetz aus. Das Prinzip und seine Tätigkeit sind unfehlbar. Es gibt weder Ableger der Christlichen Wissenschaft noch kann sie verbessert werden. Abweichungen sind ohne Bedeutung.
Der Aufruf der „praktisch anwendbaren, wirksamen Christlichen Wissenschaft“ lautet: „Heilt die Kranken, reinigt die Aussätzigen, weckt die Toten auf, treibt die Dämonen aus“ (Matthäus 10:8). Er ist ein Aufruf zur Tat. Unsere Führerin erachtete diesen Aufruf für so wichtig, dass sie ihn zusammen mit Kreuz und Krone zum offiziellen Siegel aller ihrer veröffentlichten Schriften erklärte.
Die Entdeckung unserer Führerin war weder intellektuelle Theorie noch das Produkt menschlicher Vernunft. Sie war reine Offenbarung, das Ergebnis ihrer beharrlichen Suche nach der Wahrheit. Sie wurde geheilt, und die Heilung zeigte ihr, dass sie die geistigen Gesetze gefunden hatte, nach denen sie suchte. Doch sie musste tiefer eindringen. Als sie ihr Ziel weiterverfolgte, verbanden sich Vernunft und Offenbarung und führten sie zu neuen Höhen. Alle Christlichen Wissenschaftler müssen ihren Fußspuren folgen und in gewissem Maße das heilende Prinzip für sich selbst entdecken. Intellektuelle Vertrautheit mit dem Buchstaben der Christlichen Wissenschaft reicht nicht aus. Der Geist vollbringt die Heilung, und Mrs. Eddy warnt uns, dass der Geist die Menschheit nur in kleinen Dosen erreicht. Wir müssen ihn uns erarbeiten, um ihn beten, ihn wertschätzen und leben.
Mrs. Eddy erwartete von jedem ihrer Nachfolger, zu heilen. Die ersten Christen waren Heiler. Die Kraft unserer Bewegung liegt in ihrer Heilarbeit. Im Handbuch der Mutterkirche bezieht sich unsere Führerin unter der Überschrift „Heilen besser als das Lehren“ (Artikel XXX Abschnitt 7) auf die Praxis eines jeden Mitglieds dieser Kirche. Niemand ist davon ausgenommen. Es sind radikale Selbstreinigung, tiefe, in sich gehende Ehrlichkeit und tägliche Demonstration vonnöten.
Beim Meister war das, was seine Mission charakterisierte und ihn als den Messias identifizierte, Heilung – das war der Beweis, dass er die Wahrheit sagte; die Substanz seiner Mission war Heilung. Die Menschen liefen ihm in Mengen zu, weil er Liebe ausstrahlte. Mrs. Eddy sagt über den Christus, Wahrheit, den er demonstrierte (Vermischte Schriften, S. 200): „Der Meister der Metaphysik verstand, dass die Allmacht alle Macht besitzt; da Geist für ihn Alles-in-allem war, war die Materie in Voraussetzung und Schluss offensichtlich ein Irrtum, Gott indessen die einzige Substanz, das einzige Leben und die einzige Intelligenz des Menschen.“
Denen, die ihm nachfolgen wollten, sagte Jesus: „Ihr müsst von Neuem geboren werden“ (Johannes 3:7). Und über sich selbst sagte er: „Es kommt der Fürst dieser Welt, und er findet nichts an mir“ (Johannes 14:30). Er tat nichts aus sich; er wusste, dass der Vater die Werke vollbrachte. Er erwiderte nichts auf Irrtum; er fürchtete ihn nicht, war nie von ihm hypnotisiert, nie entrüstet über seine Größe, nie verzweifelt über seine scheinbare Zähigkeit. Er war sich seiner Herrschaft über Irrtum sicher, denn er war sich seiner Einheit mit Gott sicher. Die Spiritualität seines Denkens war sein Schutz und seine Macht. Diese Spiritualität war der Christus. Sie befähigte ihn, mit wissenschaftlicher Genauigkeit den Irrtum zu erkennen, den er zerstören musste, und ihn durch geistige Tatsachen zu ersetzen, den Beweis, dass außer Gott und Seiner Idee nichts vorhanden ist. Er demonstrierte die praktische Anwendbarkeit und Wissenschaft des Christentums, das er lehrte.
Unsere geliebte Führerin war die herausragende Heilerin dieses Zeitalters. Ihre Offenbarung wurde durch geistiges Heilen eingeleitet. Aufgrund ihres Lebenswerks beschäftigen sich protestantische Kirchen wie nie zuvor mit christlichem Heilen. Zwar versuchen sie mehr oder weniger, auf materieller – und somit wirkungsloser – Basis geistig zu heilen und probieren eine Mischung aus Medikamenten und der Macht des Geistes aus, doch sie verspüren das Verlangen, dass das Christentum heilen muss.
Die Schriften unserer Führerin sind voll von Berichten ihrer Heilungen, und die authentischen Biografien über sie enthalten weitere. Mrs. Eddy heilte so natürlich wie die Sonne Strahlen aussendet. Wie Jesus war sie von den materiellen Sinnen nie mesmerisiert. Sie demonstrierte die Macht, Gegenwart und Allheit des Geistes. Ihre Offenbarung deckte die Machenschaften des tierischen Magnetismus auf. Bis dahin waren sie verborgen gewesen. Sie entdeckte die subtile Herangehensweise des Bösen und bewies dessen Nichtsheit. Sie lehrte ihre Nachfolger zu beten.
Die Christliche Wissenschaft zeigt uns, wie wichtig es ist, mithilfe der Wahrheit nicht nur die offensichtlichen Fehler in uns selbst anzugehen und auszumerzen, sondern auch die latenten Inhalte der Sinnlichkeit, Furcht, Lust – all die subtilen, latenten Irrtümer, von denen das sterbliche Gemüt behauptet, sie schlummerten, seien verborgen und fast unbekannt im eigenen Denken. Der latente Glaube, dass Leben in der Materie weilt, muss in jedem von uns überwunden werden. Das Licht der Wahrheit muss nach innen gerichtet werden, nicht in morbider Selbstprüfung, sondern mit der Kraft der Seele, damit die Liebe ihr eigenes kostbares Bild in unser Verständnis und Herz eingraviert. Die tägliche metaphysische Arbeit jedes Studierenden für sich selbst muss ein tiefes und ernstes Gebet für Selbstreinigung enthalten.
In dem Maße, wie wir die Christliche Wissenschaft verstehen, werden wir keinen Wunsch nach materiellen Heilmethoden verspüren, keine zweigeteilte Bindung an Materie und Geist. Die Christliche Wissenschaft kann in unserem Leben keine untergeordnete Rolle spielen. Wir sind in erster, letzter und jeder Hinsicht Christliche Wissenschaftler. Christus, Wahrheit, muss in unserer Liebe und unserem Leben zuvorderst stehen.
Wenn wir mit unserer Führerin die „lebendigen Wasser des Geistes“ ihres Lebenszweckes trinken, muss unser Konzept von Kirche immer weiter wachsen. Wir müssen zu einem Verständnis der göttlichen Bedeutung und geistigen Idee von Kirche gelangen, der Universalen und Triumphierenden Kirche, die dem Herzen der Göttlichkeit entspringt. Wir müssen die von ihr gegründete Kirche als menschlichen Ausdruck dieses Ideals erkennen. So können wir den Segen des Meisters für unsere Kirche für uns behaupten, als er sagte: „Auf diesen Felsen [Petrus’ Erkenntnis des Christus] will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen“ (Matthäus 16:18). Seine Worte waren unfehlbar; seine Verheißung gilt für alle Zeit.
Die Mutterkirche und ihre Zweige verkörpern Mrs. Eddys Arbeit als Gründerin. Sie gründete ihre Arbeit auf den Felsen der Wahrheit. Sie betete, dass ihre Nachfolger Heimat und Himmel darin finden mögen. Lassen Sie uns in unserer Kirchenarbeit diesen Himmel sichtbar machen. Dann finden wir unsere Heimat darin, ein bleibendes Verständnis von dem gnädigen Strom des Trostes, der Sicherheit und Ruhe, der von der Liebe ausgeht.
Unsere Führerin sah die Gefahren voraus, die die Gesellschaft bedrohen, und erkannte auch die Rolle der Kirche Christi, Wissenschaftler. Sie verstand außerdem, welche Ansprüche die Kirche an jedes Mitglied stellt, die Forderung von Treue und Gehorsam. Aus diesem Grund gab sie uns das Kirchenhandbuch mit seinen Regeln und Satzungsbestimmungen, seiner liebevollen Führung und seinen unschätzbaren Ermahnungen. Jedes Mitglied sollte den Artikel „Anleitung der Mitglieder“ täglich beachten. Im ersten Brief an Timotheus wird Kirche als „Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit“ definiert (3:15). Die Kirche Christi, Wissenschaftler, hat eine enorme Mission, denn die Wissenschaft des Christentums muss die universale Religion und Behandlungsmethode werden.
Mrs. Eddy schreibt in Die Erste Kirche Christi, Wissenschaftler, und Verschiedenes (S. 125): „Die Stunde ist da, die Braut (das Wort) ist geschmückt, und siehe, der Bräutigam kommt!“ Und dann stellt sie die entscheidende Frage: „Sind unsere Lampen geputzt und angezündet?“
Die Einladung unserer Führerin anzunehmen und mit ihr die lebendigen Wasser des Geistes ihres Lebenszweckes zu trinken, stellt eine beträchtliche Herausforderung dar. Doch welch ein Lohn – die praktisch anwendbare, wirksame Christliche Wissenschaft segnet die Menschheit und bereichert ihre Liebe.