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Original im Internet

Gute Taten oder echte Liebe schenken?

Aus dem Herold der Christlichen Wissenschaft. Online veröffentlicht am 4. November 2024


Jesus legte in seiner Bergpredigt nicht nur seiner direkten Zuhörerschaft, sondern allen Menschen für alle Zeit ans Herz: „Liebt eure Feinde, segnet, die euch fluchen, tut denen Gutes, die euch hassen, betet für die, die euch beleidigen und verfolgen“ (Matthäus 5:44).

Und Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, gibt in einem Artikel mit dem Titel „Liebet Eure Feinde“ (siehe Vermischte Schriften 1883–1896, S. 8–13) ihre Erkenntnisse über diese Anweisung wieder. Sie schreibt dort beispielsweise: „‚Liebe deine Feinde‘ ist gleichbedeutend mit ‚du hast keine Feinde‘“ (S. 9) und „Nenne nur das deinen Feind, was das Christusbild, das du widerspiegeln solltest, besudelt, entstellt und entthront“ (S. 8).

Das ist etwas, was wir in unserem Leben demonstrieren müssen, indem wir die Führung Gottes – des göttlichen Prinzips, Liebe –, der Quelle und Substanz aller Wirklichkeit, verstehen und aktiv befolgen. Durch Mrs. Eddys sorgfältige Erforschung dieses Themas verstehen wir, dass der Feind nie ein Mensch sein kann. Der Feind ist vielmehr alles in unserem Denken, das uns einreden will, es gebe eine Person, Sache oder Situation, die uns davon abhalten kann, das Christus-Ideal in anderen und uns selbst wahrzunehmen.

Selbstverdammung, Furcht, Selbstgerechtigkeit, Feindschaft und Unsicherheit sind alles Feinde, doch die Herausforderungen, die mit diesen Gedanken und Gefühlen einhergehen, sorgen dafür, dass wir uns letztendlich der göttlichen Liebe zuwenden und Gottes Fürsorge beweisen. Sie sind vorübergehende Kulissen für die Aufforderung des Christus, der geistigen bzw. wahren Idee Gottes, unser Vertrauen in materielle Persönlichkeiten und Umstände und auch unsere Furcht vor ihnen aufzugeben. Mrs. Eddy schreibt im selben Artikel über solche Herausforderungen: „Was immer das menschliche Leben läutert, heiligt und weiht, ist nicht ein Feind, wie sehr wir auch darunter leiden mögen“ (S. 8).

Unseren Feinden zu vergeben, wäre viel verlangt, wenn es nicht die Aufgabe des Christus wäre, uns dorthin zu führen – uns sicher vom stürmischen Aufruhr zur Fülle der Liebe unserer Feinde zu geleiten.

Ich hatte eine Gelegenheit zu beweisen, dass die Tätigkeit des Christus immer zugegen ist, um uns in unserem Wunsch zu unterstützen, diejenigen zu lieben, die wie unsere Feinde erscheinen. Ich hatte auf sozialen Medien eine Bemerkung gemacht, die ich als unverfänglich und harmlos betrachtete. Doch ein Bekannter hatte meine Worte missverstanden und per SMS sehr unfreundlich reagiert. Ich versuchte, seine Wut durch freundliche und entschuldigende Worte zu entschärfen, doch das wurde als unehrlich betrachtet und machte die Situation noch schlimmer.

Also backte ich ein Blech Kekse und gab sie ihm mit einer Karte, auf der ich mich für meine schlechte Wortwahl entschuldigte. Er lehnte die Kekse ab, und die hasserfüllte Rhetorik, die gegen mich gerichtet wurde, nahm nur weiter zu. Obwohl ich dieses Verhalten boshaft und unangemessen fand, weigerte ich mich, ebenso zu reagieren. Ich versuchte allgemein, das zu sein, was man üblicherweise als „christlich“ betrachtet. Doch war ich das wirklich gewesen?

Jesus, dessen Leben christliche Liebe definiert, hat keine Kekse gebacken, um Menschen zu überzeugen, von hasserfülltem Verhalten abzulassen. Stattdessen hat er Situationen durch selbstlose Liebe und geistige Wahrheit geheilt. Jesus wurde eindeutig von dieser Inspiration gelenkt, als er gelassen durch eine aufgebrachte Menschenmenge ging, die ihn von einem Berg hinabstürzen wollte (siehe Lukas 4:28–30), und als er mit Umsicht auf diejenigen reagierte, die einer Ehebrecherin nach dem Leben trachteten, wodurch er die Frau davor rettete, gesteinigt zu werden (siehe Johannes 8:3–11). Ich hingegen suchte nicht nach geistiger Inspiration, sondern bemühte mich einfach, nett zu sein.

Ich will damit nicht sagen, dass freundliche Gesten nicht gelegentlich angebracht sind, doch in meiner Situation war es erforderlich, mein Denken auf Anzeichen von Selbstgerechtigkeit zu prüfen und meinen sogenannten Feind auf der Grundlage dessen zu lieben, was ich als geistig wahr verstand.

Ich erkannte, dass ich dies als Gelegenheit akzeptieren musste, geistig zu wachsen. Das war nur möglich, indem ich mein Denken prüfte und Voreingenommenheit durch ein tieferes Verständnis und ehrliches Anerkennen der Vollkommenheit Gottes und Seines geliebten, nach Seinem Ebenbild erschaffenen Kindes zu ersetzen. Mir wurde klar, dass Kekse kein Ersatz für diese Art echter Liebe sind.

Ich fragte mich, ob ich jemals in dieselbe Versuchung geraten war, hartnäckig an Ressentiments festzuhalten, und nahm mir vor, in Zukunft aufzupassen, dass das nicht geschah. Bei meinen Gebeten, diesem Bekannten wirklich zu vergeben, stützte ich mich auf folgende Bibelstelle: „Solches Vertrauen haben wir aber durch Christus zu Gott. Nicht, dass wir aus uns selbst fähig sind, etwas zu erdenken außer aus uns selbst; sondern unsere Befähigung kommt von Gott“ (2. Korinther 3:4, 5).

Ich musste erkennen, dass Christus hier der Heiler war – nicht ein kluger Umgang mit der Situation, so gut meine Absichten auch hatten sein mögen. Einfach nur Gutes zu tun hat nicht die Tiefe der Ehrlichkeit, die vonnöten ist, um wirklich zu heilen. Ich musste bereit sein, diesen Bekannten (und mich selbst) so zu sehen, wie Jesus diejenigen sah, die nicht ihrer natürlichen Güte gerecht wurden: dass sie so vollkommen waren wie ihr Vater-Mutter-Gott. Ich musste außerdem verstehen, dass ich diesen Mann lieben konnte, denn „wir ... haben Christi Gesinnung“, wie die Bibel sagt (1. Korinther 2:16). So wie Jesus am Kreuz können wir jedes Gefühl loslassen, persönlich fähig oder unfähig zu sein, anderen zu vergeben, und uns an die göttliche Liebe, die Quelle aller Vergebung, wenden.

Ich fing an, immer so zu beten, wenn mir dieser Bekannte in den Sinn kam. Was dann geschah, fühlte sich an, als würde der Christus das Ruder übernehmen und den Weg zu einer Versöhnung auftun. Während eines Großreinemachens an meinem Arbeitsplatz wurde mir ein Gerät angeboten, das zu einem Hobby dieses Mannes passte. Als ich ihm das Gerät zeigte, konnte er seine Freude nicht unterdrücken, und erklärte, dass er es so gern hätte. Doch er sagte, es anzunehmen fühle sich an, als würde er sich bestechen lassen, um die Kluft zwischen uns zu überbrücken.

Ich versicherte ihm, dass ich ihm das Gerät auch vor dem Missverständnis angeboten hätte. Über Nacht änderte sich seine Haltung. Der Zeitpunkt dieses Vorfalls fühlte sich an wie ein Geschenk der Gnade aufgrund eines Umdenkens. Das Gerät war nicht besser geeignet als die Kekse, sondern es waren die Liebe und Vergebung, die Christus uns verlieh, die zu einer Lösung geführt hatten. Der Mesmerismus der Selbstgerechtigkeit war für uns beide ausgeräumt worden. Nun sind wir freundlich zueinander, wenn wir uns begegnen.

Ich habe aus dieser Erfahrung gelernt, dass ich menschlich gut gemeinte Taten nicht als Ersatz für tiefes und ehrliches Gebet, für Vergebung und – vor allem – für Liebe halten darf.

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