Mehrere junge Christliche Wissenschaftler, die im vergangenen Sommer ein Praktikum bei der Mutterkirche in Boston abgeleistet haben, berichteten dem Herold über ihre Erfahrung mit der Christlichen Wissenschaft und wie sie sie anwenden. An diesem Teil der Diskussion beteiligt waren Jessica Santos (Brasilien), Lonie Fonseca (Brasilien), Timon T. Keller (Deutschland), Anna-Zoë Herr (Deutschland) und Sergio Zapata (Peru).
Wann war der Moment, als die Christliche Wissenschaft bei euch „klick“ gemacht hat?
Zoë: Ich bin quasi in der Christlichen Wissenschaft aufgewachsen. Meine Familie kennt sie schon seit mehreren Generationen. Mein Vater ist Lehrer und Praktiker der Christlichen Wissenschaft und meine Mutter ist ebenfalls Praktikerin.
Für mich hat die Christliche Wissenschaft „klick“ gemacht, als ich mit einer Freundin in Italien unterwegs war. Ich war damals höchstens sechzehn Jahre alt. Eines Tages bemerkte ich auf einmal Anzeichen einer Blutvergiftung an meiner Hand. Der Augenschein war besorgniserregend. Ich hatte nicht viel Geld dabei und ich bekam große Angst.
Ich weiß noch, wie ich damals auf dieser riesigen Piazza in Florenz auf den Stufen zu einer Kirche sitzend in Panik meinen Vater anrief und zu ihm sagte: „Mir muss bestimmt der Arm amputiert werden, oder ich werde sterben! Ich spreche kein Italienisch und ich weiß überhaupt nicht, was ich jetzt machen soll!“ Er aber blieb ganz gelassen und sagte liebevoll: „Alles klar, du liest jetzt die christlich-wissenschaftliche Bibellektion, und alle zehn Minuten rufe ich dich an. Dann sagst du mir, was dein Lieblingszitat war und warum und wie es dich jetzt segnet.“
Ich nahm mir also die Lektion vor. Ich hatte solche Angst zu sterben, dass ich mich an diese Lektion klammerte wie nie zuvor. Wenn man große Furcht hat, dann klammert man sich ja mit aller Kraft an das, was man hat, weil einem gar nichts anderes übrig bleibt, und in diesem Augenblick war die Christliche Wissenschaft alles, was ich hatte. (Wäre es nicht fantastisch, wenn wir uns immer so von ganzem Herzen auf Gott stützen würden? Ich glaube nämlich, dass wir dann viel öfter Heilungen erleben würden.)
Ich fing an, die Zitate zu lesen, und alles um mich herum schien ganz still zu werden. Obwohl ich mich auf einer belebten Piazza befand, nahm ich kaum ein Geräusch wahr. Ich konzentrierte mich ganz auf die Lektion. Ich schrieb einige der Zitate auf, die mir besonders ins Auge fielen, wie beispielsweise dieses: „Statt dich blind und gelassen dem Anfangsstadium oder dem vorgeschrittenen Stadium der Krankheit zu unterwerfen, lehne dich dagegen auf“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 391) Und ein anderes lautete: „Dieses Verständnis treibt Irrtum aus und heilt die Kranken, und mit ihm kannst du sprechen ‚wie jemand, der Vollmacht hat‘ “ (ebd., S. 14).
Mir wurde klar, dass ich es nicht mit einem unveränderlichen Zustand zu tun hatte, sondern lediglich mit einem Glauben an Krankheit – mit dem Glauben nämlich, dass der Körper meine Identität sei, der machen konnte, was er wollte und ich ihm quasi ausgeliefert sei. Diese Erkenntnis kam ganz plötzlich, und daraufhin sagte ich mir: „Nein. Als Gottes Idee habe ich Herrschaft und daher kann ich mit Autorität handeln. Ich bin durch und durch Gottes Widerspiegelung, und Gott, der Prinzip ist, scheint in mir so klar, dass alles, was diese Widerspiegelung verdunkeln möchte, von mir weichen und verschwinden muss.“
Dank dieser Erkenntnis war ich augenblicklich von dem furchterregenden Zustand geheilt. Noch interessanter war aber, dass ich sofort vergaß, worum es sich bei dem Problem überhaupt gehandelt hatte. Ich erinnerte mich erst einige Minuten später wieder daran, was passiert war. Die geistige Erkenntnis hatte die menschliche Erfahrung revidiert und den materiellen Bericht daraus gestrichen (siehe Rückblick und Einblick, S. 22).
In dem Augenblick wurde mir zweierlei klar: erstens, dass die Christliche Wissenschaft wirklich heilt, und zweitens, dass sie der Weg zur Vollkommenheit, zum Glück und zu einer echten Verbindung zu Gott, der göttlichen Quelle unseres Lebens, ist.
Und dass mein Vater mich alle zehn Minuten angerufen hat, war ebenfalls ein wichtiger Faktor bei der Heilung, denn dadurch vermittelte er mir das Gefühl, dass er für mich da war. Es beruhigte mich sehr, ihn an meiner Seite zu wissen. Er war gleichzeitig beides: sowohl mein Praktiker als auch ein fürsorglicher Vater.
Sergio: Ich war acht Jahre alt, als meine Mutter die Christliche Wissenschaft kennenlernte. Ich fing an, die Sonntagsschule zu besuchen. Dort lernte ich, dass wir geistig und vollkommen sind, ständig von der Liebe beschützt werden und dass Gott uns alle bedingungslos liebt. Aber so richtig „klick“ gemacht hat die Christliche Wissenschaft bei mir erst, als ich ebenfalls sechzehn war.
Ich machte damals einen Englischkurs. Eines Abends verstellten mir mit einem Male zwei große Typen den Weg und drängten mich gegen die Wand. Der eine trug ein Messer, der andere eine Pistole bei sich. Einer von ihnen griff nach meiner Tasche und drohte: „Keine Bewegung, oder ich bring´ dich um. Ich will nur deine Sachen.“
Die Straße war menschenleer. In meiner Not betete ich, und es war ein ganz schlichtes Gebet: „Ich bin nicht allein, denn Gott ist bei mir. Ich stehe ständig unter Seinem Schutz, und ich weiß, dass jeder Mensch vollkommen ist, Gott widerspiegelt und nur Liebe zum Ausdruck bringt. Sogar diese beiden Typen hier.“
Mir war, als ob ich im Stillen gebetet hätte. Doch offenbar hatte ich etwas laut gesagt, denn einer der beiden fragte: „Was weißt du?“ „Ich weiß, dass ich hier nicht alleine mit euch bin, denn Gott ist bei mir“, gab ich ihnen zur Antwort. Ich sprach diese Worte mit solcher Inbrunst und Überzeugung, dass sie innehielten und dann zu mir sagten: „Nun hau schon endlich ab! Und nichts für ungut.“
In dem Moment kam mein Bus. Ich stieg schnell ein und fuhr nach Hause. Als ich meiner Mutter von dem Vorfall berichtete, meinte sie: „Du musst sie lieben, denn sie sind doch deine Brüder.“ Da wurde mir bewusst, dass ich wirklich jeden Menschen als vollkommen, gleichwertig und liebevoll ansehen musste. Diese Erfahrung ist ein Meilenstein, denn damals hat die Christliche Wissenschaft für mich „klick“ gemacht.
Wenn ich heute mit einem körperlichen Problem zu tun habe, gerate ich nicht in Panik und ich habe die geistige Stärke zu sagen: „Ich bin vollkommen“, ganz gleich um welches Problem es sich dabei auch handeln mag. Einmal brach ich mir beim Fußballspielen den Arm. Zwei Ärzte bestätigten die Diagnose und sagten, dass er operiert werden muss. Aber ich wies diese Suggestion sofort zurück: „Nein, das ist nicht wirklich; Gott ist bei mir! Er heilt mich und in Wirklichkeit bin ich ja bereits vollkommen.“ Durch beständiges Gebet und dank der Unterstützung einer Praktikerin der Christlichen Wissenschaft und meiner Familie war ich mit Gottes Hilfe in der Lage, diesen Irrtum zu überwinden. Der Arzt bestätigte kurz darauf, dass der Heilungsprozess bereits begonnen hatte und eine Operation nicht mehr nötig war. Der Arm wurde nur eingegipst, um ihn zu stabilisieren. Die Heilung erfolgte schneller als erwartet und beeindruckte den Arzt sehr. Wir müssen uns selbst als vollkommen sehen und wissen, wer wir in Wahrheit sind. Dann wird dieses Denken am Körper widergespiegelt. Ist es nicht wunderbar zu entdecken, wie wirksam die Christliche Wissenschaft ist? Welch ein Segen es ist, dass wir sie in unserem Leben haben!
Warum findet ihr es wichtig in die Sonntagsschule (bzw. in die Kirche) zu gehen? Habt ihr den Besuch der Sonntagsschule je infrage gestellt?
Timon: Für mich hat die Sonntagsschule immer eine sehr wichtige Rolle gespielt, denn sie war eine willkommene Abwechslung von allem, was unter der Woche im Alltag passierte. Es war so hilfreich, eine geistigere Sichtweise auf die Dinge von Gleichgesinnten vermittelt zu bekommen, die sich mit denselben Problemen herumschlugen wie ich. Meine Sonntagsschullehrerinnen und -lehrer waren allen unseren Fragen gegenüber immer sehr aufgeschlossen, sie konnten wunderbar zuhören und sie brachten uns die Bibel näher.
Es gab allerdings auch Zeiten in meinem Leben, wo ich die Christliche Wissenschaft infrage stellte oder mir nicht sicher war, ob sie der beste Weg für mich sei. Ich hatte einmal ein körperliches Problem, wollte es aber nicht unbedingt mit der Christlichen Wissenschaft ausarbeiten. Ich dachte, ich könne es ja einfach seinen Lauf nehmen lassen und es würde sich dann schon irgendwann von selbst erledigen. Doch dann wurde mir bewusst, wie schrecklich das im Grunde genommen ist – dieses Gefühl, dass man keine Kontrolle über das Problem hat, dass man überhaupt nichts dagegen unternehmen kann, dass man ihm ausgeliefert ist. Daher kam ich dann ziemlich schnell auf die Christliche Wissenschaft zurück, denn ich wollte Herrschaft über die Schwierigkeit haben, mit der ich es zu tun hatte. Ich wollte in der Lage sein, das Problem zu heilen und mich darauf berufen können, dass ich in Wahrheit Gottes Ebenbild bin, dass ich nie verletzt worden war und mich niemals in einer misslichen Situation befunden hatte.
Die Sonntagsschule hat mir stets gegeben, was ich brauchte: geistige Erkenntnisse, Freundschaft und Vorbilder (denn ich hatte immer sehr gute Sonntagsschullehrer/-innen). Ich bin vor Kurzem zwanzig geworden und für mich ist die Sonntagsschule nun vorbei, und das ist auch in Ordnung.
Jessica: Für mich war der Besuch der Sonntagsschule ebenfalls sehr wichtig. Meine Mutter und ich fingen beide an, uns mit der Christlichen Wissenschaft zu beschäftigen, als ich etwa acht Jahre alt war. Die Sonntagsschule wurde quasi mein zweites Zuhause. Lange Zeit war ich die einzige Schülerin in meiner Sonntagsschulklasse, und das war gut für mich, denn so konnte ich sehr viel lernen. Aber irgendwann begann ich mich nach Gleichaltrigen zu sehnen, mit denen ich mich hätte austauschen können.
Da ich durch meine Mutter zur Christlichen Wissenschaft gekommen war, kam irgendwann der Zeitpunkt, wo ich dachte, ich könne eigentlich nicht von mir behaupten eine Christliche Wissenschaftlerin zu sein, wo ich das Gefühl hatte, in Glaubenssachen „fremdbestimmt“ zu werden. Also beschloss ich herauszufinden, woran ich selber glaubte. Ich wollte mich nicht von anderen beeinflussen lassen, und hörte auf, die Sonntagsschule zu besuchen. Doch in jeder schwierigen Lage dachte ich an das, was ich in der Sonntagsschule gelernt hatte, und an nichts anderes. Da wurde mir bewusst, dass die Christliche Wissenschaft etwas hatte, was mir immer dieses Gefühl liebevoller Geborgenheit vermitteln und mir helfen würde, mich Gott nahe zu fühlen.
Je länger ich von der Christlichen Wissenschaft getrennt war, desto deutlicher wurde mir bewusst, dass der Grund dafür, weshalb ich auf sie vertraute, der war, dass ich erkannt hatte, dass es sich bei ihr um die Wahrheit handelt. Sie vermittelte mir die richtigen Ideen, die mir weiterhelfen konnten, und alles, was ich in der Sonntagsschule gelernt hatte, spielte eine sehr wichtige Rolle in meinem Leben. In jeder schwierigen Lage kam mir als erstes immer etwas in den Sinn, was ich im Sonntagsschulunterricht gehört hatte, oder eins der Zehn Gebote. Das waren Dinge, die mich als Kind wirklich geistig prägten. Ich blieb der Kirche bzw. der Sonntagsschule etwa ein Jahr lang fern, doch mit fünfzehn kehrte ich dann wieder zu ihr zurück, und seitdem bin ich dabei.
Lonie: Ich wurde sozusagen in die Christliche Wissenschaft „hineingeboren“, und ich bin immer sehr gerne zur Sonntagsschule gegangen. Ich fühlte mich dort immer so geliebt und geborgen. Ich kannte sonst keine anderen Christlichen Wissenschaftler, aber es gibt doch immer Dinge oder Probleme, die man gerne mit jemandem besprechen würde, der einem dann helfen kann, sie mithilfe der Christlichen Wissenschaft auszuarbeiten.
Eine der geistigen Qualitäten, die mich besonders beeindruckte, war die Eintracht, die unter meinen Sonntagsschullehrerinnen und -lehrern in der Kirche herrschte. Ich stellte mir oft die Frage: „Wieso machen sie sich denn wegen mir so viel Mühe? Weshalb ist es ihnen so wichtig, mir alles zu erklären und mir so viel Liebe zuteil werden zu lassen?“ Ich fühlte mich wirklich innig geliebt.
Manche meinen ja, dass andere Menschen häufig nur deshalb etwas geben, weil sie erwarten, dafür dann auch etwas zu empfangen. Aber auf die Sonntagsschullehrer/-innen traf das überhaupt nicht zu, sie wollten wirklich einfach nur geben, sie waren völlig selbstlos. Sie gaben mir das nötige „Werkzeug“ an die Hand, das notwendig war, um meine Probleme lösen zu können, und ich wusste, dass ich mir daher keine Sorgen zu machen brauchte. Ich bin sehr dankbar für alles, was ich in der Sonntagsschule gelernt habe, und für die geistigen Fortschritte, die ich machen durfte, ehe ich aus der Sonntagsschule „entlassen“ wurde. Ich besuche nun die Gottesdienste und ich fühle mich reich gesegnet.
