Leide Lessa war vor einigen Monaten zu Gast bei einem Live-Chat auf JSH-Online. Frau Lessas Urgroßmutter war Sklavin in Brasilien gewesen, wo sie einen Einheimischen heiratete. Später zählten auch Europäer und Libanesen zu Lessas Familie. Für sie hat dieses Thema also eine besondere Relevanz. Als Praktikerin und Lehrerin der Christlichen Wissenschaft lebt sie in der Nähe von Boston, Massachusetts, USA. Dieser Chat wurde für den Herold bearbeitet. Um den ganzen Chat (in Englisch) zu hören, gehen Sie bitte auf sentinel.christianscience.com/free-from-racism. Die Fragen kamen aus der Zuhörerschaft.
Ich hasse niemand, aber ich habe Angst vor Leuten, die sich drohend verhalten, besonders wenn sie anderer ethnischer Herkunft sind als ich oder aus einem anderen Milieu stammen. Wie kann ich das überwinden?
Gott ist Liebe und wir können nur liebevoll mit anderen umgehen. Wenn wir Gott über alles lieben und uns selbst lieben lernen, werden wir andere lieben.
Als ich einmal am Haus meiner Schwester ankam, wollten drei junge Farbige ihr Auto stehlen. Einer von ihnen richtete seine Schusswaffe auf mich, doch ich empfand sehr viel Liebe für diesen Mann. Ich sagte mir immer wieder: „Das kann er nicht tun. Er ist das geliebte Kind Gottes. Er ist liebevoll und kann nur den Christus in mir sehen.“
Ich denke gern daran, dass die göttliche Liebe in jeden Winkel eines Ortes reicht, wo ich mich befinde.
Er wollte meine Handtasche haben und ich sagte: „O nein, bitte, ich brauche meine Papiere.“ Dann sagte einer der anderen Männer: „Gehen wir und lassen wir ihr die Tasche.“ So nahmen sie den Wagen und fuhren davon. Ich habe sofort gebetet. Noch am gleichen Tag fand man das Auto unbeschädigt und auch zwei der vier Männer wurden gefasst.
Alles fängt also mit dem Denken an. Wenn man Gott und seinen Nächsten bedingungslos lieben lernt, kann man sich immer beschützt fühlen, denn Gott liebt uns, egal wer um uns herum ist. Menschlicher Hass, ganz gleich woher er kommt, kann uns nie erreichen, weil wir spüren können, dass wir „mit der Rüstung der Liebe angetan“ sind, wie Mary Baker Eddy sagt (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 571).
Ich arbeite mit Leuten verschiedener Herkunft in einem Geschäft zusammen. Ich schätze und liebe sie alle, aber sie kommen nicht immer miteinander aus. Das schafft manchmal eine schlechte Atmosphäre und kann sogar Kunden vertreiben. Wie kann ich da zur Besserung beitragen?
Sie haben eine großartige Gelegenheit, die Situation zu heilen. Sie beten um die Inspiration, dass Gott Ihnen zeigt, was Sie tun müssen, und das braucht nicht einmal etwas Großes zu sein. Ein Wort hier und da, eine Einladung, um alle zusammenzubringen – etwas, wozu Gebet Sie inspiriert –, wird zu Heilung führen.
Natürlich ist jede Situation anders, so kann ich Ihnen nicht genau sagen, was Sie tun müssen. Aber durch spezifisches Gebet, das bekräftigt, dass Frieden allumfassend herrscht, wissen wir, dass Harmonie die alleinige Ordnung der Schöpfung Gottes ist. Harmonie kann die ganze Atmosphäre in dem Geschäft regieren, und Sie können eine Änderung bewirken.
Ich denke gern daran, dass die göttliche Liebe in jeden Winkel eines Ortes reicht, wo ich mich befinde. Sie können sich also bewusst machen, dass die göttliche Liebe in jeder Ecke des Ladens gegenwärtig ist und uneingeschränkt herrscht. Sie können bekräftigen, dass Harmonie, Ordnung, Liebe, Ausgeglichenheit, Intelligenz, gute Interaktion und gutes Verhalten, Zufriedenheit und Freude – all die Qualitäten, die zur göttlichen Liebe gehören, − uns allen angehören, wo auch immer wir sind, denn wir sind Gottes Geschöpfe.
Für mich ist Vielfalt ein Symbol für die unendlichen Ideen und Offenbarwerdungen Gottes.
Sie und diese anderen Angestellten sind alle Gottes Geschöpfe und eins mit Gott, egal was ihre Herkunft, Kultur oder Muttersprache ist. Wenn wir aufhören, Unterschiede zu sehen, wenn wir daran festhalten, dass Ordnung, ja Harmonie, das Gesetz ist, das unser Leben und jedes Geschäft regiert – auch das, wo Sie arbeiten, – werden sich die Dinge ändern.
Wichtig ist, dass Sie auf Ihre Gebete vertrauen – zweifeln Sie nicht daran! Beten Sie mit ganzem Herzen, mit ganzem Gemüt, mit ganzer Seele und mit Ihrem ganzen Verständnis. „Die göttliche Liebe korrigiert und regiert den Menschen“, sagt Mary Baker Eddy (Wissenschaft und Gesundheit, S. 6). Erkennen Sie das und vertrauen Sie darauf. Dann werden Sie erleben, dass die Regierung der Liebe in diesem Geschäft aufgerichtet wird.
Könnten Sie aus geistiger Perspektive etwas über die Idee von Vielfalt sagen?
Für mich ist Vielfalt ein Symbol für die unendlichen Ideen und Offenbarwerdungen Gottes. Vielfalt ist bereichernd und gibt Kraft. Daher denke ich: Wenn man mehr Vielfalt ins eigene Leben einlässt – sei es durch Freunde oder in der Familie –, wird man umso mehr von Gottes unendlicher Liebe, Schönheit, Intelligenz erleben.
Diese Denkweise hat, wie kleine Wellen, eine sich ausbreitende Wirkung. Wenn Sie für mehr Vielfalt im Freundeskreis, in der Familie und unter den Kollegen offen sind, erweitern Sie diesen Begriff von Ideen, von verschiedenen Qualitäten. Dadurch bringen wir Liebe zum Ausdruck.
Auch glaube ich, dass wir zu unserem Ursprung, unserer geistigen Natur, unserem wahren Wesen zurückgehen müssen, um Hass, Zorn, Furcht und andere mit Diskriminierung verbundene Vorstellungen heilen zu helfen. Wenn wir wirklich verstehen und spüren, dass wir das Bild und Gleichnis Gottes sind und dass Gott Gemüt ist, dann verstehen wir auch, dass Gemüt die einzige Quelle der Intelligenz, die einzige Quelle des Verstandes – der Schöpfung – ist. Unser Denken kann daher in Wirklichkeit keine Vorurteile oder Hass umfassen. Es kann nur rein sein.
Wir müssen zu unserem Ursprung, unserer geistigen Natur, unserem wahren Wesen zurückgehen, um Hass, Zorn, Furcht und andere mit Diskriminierung verbundene Vorstellungen heilen zu helfen.
Gott ist Liebe und Gott ist die einzige Quelle von Empfindungen und Gefühlen, darum gehören alle Qualitäten der Liebe jedem Menschen an. Wir alle – jeder, überall in der Welt –, können diese Eigenschaften auf eigene einzigartige Weise zum Ausdruck bringen und wir können jedermanns Individualität wertschätzen, ohne dabei zu vergessen, dass wir alle Gottes vollständige Ideen und daher einzigartig sind. Schon in Fingerabdrücken können wir Vielfalt sehen, nicht wahr? Keine zwei Menschen sind sich gleich und alle geistigen Eigenschaften, die sie ausstrahlen, sind wunderschön. Lassen Sie uns mehr und mehr geistige Qualitäten in anderen ausgedrückt sehen, dann werden wir helfen, jede Form von Diskriminierung, Hass, Rassismus irgendwo in der Welt auszulöschen und zu heilen.
Was, glauben Sie, ist das Wichtigste, um Rassismus zu heilen?
Liebe. Wir müssen in dem Verständnis wachsen, dass Gott jeden Menschen gleich geschaffen hat, dass Gott jeden liebt und dass es für Gott keine Unterschiede gibt. Je mehr wir also die Liebe Gottes zu uns und zur ganzen Menschheit verstehen, desto mehr tragen wir dazu bei, dieses irrationale Denken, dass einige Menschen weniger wertvoll seien als andere, aufzuhalten, denn das ist nicht wahr. Wir sind alle gleichwertig.
Ich mag eine Bibelstelle aus Jesaja 40 gern. Martin Luther King jr. hat es so gesagt: „Eines Tages werden alle Täler erhöht werden, und alle Berge und Hügel werden erniedrigt werden, und was ungleich ist, wird gerade, und was hügelig ist, wird zur Ebene werden; denn die Herrlichkeit des Herrn wird offenbart werden, und alles Lebendige miteinander wird es sehen“ (Jesaja 40:4, 5 in seiner Rede „I have a dream [Ich habe einen Traum]“, gehalten in Washington, USA)
Unsere Hoffnung, unser Glaube mit Verständnis, unsere bedingungslose Liebe zu jedermann wird also dazu beitragen, Rassismus und Diskriminierung zu stoppen, denn Diskriminierung, Rassismus und Vorurteile stehen für einen Mangel an Liebe und mit Liebe gibt es keinen Raum für solche Dinge – keinen Raum für Hass, keinen Raum für Rassismus, keinen Raum für Vorurteile.
