Textstellen mit dem Begriff „von höchster Stelle“ beziehen sich meistens auf Anordnungen, mit denen man menschliche Angelegenheiten regelt. Die Bezeichnung erhöht die Wichtigkeit eines Anliegens oder Vorgangs und beschleunigt oft die Erledigung erheblich. Das Aufheben eines Gerichtsurteils beispielsweise kann nur durch die nächsthöhere Instanz erfolgen. „Von höchster Stelle“ bedacht zu werden, mag der berechtigte Wunsch vieler bei ihren Vorhaben sein.
Wie sich der Einfluss einer „höchsten Stelle“ auswirkt, hat unser Sohn erlebt. Er stand während seiner Schulzeit vor der Aufgabe, sich eine Stelle für ein Schülerpraktikum zu besorgen. Bis kurz vor Ablauf einer bestimmten Frist konnte er keine Erfolge bei seiner Aufgabenstellung aufweisen. In meiner väterlichen Rolle hatte ich ihm einige Vorschläge gemacht, sich bei der einen oder anderen Stelle zu bewerben, war aber nicht auf große Resonanz gestoßen.
Ich trat innerlich regelrecht einen Schritt zurück und stellte Gott in Seiner Elternschaft für meinen Sohn an erste Stelle.
Als die Zeit dann wirklich knapp wurde, besann ich mich auf die Möglichkeit des Gebets, wie ich es in der Christlichen Wissenschaft gelernt hatte. Als Erstes begann ich, meine Rolle als Vater neu zu beleuchten. Ich trat innerlich regelrecht einen Schritt zurück und stellte Gott in Seiner Elternschaft für meinen Sohn an erste Stelle. Dieses Verständnis von Gott als der höchsten Stelle musste meinen Sohn im wahrsten Sinne des Wortes berührt haben. Denn mein Vertrauen auf das Wissen der ewigen Einheit von Gott und dem Menschen als Seiner Idee fand ihre Belohnung in einer überraschenden Entwicklung.
Kurz vor Ablauf der Bewerbungsfrist traf unser Sohn einen Nachbarn auf der Straße. Ohne es zu wissen, geschweige denn zu würdigen, sprach er mit einem der erfolgreichsten Architekten der Welt, der wenig später in New York prämiert wurde. Unser Sohn bewarb sich und der Architekt verwies ihn an sein Sekretariat, von wo aus er sich dann später dieser Sache annahm. Kurz darauf konnte unser Sohn sein Praktikum antreten. Er war gewissermaßen von einer „höchsten Stelle“ angenommen worden!
Den Zuständigkeitsbereich Gottes als die höchste Stelle zu bezeichnen, an die wir uns augenblicklich und unmittelbar wenden können, ist nicht vermessen. Die Bibel sagt dazu: „Der Geist selbst gibt unserm Geist die Bestätigung, dass wir Kinder Gottes sind. Wenn wir Kinder sind, dann sind wir auch Erben, nämlich Erben Gottes und Miterben Christi ...“ (Römer 8:16, 17). Wenn wir einer hohen Autorität auf Augenhöhe gegenüberstehen, erscheint sie nicht mehr höher als wir selbst. Je mehr wir Gott im Bewusstsein unserer Beziehung zu Ihm auf Augenhöhe begegnen, umso näher erscheint Er uns, umso fassbarer, fühlbarer erleben wir Ihn. Wir schauen nicht mehr auf ein höheres Wesen in weiter Ferne, sondern begreifen unser Wesen als eins mit Gott. Wenn wir Gott so begegnen, können wir uns als diese Selbstoffenbarung Gottes, als Ausdruck Gottes wiederfinden.
Was bedeutet das für mich – und für Sie? Wir können unseren jeweiligen Einzelfall der Allheit und Güte Gottes anheimstellen, die immer wieder im Leben auf neue Weise sichtbar werden.
Ich selbst erlebte das einmal, als ich bereit war, mich der Gepflogenheit zu enthalten, mich stets von menschlichen Anordnungen abhängig zu sehen. Stattdessen war ich bereit, mich einer göttlichen Obrigkeit unterzuordnen.
Wir können unseren jeweiligen Einzelfall der Allheit und Güte Gottes anheimstellen, die immer wieder im Leben auf neue Weise sichtbar werden.
Ich war zum Grundwehrdienst eingezogen worden, obwohl ich meinem Wunsch nach Zivildienstableistung Ausdruck verliehen hatte. Ich befand mich also nicht ganz freiwillig dort, wo ich war. Als ich einem Praktiker der Christlichen Wissenschaft meine Situation schilderte, betete er für mich. Eines Abends berichtete er mir von einer ähnlichen Erfahrung, von der er gehört hatte. Ein junger Mann sollte durch Anordnung beim Militär von einer für ihn wichtigen Angelegenheit abgehalten werden. Sein Gebet, das in diesem Fall dem ganzen Geschehen die Wendung beschert hat, waren die Worte: „Gott steht noch über dem höchsten Rang in der Armee.“ In jenem Fall ergab dieser Gedanke einen positiven Verlauf der Dinge für den Betroffenen.
Als ich über die Bedeutung der Worte für mich nachdachte und Gott als meinen höchsten Befehlshaber innerlich anerkannte, änderte sich meine gesamte Lage und ich wurde sogar ganz freigestellt. Das liegt nun schon Jahrzehnte zurück. Als ich jedoch diesen Bericht aufgeschrieben habe, schlugen die Abschaffung der Wehrpflicht und die Einführung eines Freiwilligenheeres in Deutschland gerade hohe Wellen. Ich habe aber diese individuelle Entscheidungsfreiheit schon damals erlebt und nun ist sie für alle erlebbar geworden. Voller Dankbarkeit denke ich an diesen Zusammenhang.
Mary Baker Eddy, die ihr Leben der Entdeckung und Gründung der Christlichen Wissenschaft gewidmet hat, schreibt in einem ihrer Briefe: „Lasst uns Geduld üben; Gott regiert heute und auch morgen“ (Einzigartige Gedanken für gute Beziehungen, S. 112, Mary Baker Eddy Collection). Wenn unsere Angelegenheiten von Gott, der höchsten Stelle, regiert werden, können wir sicher sein, dass wir die bestmögliche Lösung finden. Das tun wir, wenn wir Gott unser Sein und Tun vorlegen und die Macht Seines Gesetzes von Güte und Gerechtigkeit im Gebet für uns in Anspruch nehmen. Dieses Gebet „... kommt nicht leer zu uns zurück“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 2).