Wir hören oft Leute sagen, dass sie nach ihrem richtigen Platz suchen. Das ist enorm wichtig und wertvoll, und dabei geht es um viel mehr als nur den Wunsch nach äußerlichen Veränderungen.
Es kann Zeiten geben, wo wir uns nicht bewusst sind, dass dieser Impuls etwas Heiliges ist, eine göttliche Berührung unseres Herzens. Jeder umwandelnde Impuls zum Guten hat seinen Ursprung im Christus, in der göttlichen Botschaft, die beständig zum menschlichen Bewusstsein spricht. Der Christus hebt uns auf ein höheres und wahreres Verständnis aller Dinge und weckt individuell und kollektiv in uns den Wunsch nach einem besseren Leben. Diese innerliche Veränderung motiviert uns oft dazu, auch äußerlich etwas zu ändern.
Ein solches Sehnen nach einem besseren Platz stellt sich manchmal während einer schwierigen Situation ein. Für ein geistiges Verständnis von unserem Platz zu beten, kann gerade dann sehr hilfreich sein, ob wir nun für uns selbst oder für die lokalen oder globalen Bedürfnisse unserer Mitmenschen beten. Dazu gehören beispielsweise Menschen, die in schlechten Verhältnissen wohnen und versucht sind, die leer stehenden Häuser anderer zu besetzen, da die Besitzer sie ja nicht selbst benutzen. Es gibt ferner Menschen, die aus Armut oder Mangel an Familie obdachlos sind, und wieder andere, die Schutz in neuen Ländern suchen, um ihr Leben zu retten.
Wir lesen in der Bibel von vielen denkwürdigen Veränderungen der individuellen und kollektiven Erfahrung von Leuten, die bereit waren, auf göttliche Führung zu lauschen und ihr zu folgen. Dazu gehören Josef, Abraham, Mose, Paulus, Jesu Jünger und viele andere.
Wir haben die Aufgabe, diese konstruktive, erneuernde Macht des Christus in unserem Leben zu verstehen – eine Macht, die ständig wirkt – und uns ihrem Wirken anzupassen. Wir sollten uns durch das göttliche Gesetz des Fortschritts leiten lassen. Es ist weise, Gott zu gestatten, unser Bewusstsein so zu formen, dass göttliche Segnungen fühlbar für uns werden.
In Wahrheit befinden wir uns stets in Gott, Geist, und sind in der Gegenwart des einen Ego und von Liebe umgeben. Wir wohnen beständig im Haus unseres Vater-Mutter Gottes und sind immer und zum richtigen Zeitpunkt, dem ewigen Jetzt, an unserem richtigen Platz, in Gott. Diese Tatsache muss Schritt für Schritt bewiesen werden.
Dieses von Gott ausgehende geistige Verständnis von unserem Platz bringt uns zu der Überzeugung, dass wir auf der menschlichen Ebene immer da sind, wo wir zu jeder Zeit hingehören, dass wir unseren rechtmäßigen Platz im Leben ausfüllen, dass wir zu Hause sind, dass unser Leben einen Sinn hat, dass wir uns geliebt und geachtet fühlen und dass wir nützlich und gesegnet sind.
Ich habe diese erneuernde Macht in meinem Leben selbst mehrfach erfahren und aufgrund dessen Arbeitsplatzwechsel, Veränderungen bei der Arbeit usw. erlebt. Meine Frau und ich sind beispielsweise kurz nach der Hochzeit der göttlichen Führung gefolgt und fast ohne Geld an einen 1800 km entfernten kleinen Ort in den Anden umgezogen, den wir damals gar nicht kannten. Dieser Umzug war das natürliche Ergebnis einer Veränderung, die sich in unserem Innern vollzog. Die äußere Erfahrung folgte einer Veränderung, die Gott in unserem Denken und unserem Verständnis der Dinge in die Wege geleitet hatte. Da wir wussten, dass sie von Gott ausging, hatten wir keine Furcht. Es folgten Jahre starken geistigen Wachstums. Als Begleitumstand wurden wir damals mit der Christlichen Wissenschaft bekannt gemacht, die uns eine klarere und praktischere Perspektive alles Geistigem bescherte.
Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, gab der Menschheit über ihre Schriften sehr interessante Ideen, die ein korrektes Verständnis vom rechten Platz unterstützen. Als ich ihre Bücher las, begriff ich, dass jeder von uns einen ganz einzigartigen Platz in der Schöpfung einnimmt. Dieser Platz wurde uns von Gott geschenkt und gehört uns. Keiner sonst kann ihn einnehmen und unsere Mission im Leben erfüllen.
Mrs. Eddy erwähnt in ihrer Autobiographie Rückblick und Einblick bemerkenswerte und einzigartige Figuren der menschlichen Geschichte, darunter die Jungfrau Maria und Christus Jesus, und sagt, dass niemand den Platz dieser Personen einnehmen oder ihre besondere Mission übernehmen bzw. erfüllen kann (siehe S. 70). Das leuchtet allen ein. Doch im selben Absatz fügt sie etwas sehr Interessantes hinzu, das jedem von uns Mut machen sollte: „Jeder einzelne muss in Zeit und Ewigkeit seine eigene Nische ausfüllen.“
Wenn wir diesen Absatz lesen, verstehen wir, dass wir alle einen Platz, eine Mission, einen göttlichen Lebenszweck haben. Wir haben einen ganz einzigartigen Wert. Diesen Platz und diese Mission müssen wir uns weder ausdenken noch erfinden; wir müssen erkennen, dass beide etwas Dauerhaftes und Gottgegebenes sind.
Es war mir außerdem sehr wichtig, aus diesen Zeilen zu verstehen, dass das Bewusstsein von unserem Platz in Gott nichts Abstraktes ist, sondern etwas Praktisches, da dieses erhabene Verständnis sich im Menschlichen durch Koinzidenz mit dem Göttlichen zeigt.
Wir haben die Aufgabe, unseren Platz auszufüllen. Diese Mission müssen wir mit Demut erfüllen, während unsere Mitmenschen dasselbe tun. Dies wird alle segnen.
Wenn Menschen ihren Platz nicht mehr als materiell verstehen, verliert die Aggression derjenigen, die meinen, dass man in der Gesellschaft nur durch Wettbewerb mit anderen überlebt und um jeden Preis im Beruf aufsteigen muss, ihre Intensität, bis sie völlig verschwindet. Das Gefühl, dass unser rechter Platz garantiert und legitim ist und wir ihn uns nicht erkämpfen müssen, sondern einfach ehrlich ausfüllen können, führt zu Kooperation und Solidarität, und das ist in der heutigen Gesellschaft sehr wichtig. Es trägt zu den großen Fortschritten in der allgemeinen Atmosphäre bei.
Für mich beschreibt das Buch Jesaja in der Bibel die Auswirkungen eines durch das Kommen des Christus berührten Bewusstseins auf bemerkenswerte Weise: „Die Wölfe werden beim Lamm wohnen und die Leoparden bei den Böcken liegen. Ein kleiner Junge wird Kälber, junge Löwen und Mastvieh miteinander treiben. Kühe und Bären werden zusammen weiden, und ihre Jungen werden beieinanderliegen; und Löwen werden Stroh fressen wie die Ochsen. Ein Säugling wird am Loch der Otter spielen, und ein Kleinkind wird seine Hand in die Höhle der Viper stecken. Man wird auf meinem ganzen heiligen Berg weder Böses tun noch Verderben anrichten; denn das Land ist voll Erkenntnis des Herrn, wie Wasser das Meer bedeckt“ (11:6–9).
Diese Worte wecken große Hoffnung einer Erneuerung für die ganze Menschheit in mir, nicht nur für die Zukunft, sondern auch für die Gegenwart, denn wir wissen, dass die Kenntnis von dem Herrn, dem Tröster, dem „Geist der Wahrheit“, wie Jesus es genannt hat (siehe Johannes 14:17), bereits hier ist. Dieser „Geist der Wahrheit“ ist die Christliche Wissenschaft.
Ein höheres Verständnis von Gott und Seiner Schöpfung gibt uns das Gefühl, zu Hause, genährt, gestärkt und sicher zu sein. Sein Gegenteil, der begrenzte, materielle Sinn, lässt uns in einem Morast aus Begrenzung und Mangel stecken.
Eine Bibelgeschichte, die das wahre Bewusstsein von Platz vermittelt, ist Jesu Gleichnis in Lukas 15:11–32. Dort sehen wir zwei verschiedene Geisteshaltungen, die von zwei Söhnen mit sehr unterschiedlichen Charakterzügen wiedergegeben werden. Der ältere Sohn, sehr kooperativ und traditionell, erfüllt all die Parameter eines Lebens als Landwirt. Der jüngere, abenteuerlustige, materialistische Sohn will hinaus in die Welt ziehen und das Leben genießen.
Während der ältere zu Hause beim Vater bleibt, lässt der jüngere Sohn sich von seinem Wunsch nach Veränderung leiten, ohne dazu inspiriert worden zu sein. Er folgt seinem Egoismus und Eigenwillen, bittet den Vater um sein Erbteil und zieht dann los in der Vorstellung, Selbstsucht würde zu einem besseren Leben führen. Das erhoffte Ergebnis bleibt aus, doch inmitten von Frustration erhält er die Gelegenheit, Reue zu üben, umzukehren und eine zweite, bessere Entscheidung zu treffen. Jetzt ist er bereit, zum Haus seines Vaters zurückzukehren.
Dort angekommen, wird er voll Freude vom Vater begrüßt, der das Wiedersehen feiert. Die Tatsache, dass der junge Mann sein Bewusstsein geläutert hat, bewirkt, dass sein inneres Gleichgewicht wiederhergestellt wird, und er hat wieder alles, was er braucht. Es ist klar, dass sein wahres Erbe nicht nur ein Teil, sondern das gesamte Erbteil geistiger Ideen ist, und dazu gehört zu wissen, wo man hingehört.
Der ältere, zu Hause gebliebene Bruder hält an seinem begrenzten Verständnis von seinem Platz fest und ist eifersüchtig und böse über die Party, die sein Vater feiert, als der jüngere Sohn heimkehrt. Auch er muss sich ändern, sein Denken muss erhoben werden, und die Worte seines Vaters überzeugen ihn: „Mein Sohn, du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, das ist dein.“
Wie wunderbar ist es doch zu wissen, dass wir immer an unserem rechten Platz sind; zu wissen, dass wir stets im Haus unseres Vater-Mutter Gottes wohnen, wo wir geborgen sind und geschützt, erhalten, genährt und geliebt werden, und alles was Ihm gehört, steht auch uns bereit. Das ist unser legitimes und unveräußerliches Verständnis von unserem Platz, das nichts als Segnungen mit sich bringt, wenn wir es täglich weiter entwickeln.
Original in Spanisch