„Die wissenschaftliche Erklärung des Seins“ – Mary Baker Eddys uneingeschränkte Bejahung der Allheit des Geistes und der Nichtsheit der Materie – ist die revolutionärste Aussage, die je einem Menschen aus der Feder geflossen ist.
Diese sechs Sätze und 68 Worte umfassende Erklärung der Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft (siehe Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 468) legt den absoluten Kern dieser Religion dar, eine zweifache Prämisse, auf der die gesamte Theologie der Christlichen Wissenschaft beruht. Es ist historisch belegt, dass diese Erklärung nicht einer Laune entstammte und dass Mrs. Eddy die Reaktion einer im wissenschaftlichen Materialismus ihrer Zeit verankerten Welt voraussah, die überzeugt war, dass Religion und Wissenschaft keine Gemeinsamkeiten hätten (siehe Wissenschaft und Gesundheit, S. 268).
Wie ein Schüler von Mrs. Eddy berichtete, war sie sich der tiefen Implikationen dessen bewusst, was sie schrieb. Sie wusste, dass diese radikale Erklärung alles infrage stellen würde, was den menschlichen Sinnen – einschließlich zunächst ihrer eigenen – so klar und logisch erschien.
„Ich konnte mich nicht gleich dazu durchringen, die Gedanken aufzuschreiben, die auf mich zuströmten, nämlich dass Substanz keine Materie ist“, erzählte sie diesem Schüler, Irving Tomlinson. „Ich legte immer wieder den Stift hin und sagte: ‚Das kann ich nicht hinschreiben.‘ Es schien das Gegenteil von allem zu sein, was ich selbst erlebt hatte, und doch lautete die himmlische Botschaft: ‚Es ist kein Leben, keine Wahrheit, keine Intelligenz und keine Substanz in der Materie.‘“ Sie dachte einen Augenblick nach und sagte: „Ich erkannte, ... dass der wahre Mensch geistig war und dass der fleischliche Körper nichts als eine falsche Vorstellung des falschen materiellen Sinnes war“ (Erinnerungen von Irving C. Tomlinson, S. 125, die Mary Baker Eddy Sammlung, Mary Baker Eddy Bibliothek).
Außerdem wurde diese Erklärung nicht gerade unter freundlichen Umständen geschrieben. In einem der Jahre, wo Mrs. Eddy ihr Lehrbuch Wissenschaft und Gesundheit schrieb, sah sie sich gezwungen, achtmal umzuziehen, weil ihre Arbeit auf solch starke mentale Widerstände stieß.
Der Haushalt, in dem die „wissenschaftliche Erklärung des Seins“ geschrieben wurde, schien zunächst aufgeschlossen, da Mrs. Eddy die Tochter des Hauses von einer lebensgefährlichen Krankheit geheilt hatte. Doch sie erzählte Tomlinson: „Es gab ein böses Erwachen. An einem Tag, an dem ich hinsichtlich der wissenschaftlichen Erklärung des Seins gen Himmel erhoben worden war, verließ ich mittags das Haus, um nebenan mein Essen einzunehmen. Als ich zurückkam, waren meine Truhe, der Stuhl, in dem ich meine Schriften verfasste, und einige persönliche Gegenstände aus dem Haus geworfen worden. Je mehr Gottes Liebe mich segnete, so schien es, desto mehr war ich dem Zorn der Menschen ausgesetzt“ (Tomlinson Erinnerungen, S. 120).
Die Erklärung wurde in die 1876 veröffentlichte Broschüre „Die Wissenschaft vom Menschen“ aufgenommen. Dann erschien sie 1881 in der dritten Ausgabe von Wissenschaft und Gesundheit, wo „Die Wissenschaft vom Menschen“ als „Zusammenfassung“ aufgenommen wurde. Dieses Kapitel bildet die dauerhafte Grundlage für den Elementarunterricht in der Christlichen Wissenschaft. Mrs. Eddy erachtete die Erklärung als so wichtig, dass sie anordnete, sie solle am Ende der Sonntagsgottesdienste und des Sonntagsschulunterrichts vorgelesen werden. Sie ist eine der ersten Dinge, die Kinder und Jugendliche in der Sonntagsschule über die Christliche Wissenschaft lernen.
Die „wissenschaftliche Erklärung des Seins“ ist letztlich deshalb bedeutsam, weil sie die Christliche Wissenschaft völlig vom letzten Rest des Relativismus – dem Glauben, dass Wahrheit rein subjektiv ist – entfernte. Diese Erklärung war ein Ausdruck von dem, was Mrs. Eddy als die absolute, unveränderliche, beständige Wahrheit über Gott und Seine Schöpfung bekräftigte. Sie stellte die Christliche Wissenschaft völlig auf die Seite des geistig-wissenschaftlichen Schöpfungsberichts im ersten Kapitel der Genesis. Sie trennte die Christliche Wissenschaft von allen menschlichen Theorien, die das Konzept des Dualismus, einer Koexistenz von Materie und Geist, verbreiteten. Und am Ende machte sie deutlich, dass die Christliche Wissenschaft mehr ist als nur eine Glaubenslehre oder ein Dogma, denn sie stützt sich auf Thesen, die von allen bewiesen werden können, die das göttliche Prinzip der Christlichen Wissenschaft verstehen.
Über Generationen seit dem ersten Erscheinen der „wissenschaftlichen Erklärung des Seins“ haben unzählige Christliche Wissenschaftler deren Korrektheit bewiesen, indem ihr Leben geheilt, erneuert und wiederhergestellt wurde, als sie die zentrale Wahrheit verstanden, die die menschlichen Sinne nur mühsam wahrnehmen: dass der wahre Status des Menschen sich in Geist und nicht in der Materie befindet (siehe Wissenschaft und Gesundheit, S. 476).
Was die Akzeptanz dieser Erklärung im Denken der Welt anging, so verstand Mrs. Eddy, dass dies nur durch Demonstration möglich ist und nicht allein im menschlichen Verstand. Nur so kann die Menschheit die in ihrer Theologie enthaltenen reformatorischen Prämissen wirklich annehmen, nämlich Gottes Allheit und die Substanzlosigkeit der Materie.
Sie erkannte schnell, dass die zunächst zögerlich hervorgebrachten Sätze das Siegel Gottes trugen, die Unantastbarkeit der Göttlichkeit. Sie schrieb: „Die Werke, die ich über die Christliche Wissenschaft geschrieben habe, enthalten absolute Wahrheit, und sie auszusprechen war für mich eine Notwendigkeit; daher tat ich es wie ein Wundarzt, der verwundet, um zu heilen. Ich schrieb unter einem höheren Befehl, und wer kann sich zurückhalten, das wiederzugeben, was Gott eingibt? Und muss er nicht den Kelch nehmen, ihn zur Neige leeren und danksagen?“ (Vermischte Schriften 1883–1896, S. 311). Sie war zuversichtlich, dass angesichts der zunehmenden Beweise der Glaube der Welt „langsam der Idee einer metaphysischen Grundlage“ weichen und „sich von der Materie ab[-] und dem Gemüt als Ursache einer jeden Wirkung“ zuwenden würde (siehe Wissenschaft und Gesundheit, S. 268). Und sie sah voraus, dass die einfache und doch profunde Prämisse, wegen der sie einst des Hauses verwiesen worden war, langfristig als beweisbare Wahrheit anerkannt werden würde. Sie war sicher, dass diese Erklärung der gängigen Annahme der menschlichen Wissenschaft, Theologie und Medizin den Fehdehandschuh hinwerfen würde, nämlich, dass Leben materiell und so unvermeidlich Verfall und Tod ausgesetzt ist.
Die in der „wissenschaftlichen Erklärung des Seins“ enthaltene These klingt auf jeder Seite von Mrs. Eddys Schriften nach und definiert Wirklichkeit mit vollkommener, unerreichter und unverfälschter Klarheit. Sie hat Bestand als die unübertreffliche wissenschaftliche Erklärung des von Jesus gelehrten und demonstrierten Wortes Gottes. Sie erklärt die Grundlage seiner Herrschaft über Sünde, Krankheit und Tod – die Grundlage, auf der seine Jünger und Nachfolger seine Werke nachahmen konnten, auf der das ursprüngliche Christentum auf Erden wiederhergestellt wurde und auf der die Kirche Christi, Wissenschaftler, verankert ist.
Einige Jahre nachdem Mrs. Eddy „die wissenschaftliche Erklärung des Seins“ geschrieben hatte, sagte sie auf Seite 34 von Die Einheit des Guten: „Und hier kommen wir zur Zusammenfassung des Ganzen, von dem wir ausgingen: Gott ist Alles, und Gott ist Geist; daher besteht nichts außer Geist; und folglich gibt es keine Materie.“
Übersetzt aus dem Christian Science Journal, Ausgabe Mai 2016