Vor sechs Jahren bildete sich einige Tage lang ein klebriger Schleim in meinen Augen, der das Sehen sehr anstrengend machte. Ich hatte bereits einen Praktiker der Christlichen Wissenschaft um Hilfe durch Gebet gebeten. Da ich berufsbedingt meinen Mitmenschen recht nah komme, beschloss ich, die Sache ärztlich untersuchen zu lassen. Die Augenärztin schrieb mich gleich für mehrere Tage krank und warnte mich, dass diese Symptome (sie sprach von gefährlichen Keimen) sehr ansteckend wären; ich sollte jeglichen näheren Kontakt zu meinen Mitmenschen meiden. Ich gehorchte ihrer Anweisung, allerdings nahm ich nicht die Medikamente, die sie mir verschrieben hatte, sondern ließ mich weiter von dem Praktiker behandeln.
Der Praktiker forderte mich auf, die erzwungenen arbeitsfreien Tage zu nutzen, um mich intensiv mit der Bibellektion der Christlichen Wissenschaft zu befassen. Das Thema der Lektion war Gemüt. Durch dieses Studium habe ich ein bisschen mehr davon verstanden, was dieser sinnverwandte Name für Gott bedeutet und was es heißt, nur ein Gemüt, nämlich das göttliche, zu haben und kein eigenes. Die Christliche Wissenschaft lehrt, dass sich am Körper nur das manifestiert, was sich im Bewusstsein abspielt. Wenn dann dieses Bewusstsein nur göttliches Gemüt reflektiert, das nur umfassend gut ist, dann kann der Körper nichts produzieren, was nicht gut ist.
Folgende Stellen aus Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy (S. 505-506) sprachen mich besonders an: „Geist teilt das Verständnis mit, das das Bewusstsein erhebt und in alle Wahrheit führt.“ Das erlöste mich aus der begrenzten Vorstellung, ich müsse mit meinem „Grips“ einen komplizierten Heilungsvorgang ersinnen. Und: „Gottes Ideen spiegeln das Unsterbliche, Unfehlbare und Unendliche wider. Das Sterbliche, Irrende und Endliche sind menschliche Auffassungen, die sich selbst eine Aufgabe zuteilen, die sie unmöglich bewältigen können, nämlich zwischen dem Falschen und dem Wahren zu unterscheiden.“ Diese Stelle sprang mich geradezu an. Das war es, was ich die ganze Zeit verzweifelt versucht hatte: zwischen dem Wahren und dem Falschen zu unterscheiden, zwischen richtigem und falschem, effektivem und ineffektivem Beten – alles mit sterblichem, begrenztem Denken. Eine unlösbare Aufgabe! Aber da ich „nur“ die Widerspiegelung Gottes, des Gemüts bin, ist es eigentlich Gemüt selbst, das die Heilung vollbringt. Diese Schlussfolgerung nahm mir die Furcht und ein falsches Verantwortungsgefühl. Während der ganzen Zeit betete der Praktiker ebenfalls liebevoll für mich.
Nach ein paar Tagen waren die Symptome abgeklungen. Am letzten Tag meiner Krankschreibung ging ich wie gefordert wieder in die Arztpraxis. Vorher bekam ich es aber noch einmal mit der Angst vor diesem Gang zu tun. Der Praktiker erinnerte mich jedoch daran, dass der Hirtenjunge David nicht ängstlich mit seiner Steinschleuder losgezogen ist, um den Riesen Goliat zu besiegen (siehe 1. Samuel 17), sondern losgerannt ist. Die Gestalt des Goliat bezog ich hier auf die Furcht, die überwunden werden musste. Mir wurde klar, dass auch ich mit Gott gehen und auf Seine Macht vertrauen konnte.
In der Praxis durfte ich nicht in das Wartezimmer gehen, sondern wurde in einen Seitengang gesetzt, damit ich bloß niemandem zu nahe komme. Die ganze Zeit betete ich ruhig weiter. Schließlich war ich an der Reihe. Während ich noch in einer Ecke des Behandlungsraumes saß, diskutierten zwei Ärztinnen ratlos, über ein Blatt Papier gebeugt, ein mir unverständliches Thema. Schließlich meldete ich mich zu Wort und bat um eine Erklärung. Mir wurde mitgeteilt, die Laboranalyse hätte ergeben, dass „mein“ Krankheitserreger gegen alle ihnen bekannten Medikamente resistent sei, auch gegen das mir verordnete. Da ich nicht danach gefragt wurde, sagte ich nicht, dass ich es gar nicht eingenommen hatte. Ich bat aber um eine erneute Untersuchung, schließlich wollte ich ja wieder arbeiten gehen. Also wurde ich untersucht. Die Ärztin konnte nichts finden und so durfte ich am nächsten Tag wieder zur Arbeit gehen. Man schickte vorsichtshalber noch einmal einen Abstrich ins Labor. Eine Woche später bekam ich Bescheid, dass auch darin nichts mehr gefunden worden ist, und die Entzündung ist nie wieder aufgetreten.
Ich bin sehr dankbar für diese Heilung!
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