Viele von uns sind mit der Geschichte von Noah in der Bibel vertraut: Gott wies ihn an, eine Arche zu bauen, ein großes Schiff, das Noah, seine Familie und viele Tiere sicher durch eine Flut unerreichter Größenordnung trug. Obwohl der Wasserpegel anstieg, waren Noah und seine Familie sicher, weil Noah ein klares Verständnis von Gott hatte und Seinen Anweisungen gehorsam war.
Für andere stellt sich ein steigender Wasserpegel manchmal in Form von schwierigen Lebensereignissen oder weitreichenden, zunehmenden Bedrohungen des Wohls der Menschheit dar. Zu solchen Zeiten zeigt sich Zuflucht, indem wir uns unserem allliebenden Vater-Mutter Gott zuwenden, dem Schöpfer und Erhalter aller. „Gott ist unsere Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben“, lesen wir in der Bibel (Psalm 46:2).
Mary Baker Eddy vermittelt uns im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft die tiefe geistige Bedeutung von Arche. Wir sehen diese Bedeutung in Noahs Erfahrung verdeutlicht und sie ist auch heute noch für uns anwendbar. Arche wird folgendermaßen definiert: „Geborgenheit; die Idee oder Widerspiegelung der Wahrheit, die sich als ebenso unsterblich erwiesen hat wie ihr Prinzip; das Verständnis des Geistes, das den Glauben an Materie zerstört.
Gott und Mensch zugleichbestehend und ewig; die Wissenschaft, die zeigt, dass die geistigen Wirklichkeiten aller Dinge von Ihm erschaffen sind und für immer existieren. Die Arche deutet auf überwundene Versuchung hin, auf die Erhebung folgt“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 581).
Wer kennt keine Furcht, wenn die Harmonie unseres Lebens oder eines großen Teils der Bevölkerung bedroht ist? Es gab Zeiten, als ich die Notwendigkeit verspürt habe, in der „Arche“ des geistigen Verständnisses Zuflucht vor Furcht zu suchen. Das ist kein egoistischer Rückzug, der einzig darauf bestrebt ist, uns selbst zu retten. Das genaue Gegenteil ist der Fall! Es ist liebevolles, von Herzen kommendes Gebet, eine selbstlose Hinwendung zu Gott, Geist, um mehr von Seiner Erhabenheit und Allheit zu erkennen. Es geht darum zu lernen, dass der Mensch – „die Idee oder Widerspiegelung der Wahrheit“, die die wahre Identität aller umfasst – sich wirklich „als ebenso unsterblich erwiesen hat wie [sein] Prinzip“, das Gott, das Gute, ist.
Furcht erwächst aus der allgemeinen Überzeugung, dass wir alle Sterbliche sind, die in der Materie leben und durch Krankheit, Gewalt und Entbehrung gefährdet sind. Wir haben tiefes Mitgefühl mit allen, die von solchen Schwierigkeiten überrollt zu werden drohen, doch wie Christus Jesus können wir viel mehr geben als nur Mitleid und Anteilnahme. Wir können ein Erbarmen an den Tag legen, das Heilung bringt. Wir können uns im Gebet an Gott wenden, um Seine allumfassende Fürsorge für die Menschheit zu erkennen und zu spüren, eine Fürsorge, die sich aus der ewigen Einheit des Menschen mit seinem Vater-Mutter Gott ergibt.
Gott begann seine Anweisungen an Noah folgendermaßen: „Mache dir eine Arche von Zypressenholz, mache Kammern in der Arche“ (1. Mose 6:14). Wenn wir beten, haben wir die Möglichkeit, in unserem Denken „Kammern“ – Raum – für all diejenigen zu schaffen, die unserer Hilfe bedürfen, damit wir sie sozusagen in unserer Arche in Sicherheit bringen. Das schließt uns, unsere Lieben, unsere Nachbarn, die Mitmenschen unserer Stadt und auch ganze Bevölkerungsgruppen ein. Wir können beten um zu erkennen, dass sie alle wirklich in der Sicherheit von Gottes gütiger Regierung geborgen sind.
Wenn es zum Beispiel um die Angst vor Ansteckung geht, finde ich es hilfreich, ein umfassenderes Verständnis von der reinen Güte des unendlichen Geistes zu erlangen, die Geist auf ewig in jedem von uns manifestiert, denn wir sind in Wahrheit die vollkommene Widerspiegelung des Geistes. Durch Gebet lassen wir unseren Glauben an das, was die materiellen Sinne als wahr annehmen, immer weiter hinter uns – dass die Materie den Menschen ausmacht, dass furchtsame oder sündige menschliche Gedanken und Überzeugungen sich in der Materie objektivieren und Krankheit oder Deformierung erzeugen. Wir fangen an zu erkennen, dass das göttliche Gemüt, Gott, allein regiert und dass dieses eine unendliche Gemüt in seinem Ebenbild, dem Menschen, die Harmonie des Geistes, die Schönheit und Vollkommenheit von Seele und die Unendlichkeit von Leben manifestiert.
Das erfordert allerdings von uns, dass wir uns von der materiellen Auffassung von Leben abwenden und lernen, eine geistigere Sichtweise der wahren Individualität anzunehmen. In Wissenschaft und Gesundheit wird beschrieben, was jetzt bereits auf jeden von uns zutrifft, denn wir sind alle Gottes Kinder: „Richtig verstanden hat der Mensch anstelle einer empfindenden materiellen Gestalt einen gefühllosen Körper; und Gott, die Seele des Menschen und allen Daseins, der sich unaufhörlich in Seiner eigenen Individualität, Harmonie und Unsterblichkeit befindet, verleiht diese Eigenschaften und erhält sie im Menschen aufrecht – durch Gemüt, nicht durch Materie“ (S. 280).
In dieser Wahrheit unseres Seins gibt es keine Möglichkeit, dass eine Krankheit auf eine andere Person übertragen werden – oder auch nur existieren – kann, denn jeder von uns ist der Nachkomme unserer Vater-Mutter Liebe. Wir gehen von Liebe aus, denn wir bringen Liebe zum Ausdruck, und Liebe verleiht uns ausschließlich Güte. Unsere wahre Mutter, die unendliche Seele, formt jedes ihrer Kinder liebevoll und schön. Wenn wir geduldig beten, um eine solche geistige Überzeugung bezüglich unserer Mitmenschen zu erlangen, werden wir zunehmend die Gewissheit erlangen, dass die Liebe stets zuverlässig heilt.
Die Arche ist kein begrenzter Zufluchtsort, der nur einigen wenigen offen steht. Sie ist das Bewusstsein, dass wir alle unter der unendlichen Regierung von Gottes Güte stehen. Und wir lernen immer mehr, dass das bereits heute wahr ist. Durch unsere Liebe, unsere Selbstlosigkeit und unser geistiges Verständnis wird das Licht von Gottes Harmonie besser sichtbar, wie es andere in seiner heilenden, erneuernden Macht umfängt. Und wir lernen, dass auch wir in der Regierung des göttlichen Geistes sicher und geborgen sind.
In diesem geistigen Verständnis befindet sich die warme, beruhigende Überzeugung und Freude einer universalen Brüderlichkeit, wenn wir das klarer verstehen, was Wissenschaft und Gesundheit die unkörperliche „Auffassung von Gott und Mensch als dem unendlichen Prinzip und der unendlichen Idee“ nennt – „als dem einen Vater mit Seiner universalen Familie, im Evangelium der Liebe geborgen“ (S. 577).
David C. Kennedy
Übersetzt aus dem Christian Science Sentinel, Ausgabe 28. März 2016
